Paramahansa Yogananda und Kriya-Yoga
Die Wissenschaft des Kriya Yoga
Die Methoden des Kriya Yoga
Die Tradition de Kriya Yoga
Vorbereitende Techniken für den Kriya Yoga
Teil I - Die Kunst der Konzentration und Meditation
Teil II - Vier Bewusstseinsstadien
Teil III - Weitere Anleitungen zur Konzentration
Hong-So Meditationsmethode von Yogananda
Die Yogoda Aufladeübungen von Yogananda
Übungen zur Kräftigung und Heilung
Gurus:
Mahavatar Babaji Maharaj
Paramhansa Yogananda
Swami Sri Yukteswar
Giri
Lahiri Mahasaya
Paramhansa Hariharinanda
Sri Panchanan
Bhattacharya
Paramahamsa Prajnananada
Yogi Dhirananda
Die Wissenschaft des KRIYA-YOGA - Inhaltsverzeichnis
Aufgrund bestimmter, seit alters bestehender
Yogavorschriften kann ich den Kriya-Yoga in diesem für eine weite Leserschaft
bestimmen Buch nicht in allen Einzelheiten erklären. Die eigentliche Technik
wird von einem bevollmächtigten Kriyaban (Kriya-Yogi) gelehrt. Hier soll ein
umfassender Überblick genügen.
Kriya-Yoga ist eine einfache, psychophysische Methode, mit deren Hilfe dem
menschlichen Blut Kohlendioxyd entzogen und Sauerstoff zugeführt wird. Diese
zusätzlichen Sauerstoffatome werden in einen "Lebensstrom" verwandelt, der das
Gehirn und die Rückenmarkszentren neu belebe. Dadurch, dass der Yogi die
Anhäufung venösen Blutes verhindert, kann er den Verfall der Zellen reduzieren
oder sogar aufheben. Ein fortgeschrittener Yogi verwandelt seine Körperzellen in
reine Energie. Elias, Jesus, Kabir und andere Propheten der Vergangenheit waren
Meister im Kriya oder in einer ähnlichen Technik, die es ihnen ermöglichte,
ihren Körper beliebig zu materialisieren oder zu entmaterialisieren.
Kriya ist eine uralte Wissenschaft, die Lahiri Mahasaya von seinem großen Guru
Babaji empfing. Dieser hatte die im Dunklen Zeitalter verlorengegangene Technik
wiederentdeckt, neu erklärt und ihr die einfache Bezeichnung Kriya-Yoga gegeben.
«Der Kriya-Yoga, den ich der Welt in diesem I9. Jahrhundert durch dich
übergebe», sagte Babaji zu Lahiri Mahasaya, ist eine Wiederbelebung derselben
Wissenschaft, die Krishna vor mehreren Jahrtausenden Arjuna vermittelte und die
später auch Patanjali und Christus sowie Johannes, Paulus und anderen Jüngern
bekannt wurde.»
Der Kriya-Yoga wird von Krishna, dem größten Propheten Indiens, zweimal in der
Bhagavad-Gita erwähnt. Ein Vers lautet wie folgt: «Indem der Yogi die Einatmung
der Ausatmung und die Ausatmung der Einatmung darbringt, hebt er sie beide auf;
damit befreit er das Prana vom Herzen und gewinnt Herrschaft über seine
Lebenskraft.". Diese Worte sind so zu verstehen: «Der Yogi hält den Verfall
seines Körpers auf, indem er sich durch Beruhigung der Lungen- und Herztätigkeit
einen zusätzlichen Vorrat an Prana (Lebenskraft) verschafft. Außerdem wirkt er
den wachstumsbedingten Veränderungen im Körper durch Beherrschung des Apana
(ausscheidenden Stromes) entgegen. Indem der Yogi auf diese Weise Verfall und
Wachstum neutralisiert, erlangt er Herrschaft über seine Lebenskraft.»
Ein anderer Gita-Vers lautet: «Wer der Meditation kundig ist (der Muni), wer das
höchste Ziel verfolgt und sich von allen äußeren Erscheinungen abkehrt, indem er
den Blick auf die Stelle zwischen den Augenbrauen richtet und die gleichmäßigen
Ströme des Prana und Apana (die) innerhalb der Nase und der Lunge (fließen)
neutralisiert, wer sein Sinnesbewusstsein und seine Geisteskräfte beherrscht und
Begierde, Furcht und Zorn überwindet, erlangt ewige Freiheit."
Außerdem berichtet Krishna, dass er es war, der (in einer früheren Inkarnation)
die zeitlose Yoga-Technik Vivasvat, einem erleuchteten Seher des Altertums,
übermittelte, der sie an Manu, den großen Gesetzgeber, weitergab. Dieser lehrte
sie seinerseits Ikshvaku, den Begründer der indischen Krieger- und
Sonnendynastie. So wurde der königliche Yoga von einer Generation an die andere
weitergegeben und von den Rishis bis zum Beginn des materialistischen Zeitalters
bewahrt. Von da ab jedoch wurde die heilige Lehre immer unzugänglicher, was
einerseits an der zunehmenden Gleichgültigkeit der Menschen lag und andererseits
durch die Tatsache bedingt war, dass die Priester diese Technik geheim zu halten
begannen
Der Kriya-Yoga wird zweimal von dem ehrwürdigen Weisen Patanjali, dem
hervorragendsten Yogainterpreten, erwähnt, der folgendes schreibt: «Der
Kriya-Yoga besteht aus der Disziplinierung des Körpers, Herrschaft über die
Gedanken und Meditation über OM. » Patanjali spricht von OM als dem Gott
offenbarenden Wort, das man in der Meditation hören kann. OM ist das
Schöpferwort, das Summen des kosmischen Motors, der Zeuge der Göttlichen
Gegenwart. Selbst der Anfänger im Yoga kann in seinem Inneren bald den
wundersamen Laut OM erklingen hören und gewinnt aufgrund dieses freudigen
geistigen Erlebnisses die Überzeugung, mit übernatürlichen Bereichen in
Verbindung zu stehen.
Ein andermal erwähnt Patanjali die Kriya-Technik (Herrschaft über die
Lebenskraft) wie folgt: «Befreiung kann durch jenes Pranayama erlangt werden, in
dem man den Fluss der Einatmung vom Fluss der Ausatmung trennt.» Auch dem Apostel
Paulus war der Kriya-Yoga oder eine ähnliche Technik bekannt, mit deren Hilfe er
die Lebensströme in den Sinnesorganen beliebig an- oder abschalten konnte.
Deshalb behauptete er: "Bei unserm Ruhm, den ich habe in Christo Jesu, unserm
Herrn, ich sterbe täglich.». Aufgrund dieser Methode, welche die ganze
Lebenskraft des Körpers (die gewöhnlich nach außen auf die Sinnenwelt gerichtet
ist und ihr somit eine scheinbare Gültigkeit verleiht) nach innen lenkt, erlebte
Paulus täglich die wahre Yogavereinigung mit dem «Ruhm» (der Glückseligkeit) des
Christusbewusstseins. In diesem glückseligen Zustand fühlte er, dass er in der
Welt der Sinnestäuschungen (Maya) abgestorben», das heißt ihrer ledig geworden
war.
In den anfänglichen Stadien der Gottvereinigung (Savikalpa Samadhi) verschmilzt
das Bewusstsein des Meditierenden mit dem Kosmischen GEIST; seine Lebenskraft
wird vom Körper zurückgezogen, der «tot», das heißt starr und leblos, erscheint.
Dabei ist sich der Yogi der aufgehobenen Lebenstätigkeit seines Körpers
vollkommen bewusst. Wenn er jedoch höhere geistige Bewusstseinsstadien erreicht (Nirvikalpa-Samadhi),
ist er auch im normalen Wachzustand, ja, selbst bei intensiver weltlicher
Tätigkeit, mit Gott verbunden, ohne dass der Körper dabei erstarrt.
«Mit Hilfe des Kriya-Yoga kann die menschliche Entwicklung erheblich
beschleunigt werden», erklärte Sri Yukteswar seinen Schülern. «Die Yogis des
Altertums entdeckten, dass der Schlüssel zum Kosmischen Bewusstsein hauptsächlich
in der Herrschaft über den Atem liegt. Hierin besteht Indiens einzigartiger und
zeitloser Beitrag zum Wissensschatz der Welt. Die Lebenskraft, die gewöhnlich
durch die Herztätigkeit verausgabt wird, muss mit Hilfe einer atemberuhigenden
Methode für höhere Funktionen frei gemacht werden.
Der Kriya-Yogi lernt, seine Lebenskraft geistig in einem Bogen um die sechs
Rückenmarkszentren auf- und abwärts kreisen zu lassen (das Mark-, Nacken-,
Herz-, Lenden-, Kreuzbein- und Steißbeinzentrum), die den zwölf astralen
Tierkreiszeichen, das heißt dem symbolischen Kosmischen Menschen, entsprechen.
Diese eine halbe Minute lang um das empfindsame Rückenmark des Menschen
fließende Energie bewirkt einen subtilen Fortschritt in seiner Evolution; denn
eine halbe Minute Kriya entspricht einem Jahr natürlicher geistiger Entwicklung.
Das astrale Nervensystem des Menschen mit seinen sechs (durch Polarität zwölf)
inneren Konstellationen, die um die Sonne des allwissenden geistigen Auges
kreisen, steht in Wechselbeziehung zur physischen Sonne und den zwölf
Tierkreiszeichen. Alle Menschen unterliegen daher dem Einfluss eines inneren und
eines äußeren Universums. Die alten Rishis entdeckten, dass der Mensch sowohl
durch seine irdische als auch durch seine himmlische Umgebung in einer Reihe von
Zwölf-Jahres-Zyklen auf dem natürlichen Entwicklungsweg vorangetrieben wird. Den
heiligen Schriften zufolge benötigt der Mensch normalerweise eine Million Jahre
krankheitsfreier Entwicklung, um sein menschliches Gehirn zu vervollkommnen und
in das Kosmische Bewusstsein einzugehen.
Tausend in achteinhalb Stunden geübte Kriyas ermöglichen es dem Yogi, an einem
einzigen Tag den gleichen Fortschritt zu erzielen, für den er auf dem
natürlichen Entwicklungsweg tausend Jahre gebraucht hätte; mit anderen Worten:
365.000 Jahre geistiger Entwicklung in einem Jahr. In drei Jahren kann der
Kriya-Yogi daher durch anhaltende geistige Bemühungen dasselbe Ergebnis
erzielen, wozu die Natur eine Million Jahre benötigt. Dieser abgekürzte
Kriya-Weg kann selbstverständlich nur von hoch entwickelten Yogis beschritten
werden, die ihren Körper und ihr Gehirn unter der Führung eines Gurus sorgfältig
vorbereitet haben und somit der Energie, die durch ein derartig intensives Üben
erzeugt wird, standhalten können.
Der Anfänger im Kriya übt seine Yogatechnik morgens und abends nur I4- bis
24mal. Eine Anzahl von Yogis erreicht ihre Befreiung nach 6, 12, 24 oder 48
Jahren. Wenn ein Yogi stirbt, bevor er höchste Verwirklichung erreicht hat,
strebt er aufgrund seines guten Karmas (das er durch gewissenhaftes Üben des
Kriya erworben hat) im nächsten Leben ganz von selbst wieder dem höchsten Ziel
entgegen.
Der Körper des Durchschnittsmenschen kann mit einer 60-Watt Birne verglichen
werden, die nicht auf eine Stromstärke von Milliarden Watt, wie sie bei einem
übermäßigen Kriya-Üben erzeugt würde, eingestellt ist. Wenn dagegen die
einfachen und absolut ungefährlichen Kriya-Übungen allmählich und regelmäßig
gesteigert werden, finden täglich astrale Veränderungen im menschlichen Körper
statt, bis dieser schließlich die unbegrenzte kosmische Energie - die erste
physische Ausdrucksform des GEISTES - zu offenbaren vermag.
Kriya-Yoga hat nichts mit den unwissenschaftlichen Atemübungen gemein, die von
einer Anzahl irregeleiteter Fanatiker gelehrt werden. Jeder Versuch, den Atem
gewaltsam in der Lunge zurückzuhalten, ist unnatürlich und ausgesprochen
unangenehm. Den Kriya dagegen begleitet von Anfang an ein Gefühl des Friedens
und eine angenehme, belebende Empfindung in der Wirbelsäule.
Durch diese von alters her überlieferte Yoga-Technik wird der Atem in Geiststoff
verwandelt. Bei höherer geistiger Entwicklung kann man den Atem als einen rein
geistigen Vorgang oder eine geistige Vorstellung, das heißt als «Traum-Atem»,
erkennen.
Viele Beispiele für die mathematische Beziehung zwischen der Atemgeschwindigkeit
und den unterschiedlichen menschlichen Bewusstseinsstadien könnten hier angeführt
werden. Wer sich tief auf etwas konzentriert, wer zum Beispiel einer
anstrengenden geistigen Debatte folgt oder ein schwieriges körperliches
Kunststück versucht, wird ganz automatisch viel langsamer atmen. Anhaltende
Aufmerksamkeit ist immer von verlangsamter Atmung abhängig. Dagegen ist
schnelles oder unregelmäßiges Atmen ein untrügliches Zeichen schädlicher
Gemütsbewegungen wie Furcht, Wollust oder Zorn. Der ruhelose Affe atmet 32mal in
der Minute, der Durchschnittsmensch jedoch nur 18mal. Die Atemgeschwindigkeit
des Elefanten, der Schildkröte, der Schlange und anderer für ihre Langlebigkeit
bekannter Tiere liegt noch unter der des Menschen. Die Riesenschildkröte, die
ein Alter von 3oo Jahren erreichen kann, atmet nur 4mal in der Minute.
Die verjüngende Wirkung des Schlafs beruht darauf, dass der Mensch seinen Körper
und seinen Atem vorübergehend vergisst. Der Schlafende wird also zu einem Yogi
und vollzieht jede Nacht unbewusst einen Yoga-Ritus, wobei er sich von jeder
Identifizierung mit dem Körper frei macht und seine Lebenskraft in die heilenden
Ströme der Haupthirnregion und ihrer sechs Nebendynamos, der Rückenmarkszentren,
führt. Auf diese Weise wird der Schlafende, ohne dass er es weiß, von der
lebensspendenden kosmischen Energie aufgeladen.
Der «freiwillige» Yogi hingegen wendet voll bewusst (und nicht unbewusst wie der
Schläfer) ein einfaches und natürliches Verfahren an. Wenn der Kriya-Yogi seine
Technik übt, erfüllt er all seine Körperzellen mit unvergänglichem Licht und
erhält sie dadurch in einem geistig magnetisierten Zustand. Er macht also mit
einer wissenschaftlichen Methode das Atmen überflüssig, ohne dass er während des
Übens in einen passiven Zustand (Schlaf, Unterbewusstsein oder Tod) eingeht.
