Meditation, wie „Ein Kurs in Wundern“ sie beschreibt
Nachfolgend ist die deutsche Übersetzung des englischen Videos “Meditation”, gesprochen von Kenneth Wapnick, Ph.D.:
Dr. Wapnick: Der heutige Vortrag über Meditation dauert etwa 5 Minuten. Die Frage, die uns von Kurs-Schülern oft gestellt wird, lautet: “Was ist die Ansicht von Ein Kurs in Wundern über Meditation? Ist Meditation ein wesentlicher Bestandteil des Kurses?”
Diese Fragen haben damit zu tun, dass viele Kurs-Schüler von anderen Spiritualitäten her kommen, wo Meditation eine besondere Bedeutung hat. In der Lehre von EKIW ist Meditation kein bedeutungsvoller Aspekt, jedenfalls nicht so, wie sie üblicherweise verstanden wird.
Beim Durcharbeiten des Übungsbuches, dem einjährigen Trainings-Programm des Kurses, besteht zwar ein bedeutender Teil der 365 Lektionen in einer Art Meditation. Wir werden gebeten, dabei still zu sitzen. Ganz am Anfang des Übungsbuches, werden eine bis zwei Minuten vorgeschrieben, manchmal auch drei Minuten. Im Verlauf des Jahres steht sogar an einer Stelle, dass nicht einmal 30 Minuten genügend seien, um gemeinsam mit Gott verbracht zu werden.
Im Übungsbuch sind Zeiten der Stille festgelegt, in denen man aufgefordert wird, seinen Geist nach Hindernissen vor dem inneren Frieden zu untersuchen, d. h. nach Gedanken der Wut, der Schuld, der Angst und der Besorgnis zu suchen. Diese Gefühle stellen sich unserer Erinnerung an Gott in den Weg. Unser genaues Betrachten davon ist eine Form der Meditation. Diese Geistes-Erforschung ist ein wesentlicher Teil des Übungsbuch-Prozesses.
Wenn unser Geist im Laufe der Zeit ruhiger wird, werden wir angewiesen, still da zu sitzen und die Gedanken der Tages-Lektion, welche Gedanken Gottes sind, zu uns kommen zu lassen. Abgesehen von diesem einjährigen Trainings-Programm, ist die herkömmliche Meditation nicht nur kein Bestandteil des Kurs-Prozesses, sondern sie wäre dem Üben der Tages-Lektionen eher abträglich.
Im Handbuch für Lehrer von EKIW, wird (auf Seite 41, 6.1-2) beschrieben, wie ein Lehrer Gottes – jemand, der den Kurs anwendet – seinen Tag verbringen sollte. Darin warnt Jesus davor, unsere stille Zeit oder unsere Meditation oder unser Gebet, nach genauen Regeln zu gestalten. Er spricht damit unsere falsche Überzeugung an, z. B., “Wenn ich meinen Tag nicht mit einer halbstündigen Meditation beginne, oder wenn ich nicht richtig dasitze, nicht eine gewisse Kerze oder ein gewisses Räucher-Stäbchen anzünde, so ist mein Tag verdorben.”
Im Gegenteil, Jesus trainiert uns, fähig zu werden, den ganzen Tag in einem meditativen Zustand zu sein. Nicht etwa, dass wir die Welt ausblenden oder unsere Augen an einem stillen Ort geschlossen halten, sondern dass wir uns den ganzen Tag hindurch, der göttlichen Gegenwart in uns bewusst sind.
Wenn Gedanken in uns aufsteigen, die beunruhigend sind, ärgerlich, deprimierend oder schmerzhaft, so können wir trotzdem gewiss sein, dass es eine geistig gesunde, göttliche Gegenwart in uns gibt. Denn in diesen Momenten sind wir offensichtlich nicht geistig gesund. Deshalb übergeben wir die beunruhigenden Gedanken der geistig gesunden Gegenwart in uns. Wir übergeben sie dieser stillen, vergebenden Gegenwart der Liebe. Das ist Meditation, so wie der Kurs sie verstanden haben will.
Immer wieder sagt uns Jesus, dass EKIW ein praktischer Kurs ist, oder anders ausgedrückt: Der Kurs solle in unserem Alltagsleben angewendet werden. Doch wenn ich glaube, die einzige Art, um die Gegenwart des Heiligen Geistes zu spüren, sei still zu sein, was mache ich dann, wenn ich auf dem Weg zu einem wichtigen Treffen in einem Verkehrs-Stau hängen bleibe? Dann baut sich nämlich eine innere Unruhe in mir auf; in diesem Beispiel spüre ich meine Wut über die anderen Autofahrer. Jetzt kann ich nicht einfach auf den Pannenstreifen ausweichen, das Auto abstellen und “meditieren”.
Deshalb nochmals: Wir werden im Kurs gelehrt, uns bereitwillig an die Gegenwart des Heiligen Geistes zu erinnern. Er dient der Berichtigung meiner aufwühlenden oder erdrückenden Gedanken. Wenn ich in einem Stau bin oder in einer Besprechung sitze, die Wut in mir aufkommen lässt, oder Besorgnis oder Angst, und wenn es keine Möglichkeit gibt, mich daraus zu halten und innerlich still zu sein, so weiß ich zumindest, dass ich trotz des Aufruhrs in der Besprechung oder meiner Nervosität im Stau, innerlich still sein kann durch mein Kurs-Wissen, z. B. von Lektion 34, die besagt: “Stattdessen könnte ich Frieden sehen.“
(Anmerkung des Übersetzers: Gemeint ist, “Statt Aufruhr könnte ich in dieser Situation Frieden empfinden, wenn ich dies auch wirklich wollte.” Es hängt nur davon ab, ob ich mich anders besinnen will, d. h., ob ich mich jetzt mit der göttlichen Gegenwart in mir verbinden will, statt mit dem Getrennt-sein-wollen, mit dem Ego.) Ich könnte in jeder Situationen Frieden empfinden, denn der Friede Gottes ist immer in meinem Geist und wartet darauf, dass ich mich (als Entscheider) mit ihm und seiner nicht-urteilenden Betrachtungsweise geistig verbinde.
Nochmals, dies ist kein Kurs über Meditation. Im Text-Kapitel 18, spricht Jesus dies klar aus: “Dies ist nicht ein Kurs über Meditation oder versunkenes Nachdenken”. ER ist jedoch nicht dagegen, dass wir meditieren, wenn wir dies als hilfreich empfinden. Alles was er dazu sagt ist: “Erlaube dir nicht, eine besondere Beziehung mit der Meditation einzugehen”. Dann würde ich nämlich meinen, dass wenn ich nicht meditiert habe, ich nicht in Frieden sein könne und deshalb meinem Tag nicht freudig entgegen sehen könne.
Um es nochmals zu sagen, das Training von EKIW besteht darin, uns zu befähigen, von morgens bis abends in einer andauernden Meditation zu sein, während der wir uns der liebenden, nicht urteilenden Gegenwart Jesu, des Heiligen Geistes oder sonst eines nicht-urteilenden Wesens in uns, bewusst sind.
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