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Bandhas / Verschlüsse

bandhas

Wortbedeutung

Bandha kommt von bandh = binden, fesseln, zusammenfügen oder halten und meint ursprünglich das Binden einer Garbe Getreide. Bandha heißt auch Riegel oder Verschluss.
Bandhas gelten im System des Hatha-Yoga als eine Untergruppe der Mudras. Es handelt sich bei ihnen um Muskelkontraktionen vor allem in drei Bereichen des Körpers, die immer im Zusammenhang mit Asanas, Mudras und Kumbhakas geübt werden. Die Bandhas werden vor allem während der Atempausen mit voller Lunge „gesetzt“.

Bandhas sind Muskelkontraktionen an Schlüsselstellen des Körpers zur Fixierung der Lebensenergie (Prana) im Körper. Wenn im Körper des Yogi durch Übung von Pranayama, Prana zum Fließen gebracht werden soll, ist es ebenso notwendig, Bandhas zu benutzen, um eine Vergeudung der Energie zu vermeiden und diese an die richtigen Bestimmungsorte zu führen.

Die vier Bandhas

Es gibt vier Bandhas:

  • Mula-Bhanda: Wurzelverschluss
  • Uddiyana-Bandha: Bauchkontraktion
  • Jalandhara-Bandha: Halsverschluss
  • und Maha Bandha

Maha Bandha ist die Zusammenführung aller drei Bandhas. Die 3 einzelnen Bandhas haben eine direkte Wirkung auf die 3 Granthis, die sogenannten 3 psychischen Knoten.
Brahma Granthi ist der erste Knoten und gehört zu den zwei unteren Chakras, Muladhara und Swadhistahana.

Der zweite Knoten ist Vishnu Granthi. Er gehört zu den Chakras Manipura und Anahata. Der letzte Knoten ist Rudra Granthi. Er gehört zu den Chakras Vishuddhi und Ajna.

Körperliche Wirkungen

  • Aufrichtung und Dehnung der Wirbelsäule.
  • Schutz des Beckenbodens und der Bauchdecke vor zu großem Druck, der ihre Tendenz, im Laufe des Lebens an Elastizität zu verlieren, noch verstärken würde. Damit werden besonders die Organe des kleinen Beckens (z. B. die Blase) vor dem Absenken bewahrt.
  • Schutz der kleinen Gefäße vor zu großem Druck während der Atemverhaltung mit vollen Lungen.
  • Allgemeine Kräftigung bestimmter Muskelgruppen.

Psychische Wirkungen

  • Durch die Kräftigung bestimmter Muskelgruppen wächst die körperliche Kraft und das Vertrauen.
  • Da es sich um sehr komplexe Kontraktionen handelt, verbessert sich das Körperbewusstsein und erweitert sich das Körperbild.
  • Je nach Bandha, Stärkung der Tatkraft bzw. Beruhigung des vegetativen Nervensystems.
  • Lösen energetischer Blockierungen im Becken, im Bauchraum und im Hals.
  • Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit.

Spirituelle Wirkung

  • Fixieren und Lenken der Energie (Prana).
  • Aufstieg der Energie, und zwar symbolhaft in Form der Kundalini entlang der vertikalen Achse des Körpers von Chakra zu Chakra bis zum Scheitelpunkt.
  • Im Nachspüren ist das Gefühl des „Durchströmtseins“ erfahrbar, d. h. der Mensch erlebt sich als durchlässiger.

Mula Bandha (Kontraktion im Perineum)

In vielen Büchern über Hatha Yoga sehen wir, dass man sich bei Mula Bandha auf den Anus, den Schließmuskel konzentrieren soll. Das ist an und für sich korrekt. Das Zusammenziehen der Enddarmöffnung ist Mula Bandha, wie es von den Anfängern beim Hatha Yoga aufgefasst wird.