In Menschen, die unter dem Einfluss der Maya (der Naturgesetze) stehen, fließt
die Lebenskraft nach außen und wird durch die Sinne vergeudet und missbraucht.
Beim Üben des Kriya aber fließen die Lebensströme in umgekehrter Richtung, das
heißt, die Lebenskraft wird auf geistigem Wege zum inneren Kosmos gelenkt, wo
sie sich mit den feinen Energien der Wirbelsäule verbindet. Derart verstärkt,
wirkt sie wie ein geistiges Elixier, das die Körper- und Gehirnzellen des Yogis
neu belebt.
Menschen, die sich nur von der im All wirkenden natürlichen Kraft führen lassen,
werden nach einer Million Jahren Selbstverwirklichung erlangen, wenn sie sich
richtig ernähren, genug Sonnenlicht aufnehmen und harmonische Gedanken hegen.
Man braucht zwölf Jahre, um nur die geringste Verfeinerung in der Gehirnstruktur
zu bewirken, und eine Million Sonnenjahre, um das Gehirn so weit zu veredeln,
dass es Kosmisches Bewusstsein auszudrücken vermag. Ein Kriya-Yogi jedoch, der
eine wissenschaftliche geistige Technik übt, braucht sich nicht mehr für derart
lange Zeit den Naturgesetzen zu unterwerfen.
Der Atem ist das Band, das die Seele an den Körper fesselt; Kriya aber
durchtrennt dieses Band und bewirkt somit eine Verlängerung des Lebens und eine
unendliche Erweiterung des Bewusstseins. Das ständige «Tauziehen», das zwischen
dem Geist und den körperverhafteten Sinnen stattfindet, kann durch Anwendung der
Yoga Technik beendet werden. Dann ist der Gottsucher endlich frei und kann das
Erbe seines ewigen Reiches antreten. Dann weiß er, dass sein wahres Selbst weder
an die körperliche Hülle noch an den Atem - Sinnbild seiner Versklavung durch
den Sauerstoff und die natürlichen Triebe - gebunden ist. Hat der Kriya-Yogi
einmal Herrschaft über Körper und Geist erlangt, siegt er schließlich auch über
seinen «letzten Feind», den Tod. Du lebst vom Tod so, wie vom Menschen er, Und
wenn der Tod stirbt, gibt's kein Sterben mehr.
Innenschau oder «schweigendes Stillsitzen" sind unwissenschaftliche Methoden,
mit denen man versucht, den Geist von den Sinnen (mit denen er durch die
Lebenskraft verknüpft ist) zu lösen. Denn der kontemplative Geist, der sich
bemüht, zu Gott zurückzukehren, wird durch die Lebenskraft ständig wieder zu den
Sinnen hingezogen. Das einfachste, wirkungsvollste und wissenschaftlichste
Mittel, sich dem Unendlichen zu nähern, ist der Kriya, der durch seine direkte
Einwirkung auf die Lebenskraft auch Herrschaft über den Geist ausübt. Im
Vergleich zu dem langsamen, unsicheren «Ochsenkarren" der Theologie kann der
Kriya-Yoga mit Recht als der «Flugweg» zu Gott bezeichnet werden.
Die Yogawissenschaft beruht auf einer Anzahl erprobter Konzentrations- und
Meditationsmethoden, mit deren Hilfe man den Strom der Lebenskraft willkürlich
in die fünf «Sinnestelephone» (Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack und Tastsinn)
leiten und ihn wieder von ihnen zurückziehen kann. Wenn der Yogi seine Sinne
derart «an- und abschalten» kann, ist er auch in der Lage, sich nach Belieben
auf die göttlichen Sphären oder auf die irdische Welt einzustellen; das heißt,
er kann nicht mehr gegen seinen Willen in den Bereich sinnlicher Empfindungen
und ruheloser Gedanken zurückgezogen werden.
Das Leben eines fortgeschrittenen Kriya- Yogis wird nicht von den Auswirkungen
seiner früheren Taten, sondern nur noch von der Seele regiert. Ihm genügt es
nicht, lediglich aus den Folgen seiner guten und bösen Taten zu lernen und sich
dadurch allmählich höherzuentwickeln; denn ein solches Schneckentempo ist dem
Adlerflug seines Geistes nicht angemessen.
Dank seinem geistigen Lebenswandel vermag der Yogi aus dem Kerker seines eigenen
Ichs hinauszutreten und die reine Luft der Allgegenwart zu atmen. Damit
verglichen ist das «natürliche Leben. ein Sklavendasein, in dem die Entwicklung
beschämend langsam voranschleicht. Wer sich nur auf den normalen
Evolutionsvorgang verlässt, kann von der Natur keine Eile verlangen. Selbst wenn
er nie gegen irgendein physisches oder geistiges Gesetz verstößt, muss er sich
dennoch eine Million Jahre immer wieder in neue Körper kleiden, bis er seine
endgültige Befreiung erlangt.
Die weitsichtigen Yogamethoden, die einem dazu verhelfen, sich weder mit seinem
Körper noch mit seinem Geist, sondern nur noch mit seiner Seele zu
identifizieren, sind daher all denen zu empfehlen, die sich gegen die tausend
und abertausend Jahre auflehnen. Und diese Zeitspanne verlängert sich noch für
den Durchschnittsmenschen, der nicht einmal mit der Natur, geschweige denn mit
seiner Seele in Einklang ist, sondern ein naturwidriges Leben führt und den
physischen und geistigen Gesetzen zuwiderhandelt. Ihm genügen kaum zwei
Millionen Jahre für die Befreiung.
Primitive Menschen erkennen selten oder nie, dass ihr Körper ein Königreich ist,
das von der Seele regiert wird; sie wissen nicht, dass die Seele auf dem Thron
des Großhirns sitzt und über sechs Hilfsregenten in den Rückenmarkszentren (Bewusstseinssphären)
befiehlt. Diese Theokratie herrscht über eine Menge gehorsamer Untertanen: 27
Billionen Zellen (die mit einer untrüglichen, wenn auch scheinbar «bloß»
automatischen Intelligenz begabt sind und das Wachstum, den Stoffwechsel und den
Zerfall im Körper bewirken) und 50 Millionen primäre Gedanken, Gemütsbewegungen
und wechselnde Bewusstseinsphasen bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 60
Jahren.
Jede sichtbare Auflehnung des Körpers oder Geistes gegen die Regentin Seele in
Form von Krankheit oder Unvernunft kann nicht etwa den treuen Untertanen zur
Last gelegt werden, sondern nur dem Menschen selbst, der jetzt oder früher
keinen richtigen Gebrauch von seiner Individualität, das heißt seinem freien
Willen, gemacht hat. Dieser wurde ihm gleichzeitig mit seiner Seele verliehen
und kann ihm nie wieder genommen werden.
Solange sich der Mensch mit seinem oberflächlichen Ich identifiziert, glaubt er
auch, dass er es ist, der denkt, will, fühlt, Nahrung verdaut und sich am Leben
erhält. Nie wird er zugeben (obschon ihm nur ein wenig Nachdenken diese Einsicht
vermitteln könnte), dass er im täglichen Leben nichts als eine Marionette ist,
deren Verhalten vom Karma (ehemaligen Handlungen), von der Natur und von der
Umgebung bestimmt wird. Alle verstandesmäßigen Reaktionen, Gefühle, Stimmungen
und Gewohnheiten sind nichts anderes als die Wirkungen der jetzt oder in
früheren Leben von ihm selbst erzeugten Ursachen. Die königliche Seele jedoch
ist über all diese Einflüsse erhaben. Darum kämpft sich der Kriya-Yogi, der an
keiner ephemeren Wahrheit oder Freiheit interessiert ist, durch alle Täuschungen
hindurch, bis er zum Selbst - zur wahren Freiheit - vorgedrungen ist. Die
heiligen Schriften aller Religionen erklären, dass der Mensch kein vergänglicher
Körper, sondern eine lebendige Seele ist. Im Kriya Yoga findet er eine Methode,
die den Beweis dafür liefert.
«Man kann die Unwissenheit nicht durch religiöse Riten aufheben, weil diese
nicht im Gegensatz zu ihr stehen», schrieb Shankara in seinen berühmten Hundert
Versen. «Unwissenheit kann nur durch wahres Wissen beseitigt werden. Und Wissen
gewinnt man nur durch Nachforschen. "Wer bin ich? Wie ist dieses Universum
entstanden? Wer hat es erschaffen? Wie entstand die Materie?" Von dieser Art
Nachforschung spreche ich.» Da der Intellekt keine Antwort auf diese Fragen
geben kann, entwickelten die Rishis die geistigen Forschungsmethoden des Yoga.
Der wahre Yogi, dessen Denken, Wollen und Fühlen nicht mehr von körperlichen
Trieben bestimmt wird, verbindet seinen Geist mit den überbewussten Kräften in
der Wirbelsäule und lebt in dieser Welt so, wie Gott es für ihn geplant hat: Er
lässt sich weder von seinen alten Gewohnheiten noch von neuen unvernünftigen
Beweggründen zwingen. Er hat seine höchste Erfüllung gefunden und ruht geborgen
im letzten Hafen - in der unerschöpflichen Glückseligkeit des GEISTES.
Aus: "Das Vermächtnis des Meisters" Vorträge und Texte von Paramhansa
Yogananda (S. 273 - 283, ohne Fußnoten) -
Inhaltsverzeichnis
Die
Methoden des Kriya Yoga -
Inhaltsverzeichnis
(Studie der Kriya Sangha, 2002/2003)
Es gibt verschiedene zuverlässige Varianten des
Kriya Yogas, je nach der Übertragungslinie der Tradition. Manche Varianten
enthalten mehr und andere weniger Techniken, was auch darauf zurückzuführen ist,
dass Lahiri Mahasaya eine sehr individuelle Formen, stets auf den Schüler
abgestimmt, bei seinen Initiationen anwandte. Die Grundlegende Methode, der Kern
der Kriya Praxis – Kriya Pranayam oder auch Kriya Proper genannt, ist jedoch in
allen originalen und traditionellen Kriya Linien dieselbe. Im Kapitel ‚Die
Wissenschaft des Kriya Yoga' in der Autobiografie von Paramhansa Yogananda
findet man die Technik so beschrieben:
„Der Kriya-Yogi lernt, seine Lebenskraft geistig in einem Bogen um die sechs
Rückenmarkszentren auf- und abwärts kreisen zu lassen (das Mark-, Nacken-,
Herz-, Lenden-, Kreuzbein- und Steißbeinzentrum), die den zwölf astralen
Tierkreiszeichen, das heißt dem symbolischen Kosmischen Menschen, entsprechen.
Diese eine halbe Minute lang um das empfindsame Rückenmark des Menschen
fließende Energie bewirkt einen subtilen Fortschritt in seiner Evolution; denn
eine halbe Minute Kriya entspricht einem Jahr natürlicher geistiger Entwicklung.
Das astrale Nervensystem des Menschen mit seinen sechs (durch Polarität zwölf)
inneren Konstellationen, die um die Sonne des allwissenden geistigen Auges
kreisen, steht in Wechselbeziehung zur physischen Sonne und den zwölf
Tierkreiszeichen. Alle Menschen unterliegen daher dem Einfluss eines inneren und
eines äußeren Universums. Die alten Rishis entdeckten, dass der Mensch sowohl
durch seine irdische als auch durch seine himmlische Umgebung in einer Reihe von
Zwölf-Jahres-Zyklen auf dem natürlichen Entwicklungsweg vorangetrieben wird. Den
heiligen Schriften zufolge benötigt der Mensch normalerweise eine Million Jahre
krankheitsfreier Entwicklung, um sein menschliches Gehirn zu vervollkommnen und
in das Kosmische Bewusstsein einzugehen.“
Die Lehre von Yogiraj Lahiri Mahasaya war aber immer individuell und variierte
in den Instruktionen, je nach Entwicklungsgrad und Aufnahmefähigkeit des
jeweiligen Schülers. Manche Schüler brauchten einfach mehr Übungen und andere
weniger, man kann also nicht verallgemeinernd sagen, mehr sei besser, oder
weniger sei schlechter. Lahiri Baba hat die Methoden des Kriya Yoga sorgfältig
in vier Stufen aufgeteilt, welchen er folgende Bezeichnungen gab: 1.
Bhutashuddhi; 2. Omkar; 3. Thokar o. Dharana; und 4. Dhyana Kriya.
In diesen Tagen tendiert der Kriya Yoga jedoch dazu, zu einem 'Hybrid Kriya' zu
mutieren welcher in Wirklichkeit ein 'irreführender Kriya' ist. Dies bedeutet,
dass eine Methode von einer Linie, sagen wir z.B. Navi Kriya, genommen wird und
den Techniken einer anderen Linie beigefügt wird, in der Navi eigentlich nicht
benutzt wird und möglicherweise auch gar nicht benötigt wird, aufgrund der
anderen vorhandenen Methoden. Aber auch Atemtechniken werden so ‚getauscht'.)
Das Ergebnis davon ist, das der 'reine Kriya' zu einem entstellten und
verzerrten Kriya wird. Kriya muss jedoch rein gehalten werden. Und reiner Kriya
ist der Kriya den der Guru weitergibt.
In dieser Zeit gibt es viel zu viel Raum für Spekulationen. Der regelrechte
Überfluss an betrügerischen Lehrern und 'falschen Propheten', welche die
leichtgläubigen Massen in die Irre führen, macht es notwendig, die Lehren des
Kriya Yoga in der Allgemeinheit öffentlich zu besprechen. Wie gesagt, es gibt
kleine Unterschiede zwischen den verschiedenen Linien, die meisten davon sind
jedoch mehr oder weniger unbedeutend. Die eigentlichen, grundlegenden Methoden,
die nur von einem Guru weitergegeben werden können, bleiben aber dieselben. So
gibt es zum Beispiel nicht in allen Linien vier Einweihungsstufen - bei manchen
sind es nur drei, bei anderen sechs oder sieben - doch ist hier nur die
Unterteilung eine andere, und nicht die Methoden selbst.
Es gab einmal einen Mann, de fest davon überzeugt war, dass Paramhansa Yogananda
die Atemtechnik abgeändert hatte. Und er erzählte seinen Verdacht verschiedenen
modernen 'Autoritäten' erstaunt musste er dann jedoch, als er in einem
traditionellen Kriya Ashram in Indien war, feststellen, dass diese dieselbe
Methode lehrten, wie es auch Yogananda tat.
Wir wollen hier auf die unterschiedlichen aber auch auf die gemeinsamen Methoden
ein wenig näher eingehen. In den meisten Fällen differenzieren die
Haupttechniken nicht voneinander, alles was sich unterscheidet, sind die
Methoden, die rund um die Praxis des eigentlichen Kriya Yoga herum miteinbezogen
werden.
