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DAS ENDE DES UNFUGS

Vorwort

Zu dem Sterbenden, wer es auch sei, auf tret‘ ich die Tür,
Die Decken werf‘ ich vom Bett des Kranken,
Den Arzt – den Priester, ich schick‘ sie fort,
Und fasse den Menschen und heb‘ ihn auf mit unwiderstehlichem Willen.
Verzweifelter, fasse mich an! Ich will nicht
– so stark ich zu glauben vermag, dass du stirbst,
Hänge dich an mit all deiner Kraft, Ich trage dich hoch.
Das Haus erfüll‘ ich durch alle Winkel
mit kämpfender Kraft, vertrau mir!
Wer mir vertraut, der täuscht auch den Tod.
Walt Whitman


Auf tret ich die Tür.

In einem Teil Europas: Italien, sah ich einmal – es war an einem verschobenen Zug – kein Schaffner weit und breit – wie ein Klumpen eingesperrter Reisender, als erbitterte Traube zum Waggonfenster hinaushängend, sich vergeblich die Daumenballen auskegelte, um jene mächtige Klinke – fast außer Reichweite – wirksam niederzudrücken.

Der junge Amerikaner im Nebencoupé war ruhig aufgestanden, hatte, die Hände in den Hosentaschen, ein Bein zum Fenster hinausgehängt und – – – trat die Tür auf. Alles im Heben und Senken eines Augenlids. Prachtvoll dieser senkrechte Stoß seines Schenkels – auch rein optisch gewertet. Die erbitterte Traube nebenan setzte noch immer ihre Versuche am untauglichen Objekt fort, da verschwand schon der junge Clerk in einem Sonnennebel am Horizont – schäbig-hochgemut.

Später wurde er ein König in Bethlehem: Bethlehem steelworks.

In einem anderen Teil Europas: Deutschland, sah ich einmal, wie sämtliche Besucher eines »Naturparks« – – was man eben so auf diesem Kontinent »Natur« heißt, düster und hilflos vor einem nur 10 cm hohen Gitterchen standen. Eigentlich nur mehr dem Geist eines Gitters: einem Drahtfaden – sonst nichts. Die etwa 3 m breite Zone zwischen diesem und den Tiergelassen selbst, hatte sich allmählich mit »verfehlten Leckerbissen« zu füllen begonnen: Kuchen, Früchte, Zucker, auch eine Wurst (mehr Symbol guten Willens) für den Leoparden waren entweder zu kurz geworfen worden oder allzu heftig, so dass sie ricochetieren mussten von den Stäben der Käfige.

All das Gute schien nun auf ewig verloren: für die Überzähmten wie für die Ungezähmten hinter ihren zweierlei Gittern. – Gleicherweise für jene, die wirklich nicht konnten, als für die, welche nicht zu können meinten oder niemanden unter sich zu können erlaubten …. was schließlich auf dasselbe hinausläuft.

Denn trotz resultatlosen Hinstocherns mit Regenschirmen und Kinderschaufeln war da schließlich keiner, dem nicht die Lösung des Problems aufgedämmert wäre, doch fürchtete jeder mit Recht, dann von allen übrigen denunziert zu werden – – irgendwo denunziert, denn in diesem Land halten sich die Leute überall und zu jeder Zeit Behörden, einzig zu dem Zweck, sich gegenseitig von ihnen mit Strafen belegen zu lassen. Da sprach ich in meinem lieben Herzen: dieses Volk ist würdig, Vorkämpfer der kommenden Sklaverei in Europa zu werden – – wo niemand zu Panther und Gazelle mehr hinüber darf; wem jeder elende Eisenfaden zum Stacheldrahtverhau der Intoleranz wird – – der hat’s in sich.

Denn wann immer dieses Europa in seinem Nabel kreist, die blutige Nachgeburt ist stets: eine Zwangsjacke – – entweder von oben oder von unten – – weil eben nicht Gesellschaftsformen es ausmachen – nein – ausschließlich die Qualität der Menschen in ihnen. Warum aber ein Volk oder ein ganzer Kontinent trotz immer höherer Löhne immer mehr verpöbelt, ist eine tief mystische Angelegenheit, die materialistische Kulturauffassung aus der Welt zu schaffen meint, indem sie sie verhehlt. Der Europäer aber hatte überdies noch das Malheur, im Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert hinein durch das Christentum um jene köstliche Spanne Zeit gebracht zu werden, die ihm in der Entwicklung gegönnt gewesen, zwischen dem reflexmäßigen Niederknüppeln des behaarten und fletschenden Mitgorilla aus Barbarei der Einsamkeit – – – und dem reflexmäßigen Niederknüppeln des noch fletschenden – doch vielleicht schon haarlosen Konkurrenten– – – aus Barbarei der Zahlreichheit.