Mula Bandha ist ein Zusammenziehen des Damms, dem „Sitz“ des Kundalini-Muladhara Chakra. Es ist der Bereich zwischen Enddarm und Geschlechtsorganen, der zusammengezogen werden soll. Mula Bandha ist leicht differenziert bei Frauen und Männern, bei Frauen ist es mehr die Damm- bzw. die Scheidenmuskulatur. Bei den Männern ist es jener Peroneus-Muskel zwischen Anus und den Genitalien. Diese Muskeln sind leicht zu spüren wenn man sich vorstellt, dass man ein WC zum Urinieren aufsucht und man findet aber keines, also muss man es zurückhalten genau mit jenen erwähnten Muskeln. Noch genauer verspürt die Muskelgruppe wenn man uriniert, währenddessen den Strahl stoppt und anschließend wieder löst.

Beim Zusammenziehen der Anusschließmuskeln wird das Prana nach oben gezogen und man öffnet den Sushumna (feinstoffliches Nadi in der Wirbelsäule). Dies kann beim Anhalten gemacht werden, bei vielen Pranayamas und auch beim Einatmen.

Ausführung

Im aufrechten Sitz, wird die untere (linke Ferse) fest gegen den Damm und die obere (rechte) Ferse gegen den Geschlechtsbereich gedrückt. Lege die Handflächen auf die Knie. Lenke die Wahrnehmung nun auf den Damm/Vaginalbereich. Kontrahiere diesen Bereich, indem du den Mastdarm nach innen und nach oben ziehst und dann wieder löst. Bei dieser Kontraktion bewegt sich der Damm mit. Mit wachsender Achtsamkeit und Kontrolle jedoch vermindert sich die Kontraktion oder hört sogar auf. Das Ziel dieser Übung liegt darin, einen einzigen Punkt der Bewegung gegen die Fersen zu fühlen. Verharre so lange, wie du bequem den Atem anhalten kannst.

Wirkungen

Mula Bandha hat enorme körperliche, mentale und spirituelle Wirkungen. Die Beckennerven, das Urogenital- und das Ausscheidungssystem werden angeregt. Die innere Peristaltik wird stimuliert und löst Verstopfung und Hämorrhoiden. Hilfreich ist die Übung bei Rissen oder Geschwüren in der Analgegend. Bei Entzündung der Prostata, in einigen Fällen von Hypertrophie (Massenzunahme von Zellen) der Prostata und bei chronischer Beckenentzündung. Die Ausstrahlung der freigesetzten Energie geht bis in das Gehirn und in das endokrine System hinein. Daher ist die Übung auch hilfreich bei Asthma, Bronchitis und Arthritis. Depressionen werden gelindert.

Vorsichtsregeln und Gegenanzeigen

Schwangere sollten das Halten von Mula Bandha nicht übertreiben: Sind die Muskeln des Beckenbodens zu fest und damit unnachgiebig geworden, wird der Vorgang der Geburt enorm erschwert, da das Kind nicht losgelassen werden kann.

Mula Bandha sollte nicht während akuten Entzündungen im kleinen Becken gehalten werden. Da es bei der Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur zu einem starken Zug der Bänder auf das Steißbein kommt, sollte es einige Zeit nicht geübt werden, nachdem man sich das Steißbein geprellt oder gebrochen hat.

Uddiyana Bandha (Bauchkontraktion)

Wortbedeutung:

Uddiyana bedeutet hochfliegen. In diesem Bandha wird das Zwerchfell bis zum Brustkasten hochgezogen und die Bauchorgane werden zum Rücken hin, in Richtung Wirbelsäule, gezogen. Uddiyana-Bandha soll den großen Vogel Prana zwingen, durch Sushumna-Nadi, den Hauptkanal für den Strom der Nervenenergie, empor zu fliegen.

Man sagt, dass Uddiyana-Bandha das Beste aller Bandhas sei. Es heißt dass dieses Bandha der Löwe sei, der den Elefanten namens Tod besiegt. Man sollte es nur während Bahya-Kumbhaka üben. Wird es während Antara Kumbhaka ausgeführt, werden Herz und Zwerchfell zu stark angestrengt und die Augen schwellen an

Ausführung

Im Sitz

Im aufrechten Sitz, die Wirbelsäule ist aufrecht und die Knie berühren den Boden. Lege die Handflächen auf die Knie. Atme aus und leere die Lungen so weit wie möglich. Halte den Atem nach dem Ausatmen an. Hebe die Schultern und gibt damit der Wirbelsäule eine weitere Dehnung.