So wird z.B. einigen gelehrt, Navi Kriya als Bestandteil des ersten Kriyas zu
praktizieren und anderen nicht. Paramhansa Yogananda hat allem Anschein nach
Nabhi gar nicht gekannt oder zumindest nicht gelehrt. Manche lehrten eine
Methode im ersten Kriya mit der Bezeichnung 'Nad Kriya', andere wieder nicht.
Darüber hinaus gibt es aber noch einige Variationen mehr. Einigen wurden
beispielsweise von Lahiri Baba geheime Wege erklärt, um den Körper auf Pranayama
einzustimmen.
Manche üben auch ein Maha Mudra für alle zehn oder zwölf Pranayamas, während
andere dazu angewiesen wurden, Maha Mudra nur einmal (oder teilweise auch
dreimal) auszuführen. In manchen Linien ist Navi Bestandteil der Diksha der
ersten Stufe. In anderen Linien ist es eine zusätzliche Methode, die nur von
kranken Menschen ausgeführt wird, denen es nicht möglich ist, die regulären
Techniken anzuwenden (es gibt auch Linien die in diesem Falle oder auch z.B. bei
schwangeren Frauen das 'mentale Pranayama' anwenden.) und wieder andere Linien
haben nie etwas gehört von Navi Kriya. Aber auch Navi Kriya ist nicht gleich
Navi Kriya. Auch bei dieser Methode gibt es Unterschiede von Linie zu Linie.
Einige lehrten Navi ohne Atemkontrolle, andere mit, dann gibt es solche, die
lehren, man solle Japa im Rhythmus des Pulses ins Navi Chakra chanten. Eine
weitere, recht starke Abweichung besteht in der Anweisung, Navi Kriya sowohl
vorne als auch hinten zu praktizieren. Demgegenüber stehen zahlreich Aussagen,
denen zufolge Navi im authentischen Kriya ausschließlich auf einer Seite gemacht
wird.
Ein weiterer Punkt wäre noch Kechari Mudra und auch das damit verbundene
Talavya. Hier gehen die Meinungen auch weit auseinander und es verhält sich mit
dieser Methode ähnlich wie mit Navi Kriya - während die einen Kriya stets mit
Kechari praktizieren gibt es andere, die noch nie etwas von dieser Technik
gehört haben. Einigen Aussagen zufolge soll Paramhansa Yogananda nur einige
wenige ernsthafte und bereits weit fortgeschrittene Schüler in Kechari Mudra
eingeweiht haben, während er dem Großteil den Kriya ohne Kechari lehrte. Viele
Informationen betätigen jedoch, dass Kechari Teil des Kriya Yogas von Lahiri
Mahasaya und Sri Yukteswars war. Die wohl wahrscheinlichste Erklärung hierzu ist,
dass, da die Ausführung von Kechari nicht etwas für jedermann ist, Yogananda
diese Technik wirklich nur einem ausgewählten Kreis von Schülern weitergab.
Dazu gibt es die Geschichte, die Norman Paulsen in seinem Buch ‚Christ
Consciousness' beschreibt.
Er behauptet dort, in der Zeit in der er im Mutterzentrum der SRF am Mount
Washington lebte, mit einem anderen Mönch namens Daniel Boone gesprochen zu
haben, welcher ihm von Kechari erzählte. Zur Überraschung dieses Mönchs war es
Norman bereits beim ersten Versuch möglich dieses schwierige Mudra auszuführen.
Von da an begann Norman Kechari immer in seine Praxis miteinzubeziehen. Eines
Tages erhielt er Besuch von Yogananda der ihm sagte: „Ich höre, dass du Kriya auf
eine andere Weise ausführst.“ – „Ja, Sir, das tue ich“ antwortete Norman.
„Kannst du deine Zunge verschlucken?“ – frage ihn Yogananda – „Ja das kann ich“
erwiderte Norman, und nachdem er es Yogananda gezeigt hatte, meinte dieser:
“Mein Gott! Du weißt gar nicht, wie gesegnet du bist. Praktizierst du Kriya mit
nach oben gedrückter Zunge?“ – „Ja, das tue ich, Sir“ – war die Antwort und
Yogananda erklärte ihm: “Dies ist die Weise welche Babaji die Technik zuerst an
Lahiri Mahasaya weitergegeben hat...“ Yogananda bemerkte auch, dass es zu dieser
Zeit nicht hilfreich wäre, wenn die Leute denken würden, dass es notwendig sei,
seine Zunge verschlucken zu können, um zu Gott zu finden, und er deshalb eine
einfachere Variante lehrte. Interessant hier zu erwähnen ist noch, dass Yogananda
und Hariharananda zwei der wenigen Kriya Meister waren, welche in ihrem System
auf Kechari verzichteten. Yogananda lehrte jedoch eine andere Methode welche als
Nabho Mudra bekannt ist und von der Sivananda Sarasvati* in seinem Buch
‚Kundalini Yoga' sagt, dies sei eine Methode sich auf Kechari vorzubereiten,
wenn man über keine speziellen Vorbereitungstechniken verfügt. Diese Technik der
Erweiterung der Kehle wird jedoch nicht in allen Linien als vorbereitende
Kechari Methode angesehen.
Gewissen Quellen zufolge lehrte Paramhansa Yogananda aber noch eine weitere
Variation des ersten Kriyas, indem man einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf
Trikuti fixiert lässt, während man die restliche Konzentration in die Sushumna
leitet. Diese Quellen besagen außerdem, dass zum ersten Kriya Japa gehört,
welches in jedes Chakra miteinbezogen wird.
Dazu findet man in den Briefen von Lahiri Mahasaya folgendes: "Es gibt viele,
die nicht Mantra Japa in den Chakras ausführen. Geschieht dies jedoch nicht, ist
das Ergebnis tamasartiges Kriya (Kriya mit negativen Qualitäten), und seine
Früchte sind ebenfalls tamasartig. Man muss seine Aufmerksamkeit während des
Pranayama auf die sechs Chakren im Sushumna lenken und dort dann in jedem Japa
wiederholen", in einem weiteren Brief schrieb er: " Man muss vor allem seine
Aufmerksamkeit darauf richten, dass keine Fehler mit Japa geschehen - Chakra für
Chakra, während Pranayama ausgeführt wird. Wenn der Geist an keine anderen Dinge
denkt und keine Fehler mit Japa geschehen, dann wird Frieden von selbst in den
Geist einkehren." - Swami Satyeswarananda Giri bestätigt dies in seinem Buch
Babaji & Lahiri Mahasay, Teil II.
Wolle wir einmal zusammenfügen, was wir bisher festgestellt haben:
Selbst wenn im Grunde keine zwei Kriya Yoga Linien genau dasselbe lehren, bleibt
der Kern, die eigentliche Methode doch immer dieselbe, und solange dies der Fall
ist, kann man auch von authentischem Kriya Yoga ausgehen. Die Grundlage des
Kriyas ist, neben dem Pranayama, das lenken der Lebenskraft. Dabei wird während
Puraka die Lebensenergie durch Sushumna hochgezogen um anschließend wieder
abwärts geleitet zu werden. Dies kann nun variieren: So wird Japa (Wiederholung
eines Mantras oder Namens Gottes) beispielsweise auf unterschiedliche Weise
miteinbezogen – in einigen Linien ist Japa bereits ab der ersten Stufe
Bestandteil von Kriya und in anderen Linien wird Japa erst in den höheren
Einweihungsstufen miteinbezogen. Auch das Mantra kann unterschiedlich sein in
den verschiedenen Linien. Meist wird das Vasudeva Mantra verwendet, welches in
der genauen Aussprache jedoch auch wieder variiert, aber auch Omkara bzw. das
Pranava Mantra wird in einigen Linien benutzt.
Andere Unterschiede beziehen sich darauf, dass manchmal ein Teil der
Aufmerksamkeit während der Übung auf Kutashta fixiert bleibt, was auch nur von
einigen Linien praktiziert wird.
Weitere Variationen betreffen die Atmung (durch Mund, Nase o. durch beides),
auch mit den Pausen verhält es sich unterschiedlich. Einigen Anweisungen zufolge
wird eine kurze Pause eingelegt, nachdem man mit der Lebensenergie oben
angelangt ist, anderen zufolge wird oben eine kurze Pause gemacht und wieder
andere machen oben und unten kurze Pausen. Man sollte sich jedoch nicht
verwirren lassen durch diese für Außenstehende wohl schwierig zu durchschauende
Lehre, denn im Grunde bleibt der Ablauf meist derselbe, wenn auch teilweise mit
verschiedenen zusätzlichen Übungen und Methoden.
Im Buch 'Kriya Yoga and Swami Sri Yuktesvar' beschreibt Acharya Sailendra Bejoy
Das Gupta zum Beispiel folgenden Ablauf im Kriya:
1. Maha Mudra; 2. Asana; 3. Kriya Proper; 4. Dhyana; 5. Yoni Mudra.
Eine weitere Variante ist:
1. Talabya Kriya; 2. Pranayama (1. Kriya); 3. Nabhi Kriya; 4. Yoni Mudra; 5.
Maha Mudra.
Lahiri Baba lehrte verschiedene Variationen, so auch z.B. diese:
1. Pranayama (1.Kriya); 2. 2nd Kriya (o. Thokar Kriya); 3. Yoni; 4. Maha Mudra;
5. 3rd Kriya (o. Omkar Kriya); 6. 4th Kriya.
Die Anweisungen von Yogananda bezüglich des ersten Kriyas sind folgende:
1.Yogoda Aufladeübungen; 2. Hong Sau; 3. OM Technik; 4. 1st Kriya.
Die Standardvorgabe für den Anfänger des Kriya Yoga beträgt 12 - 14 Kriyas pro
Sitzung, diese Zahl wird jedoch den Anweisungen des Gurus folgend, fortlaufend
erhöht. In 'Light of Kriya Yoga' von Sri Sailendra Bejoy Dasgupta Mahasay findet
man dazu folgende Tabelle:
First Category (excellent quality practice): 80 Kriya in einer Stunde (also pro
Kriya etwa 45 Sekunden)
Second Category (medium quality): 100 Kriyas in einer Stunde (ca. 36 Sekunden
pro Kriya)
Third Category: 120 -150 Kriyas in einer Stunde (ca. 24-30 Sek.)
Fourth Category: 175 - 200 Kriyas in einer Stunde (ca. 18-20 Sek.)
Weiter findet man folgende Angaben in 'Light of Kriya Yoga':
12 Kriyas sind nötig um den Zustand von Pratyahara (zurückziehen der Sinne) zu
erreichen;
144 (12 x 12) Kriyas für den Zustand von Dharana (Konzentration);
1728 (144 x 12) Kriyas für den Zustand von Dhyana (Meditation);
und 20,736 (1728 x 12) Kriyas sind als Minimum erforderlich, um Samadhi zu
erreichen.
Wollen wir nun noch kurz zu einem weiteren Punkt kommen, dessen Anwendung jedoch
zu starken Veränderungen der eigentlichen Methoden führen. So gibt es Aussagen
von diversen Quellen, welche besagen, dass Paramhansa Hariharananda die Methoden
im Laufe der Zeit mehrfach abänderte. So soll er unter anderem auch gelehrt
haben, dass man das Sahasrara Chakra im ersten Kriya miteinbeziehen soll. Diese
Methode erinnert an eine ähnliche, ebenfalls uralte und geheim gehaltene Praxis
der mystischen Schulen der ostchristlichen Tradition, bei welcher jedoch im
Gegensatz zur Kriyapraxis, von oben angefangen und ebenso kurz (für die Dauer
einer Wiederholung des Gebetes: 'Herr Jesu Christo, Gottes Sohn, erbarme dich
meiner') in jedem Zentrum meditiert wird, wobei man, beim Zurückgehen an der
Vorderseite des Körpers in den jeweiligen Stellen verbleibt.
Hierzu gibt es jedoch auch noch solche Aussagen, denen zufolge Lahiri Baba und
Sri Yukteswar nicht dieselben Methoden praktizierten. Es gibt Quellen die
besagen, dass es sich bei der Technik des Kriya Yogas im Grunde um dieselbe
Methode handelt, die auch im Qui Gong vorhanden ist. Weiter gibt es Angaben,
denen zufolge Sri Yukteswar die chinesische Variante praktizierte, während
Lahiri Baba angeblich die indische Version anwendete. Yogananda soll diesen
Angaben nach in beide Varianten eingeweiht worden sein, doch hauptsächlich die
Variante von Sri Yukteswar praktiziert haben (obwohl er die indische Variante
lehrte). Der Unterschied in beiden Versionen soll ebenfalls der sein, dass man in
der chinesischen Methode bis über den Kopf hinaus geht, also Sahasrara auch
miteinbezieht. Diese Angaben sind jedoch ungeprüft und können bei den derzeit
vorliegenden Informationen auch weder bestätigt noch revidiert werden.
Es gibt jedoch auch Quellen, welche unter der Bezeichnung ‚Sahasrara Kriya' nur
die normal ausgeführte Praxis des Kriyas in seiner Vollendung verstehen. Swami
Pranabananda schrieb in der Einleitung seiner Pranab Gita folgendes:
“Man muss mit Sorgfalt von Chakra zu Chakra hochsteigen bis zu Bhrumadhya (dem
Zentrum zwischen den Augenbrauen). Dies wird erreicht durch das kontrollieren
und balancieren der Lebensenergie innerhalb von Sushumna (Hauptenergiekanal),
mit Hilfe des Brahma Mantra (Pranav). Anschließend kann man durch den göttlichen
Rausch (eine der Nachwirkungen von Kriya), ohne jegliche Anstrengung, in
Brahmarandhra eintreten, am höchsten Punkt des Gehirns.“
Auch gibt es Aussagen, denen zufolge Yogananda selbst bzw. die SRF Änderungen an
den Techniken vorgenommen hätte. Ein bekannter Fall einer solchen Ungereimtheit
ist der, das in Yoganandas Autobiografie, im Kapitel über den Kriya Yoga, die
Aussage zu finden ist, das die Lebensenergie im Kreis um die Wirbelsäule bewegt
wird. In den Lehrbriefen findet man jedoch, dass die Lebensenergie in einer Linie
auf und ab bewegt wird. Bei unseren Nachforschungen sind wir auch auf Aussagen
gestoßen, welche behaupten, dass Yogananda noch kurz vor seinem Mahasamadhi in
Kontakt mit Babaji stand von welchem er Modifikationen in der Ausführung
erhalten haben soll. Dies zu überprüfen ist unseres Erachtens jedoch nahezu
unmöglich, es sei denn Babaji gibt irgendwann eine Stellungnahme dazu ab. Im
allgemeinen können wir jedoch, so bin ich jedenfalls zu meiner persönlichen
Überzeugung gekommen, den Lehrbriefen des SRF sehr wohl vertrauen, selbst wenn
vieles modifiziert und geändert wurde in den Inhalten der Schriften von Yogananda, so sind die Grundlegenden Dinge wie eben die Techniken niemals vom SRF
geändert worden, jedoch ist nicht ganz klar, ob nicht Yogananda persönlich
Veränderungen vorgenommen hat - falls dies jedoch der Fall sein sollte, wird er
bestimmt seine Gründe dafür gehabt haben. Im großen und ganzen scheint jedoch,
nach gründlicher Untersuchung, das viele Indizien dafür sprechen, dass Yogananda
persönlich diverse Änderungen und Modifikationen an den Techniken durchgeführt
zu haben, welche aber alle nicht von großer Bedeutung sind bzw. keinerlei
nennbaren Unterschied in den Resultaten ergeben.