In jener köstlich-kurzen Spanne aber, wo er hätte Nachbar sein dürfen – – musste er Ketzerriecher werden. Seelenschnüffler und Intoleranzler von Beruf; wurde »auf« Denunziant gezüchtet, auf das Apportieren fremden Seelenheils dressiert durch eine fünfzigprozentige Prämie am beschlagnahmten Vermögen des Denunzierten; war es ihm auszuschnüffeln gelungen – – jener zweifle – – nicht etwa am Christentum oder an der Autorität der Bibel oder an der Unfehlbarkeit der Kirche! Nein, aber man hatte gewittert, so ganz im stillsten Innern erdreiste sich jener Satansbraten der Annahme zu widerstreben, daß trotz der Beschneidung eine verklärte Vorhaut mit am Leib des Herrn auferstanden sei – oder einer Frage von ähnlicher Importanz. Hierauf wurde er feierlichst lebendig verbrannt – und in sein Vermögen teilten sich Angeber und beleidigte Kirche.

Durch diesen wunderschönen Brauch fiel die einzige Gelegenheit Europas dahin – bei schon völliger Sicherheit – und noch genügendem Lebensraum ein menschenwürdiges Verhältnis von Mitwesen zu Mitwesen erstehen zu lassen. Statt dessen beschäftigte sich die eine Hälfte europäischer Menschheit damit, die andere Hälfte mit Hunden zur Messe zu hetzen.

Natürlich hieß das nicht so – – es heißt ja nie so, sondern immer: Gesamtwohl, Güte, Idealismus und Gerechtigkeit. Wann hätte in Europa eine Infamie je anders geheißen? Dieses räudige Hundeohr am Kontur Asiens hält eben auf Ethik.

So gewöhnten sich die Europäer daran, »einander in großen Netzen gefangen zu halten«. Achtung vor der Persönlichkeit – und das allein ist Freiheit – – Hemmungen aus Wahl, nicht Zwang, das alles lernten sie nie, und Freiheit – blieb immer nur die Freiheit, andere zu knebeln.

Auch der Amerikaner: der »rechtzeitig entflohene Europäer«, macht mitunter fürchterliche Entgleisungen, aber er legt sich auf seine Bestialitäten nicht gleich so juristisch – moralisch fest. Selbst der Ungeschmack ist bei ihm immer noch gleichsam in feurig-flüssigem Zustand, bleibt daher labil, umschmelzbar, immediater Wandlung fähig. In Europa hat jeder Wahn gleich die Tendenz zu verkalken – – alles verschrumpft, verharscht, verpfuscht.

So legt sich auch dieser glücklosen slawischen Riesenqualle sofort ein starres Marxsches Exoskeletton um ihr erstes pauvres Ringen nach organischer Struktur: vernünftiger und planmäßiger Züchtung der Ungleichheit durch verschiedenste Lebensbedingungen und Herausheben einzelner Zellgruppen bei lebendigem Vikarieren – – was eben so Merkmal jedes höheren Daseins auszumachen pflegt – ohne das es ein amorpher Schleimpatzen bleiben – oder wieder werden muss – – kalkig verkrustet.

Dieses Ideal der versinterten Molluske wird in kommunistischem Fibelmist für unabhängige Analphabeten aller Länder angepriesen, und soweit diese verslawt sind in ihrer Unterschicht, scheint seine Verwirklichung nicht unmöglich – nach dem erwähnten Vorkommnis im »Natur«park zu schließen. Die erste Sorge der neuen Staatsform wird jedenfalls sein müssen, Biologie – überhaupt freie Naturwissenschaften zu verbieten, da diese, genau wie im Mittelalter den kirchlichen, so den kommunistischen Dogmen widersprechen und es doch wohl nicht angehen dürfte, Kindern in der Schule Wissenschaften zu gestatten, an denen sie ihren Staat, als gegen Natur- und Entwicklungsgesetze gewaltsam niedergehaltene Lebensform erkennen müssten.