Drücke die Handflächen kräftig gegen die Knie, strecke die Ellbogen. Nimm spontan Jalandhara-Bandha ein und presse das Kinn gegen die Brust. Kontrahiere die Bauchmuskeln nach innen und oben. Halte den Bauchverschluss mit außen angehaltenem Atem so lange wie möglich, ohne dich zu überfordern. Löse den Bauchverschluss, beuge die Ellbogen und senke die Schultern. Hebe den Kopf, atme noch ein wenig mehr aus und erst dann langsam ein.

Im Stehen (vorbereitende)

Stehe aufrecht, die Füße etwa einen halben Meter auseinander. Atme tief durch die Nase ein. Beuge dich aus der Taille nach vorn und atme alle Luft durch den Mund aus. Versuche, die Lungen so weit wie möglich zu leeren. Halte die Wirbelsäule gerade und beuge ein wenig die Knie.

Lege die Handflächen auf die Oberschenkel, direkt über den Knien, so dass die Knie das Gewicht des Oberkörpers tragen. Die Finger zeigen nach unten oder zueinander. Stelle sicher, dass die Arme gestreckt sind. In dieser Haltung wird sich der Bauchbereich automatisch zusammenziehen. Ziehe den Bauch nach oben und nach innen zur Wirbelsäule.

Hinweis

Uddiyana-Bandha ist einfacher auszuführen, wenn ihm eine Umkehrhaltung voran geht. Leichter ist Uddiyana-Bandha stehend auszuführen. Es darf nur mit leerem Magen und Gedärmen geübt werden!

Wirkungen

Uddiyana Bandha ist ein Allheilmittel bei vielen Bauch- und Magenerkrankungen, z. B. Verstopfung, Verdauungsstörungen, Würmern und Diabetes, vorausgesetzt, alle diese Störungen sind nicht chronisch. Das Verdauungsfeuer wird angeregt, die Bauchorgane werden massiert und belebt. Die Adrenalindrüsen werden harmonisiert, wodurch Trägheit und Lethargie verschwinden. Angst und Anspannungen lösen sich auf. Der Blutkreislauf im ganzen Rumpf wird angeregt und alle inneren Organe werden gekräftigt.

Uddiyana-Bandha ist eine sehr gute Übung, um das Zwerchfell bewusst wahrzunehmen. In der aktiven Phase, in der der Bauch nach innen und oben gezogen wird, werden die Muskelfasern des Zwerchfells und der oberflächlichen Bauchmuskulatur (besonders des queren Bauchmuskels) gestärkt.

Vorsichtsregeln und Gegenanzeigen

Uddiyana-Bandha ist bei allen akuten entzündlichen Prozessen im Körper, insbesondere jedoch im Bereich des Rumpfes (Magen- oder Darmentzündungen oder Geschwüre, Leberentzündungen und –schwellungen, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse usw.) verboten, ebenso bei schwerem Asthma, schwerer Bronchitis, stark erhöhtem Blutdruck, in der Schwangerschaft und längere Zeit nach Operationen (weil sich die Narben verziehen könnten) und bei Brüchen im Bauchraum (Hernien).

Vorsicht ist bei leichten Störungen des Kreislaufs und der Verdauung geboten, außerdem bei der Tendenz zu einer starken Regelblutung und beim Tragen älterer, T-förmigen Spiralen. Menschen mit großen Operationsnarben sollen sehr achtsam auf Reaktionen dieser Narben sein, da Schmerzen auftreten können, wenn Verwachsungen des Narbengewebes vorliegen.

Jalandhara Bandha (Halsverschluss)

Wortbedeutung

Jala bedeutet Netz, Gewebe, Gitterwerk oder Masche

Ausführung

Im aufrechten Sitz die Wirbelsäule ist aufrecht und die Knie berühren den Boden. Lege die Handflächen auf die Knie. Atme langsam  und tief ein, halte dann den Atem an. Beuge nun den Kopf nach vorn und presse das Kinn fest gegen die Brust. Strecke die Arme und mache sie in dieser Haltung fest, wobei die Knie mit den Händen nach unten gedrückt werden.