Ein wohl wesentlicher Grund dafür, dass Yogananda überhaupt Modifikationen in der
Ausführung der Technik des Kriya Yoga vorgenommen hatte, wird wahrscheinlich
darin liegen, dass zu dieser Zeit, den zwanziger Jahren, so gut wie nichts über
Yoga bekannt war in der westlichen Welt und man allgemein der Überzeugung war,
dass Yoga (worin man hauptsächlich verschiedene Körperübungen implizierte) nur
von Menschen aus der östlichen Hemisphäre praktiziert werden könne und für
Menschen aus dem Westen völlig ungeeignet sei. Swami Vivekananda war zwar
bereits im Jahre 1893 in den Westen gereist, doch bis zum Jahre 1920, in dem
Yogananda in den Westen kam, war die Verbreitung des Yoga und der indischen
Mythologie noch nicht besonders weit fortgeschritten, und erst gegen 1960 herum,
als eine ganze Welle von ‚Gurus' aus Indien den Westen überschwemmte, stieg die
Aufmerksamkeit der Menschen langsam und Yoga wurde langsam etabliert.
Wollen wir nun etwas genauer auf die Methode des ersten Kriya eingehen, und auf
deren Variationen.
Dazu vergleichen wir nun ein paar von den wenigen schriftlichen Aufzeichnungen,
die zur Ausführung des ersten Kriyas existieren. Swami Nityananda Giri
beschreibt die Stufen des ersten Kriya in seinem Buch ‚Kriya Yoga Vijnan'
folgendermaßen (in der rechten Spalte ist der Vergleich von Swami Nityananda's
Anweisungen mit denen von Paramahansa Yogananda):
1. Maha Mudra (Ferse am Perineum/an der Scheide) 2. Nabhi Kriya (OM in Navi Chakra und Manipura Chakra) 3. Pranayama 4. Yoni bzw. Jyoti Mudra (Y.M.=alle Kopföffng. mit den Fingern schl.) |
1. Yogoda Aufladeübungen 2. Hong Sau (Mantra: "ich bin Gott") 3. Om-Technik (Jyoti Mudra) 4. Pranayama (1. Kriya) |
So, was ist nun der Unterschied zwischen beiden
Variationen? Auf den ersten Blick scheinen diese zwei Varianten mehr oder
weniger völlig unterschiedlich zu sein. Bei genauerer Betrachtung jedoch sind
die Unterschiede eher gering. Swami Nityananda beginnt zur Vorbereitung zuerst
mit der Körperübung Maha Mudra um den Körper bzw. den feinstofflichen Körper auf
Kriya vorzubereiten. Es werden teils aber auch noch andere Mudras und Asanas zur
Vorbereitung angewandt. Yogananda entschied sich dazu, nur wenig der
traditionellen Hatha Yoga Übungen miteinzubeziehen – er entwickelte ein eigenes
System von einfachen aber dennoch effizienten Körperübungen.
Nabhi Kriya und Hong Sau sind beides Techniken zur Steigerung der
Konzentrationskraft und obwohl beide Methoden in ihrer Ausführung völlig
unterschiedlich sind, bleib das Resultat hingegen bei beiden dasselbe. Mit Yoni
Mudra bzw. Jyoti Mudra und der Methode der Om-Technik verhält es sich ähnlich.
Das Resultat von beiden läuft auf die Wahrnehmung von Nada bzw. Pranava bei
geschlossenen Ohren hinaus. Der einzige Unterschied dieser zwei Techniken, den
wir feststellen konnten, liegt darin, dass die Stellung der Finger variiert, der
Grund dafür scheint zu sein, dass es ausreichend ist, nur den Tragus und die
Augen zu verschießen um Nada wahrnehmen zu können. Der einzige wirkliche
Unterschied dieser zwei Variationen ist der, dass Swami Nityananda Jyoti Mudra
nach der Praxis von Pranayama ausführt, während Yogananda dies auch als
vorbereitende Methode miteinbezieht.
Hier nun ein kurzer Überblick von originalen und traditionellen
Vorbereitungsübungen zum Kriya Yoga, wir beginnen mit den Methoden, welche
Yogananda in seinen Lehrbriefen beschrieben hat und zusätzlich noch einige
weitere Methoden miteinbeziehen:
· Yogoda Aufladeübungen (neununddreißig, einfach zu praktizierenden Übungen)
· Hong Sau (in anderen Linien ‚So Ham' bzw. ‚Hamsa')
· Om-Technik (dient dazu, den kosmischen Klang des OM (bzw. Amen) wahrzunehmen )
· Maha Mudra (Ferse am Perineum/an der Scheide)
· Yoni Mudra bzw. Jyoti Mudra (Y.M.=alle Kopföffng. mit den Fingern schl.)
· Nabhi bzw. Navi Kriya (OM in Navi Chakra und Manipura Chakra)
· Nada Sadhana (Nada = Klang; hier der Urlaut, aus dem das Universum entstand)
Diese sind alles vorbereitende und zusätzliche Techniken und Übungen für den
Kriya Yoga, von denen es jedoch noch viele mehr gibt, einigen Quellen zufolge
hat Lahiri Baba 108 verschiedene ‚Kriyas' gelehrt. Natürlich werden nicht alle
in allen Linien praktiziert. Der Guru sucht sorgfältig die richtigen Methoden
aus und passt sie auch den jeweiligen Bedürfnissen des Schülers an. Jedoch sind
Konzentrationstechniken und Techniken zur Wahrnehmung von Pranava oder Nada
immer Bestandteil der Vorbereitung auf den Kriya.
Wie dem aber auch immer sei, unsere Empfehlung kann nur die sein, dass ein jeder
diese Techniken, die er vom Guru erhalten hat, genau praktizieren soll, dies ist
der sicherste Weg. Im übrigen sei noch gesagt, dass niemals vergessen werden
sollte, dass eine jede Technik oder Methode niemals mehr als ein Hilfsmittel und
niemals das Ziel sein kann. Die Technik ist nebensächlich, wenn der Wille, das
Vertrauen und die Hingabe da ist. Als Beispiel sei Ramana Maharshi erwähnt, der
niemals einen irdischen Meister hatte und auch keine Einweihungen in geheime
Techniken von solchen erhielt. Und dennoch gilt er, zu Recht, als einer der
größten indischen Heiligen der Neuzeit.
* Swami Sivananda Sarasvati nennt diese Technik jedoch ‚Nabko' oder ‚Nauduki
Mudra' – dies entspricht jedoch mit aller größter Sicherheit der Technik von
‚Nabho Mudra' da die Aussprache differenzieren kann und ‚Nauduki' nicht in den
traditionellen Yoga Überlieferungen als ‚Mudra' verzeichnet ist.
Die Tradition des Kriya Yoga - Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte und Tradition von Kriya Yoga
Die Kriya-Yoga-Technik ist eine ungewöhnliche Technik und die Essenz des von
Lord Shri Krishna in der Bhagavad Gita verkündeten Raja Yoga. Laut Lord Shri
Krishna gab er diesen unsterblichen Yoga persönlich an Vivasvan, den Sonnengott,
weiter, der ihn dann seinem Sohn Manu vermittelte. Manu gab ihn weiter an seinen
Sohn Iksvaku. Indem es auf diese Weise von Vater zu Sohn weitergegeben wurde,
gelangte das Wissen um diesen Yoga zu den Rajarsis, den königlichen Weisen. Im
Laufe der Zeit ging dieses Wissen jedoch mehr oder weniger verloren. Später
lehrte Gott in seiner Verkörperung als Krishna diesen heiligen Yoga Arjuna und
den anderen Pandavas. Yoga war im Grunde für die Selbstverwirklichung von
Menschen während ihres Familienlebens gedacht. Über Jahrhunderte war er das
Mittel zur Verwirklichung Gottes. Die berühmten Weisen wie Vyasa, Vasistha,
Janaka, Valmiki, Parasara übten Kriya Yoga inmitten ihrer familiären
Beschäftigungen und erreichten das göttliche Ziel. Die Bhagavad Gita und auch
Patanjalis philosophische Abhandlungen über den Yoga beschreiben dies
ausführlich.
Im Lauf der Zeit wurde der von Lord Krishna gelehrte Yoga vernachlässigt und
verschwand fast gänzlich. Im gesellschaftlichen Leben Indiens entwickelten sich
chaotische Zustände, da sich die Inder von der alten Tradition des Yoga
abwandten. Als der unsterbliche Babaji Maharaj diesem Yoga eine
wissenschaftliche Ausrichtung gab und ihn als Kriya Yoga für die spirituelle
Erhebung der menschlichen Rasse zur Verfügung stellte, wurde in der Mitte des
19. Jahrhunderts eine neue Ära eingeleitet. Babaji lehrte diesen Yoga Shyama
Charana Lahiri Mahasaya, der in einem vergangenen Leben bereits sein geliebter
Schüler gewesen war. Er beauftragte ihn, diese Technik auch an andere an der
Suche nach Gott Interessierte weiterzugeben. Shyama Charan war ein Familienvater
und arbeitete als leitender Angestellter im öffentlichen Dienst. Babaji Maharaj
erwählte ihn als den besten spirituellen Repräsentanten, um die Technik des
Kriya Yoga unter den Familien Indiens und anderer Länder zu verbreiten.
Viele hinduistische Rituale und Praktiken wie acamanas, die äußere Reinigung des
Körpers, bhuta-shuddhi, die innere Reinigung der fünf Elemente im Körper,
pranayama, Kontrolle des Atems oder der Lebenskraft, und matrkanyas, Erkenntnis
der Gegenwart Gottes in den verschiedenen Teilen des Körpers, stehen mit der
Ausübung von Yoga in Zusammenhang. Solche Übungen sind notwendig, um innerhalb
kürzester Zeit zur Gottesverwirklichung zu gelangen. Solange Gott, der dem
Körper innewohnt, nicht zum Wagenlenker Ariunas wird, dem Symbol für den
Weisheitskörper und Zerstörer der Unwissenheit des Menschen, symbolisiert durch
die Kauravas, kann der Mensch Gott nicht erkennen.
Der wissenschaftliche Kriya Yoga ist eine wundervolle Technik, die sehr einfach
und leicht durchführbar ist und schnelle Resultate zeigt. Mit Hilfe dieser
Technik kann man in kurzer Zeit die tief im Verstand verwurzelten, hinderlichen
Eindrücke (samskaras) seiner zahlreichen vergangenen Leben überwinden und sich
im göttlichen Bewusstsein verankern. Die spirituelle Evolution eines gewöhnlichen
Menschen innerhalb eines Jahres entspricht der spirituellen Weiterentwicklung,
die ein Kriya-Yogi während einer Ein- und Ausatmung in wenigen Augenblicken
erlangt.
Vedische Rituale und Opferzeremonien erzeugen nur spirituelle Entwicklung, Kriya
Yoga hingegen bewirkt gleichzeitige Weiterentwicklung von Körper, Verstand,
Intellekt und Seele. Kriya Yoga ist die Essenz und Synthese aller auf der Welt
gelehrten Yoga-Techniken. Die allgemeine Form von Karma Yoga legt besonderes
Gewicht auf den Dienst an der Menschheit, öffentliche, wohltätige Aktivitäten,
Erziehung, Gesundheitsdienste und andere wertvolle Bemühungen zur Milderung
menschlichen Leidens. Wahres Karma Yoga ist jedoch die Erkenntnis, dass Gott
überall im Körper anwesend ist. Seine Gegenwart wird in jedem Objekt des
Universums wahrgenommen. Welche Arbeit auch immer getan wird, wird von Gott
getan. Prana Karma oder die Zirkulation der Lebenskraft durch den göttlichen
Kanal in der Wirbelsäule, den Yogis als sushumna bekannt, ist die wahre
Aktivität, auf der alle anderen äußeren Aktivitäten beruhen.
Dies verankert schließlich die Aufmerksamkeit des Sadhaka (Schüler) in Sahasrara
(Kronenchakra) und Kutastha (Identifikation mit dem Brahman) und führt zur
Gottesverwirklichung, die eine innere Sekretion eines bestimmten Lebenssaftes
aus den Drüsen mit sich bringt. Diese Sekretion hat eine berauschende Wirkung,
die dem Verstand hilft, völlige Auflösung in Gedanken und Erkenntnis Gottes zu
erlangen.
Anders als Raja Yoga, der auch auf Atemkontrolle beruht, verlangt Kriya Yoga
kein langes Anhalten des Atems und kein unangenehmes Verschließen der
Nasenlöcher. In Hatha Yoga werden viele asanas und bandhas, körperliche
Yoga-Übungen und bestimmte Stellungen geübt. Von all diesen hat Kriya Yoga
einige essentielle Yoga-Stellungen übernommen, besonders die Yoga-Übung
mahamudra, die von großen Yogis als Allheilmittel gepriesen wird. So zeigt Kriya
Yoga eine enge Verbindung zu allen wesentlichen und wichtigen Charakteristika
der verschiedenen indischen Yoga-Methoden.
Shri Yukteswarji kam in einem entscheidenden Moment zur Welt. Der Zeitpunkt
seiner Geburt war gut gewählt, da die Zeit zu weiterer Verbreitung von Kriya
Yoga reif war. Er wählte Puri, eine am Meer gelegene Stadt im indischen Staat
Orissa und Stadt des Tempels von Lord Jagannath, zum Mittelpunkt seines Kriya
Yoga sadhana. Puri, die Stadt Jagannaths, des Herrn des Universums, ist einer
der geeignetsten Orte für spirituelle Übung und schnelle Gottesverwirklichung.
Shri Yukteswarjis dortiger ashrama, Karar Ashram genannt, wurde ein aktives
Zentrum von Kriya Yoga und dessen weiterer Verbreitung. Er bewährte sich als
spirituelles Laboratorium für die Entdeckung der höchsten Wahrheit. So wie ein
Wissenschaftler seine ganze Kraft einsetzt, um die Geheimnisse der Natur und
ihre physikalischen Gesetze zu entschlüsseln, widmen sich die Aspiranten hier
dem Erkennen der untrennbaren Verbindung zwischen dem Selbst und dem Göttlichen.