Genau wieder das Gleiche, wie mit den sechs Schöpfungstagen und dem Kopernikanischen Weltbild. – 1800 Jahre lang hat sich Europa in eine artfremde Gebetsrolle einsperren lassen (die Bücher Mosis), vielleicht sperrt es sich die nächsten 1800 Jahre wieder in eine artfremde Gebetsrolle (die Bücher Lenin).

Um aber einmal dieser ganzen – systematisch seit Jahren an der Literatur und Ethikbörse entrierten Tatarenhausse auf den Grund zu gehen: was hat denn dieses Russland – am Weltwesen gewertet, je hervorgebracht, um als ein Ebenbürtiges auch nur mitreden zu dürfen, geht es um den Geisterbau der Menschheit? Nie noch war seine dumpfe, kindisch-böse Plumpheit Mitgebärerin an dem, was Rang gibt den Kontinenten. Trüb und dumpf lag damals sein Geist – unfähig, sich aufzurichten in die Kristallform jenes höheren Lebens, als Europa sie sich schuf.

Europas Typus – – nur seiner: das Sternenklare, Bestirnte, Newtonhafte – das ohnegleiche Cherubtum an ewiger Präzision auf abendlichen Gipfeln. Gipfel, die seine Rechtfertigung sind.

Doch trüb und dumpf von je lag auch dieser slawische Leib – gleich unfähig, zu verströmen in die paradiesischen Niederungen morgenländischer Anmut und Würde: dem Ethos Asiens, wie es, hochaufgerichtet im Anstand der Glieder seiner Rassen, noch über die Gebärde seines letzten – ärmsten Sohnes ein Unbeschreibliches an weiser Grazie gießt.

Denn so etwas wie einen slawo-europäischen Pöbel – das hat die Welt noch nicht gesehen – das hat es nie und nirgends noch gegeben.

Slawophilen pflegt hier ein seliges Lächeln zu wachsen, und sie sprechen vom »schlafenden Kinde« und wie es eben noch so jung sei … Nun sind aber wohl alle Völker gleich alt – dass eines gerade 10 000 Jahre früher von den Bäumen heruntergeklettert sein sollte und den Schwanz ad acta gelegt, scheint schwer einzusehen. Aber – so pflegt der Einwand zu lauten: das Leben eines Volkes zählt erst von dem Moment, da es in die Geschichte eintritt, fähig geworden, als Gesamtheit Geschichte zu erschaffen. – – Ja, das ist es doch, zeigt eben von angeborener Minderwertigkeit, immer noch amorph in der Welt herumzuliegen – unfähig Struktur, Zielstrebigkeit in sich zu zeugen, während die anderen ringen, hinsinken, sich wieder aufraffen – strahlend und besudelt in ihre Vergottung hineingehen, durch alle Qualen der Sansara. Nein, pardon – es gibt da keinen »näheren Waldweg«.

Fixierte Unreife, während die Altersgenossen schon der Ernte zustreben, aber heißt auf Pathologisch: Infantilismus, und man verordnet Cretinpastillen.

Konnte es nun schon keinen Wert und keinen Welttypus schaffen, dieses Russland – brachte es wenigstens Imitatoren von Rang hervor! Zwei: Dostojewsky, den großen Taster an der Unterseite der Seelen. Doch auch er kein Demiurg, kein Bauherr im Geiste. Ihm kommt es aus seinem weiten, zitternden Mark, kommt ohne Ende, staut sich zu einer amorphen Masse genialer Psychologie, um ein vages Idiotenideal geknäult – das muss bei aller gebührenden Bewunderung einmal festgehalten werden.«

Und der zweite: Tolstoy – dieser letzte religiöse Bison Europas; der ist Baumeister oder möchte es sein – – eines Menschheitstempels aus versteinertem Kuhmist, ohne Kunst – Musik – Wissenschaft – Anmut, den pastorale Riesenbarbarei erst zu betreten würdig werden soll, wenn ihre jauchigen Sohlen – dem Pferch zur Weihe – die Werke Beethovens eingestampft … So will es der kubische Bisonschädel – Güte wie Geifer vor dem Mund. Ja – das haben die mit dem »großen Bruderkuß« alle so an sich; erst muss immer etwas zerstampft werden, oder vernichtet, oder verbrannt. Zu dem, was nobler, freier, anmutiger als sie, da sagen sie nie »Bruder« – doch nicht aus Selbsterkenntnis.