Zieh gleichzeitig die Schulter hoch und nach vorn, so bleiben die Arme fest und der Druck auf den Hals wird verstärkt. Verharre in der Endhaltung so lange, wie der Atem gut angehalten werden kann. Überfordere dich nicht. Entspanne die Schultern, lockere die Arme, löse dich langsam aus der Blockierung, hebe den Kopf, atme noch etwas ein und dann aus.

Wirkungen

Jalandhara-Bandha drückt die Halsschlagadern (den Karotissinus) zusammen. Es gibt davon zwei, die sich auf den beiden seitlich am Hals aufsteigenden großen Halsschlagadern befinden. Sie tragen dazu bei, das Atem- und Kreislaufsystem zu regulieren. Normalerweise führt verminderter Sauerstoff und erhöhter Kohlendioxydgehalt im Körper zu schnellerem Herzschlag und heftiger Atmung. Dieser Prozess wird von Karotissinus ausgelöst und kann durch einen künstlichen Druck vermieden werden.

Auf diese Weise sinkt der Herzschlag und verlängert das Nichtatmen. Diese Übung verhilft zu mentaler Entspannung und Stress, Angst und Ärger lassen nach. Ein für die Meditation notwendiges Insichkehren entwickelt sich und Konzentration wird möglich. Der Reiz auf den Hals trägt zu einer ausgewogenen Funktion der Schilddrüse bei und reguliert den Stoffwechsel. Jalandhara-Bandha reguliert und kontrolliert den Blutstrom und den Fluss des Prana zum Herzen, zu den Halsdrüsen und zu Kopf und Gehirn.

Vorsichtsregeln und Gegenanzeigen

Keinesfalls soll Druck auf die Kehle oder Schilddrüse ausgeübt werden. Menschen mit Überfunktion der Schilddrüsen, die schon auf geringen Druck empfindlich reagieren, sollen dieses Bandha noch behutsamer erarbeiten. Dasselbe gilt für alle die unter hohem Blutdruck oder zu hohem Druck im Kopf (Augeninnendruck, Druck auf das Innenohr) oder unter Ohrensausen leiden. Auf keinen Fall darf das Bandha ausgeführt werden bei akuten Entzündungen im Hals (Angina, Mandelentzündungen etc.) Ist die Entzündung jedoch abgeklungen, unterstützt das Bandha den Heilungsprozess.

Maha Bandha (der große Verschluss)

Ausführung

Im aufrechten Sitz, die Wirbelsäule ist aufrecht und die Knie berühren den Boden. Lege die Handflächen auf die Knie. Atme langsam und tief durch die Nase ein. Atme kraftvoll und  vollständig durch den Mund aus. Halte den Atem nach dem Ausatmen an. Führe nun in der angegeben Reihenfolge zuerst Jalandhara, dann Uddiyana und zuletzt Mula Bandha aus. Halte die Bandhas und den Atem so lange wie angenehm, überfordere dich nicht. Löse nun in der nachgegebener Reihenfolge zuerst Mula, dann Uddiyana und zuletzt Jalandhara Bandha. Hebe den Kopf, atme noch etwas weiter aus und dann langsam ein.

Wirkungen

Maha Bandha verstärkt die Wirkungen aller drei Bandhas. Er beeinflusst die Hormonausschüttung der Zirbeldrüse und reguliert das gesamte Hormondrüsensystem. Der degenerative Alterungsprozess wir angehalten und jede einzelne Körperzelle erfrischt. Ärger wird besänftigt und der Geist auf die Meditation vorbereitet. Wird Maha Bandha beherrscht, lässt sich Prana in den wichtigen Chakras erwecken.

Vorsichtsmaßnahmen

Die anderen drei Bandhas müssen zuerst gut beherrscht werden, ehe du dich Maha Bandha zuwendest.


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Jalandhara Bandha

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