Während der letzten siebzig Jahre wurde die Tradition bewahrt. Unzählige Schüler
aus allen Teilen der Welt machten unter der praxisbezogenen Führung von Gurus,
deren Unterweisungen auf den Lehren Shri Yukteswarjis und Paramahamsa
Yoganandajis beruhen, beträchtliche Fortschritte in ihrer spirituellen
Entwicklung. Shri Yukteswarji liebte diesen Ashram sehr und wählte ihn als Ort
für seinen mahasamadhi. Sein geliebter Schüler Paramahamsa Yoganandaji wurde von
ihm sehr inspiriert und eröffnete mit seinem Segen und seiner Führung mehrere
Kriya-Yoga-Zentren in Indien und anderen Ländern. Obwohl Paramahamsa Yoganandaji
die meiste Zeit außerhalb Indiens verbrachte, riss seine spirituelle Verbindung
zu seinem Guru und seinem geliebten Ashram jedoch nie ab. Daher war dieser Ort
das eigentliche Mutterzentrum aller Kriya-Yoga-Aktivitäten von Shri Yukteswarji
und seinen Schülern.
(aus 'Kriya Yoga' von Paramahamsa Hariharananda)
Den alten Überlieferungen zufolge lehrte also Ishvara selbst die Technik des Kriya
Yoga bereits von Urzeiten an, um
allen Wesen die Möglichkeit zu geben, sich aus den Fängen der kosmischen
Illusion zu befreien. In der Bhagavad Gita wird
der Kriya beschrieben als "rajavidya rajaguhyam" - das Königswissen, das
Königs-Geheimnis (oder die Weisheit aller Weisheiten , das Geheimnis aller
Geheimnisse) [Bhagavad Gita 9;2].
Weiters erklärt die Gita in Kapitel 4;1, das die Technik des Kriyas ursprünglich
von Viviashvan, dem Sonnengott, an seinen Sohn Manu weitergegeben wurde. Manu
ist in der indischen Mythologie etwa gleichbedeutend mit dem christlichen Adam
der Bibel. Er gab die Technik weiter an seinen Sohn Iksvaku, den Gründer der
ersten Königsdynastie des alten Indien, Krishna übergab die Technik Arjuna, und
so wurde der Kriya Yoga von Generation an Generation weitergegeben, vom Vater an
den Sohn, vom Guru an den Schüler. Im Laufe der Zeit jedoch, und durch die
verschiedenen Wandlungen der Menschen, geriet diese Technik zu verschiedenen
Perioden wieder in Vergessenheit. Den Überlieferungen zufolge gab der Herr
jedoch das Versprechen, immer dann, wenn die Dunkelheit im Geiste der Menschen
wieder an Überhand zu gewinnen beginnt, in Gestalt eines Avatares zurückzukehren
um seine Lehren wieder und wieder zu lehren, auf das die Menschen irgendwann
wieder zurück zu ihrem wahren Selbst finden.
Wie dem auch sei, es zeugen nicht nur die alten Schriften Indiens davon, dass die
Technik des Kriya Yogas und dessen Tradition weit in der Geschichte
zurückreicht, es gibt auf der ganzen Welt Hinweise und Belege verschiedener
Traditionen und Kulturen, das diese Methode, unter unterschiedlichen Namen,
weite Verbreitung findet. So wird im chinesischen Qi Gong eine beinahe
identische Methode angewandt und selbst in orthodoxen ostchristlichen Kirchen
findet man ähnliche Praktiken wie die des Kriya Yoga.
Yeshua ben Joseph, besser bekannt als Jesus Christus oder Jesus von
Nazareth, war ein solcher Avatar, ebenso wie
Babaji,
Buddha, Rama oder Krishna. Sie erschienen stets in kritischen Phasen der
Entwicklung der Menschheit und sie werden wieder erscheinen. So kam Siddharta
Gautama und lehrte das, was man später als Buddhismus bezeichnete, und seine
Lehre verbreitete sich zum einen Zeitpunkt um an einem anderen wieder in
Vergessenheit zu geraten. Dann erschien Adi Shankara, um das ursprüngliche
Dharma wieder zu verbreiten, aber nicht lange dauerte es, bis auch die Lehren
dieses Avatares wieder vergessen waren. Jedoch geschah solches nicht nur in
Asien, sondern überall in der Welt und bei einer Unzahl verschiedener Wesen,
denn dies ist lila, Gottes Spiel.
Interessant hier zu erwähnen wäre noch, dass das Erscheinen von Avataren in den
letzten hundert, hundertfünfzig Jahren zwar merklich zugenommen hat, seit einigen
Jahren aber wieder allmählich stark abzunehmen scheint, und nun, nach dem
Mahasamadhi von
Paramhansa
Hariharananda, ist die Zahl der in der Öffentlichkeit arbeitenden Avatare
beinahe bei Null angelangt...
Vorbereitende Techniken - Inhaltsverzeichnis
Hier wollen wir nun eine kleine Auswahl aus der
Vielzahl von vorbereitenden Techniken und zusätzlichen Übungen rund um Kriya
Yoga zusammenstellen. Neben den bekannten Konzentrationstechniken wollen wir
auch Asanas und andere Körperübungen miteinbeziehen. Wir hoffen, dass jeder eine
für ihn angemessene Methode hier zu finden vermag. Falls irgendwelche Fragen
oder sonstige Anliegen bezüglich der Techniken und Übungen auftauchen sollten,
könnt ihr uns natürlich jederzeit schreiben.
Einführung in eine spezielle Technik der Konzentration (Hong-Sau)
Teil I - DIE KUNST DER KONZENTRATION UND MEDITATION -
Inhaltsverzeichnis
Wenn man über die Begriffe Meditation und »Konzentration« redet oder schreibt,
verwechselt man sie zuweilen miteinander. In der Lehre des Kriya unterscheiden
wir diese wie folgt:
Konzentration ist die Fähigkeit, den Geist auf irgendeinen Gedankengang zu
richten.
Meditation ist jene Art der Konzentration, die nur darauf ausgerichtet ist, Gott
zu erkennen.
In dieser Einführung in eine spezielle Technik der Konzentration mit dem Namen
Hong-So oder Hong-Sau, welche von Paramhansa Yogananda gelehrt wurde, werden die
Begriffe »meditieren« und »Meditation« öfters im erweiterten Sinne angewandt,
was bedeutet, dass der Schüler sich bemüht, den Geist zu beruhigen und sich ganz
und gar auf Gott zu konzentrieren. Das sind Verallgemeinerungen. Der Schüler,
der diese Anweisungen studiert, wird sich allmählich folgende Differenzierungen
in Bezug auf diese Begriffe einprägen:
Wahre Konzentration bedeutet, den Geist voll und ganz auf nur einen Gedanken zu
richten, und zwar durch bestimmte wissenschaftliche Methoden.
Wahre Meditation bedeutet, den auf wissenschaftliche Weise konzentrierten Geist
nur auf Gott zu richten, und zwar durch bestimmte geistige Techniken.
Die Hong-So-Technik der Konzentration, die später hier genauer erläutert wird,
wird euch helfen, diese vollkommene Konzentration zu erlangen, denn sie ist eine
Voraussetzung für die wahre Meditation. Getreuliches Üben wird euch bald höhere
Wahrnehmungen vermitteln, so dass ihr in immer größerem Maße göttlichen Frieden
und göttliche Freude erlebt.
Die OM-Technik oder Yoni bzw. Jyoti Mudra der Meditation, ermöglicht es euch
zusätzlich, euren durch Hong-So vorbereiteten Geist auf eine bestimmte
Ausdrucksform Gottes zu richten - auf OM, den Kosmischen Laut des Heiligen
Geistes; und auf diese Weise könnt ihr die Gegenwart Gottes in eurem Innern und
in der ganzen Schöpfung wahrnehmen.
Jede Tätigkeit erfordert Konzentration, und keine wichtige Handlung kann ohne
tiefe Konzentration gelingen. Geschäftsleute, Künstler und Studenten (um nur
einige Beispiele zu nennen) sowie geistige Sucher müssen die Kunst beherrschen,
all ihre Kraft und Aufmerksamkeit auf jeweils einen Gegenstand zu richten, wenn
sie in ihrem Beruf Erfolg haben wollen. Konzentration besteht zunächst im
Zurückziehen der Aufmerksamkeit von den Gegenständen der Zerstreuung und im
Hinlenken dieser freigewordenen Aufmerksamkeit auf jeweils nur einen Gegenstand.
Der primäre Faktor in der Konzentration besteht im Zurückziehen der
Aufmerksamkeit von allen Gegenständen der Zerstreuung.
Um beste Ergebnisse mit den Konzentrations- und Meditationsübungen zu erzielen,
muss man vor allem auf seine Umgebung achten. Es gibt zwei Arten von Umgebung:
die innere und die äußere.
Die äußere Umgebung vor und während der Konzentrationsübungen ist physischer Art
(laut, leise usw.) . Die innere Umgebung ist der eigene Geisteszustand
(zerstreut oder friedlich).
Man kann auch dann noch ruhelos sein, wenn man sich an einem ruhigen Ort
befindet und der Körper regungslos und entspannt ist. Deshalb ist es wichtig,
dass ihr euch zuerst innerlich beruhigt, ganz gleich, ob die äußeren Bedingungen
günstig sind oder nicht, denn sonst könnt ihr euch nicht richtig konzentrieren.
Ein ruhiger Ort erleichtert es einem natürlich, innere Stille zu erlangen, doch
wenn ihr euch fest vornehmt, innerlich unberührt von dem euch umgebenden Tumult
zu bleiben, wird euch das auch gelingen. Gebt also eure Konzentrations- und
Meditationsversuche nicht etwa auf, weil ihr keinen stillen Platz finden könnt!
Eine ruhige Geistesverfassung ist der beste Altar für die Konzentration und
Meditation.
MEDITATION IST DER WEG ZU GOTT
Um innerlich und äußerlich ein wirklich glückliches Leben führen zu können,
müsst
ihr von der gottgegebenen Kraft der Konzentration Gebrauch machen und das
verlorene Ebenbild Gottes in euch wachrufen. Nur dann könnt ihr das Rätsel des
Lebens lösen und euer Schicksal meistern. Durch die Kunst der Meditation und
regelmäßige Anwendung der wissenschaftlich-geistigen Gesetze kann man jene
göttliche Glückseligkeit, die Gott ist, tatsächlich erleben. Der Physiker macht
von Gottes Gesetzen Gebrauch, um die Geheimnisse der Natur zu erforschen; und
der geistige Wissenschaftler sollte wissen, wie er seine gottgegebenen Kräfte
der Konzentration, Meditation und Intuition anwenden kann, um die Geheimnisse
des GEISTES zu erforschen.
MEDITATION UND TÄTIGKEIT
Die Suche nach Gott befreit uns nicht - wie manche annehmen - von den
verschiedenen körperlichen, geistigen und seelischen Pflichten, die uns in
diesem Leben übertragen werden; auch sollte die Gottsuche nicht als
Entschuldigung gelten, unsere anderen Aufgaben zu vernachlässigen. Um seine
irdischen Pflichten besser erfüllen zu können, muss der geistige Sucher
meditieren lernen; dann kann er das Dunkel der Unwissenheit, Schwäche und
Krankheit aus dem Tempel seines Lebens vertreiben und den vollkommenen Gott
darin wiederfinden.
WANN UND WO MAN MEDITIEREN SOLL
So wie das Wohnzimmer eine Atmosphäre der Geselligkeit schafft, das Badezimmer
eine Atmosphäre der Säuberung, das Schlafzimmer eine Atmosphäre des Ruhens und
die Bibliothek eine solche des Lesens, so schafft ein kleiner Platz, der nur zur
Meditation dient, eine Atmosphäre der Stille. Ein kleines Zimmer mit einem oder
mehreren Fenstern, eine kleine Kammer mit offener Tür, eine abgeschirmte Ecke,
ein Zimmer, das weder zu warm noch zu kalt ist, oder im Sommer ein Platz im
Gebirge oder im Wald - all diese sind für die Meditation geeignet. Selbst wenn
ihr im Auto oder Zug sitzt oder mit anderen ein Schlafzimmer teilen müsst, könnt
ihr vorgeben zu schlafen und derweil üben.
Wenn möglich, sucht euch einen ruhigen Platz aus - ein kleines Zimmer oder eine
abgeschirmte Ecke. Stellt euch dort einen kleinen Tisch auf und davor einen
geraden Stuhl ohne Armlehne, der nach Osten gerichtet ist. Das ist euer Asan,
euer Meditationsplatz. Dann legt eine Wolldecke über den Stuhl, die auch die
Rückenlehne bedeckt und bis unter die Füße reicht. Die Decke kann, falls
gewünscht, noch mit einem Seidentuch bedeckt werden. Wolle und Seide isolieren
den Körper gegen Erdstrahlen, damit diese nicht den Lebensstrom und das
Bewusstsein daran hindern, sich durch die Rückenmarkszentren auf die höheren
göttlichen Bewusstseinszentren im Gehirn zuzubewegen.
Meditiert auf jeden Fall früh am Morgen und abends vor dem Schlafengehen, weil
zu diesen Zeiten gewisse wichtige Veränderungen im Körper vor sich gehen, die
man sich nutzbar machen kann. Am Morgen, wenn der Körper noch ruhig und vom
Schlaf erfrischt ist und seine Tätigkeit beginnt, scheidet er Toxine aus. Nachts
ist der Körper wieder entspannt, so dass man die Lebenskraft leicht von den
Sinnesnerven in die Zentren des Gehirns zurückziehen und auf Gott richten kann.
Betäubt euch nicht mit zuviel Schlaf, denn dadurch verliert ihr an Vitalität.
Sechs Stunden Schlaf sind reichlich für die meisten Erwachsenen. Nehmt euch vor,
morgens um 5.30 Uhr aufzuwachen, und meditiert dann. Das ist eine günstige Zeit,
weil es im Haus und in der Nachbarschaft gewöhnlich noch ruhig ist. Auch vom
metaphysischen Standpunkt aus ist diese Zeit gut, weil die Strahlen und
Schwingungen der Morgendämmerung belebend wirken, so dass sich der Geist leichter
erheben kann. Abends meditiert von 21 - 22 Uhr oder von 22 - 23 oder von 22 -
23.30 Uhr. Wenn alle anderen ruhig schlafen, bleibt ihr noch in Gott wach.
Je mehr Zucker man in ein Glas Wasser gibt, um so süßer wird es. Und je länger
und intensiver ihr meditiert, um so schnellere geistige Fortschritte werdet ihr
machen. An Sonn- und Feiertagen oder an arbeitsfreien Tagen meditiert morgens
von 6 - 9 Uhr und abends von 21 - 24 Uhr. Merkt euch: Je länger und intensiver
ihr übt, um so schneller werdet ihr die ersehnte, freudige Verbindung mit dem
schweigenden Gott erreichen. Intensität besteht darin, dass ihr jede heutige
Meditation tiefer gestaltet als die gestrige und jede morgige tiefer' als die
heutige.