Könnte da – müsste da nicht einer kommen – aus hellster Gegenwelt, Antipode aller Pöbel-Sklaven, ein Ganz-Freier, Hochgemuter um die Tür des Pferchs – jedes Pferchs aufzutreten … und für jeden: den inneren Pferch der Unbegabtheit, der Anmutlosigkeit – – Pferch der Trägheit, des Alterns – des Verfalls, aus einer neuen inneren Richtung des Gemüts heraus, in der auch der Unfähige schöpferisch zu werden vermöchte – Schöpfer aus dem großen spirituellen Ozean, der uns alle umspült und kommunistisch verwaltet wird. Welche Torheit, dann noch einander Erfindungen, Güter, Besitz, und ihre Früchte neiden, abluchsen oder gar wegnehmen; – lächerlich und kläglich wie Irre, die am Ufer des Mississippi sich um ein abgestandenes Glas Wasser balgen wollten, statt die Hände in den ewigen Strom zu tauchen und zu schöpfen nach Herzenslust. Erkennen lernen, wie allein durch »die ziehende Kraft des Gemüts, aus der Gedankenlösung der Kristall der Wirklichkeit sich zu bilden vermag« – – wie es keines »Fachwissens« dazu bedarf – wie das alles vielmehr der Seele eingeboren kommt – wie auch die befreiendsten, lebensvollsten Melodien kamen – ohne Lehrgang, ohne Konservatorium – direkt aus dem Sonnenlicht von Negerherzen in Sklaverei.

Denn noch liegt ungenutzt – oder ärger – aus Blindheit falsch genutzt, die gewaltigste aller Kräfte: ein geistiges Fluidum – eine Realität, ein Wirkliches und Wirkendes, strömt von uns, strömt zu uns, ballt und entlädt sich, funkt durch den Raum, aufbauend und niederreißend, heilend und tötend, Werte schaffend, Werte vernichtend; im Guten wie im Bösen tätig zu jeder Stunde, Tag und Nacht – im Schlafen und Wachen die Gesichter der Menschen, ihre Leiber wie ihre Schicksale meißelnd, färbend, formend: zu dauernder Vollendung oder passagerem Verfall.

Wie jedes gewöhnliche Stück Eisen magnetisch zu werden vermag – durch Kontakt, so kann auch der gewöhnliche Mensch, der scheinbar Unbegabte, geistige Kräfte in sich ziehen – selbst schöpferisch werden: welchen Strömungen er sich zielbewusst eröffnet, das wird die Qualität seiner »Ladung« bestimmen. Jeder geistige Hang, in dem wir eine Zeit verharren, bringt uns zu Dingen im Leben, die diesem Hang korrespondieren. Hält ein Mensch unverrückbar am Gedanken der Entschlossenheit, Freudigkeit, Hoffnung, Serenität, Kraft und Präzision fest, so muss er immer mehr von diesen Elementen aus der Umgebung in sich ziehen – diese aber gehören schon zum Komplex des Erfolges selbst. Es bildet sich ein magnetischer Wirbel im Unsichtbaren, immer rascher Gleiches dem Zentrum, dem wünschenden Menschen zuzuführen. Wenn somit jedem in so ungeahntem Maße die Vorteile der Ungleichheit offenstehen, wer möchte da annähernde Gleichheit zwangsmäßig aufrechterhalten wollen. Hat doch Gleichheit nur Wert für die Unfähigen. Wer möchte dem Ungemeinen – den außerordentlichen Bedürfnissen seiner außerordentlichen Nerven irgendeine Grenze des Lohnes zu setzen sich erdreisten, da auch ihm dies Ungemeine in sich zu ziehen, offen steht. Welcher Wahn, nach dem Besitz eines anderen gieren, wo doch jedes neu Gewünschte mit einer Erfüllung zugleich einen neuen Wert in die Welt bringt, sie reicher macht.