VIER INEINANDERWIRKENDE KRÄFTE
Selbst der Anfänger auf dem geistigen Weg sollte bei seinen
Konzentrationsübungen die Beziehung zwischen Atem und Lebenskraft, Geist und
Zeugungsflüssigkeit (Geschlechtskraft) kennen. Herrschaft über diese vier
körperlichen Kräfte bringt einem schnelle geistige Ergebnisse ohne irgendwelche
Rückfälle oder Hindernisse. Selbst wenn der geistige Schüler nur einen einzigen
dieser vier körperlichen Faktoren unter seine Herrschaft bringt, kann er gute
Konzentration erlangen. So kann man z.B. durch strikte geschlechtliche
Enthaltsamkeit große Konzentrationskraft entwickeln.
Der ausgeglichene Weg der Selbst-Verwirklichung besteht jedoch darin, aufgrund
bestimmter Übungen und Grundsätze gleichzeitig Herrschaft über Atem,
Lebenskraft, Geist und Geschlechtskraft zu erlangen. Aus diesem Grunde sollte
der geistige Sucher bestimmte Atemübungen und Techniken (die zur Beherrschung
der Energie in den sensorisch motorischen Nerven führen) sowie geistige
Meditationsmethoden anwenden und sich nach den Grundsätzen der Enthaltsamkeit
richten, die ihn innerlich ruhig machen. (Eheleute sollten Mäßigkeit bewahren.)
Schüler, die zwar regelmäßig meditieren, sich aber nicht bemühen, den ruhelosen
Atem zu verlangsamen oder die Lebens- und Geschlechtskraft unter ihre Herrschaft
zu bringen, haben oft mit unüberwindlichen Schwierigkeiten auf dem geistigen Weg
zu kämpfen.
Menschen, deren Lebenskraft ruhelos ist, sind nervös und halten den Körper in
ständiger Bewegung. Dann werden auch Geist, Geschlechtskraft und Atem ruhelos.
Wer aber durch geistige Übungen und Meditation Herrschaft über seine Lebenskraft
erlangt und innerlich ruhig wird, hat auch Geist und Geschlechtskraft in seiner
Gewalt.
Ist der Atem ruhelos, wie z.B. beim Laufen, werden Lebenskraft, Geist und
Geschlechtskraft ebenfalls ruhelos. Wenn andererseits der Atem durch das Üben
dieser Technik beruhigt wird und regelmäßig fließt, hat man auch Herrschaft über
die Lebenskraft, den Geist und die sexuellen Triebe. Wenn aber der Geist ruhelos
ist, wird auch die Lebenskraft aufgrund von Nervosität und körperlichen
Begierden ruhelos. Innere Ruhe erreicht man gewöhnlich durch ruhige Nerven,
Herrschaft über die körperliche Energie und ein ausgeglichenes, sittliches
Leben. Geht einem jedoch aufgrund eines ausschweifenden Lebens auf körperlicher
Ebene viel Lebenskraft verloren, führt dies zu geistiger Unzufriedenheit,
Melancholie, Launenhaftigkeit, Nervosität und schwerem unruhigem Atmen.
Durch richtige Atemübungen und Atembeherrschung kann man einen Zustand tiefer
Konzentration erreichen. Herrschaft über die Lebenskraft in den sensorisch
motorischen Nerven - Pranayama - bedeutet, dass man die Ströme von den Sinnen
zurückziehen und dadurch verhindern kann, dass die störenden Sinneswahrnehmungen
das Gehirn erreichen; und dadurch wird wiederum der Geist beruhigt. Durch
geistige Konzentration und Selbstbeherrschung, wozu einem die Meditation
verhilft, werden Atem und Lebenskraft automatisch beruhigt, und man erlangt
innere Festigkeit.
Ein echter geistiger Lehrer weiß, dass die sicherste, schnellste und beste
geistige Methode für den Anfänger darin besteht, diese vier körperlichen Kräfte
miteinander in Einklang zu bringen. Manche Leute machen Atemübungen, ohne deren
geistige Bedeutung zu verstehen. Sie können zu guten Athleten werden und ihre
Lunge kräftigen, doch das ist auch alles. Andere versuchen, Gott durch
Beherrschung der körperlichen Lebenskraft näherzukommen. Doch da sie die
göttliche Bedeutung der astralen Technik - Pranayama - aus den Augen verlieren,
finden sie an gewissen mentalen und astralen Erlebnissen Befriedigung und
vergessen Gott darüber ganz. Andere wieder versuchen, Gott allein durch
verstandesmäßige Meditation und Vorstellungskraft zu erkennen. Meistens haben
sie dann falsche Visionen und lassen sich von ihren unterbewusst hervorgerufenen
Halluzinationen beeindrucken, die nichts anderes als Trugbilder ihrer eigenen
Phantasie sind.
Deshalb ist eine einseitige Entwicklung, die sich nur auf eine dieser Kräfte
richtet, oft mit großen Schwierigkeiten verbunden. Doch eine ausgeglichene,
harmonische Entwicklung zur Beherrschung von Atem, Lebensenergie, Geist und
sexuellen Trieben bringt dem geistigen Schüler schnelle Erfolge und echte
Fortschritte.
DIE RICHTIGE KONZENTRATIONSMETHODE
Die Konzentrationstechnik der Selbst-Verwirklichung ist unvergleichlich in ihrer
Wirkung, denn sie lehrt den Schüler, die Kraft seines menschlichen Geistes mit
dem hochkonzentrierten Bewusstsein Gottes zu verstärken. Jeder kann aus dieser
wissenschaftlichen Methode der Selbst-Verwirklichung Nutzen ziehen, denn sie
führt dazu, die Konzentration auf Gott zu richten und den Geist ganz mit Gott zu
erfüllen: die viel beschäftigte Hausfrau, der sorgenvolle Geschäftsführer, der
geistig Ruhelose, dessen unbeherrschte Gedanken ihn zu einem Hampelmann machen,
der fromme Kirchgänger, der nach tieferer Erkenntnis strebt, und der echte
geistige Sucher - der Yogi.
Gott antwortet auf die Gebete all Seiner Kinder, und zwar durch die Stimme des
Schweigens und Friedens. Doch wird Seine Stimme meist durch die groben
Sinneswahrnehmungen (Tastsinn, Geruch, Geschmack, Gehör und Gesicht) sowie durch
den Tumult der Gedanken, Gefühlserregungen und Erinnerungen übertönt. Wenn Gott
sieht, dass die Aufmerksamkeit Seiner Kinder auf ruhelose Empfindungen gerichtet
und die Telefonzentrale ihrer Sinne wegen laufender »Anrufe« aus der Außenwelt
besetzt ist, zieht Er sich schweigend zurück.
Gott wendet sich traurig ab, wenn Er sieht, dass Sein Tempel der Konzentration
von den Geldwechslern materieller Begierden und Gefühle zum lauten Marktplatz
gemacht wird. Dann muss der christusähnliche Guru (die Intuition) mit der Geißel
der Selbstbeherrschung kommen, um die materiellen, ruhelosen Gedanken
auszutreiben und den Tempel der Konzentration in einen Tempel des Schweigens zu
verwandeln.
Manchen Menschen, die sich in erster Linie darum bemühen, wohlhabend zu werden,
genügt es, sich auf materiellen Erfolg zu konzentrieren, während sie den
Hilferufen ihrer Mitmenschen gegenüber taub bleiben. Doch wer höchste göttliche
Konzentration besitzt, wünscht sich nur dann Erfolg, wenn auch andere dadurch
gewinnen können. Er versucht, all seine Tätigkeit zu vergeistigen, indem er
anderen Menschen dient, und findet sein höchstes Glück darin, andere glücklich
zu machen.
WEGWEISENDE GEDANKEN
Verhaltet euch anderen Menschen gegenüber immer ausgeglichen. Ein ruhiger Mensch
nimmt seine Umgebung mit all seinen Sinnen wahr. Ein ruheloser Mensch dagegen
bemerkt nichts, gerät deshalb mit sich und seiner Umwelt in Schwierigkeiten und
missversteht alles. Ein ruhiger Mensch ist geistesgegenwärtig und hat immer ein
harmonisches Verhältnis zu anderen; er ist glücklich und verliert nie seine
Ruhe. Lasst euch nie zur Ruhelosigkeit verleiten. Konzentriert euch tief auf jede
eurer Handlungen.
Viele Leute denken, dass man nur ruhelos oder langsam arbeiten könne. Doch dem
ist nicht so. Wer ruhig bleibt und sich tief konzentriert, kann all seine
Aufgaben im richtigen Tempo erfüllen. Die Kunst richtiger Tätigkeit besteht
darin, sowohl langsam als auch schnell arbeiten zu können, ohne seinen inneren
Frieden zu verlieren. Man muss sich immer in der Gewalt haben und in Frieden
arbeiten können, ohne sein inneres Gleichgewicht zu verlieren.
Das bedeutet nicht, dass ihr nur kurze Zeit ruhig sein sollt und eure Gedanken
danach wieder wild umhertanzen lasst. Wer an einem Tag lange meditiert und dann
mehrere Tage hintereinander gar nicht, wird keinen Erfolg auf dem geistigen Weg
haben. Wer aber regelmäßig meditiert und den ganzen Tag lang an der Nachwirkung
seiner Meditation festhält, wird bald göttliche Freude fühlen und das Kosmische
Bewusstsein erreichen. Es gibt Tausende von Menschen, die materiell gesinnt sind
und dies auch durch ihre Bewegungen verraten. Sie sind in Bewegung gesetzte
Materie. Tut es ihnen nicht gleich! Bemüht euch um innere Ruhe und
Ausgeglichenheit.
WAS MAN UNTER KONZENTRATION VERSTEHT
Der große Hindu-Weise Patanjali sagte, Vereinigung mit Gott wird dadurch
erreicht, dass man alle ruhelosen Wellen der Gedanken und Wünsche im menschlichen
Bewusstsein neutralisiert. Bildhaft kann man es sich so vorstellen: Wenn der Wind
die Oberfläche des Sees kräuselt, erscheint das Spiegelbild des Mondes verzerrt.
Sobald der Wind jedoch nachlässt, glätten sich die Wellen, so dass man das klare,
unverzerrte Spiegelbild des Mondes erkennt. Genauso wie sich der eine Mond in
Millionen Seen widerspiegeln kann, so spiegelt sich auch Gott im See von
Myriaden menschlicher Wesen als Seele wider. Wenn aber der Sturm des Atems und
der geistigen Ruhelosigkeit den See menschlicher Aufmerksamkeit mit Gefühlen und
Gedanken aufrührt, spiegelt sich das Bild Gottes entstellt darin wider.
Wenn man diese Konzentrationstechnik richtig übt, wird das Herz und dadurch auch
der Atem beruhigt. Dann legen sich die Wellen der Gefühle und ruhelosen Gedanken
auf dem See menschlicher Aufmerksamkeit, so dass das unverzerrte Spiegelbild der
Seele in Erscheinung tritt. Patanjali betont besonders den passiven Aspekt der
Konzentration: dass unsere Aufmerksamkeit, sobald sie von den Gegenständen der
Zerstreuung zurückgezogen wird, die Seele enthüllt - genauso als wenn man seine
Hand von einer Scheinwerferlinse zurückzieht, so dass die Dinge, die bisher im
Dunkel lagen, enthüllt werden.
Jesus sprach: »So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und
wirf ihn von dir. Es ist besser, dass du zum Leben lahm oder als ein Krüppel
eingehst, denn dass du zwei Hände oder zwei Füße habest und werdest in das ewige
Feuer geworfen. Und so dich dein Auge ärgert, reiß es aus ... « (Mat. 18, 8.9)
Diese Worte sind eine biblische Definition der Konzentration. Jesus wollte zum
Ausdruck bringen, dass jeder Gottsucher wissen müsse, wie er sich konzentrieren
und alle Ablenkungen durch die Sinne wie z.B. den Tastsinn (»deine Hand«) oder
das Gesicht (»dein Auge«) abschalten kann. Der Gottsucher muss wissen, wie er
seine Sinne beruhigen, d.h. das Bewusstsein von ihnen lösen kann, und wie er die
Lebenskraft von den sensorisch-motorischen Nerven, welche die störenden
Empfindungen weiterleiten, zurückziehen kann. Dann wird er erfahren, was es
bedeutet, in das ewige Leben, in die ewig bewusste, ewig bestehende, ewig neue
Glückseligkeit der Seele einzugehen. Die Lebenskraft in den Nerven hält die
Seele mit den Sinnesbotschaften der Augen, Ohren, Hände usw. beschäftigt; doch
wenn die Lebenskraft von den Augen »gerissen« und von den Händen sowie dem
ganzen körperlichen Bewusstsein »abgehauen« wird ' dann wird die Aufmerksamkeit
von den ablenkenden Sinnesbotschaften befreit. Dann erkennt die Seele ihr
göttliches Wesen. Und dann erst ist der Zustand vollkommener Konzentration
erreicht.
Nachstehend eine klare psychologische und wissenschaftliche Definition des
Begriffes Konzentration:
Konzentration ist jene Kraft, durch die man seine Aufmerksamkeit von den
Gegenständen der Zerstreuung zurückziehen und sie jeweils und jederzeit auf nur
einen Gegenstand oder Gedanken richten kann.
Wenn die Aufmerksamkeit frei von nichtigen Ablenkungen wird, kann man sie
positiv verwerten, d.h., man kann ihre Strahlen auf jedwedes Problem oder auf
Gott richten. Es ist richtig zu sagen, dass jemand sich auf seine Arbeit - oder
auf Gott konzentriert. Aber man kann nicht sagen: »Er meditiert über Geld.«
Meditation ist jene besondere Art der Konzentration, die einzig und allein dazu
dient, Gott zu erkennen.
Viele Schüler bemühen sich vergebens zu meditieren oder an Gott zu denken, denn
sie lassen sich weiterhin von ruhelosen Gedanken hypnotisieren und können ihre
Umgebung nicht vergessen. Wer die richtigen Ergebnisse erzielen will, muss
lernen, seine Aufmerksamkeit von ablenkenden Gedanken und Empfindungen
freizumachen und auf Gott zu richten. Meditation ist nicht eher möglich, als bis
man die Kunst der Konzentration beherrscht. Alles Beten und Singen wird zu einer
Farce, wenn man nicht von den positiven und negativen Faktoren der Konzentration
und Meditation Gebrauch macht.
Jeder, der auf seinem Fachgebiet Erfolg haben will, muss die Kunst der
Konzentration beherrschen. Niemand kann sich tief auf Gott, Kunst, Beruf oder
andere Dinge konzentrieren, ohne zunächst seine Aufmerksamkeit von allen äußeren
und inneren Ablenkungen frei zu machen. Daher ist eine wissenschaftliche
Technik, welche die Aufmerksamkeit von den Gegenständen der Zerstreuung
zurückzieht, das einzige Mittel, Erfolge zu erzielen. Wie hoffnungslos ist es
dagegen für die Hausfrau, den Geschäftsmann oder den geistigen Sucher, sich
durch die allgemein übliche Methode geistiger Ablenkung konzentrieren zu wollen.
Der Schüler, der lernen will, sich richtig zu konzentrieren, muss sich zuerst
über die beiden folgenden Punkte im klaren sein:
1. Was die Gegenstände der Zerstreuung sind
2. Wie man die Aufmerksamkeit durch wissenschaftliche Methoden von ihnen
zurückziehen kann.
Viele Menschen sind der Meinung, dass das Beten die Konzentration ersetze. Das
ist aber nur dann der Fall, wenn das Gesetz des Betens befolgt wird. Die meisten
Menschen jedoch, die mit Gott in Verbindung treten wollen, tun dies auf
unwissenschaftliche Weise – entweder durch blinde Hingabe oder intellektuelles
Forschen - und bleiben daher erfolglos. Wenn das Gebet jedoch intensiv ist, löst
sich die Aufmerksamkeit ganz von selbst von den Gegenständen der Zerstreuung und
richtet sich auf Gott allein; wenn das der Fall ist, besitzt man bereits tiefe
Konzentration. Das Gottesdienstprogramm der meisten Kirchen jedoch besteht
hauptsächlich aus zeremoniellen Handlungen, Gesang und Predigten, so dass der
Aufmerksamkeit keine Gelegenheit gegeben wird, sich tief in Gott zu versenken.
Gott offenbart sich weder den intellektuell Geschulten noch den gefühlvollen
Schwärmern, die nicht fähig sind, klar und vernünftig zu denken. Er offenbart
sich aber denen, die Ihn »wie die Kindlein« aus tiefstem Herzen und mit ganzer
Aufmerksamkeit anbeten.
»Doch den Gesegneten, die Mich verehren, die festen Geistes sind und niemals
wankend werden, bring' ich vom Jenseits die Gewissheit höchster Seligkeit.«
(Bhagavad-Gita)
Gott wird in alle Kirchen und Tempel kommen, wenn Er dort offene Herzen findet,
die Ihn mit echter seelischer Empfänglichkeit und konzentrierter Meditation
willkommen heißen. Gott lässt sich niemals durch die Zahl der Gläubigen, den
Reichtum der Kirche oder wohlgeplante Predigten beeindrucken. Er sucht nur den
Altar solcher Herzen auf, die mit den Tränen der Hingabe gereinigt und von
echter Liebe erleuchtet sind.
Teil II - VIER BEWUSSTSEINSSTADIEN -
Inhaltsverzeichnis
Das erste Bewusstseinsstadium besteht in der völligen Identifizierung des Ichs
mit persönlichem Wohlergehen sowie materieller und körperlicher Befriedigung.
Ein solcher Mensch bemüht sich nie, die Kraft, die hinter seinem eigenen Gehirn
verborgen liegt und ohne die keine erfolgreiche oder erfreuliche Tätigkeit
möglich ist, zu verstehen.
Der zweite Zustand ist dann erreicht, wenn man durch gelegentliche Konzentration
auf höhere Dinge versucht, sich ab und zu von den Sinnen zu lösen, die einen
sonst ständig in Anspruch nehmen.
Der dritte Zustand wird durch tiefere Konzentration erreicht. Dann gelangt der
Yogi an den Punkt, wo er einen Einblick in die innere Welt der Glückseligkeit
gewinnt; dann halten sich seine geistigen und materiellen Neigungen aufgrund
seiner steten Bemühungen in der Konzentration und durch die Gewohnheit, in die
Stille zu gehen, die Waage.
Der vierte Zustand tritt dann ein, wenn sich das Bewusstsein völlig mit dem
einzig Guten oder Gott identifiziert und der Yogi über die gegensätzlichen
Stadien von Gut und Böse hinausgelangt ist. Wenn der Yogi in Gott erwacht, sieht
er die Träume der gegensätzlichen Zustände von Gut und Böse entschwinden,
genauso wie sich die traurigen oder freudigen Traumerlebnisse von Krankheit und
Gesundheit, Enttäuschung und Erfüllung beim Erwachen auflösen.
DIE KUNST DER KONZENTRATION & ZERSTREUUNGEN, DIE IN DIE STILLE EINBRECHEN
Die Menschen bemühen sich eifrig um Erfolg oder Gesundheit; doch selbst wenn sie
dies erreicht haben, sind sie immer noch ruhelos. Der Hunger der Seele kann
nicht durch materielle Dinge oder theologische Spreu befriedigt werden. Einige
neuzeitliche religiöse Bewegungen haben eine »Schweigezeit« in ihr sonntägliches
Gottesdienstprogramm einbezogen. Obgleich diese »Schweigezeit« einen gewissen
Frieden mit sich bringt, lehrt sie den umhertastenden geistigen Sucher nicht,
wie er mit Gott in Verbindung treten kann. Ein Schweigen, das man durch
ablenkende oder beruhigende Gedanken erreicht, ist bloß ein negativer Faktor
beim Erlangen von Konzentration und eine sehr langsame Methode, wenn es darum
geht, Gott zu finden.
Zwischen gesprochenen Gebeten und Schweigen besteht ein wesentlicher
Unterschied: Beim gesprochenen Gebet ist der Geist mit Lauten, körperlichen
Bewegungen und ruhelosen Gedanken beschäftigt. Im gewöhnlichen Schweigen
beruhigt man den Geist teilweise, indem man den Körper still hält, und man
schaltet das optische Telefon ab, indem man die Augen schließt. Doch die
Gedanken im Inneren können immer noch wild umhertanzen. Manchen Menschen gelingt
es, ihre Gedanken für einige Augenblicke zu beruhigen; und durch diesen
momentanen Spalt in der Wand ihrer Ruhelosigkeit gewinnen sie einen kleinen
Einblick in den Frieden Gottes. Oft aber tappt ein echter Sucher im dunkeln und
fühlt nur ab und zu ein wenig Frieden, der bald wieder von ruhelosen Gedanken
überschattet wird. Dann fragt er sich: »Ist das alles, was ich von Gott und
Seiner Inspiration erwarten kann?«
Wenn er die Augen öffnet und aus diesem Zustand negativen Schweigens
heraustritt, erfüllt ihn zunächst wieder großes Staunen über die Herrlichkeit
des allgegenwärtigen Sonnenlichtes, über die Elektrizität, welche die
Straßenbahnen hin- und herbewegt, über die Wolkenkratzer, über die Blitze, die
durch den Himmel zucken, und über das helle Licht des Mondes. Doch da ihm das
Schweigen nur gelegentlich etwas Frieden bringt, findet er allmählich immer
weniger Trost in den Offenbarungen der Natur. Und bald nimmt er seine geistigen
Bemühungen und inneren Erlebnisse während der Schweigezeiten nicht mehr so
ernst.
Hinter dem Dunkel, das man zuerst im Schweigen wahrnimmt, verbirgt sich das
Kosmische Licht - oder die Kosmische Energie, der Schöpfer aller Kräfte. Wer
sich aber im Dunkel negativen Schweigens befindet, versteht dies nicht. In den
Lehren des Kriya Yoga erhaltet ihr jedoch wissenschaftliche Methoden, durch die
ihr einen positiven Zustand meditativen Schweigens erreichen und alle Gedanken
und Empfindungen abschalten könnt. Es gibt noch höhere Stadien der
Konzentration, und während der Sucher sie nach und nach erreicht, gelangt er zu
immer höheren Sphären unbeschreiblicher Freude, wo ihm erhebende Erlebnisse und
Visionen zuteil werden. Dann kann er voller Freude sagen: »Er, den ich in den
Wolken und im blauen Himmelszelt suchte, lebt in mir - in mir! Ich suchte Ihn
als Kraft in der Außenwelt, um schließlich zu entdecken, dass Er, der Quell aller
Naturgewalten, in meinem eigenen Inneren wohnt. Im Schweigen, unmittelbar hinter
den Mauern der Dunkelheit, fühle ich Ihn und bete Ihn an.«
Um Gott wahrnehmen zu können, muss man sich zuerst über die positiven und
negativen Faktoren des Schweigens im klaren sein. Man muss die Zerstreuungen
eingehend untersuchen; denn diese sind die eigentlichen psychophysischen
Störenfriede, die in das Schweigen eindringen, sobald man die Aufmerksamkeit auf
einen bestimmten Gegenstand zu richten versucht.
SINNESWAHRNEHMUNGEN
Um ein Beispiel zu nennen: Sowie ihr euch ins Büro setzt und euch vornehmt, euch
auf eure Arbeit zu konzentrieren, wird eure Aufmerksamkeit vom Klappern der
Schreibmaschinen oder anderer Büromaschinen, oder vom Lärm der Straßenbahn und
Autos auf der Straße abgelenkt, der in eure Gehörnerven dringt; oder auch vom
Gefühl der Behaglichkeit (angenehme körperliche Empfindungen wie Zufriedenheit
nach einem guten Essen, das Gefühl überschäumender Lebenskraft, usw.) oder von
körperlichem Unbehagen (unangenehme Empfindungen wie Juckreiz, Schmerzen, zu
enge Kleidung, Schweiß, Hitze, Kälte, Hunger, Abgespanntheit usw., die alle
durch die Drähte der Tastnerven in das Gehirn dringen.) oder eure Aufmerksamkeit
wird durch den Körpergeruch einer Person, durch den Blumenduft, der das Zimmer
erfüllt, oder durch das Parfüm, das jemand an sich hat, abgelenkt -
Empfindungen, die durch die telefonischen Nervendrähte des Geruchssinns in euer
Gehirn dringen.
Oder Eure Aufmerksamkeit ist auf sichtbare Wahrnehmungen gerichtet, die durch
eure optischen Nerventelefone ins Gehirn gelangen, z.B. mit der Einrichtung des
Büros oder der Kleidung der Menschen. Eure Aufmerksamkeit kann auch von
angenehmen oder unangenehmen Empfindungen des Gaumens abgelenkt werden, vom
Geschmack eines Pfefferminzbonbons, von Kaugummi, Tabak oder frischem Wasser,
das ihr gerade getrunken habt. Ihr seht also, dass eure Aufmerksamkeit jedes Mal,
wenn sie sich auf ein Problem, auf die Arbeit oder auf Gott richten will, vielen
Ablenkungen begegnet, die durch die Wahrnehmungen des Gesichts, Gehörs,
Geschmacks, Tastsinns und Geruchs eindringen.
GEDANKEN, DIE VON SINNESWAHRNEHMUNGEN HERVORGERUFEN WERDEN
Die vorerwähnten fünf Arten der Zerstreuung sind jedoch nicht die einzigen, die
eure Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen; denn diese Wahrnehmungen erwecken
wiederum Gedanken, welche die Aufmerksamkeit vom Ziel der Konzentration
ablenken. Wenn ihr euch z.B. in eurem Zimmer zu konzentrieren versucht und von
der Straße her das Brummen eines Autos hört, denkt ihr vielleicht an
verschiedene andere Autotypen; oder der Kaugummigeschmack in eurem Mund lässt
euch an andere Sorten Kaugummi denken. Der Duft der Blumen in eurem Zimmer
bringt euch einen Blumenladen oder den herrlichen Garten eurer Großmutter in
Erinnerung. Beim Anblick eures Büros denkt ihr an andere, größere Büroräume, in
denen ihr schon gewesen seid. Und wenn ihr euch die Aufmachung der Leute um euch
herum anseht, denkt ihr vielleicht an all die hübschen Kleider, die ihr selber
gern hättet.
ERINNERUNGEN, DIE DURCH GEGENWÄRTIGE GEDANKEN HERVORGERUFEN WERDEN
So entstehen durch Sinneswahrnehmungen Gedanken. Und diese durch Wahrnehmungen
erweckten Gedanken können dann im Unterbewusstsein Gedanken an frühere Erlebnisse
hervorrufen. Das Geräusch eines Autos in eurer Nähe kann z.B. nicht nur Gedanken
an andere Autotypen, sondern auch die in eurem Bewusstsein schlummernden Gedanken
an frühere Zeiten erwecken, als ihr selbst diesen oder jenen Wagen gefahren
habt; oder sie können euch einen bösen Unfall, den ihr mit einem prächtigen
Wagen hattet, ins Gedächtnis rufen. So begegnen eurer Aufmerksamkeit zuerst
Wahrnehmungen und dann Gedankenassoziationen, die aus dem Unterbewusstsein
auftauchen.
Zerstreuungen - die Feinde der Aufmerksamkeit - lassen sich in drei Gruppen
aufteilen:
1. Sinneswahrnehmungen,
2. Gedanken, die durch Sinneswahrnehmungen hervorgerufen werden,
3. Gedanken an frühere Ereignisse, die durch gegenwärtige Gedanken hervorgerufen
werden.
Sobald sich eure Aufmerksamkeit auf dem Weg der Konzentration befindet und ihrem
Ziel zusteuert, wird sie von diesen unsichtbaren Banditen der Ablenkung
überfallen.
DIE ÜBLICHE ART DER KONZENTRATION IST ZERSTREUUNG
Wenn ihr jemanden fragt, wie ihr euch am besten auf ein Problem oder eine
Sonntagspredigt konzentrieren sollt, so wird er euch wahrscheinlich raten, eure
Gedanken von den Gegenständen der Zerstreuung abzulenken. Aber das gelingt einem
nur selten; denn je mehr ihr euch bemüht, nicht an etwas Bestimmtes zu denken,
um so hartnäckiger kreisen eure Gedanken darum.
Es ist so gut wie unmöglich, eure Gedanken von einem unaufhörlich schrillenden
Telefon abzulenken, wenn ihr euch zu konzentrieren versucht; denn das Geräusch
des Läutens wird durch die Lebenskraft in die Gehörnerven des Gehirns geleitet.
Ob ihr das Geräusch der Klingel, das durch eure Gehörnerven fließt, hören wollt
oder nicht, das Gehirn registriert es auf jeden Fall.
Wer versucht, seine Aufmerksamkeit durch Gedanken an andere Dinge von dem
Klingelgeräusch abzulenken, wenn er sich konzentrieren will, wendet eine
unwissenschaftliche Methode an. Wer allerdings über außerordentliche
Konzentrationskraft verfügt, kann seinen Geist völlig nach innen lenken, so dass
er die Klingel gar nicht hört. Dann erhebt sich die Frage: Was ist mit einem
solchen Menschen geschehen? Was für eine physiologische Veränderung ist in ihm
vorgegangen, die ihm eine solch tiefe Konzentration ermöglicht, dass er das
Läuten des Telefons tatsächlich nicht hört, obgleich es an sein Trommelfell
dringt?