Der weiße Magier, der diese massivste Tür am größten Pferch aufzutreten versucht, ist in Europa kein Unbekannter mehr. Wie in Amerika, so haben auch hier die Stillen im Lande – von Mund zu Ohr für seine Bücher gewirkt, sind mit ihm gegangen – wenn er sie das »Ich« lehrte. Denn er nimmt alle bei der Hand und führt sie erst einmal durch ihre Ichs: die Kinder durch ihre weiten, jungen, die Großen durch ihre schon viel kleineren: geschrumpft vor Schlauheit – zeigt, dass aber auch sie doch überall an das »unendliche Bewusstsein« grenzen, wenn man nur ein bisschen an der Verhornung kratzt, die nichts ist als anorganische Schlacke, Folge von Fehlern, eingebaut ins Ewig-Lebendige. Leid ist Irrtum. Eine erweiterte Vene – eine Runzel – ein weißes Haar sind nur Zeichen, dass wir noch etwas falsch gemacht haben – dass da ein Gichtknoten in der Seele ist – – den gilt es zu lösen durch Frühlingssäfte der Freude, denn jeder gallige, hämische, hässliche Gedanke ist ein Zellgift für Körper wie Schicksal. Und der weiße Magier lehrt, wie man in den aufbauenden Strömen des Tages und der Nacht sich zu verhalten habe – wann aktiv, wann passiv; mahnt, aus dem Leben ja keinen Fahrplan zu machen, nicht mit der Keule die Apfelblüte wieder in den Ast zurücktreiben, weil man sich auf eine Birnblüte kapriziert.

Wie lebenswert könnte eine Welt aussehen, in der alle Kinder bei dieser praktisch-süßen Ethik erwüchsen – wo man sie statt Klassenbewusstseins des unendlichen Bewusstseins pflegen lehrte, sind doch Kinder zum Teil schon Auto-Mulfordianer, ehe man es ihnen wieder austreibt. Da so vieles sich erneut, ließe sich nicht einmal diese Lehre dem Plan der Schule einfügen? Versuchsweise – freiwillig – zwanglos.

Vielleicht erstünde dann der Kühne und Gönnende –. Der neue Typus Mensch, wie Mulford ihn gedichtet. Auf amerikanisch hat er ihn gedichtet – in einer neuen Prosodie – – aus dem Rhythmus einer neuen hymnischen Befreitheit:

»Immer noch sucht die Menschheit himmelswärts zu kriechen
Auf babylonischen Türmen gehäufter Güter,
Immer noch blind gegen das große Gesetz,
Das Wut – Zwietracht – Wirrnis wirft unter die sich Mühenden.
Monitoren gleich – – weisend auf Gott, auf ihn zu bauen
Statt gegen ihn mit Barrikaden von Banksafes.
Wer vertraut, dem gehört die Welt.
Himmel, Berge, Ströme, Calmen, gehäufte Städte und durchwehte Steppen,
Alles schreit zu ihm: genieße!
Einsamkeit: Angst dem Vulgären, ihm wird sie zur Inspiration.
Ihn säugen die Berge.
Mit den Göttern auf ihren Gipfeln tauscht er Herzen aus.
Was bedürfte er anderen Umgangs?
Ihm dort von Alltagsdingen plappern, wird Blasphemie,
Sublimer selbst als der großoffene Donner
Ist Shastas geschlossenes Schweigen
Brütend über gewesenen Ewigkeiten.


Ihm weissagen die stummen Sierras, Ewig weisend mit Fingern, windverwittert und narbig,
Über Zeit und Raum, und Denken über Gesetze und Pläne und Theorien,
Weisend ins Vage, Furchtbare, Ungewusste, Unauswissbare,
Nie zu erhellende
Ohne Anfang, Ende, Grenze und Historie.
Das ist die Stimme der Berge.
Wenige hören diese Stimme!
Doch, die sie hören, hat Gott gemuldet und geformt,
Hat sie herausgeeinzelt und ihnen gewinkt, ihm zu folgen
In die lebendige Wildernis.
Weggewischt von ihren Gesichtern, hat er alle Ähnlichkeit mit den Menschen des Alltags.
Hat Dornen gesät für sie in alle breiten Straßen,
Auf dass sie wandeln sollen den Strahlengraden, schmalen Pfad.
Wenn sie dann seine Stimme hören,
Wenn alles, was war und ist und sein wird, in ihren Herzen murmelt
Mit einem mächtigen Klang, der noch mächtige Stille ist,
Dann sind sie bereit, zu den Menschen zu reden.
Aufgeschlagen sind ihre Gebärden und ihre Gesichter und ihre Leben wie neue Bücher,
Offen allen, die des Lesens würdig sind.
Offene, lautere, gönnende, leidenschaftlich selige Leben,
Natur, traut geworden den Menschen:
Gedanke, Leidenschaft, Gefühl – Übles und Holdes, Gold und Schlamm,
Alles offen zu Tag.
Lebendige Predigten sind sie mächtiger, als süßliche Kanzeldemut
Oder verrottetes Jus.

Sir Galahad

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