Die einzige logische Schlussfolgerung, die hier gezogen werden kann, ist die,
dass
zwischen der Intelligenz (der »Telefonistin«, die an der Vermittlung der
Sinnestelefone im Gehirn sitzt) und der Lebenskraft, die in die Gehörnerven
fließt, eine unzertrennbare Verbindung besteht. Wenn diese Telefonistin (die
Intelligenz) es so will, kann sie entweder durch Ablenkung oder durch
wissenschaftliche Entspannung (wie in diesen Anweisungen gelehrt) das Läuten des
Telefons abschalten, so dass es sie nicht mehr stört. Eine Telefonistin, die an
der Zentrale sitzt, kann verschiedenes tun, um das störende Läuten nicht mehr zu
hören:
1. Sie kann geistig so sehr mit anderen Dingen beschäftigt sein, dass sie das
Läuten des Telefons nicht hört, obgleich es von den Drähten ihrer Gehörnerven
übermittelt und in ihrem Gehirn registriert wird. Sie nimmt das Läuten also
aufgrund von Ablenkungen nicht wahr.
2. Sie kann am Schaltbrett einschlafen. Dann hört sie das durch den Draht
geleitete Läuten nicht.
3. Sie kann ganz einfach den Strom abschalten und dadurch verhindern, dass die
Elektrizität in die Drähte gelangt und die Klingel in Betrieb setzt.
Ganz ähnlich kann auch jeder andere ähnliche Hilfsmittel anwenden, um zu
verhindern, dass er das Telefon läuten hört.
1. Er kann durch Zerstreuungen seine Aufmerksamkeit ablenken, damit das Gehör
das Signal vom Schaltbrett nicht mehr wahrnimmt. Durch diese Methode jedoch
beseitigt er nicht die eigentliche Ursache, die den störenden Klingellaut in das
Gehirn dringen lässt.
2. Er kann durch Einschlafen oder »unbewusste« sensorische Muskelentspannung
verhindern, dass der Klingellaut das Gehirn erreicht. Im unterbewussten Zustand
des Schlafs zieht sich die Lebenskraft von den Muskeln und den Telefondrähten
der fünf Sinne (Tastsinn, Geruch, Geschmack, Gesicht und Gehör) zurück.
3. Er kann die Gedanken und die Lebenskraft auf wissenschaftliche Weise von den
Sinnen abschalten. Eine Erklärung dieser wissenschaftlichen Methode folgt weiter
unten.
DIE TECHNIK DER KONZENTRATION
Es ist vor allem wichtig, sich während der Konzentrationsversuche nicht ablenken
zu lassen. Der Geist des durchschnittlichen Menschen ist ständig ruhelos, auch
dann, wenn er sich wirklich bemüht, konzentriert zu sein. Denn sobald er sich
auf einen bestimmten Gegenstand zu konzentrieren versucht, schweift sein Geist
ab und "konzentriert" sich auf alles mögliche andere. Wenn sich die
Aufmerksamkeit auf diese Weise unbewusst von den Gegenständen der Zerstreuung
versklaven lässt, bleiben alle Konzentrationsversuche erfolglos.
ATEM UND LEBENSKRAFT
Dieser Lehrbrief behandelt den wissenschaftlichen Weg zu Gott, der in der
Harmonie zwischen Atem, Lebenskraft und Geist besteht und einem dazu verhilft,
sich hundertprozentig auf Ihn zu konzentrieren.
Wenn der Yogi die Lebenskraft im Körper unter seine Herrschaft bringt, kann er
die Ströme von den sensorischen Nerven-Telefonen abschalten und auf diese Weise
verhindern, dass die störenden Wahrnehmungen das Gehirn erreichen und seine
Aufmerksamkeit von ihrem göttlichen Ziel ablenken.
Atem ist nicht gleichbedeutend mit Leben, aber er ist lebensnotwendig, weil das
dunkle, venöse Blut mit Sauerstoff versorgt und gereinigt werden muss. Der Atem
ist das Band, das die Seele an den physischen Körper kettet. Wer ohne Atem leben
kann, wird seine Seele von der Knechtschaft des Atems und damit auch vom
Gefängnis des Körpers befreien können.
Aufgrund der wichtigen Verbindung zwischen Atem und Lebenskraft, mögen manche
denken, dass Pranayama (Herrschaft über die Lebenskraft) darin besteht, den Atem
lange anzuhalten. Das stimmt jedoch nicht. Der Atem, der die Seele an den Körper
bindet, darf nicht gewaltsam in der Lunge zurückgehalten werden, denn das ist
gefährlich. Der Yogi dagegen verlangsamt den natürlichen Zellverfall im Körper
und erlangt durch geistige Übungen (wie z.B. Hong-So) einen Zustand der Ruhe, so
dass sich der atemlose Zustand ganz von selbst einstellt.
DIE AUFGABE DER LEBENSKRAFT
Aufgabe der Lebenskraft ist es, das Gehirn direkt mit Energie zu versorgen. Die
allgegenwärtige Kosmische Energie fließt durch das verlängerte Mark ins Gehirn.
Vom verlängerten Mark aus wird die Lebensenergie auch an Herz, Lunge, Zwerchfell
und alle anderen Organe und Zellen des Körpers verteilt. Die Lebenskraft ist
ihrer Beschaffenheit nach elektrisch; sie versorgt die Zellen unmittelbar mit
Energie und erhält sie am Leben, indem sie durch das Mark in den Körper fließt
und die Körperbatterie auflädt. Atem, Nahrung, Sonnenschein usw. sind nichts als
Nebenquellen der Energie; wenn sie assimiliert werden, erhält die Körperbatterie
zusätzliche Elektrizität.
Wenn die Batterie eines Autos leergelaufen ist, kann man sie nur dadurch wieder
funktionstüchtig machen, dass man sie durch irgendeine äußere Quelle elektrisch
auflädt. Ähnlich kann eine leergelaufene Körperbatterie nur durch ein frisches
Aufladen mit Lebenskraft aus der kosmischen Quelle wiederbelebt werden. Es wäre
zwecklos, den Magen eines Toten mit Nahrung zu füllen und Sauerstoff in ihn
hineinzupumpen; Nahrung und Sauerstoff können das Leben nur dann erhalten, wenn
die Lebenskraft bereits im Körper tätig ist.
Eine Batterie kann unbegrenzt lange benutzt werden, wenn sie immer wieder
elektrisch aufgeladen wird und wenn die Beschaffenheit ihrer positiven und
negativen Elektroden und der Elektrolyt sich nicht geändert haben. Ähnlich kann
auch der Körper durch höhere Schulung von der intelligenten Lebenskraft allein
erhalten werden, die dann mit einer elektrischen Ladung zu vergleichen ist und
auch den Verfall der physischen Körperbatterie verhindert.
Die Tatsache, dass Menschen und Tiere, die sich in einem Zustand aufgehobener
Lebenstätigkeit befinden, für unbegrenzte Zeit nur durch spinale und mentale
Energie am Leben erhalten werden, beweist, dass allein die Lebenskraft
ausschlaggebend für die Aufrechterhaltung des Lebens ist. Es hat Hindu-Heilige
gegeben, die sich mehrere Monate oder sogar Jahre lang begraben ließen, ohne
Nahrung und Sauerstoff zu sich zu nehmen, und die nach ihrer Ausgrabung das
Bewusstsein wiedererlangten und weiterlebten.
In unserem irdischen Dasein jedoch zieht die körperliche Lebenskraft ihre
Energie nicht direkt aus ihrer eigentlichen Quelle - der unerschöpflichen
Kosmischen Energie -, sondern destilliert Energie aus der Nahrung und macht sich
somit von ihr abhängig. Nahrung ist aber nicht die Ursache körperlicher
Lebenskraft, sondern lediglich eine der Bedingungen für die Existenz
menschlichen Lebens.
Ohne Licht kann man kein Buch lesen. Aber der Lesestoff wird nicht durch das
Licht hervorgerufen. Ebenso ist es in den meisten Fällen auch unmöglich, ohne
Nahrung zu leben; doch die Nahrung ist nicht die Ursache des Lebens. Der Körper
hat sich durch Gewohnheit von Nahrung und Atem abhängig gemacht. Je mehr man ihn
aber daran gewöhnt, von der Lebenskraft erhalten zu werden, um so weniger wird
er von Nahrung und Sauerstoff abhängig sein.
FUNKTION DES ATEMS
Aufgabe des Atems ist es, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Der Atem führt
dem Körper indirekt Energie zu, und zwar durch die Verwandlung des Sauerstoffes
in Atome der Lebenskraft. Der Sauerstoff, der durch die Lungenwände in das Blut
tritt, verwandelt das dunkle, mit Toxinen beladene venöse Blut in belebendes
rotes Arterienblut.
Je mehr venöses Blut vorhanden ist, um so größer der Bedarf an Sauerstoff. Wenn
sich kein venöses Blut mehr im Körper befindet (wie z.B. im Zustand aufgehobener
Lebenstätigkeit, wenn kein Zerfall der körperlichen Zellen erfolgt und diese
eine bewusste Ruhepause erhalten) , braucht man auch nicht zu atmen. Aus diesem
Grunde lehrten die Hindu-Meister, wie man Herrschaft über die Lebenskraft im
Herzen erlangen und einen Zerfall der Körperzellen verhindern kann, wodurch man
den atemlosen Zustand erreicht.
Wenn man die Ursachen, welche die Bildung venösen Blutes hervorrufen, beseitigt,
wird die Tätigkeit des Herzens vorübergehend überflüssig. Die Yogis erreichen
dies, indem sie nur reine Nahrung zu sich nehmen, die wenig Toxine im Körper
hinterlassen, und indem sie wissenschaftlich-geistige Methoden anwenden, die zu
körperlicher und geistiger Ruhe führen - wie z.B. die
Yogoda
Übungen oder die hier
beschriebene Konzentrationstechnik.
RUHIGES HERZ UND ATEMSTILLE SIND VORAUSSETZUNGEN FÜR VOLLKOMMENE KONZENTRATION
Ein Aufhalten des Zellenverfalls im Gewebe bedeutet, dass das Herz kein unreines
venöses Blut in die Lunge zu pumpen und auch kein sauerstoffhaltiges rotes Blut
zur Versorgung des Zellgewebes in den Körper zu senden braucht. Wenn der Verfall
im Körper aufhört und kein venöses Blut mehr in die Lunge gepumpt zu werden
braucht, wird das Herz ganz von selbst vollkommen ruhig.
Der Yogi, der sein Herz auf diese Weise beruhigt hat, stellt fest, dass die
Abwesenheit venösen Blutes in der Lunge und der Zustand aufgehobener
Lebenstätigkeit in den körperlichen Zellgeweben die Sauerstoffaufnahme aus der
Luft in den Blutstrom überflüssig machen; und wenn das der Fall ist, braucht er
nicht mehr zu atmen.
ATEMRUHE IST SIEG ÜBER DEN TOD
Die Hong-So-Technik befähigt den Übenden, den Atem aufzuheben und ihm damit auf
den Grund zu kommen. Nur wer den Atem richtig regulieren kann - d.h., wer in der
Lage ist, den Atem willentlich aufzuheben, indem er eine wissenschaftliche
Technik wie Hong-So übt, kann Selbst-Verwirklichung erlangen. Wer ohne Atem
existieren kann, besitzt Herrschaft über seinen Körper, kann sein Leben
verlängern und sein Bewusstsein soweit erheben, dass er seiner Seele gewahr wird.
Ohne Atem zu leben, heißt, kein Atembedürfnis mehr zu haben, wobei man sich
keinen Zwang antut; es bedeutet nicht, die Luft gewaltsam in der Lunge
zurückzuhalten und den Atem zu unterdrücken.
Das Beobachten des Atems ist die Vorstufe zur Beherrschung des Atems; dann
beginnt sich das Bewusstsein als getrennt vom unwillkürlichen körperlichen
Atemvorgang zu fühlen. Der Yogi, der Herrschaft über den Atem erlangt hat,
erkennt, dass sein Bewusstsein die einzige Wirklichkeit in seinem Leben ist. Wenn
der Schüler sein Bewusstsein durch die in diesem Lehrbrief beschriebene Methode
schult, beginnt er zu erkennen, dass sein Leben weder mit den Funktionen des
Körpers identisch noch von ihnen abhängig und dass seine wahre Natur geistig und
unsterblich ist. Dann versteht er auch, dass das Ichbewusstsein eine Täuschung
ist, weil es uns irrtümlich dazu verleitet, uns mit dem Körper, statt mit
unserem göttlichen Selbst zu identifizieren, d.h. mit Sat-Chit-Ananda - ewigem
Dasein (Sat), ewigem Bewusstsein (Chit) und ewiger Freude (Ananda).
BIBEL UND SCHRIFTEN DER HINDUS STIMMEN ÜBEREIN
»Der Mensch (die menschliche Körperbatterie) lebt nicht (kann nicht erhalten
werden) vom Brot allein (nur durch feste und flüssige Nahrung und Sauerstoff),
sondern von einem jeglichen Wort (Einheit der Lebensenergie), das durch den Mund
Gottes geht (das verlängerte Mark an der Schädelbasis, durch das die kosmische
Energie in den Körper fließt).« (Mat. 4, 4)
Die Lebensenergie, die unsere
Nahrung in Energie verwandelt, ist die eigentliche Erhalterin des Lebens. Den
Hinduschriften zufolge wird die Nahrung der Zukunft fast ausschließlich aus
dieser kosmischen Lebensenergie bestehen. Jedes Mal, wenn die körperliche,
geistige oder seelische Batterie des Menschen leergelaufen ist, wird sie direkt
mit kosmischer Energie aufgeladen.
Durch den Stillstand des Atems erreicht man folgende Ergebnisse:
1) Das Herz beruhigt sich und schaltet die Energie von den fünf Sinnestelefonen
ab, was die Konzentration fördert.
2) Die Körpergeräusche verstummen.
3) Der Zerfall der inneren Organe wird aufgehalten.
4) Man erkennt, dass der Körper von kosmischer Energie lebt, die durch das
verlängerte Mark eintritt.
Man lernt, von Kosmischer Energie und nicht nur von "Brot" zu leben.
Die Seele wird von der Knechtschaft des Körpers und Atems befreit.
VORBEREITUNG AUF DIE TECHNIK
Dieser Lehrbrief zeigt euch, wie ihr den Lebensstrom willentlich von der
körperlichen Glühbirne abschalten und vollkommene Entspannung erreichen könnt.
Unaufmerksamkeit während des Übens führt zum Einschlafen. Bei konzentrierter
Aufmerksamkeit dagegen fühlt man ein gewisses Prickeln, da jede Körperzelle von
göttlichem Leben durchpulst wird.
Beim Üben dieser Konzentrationstechnik sollte man sich auf einen geraden Stuhl
setzen, über den eine Wolldecke gelegt ist. Die Decke soll bis unter die Füße
reichen, so dass der Körper gegen die störenden magnetischen Erdstrahlen isoliert
wird. Setzt euch mit dem Gesicht nach Osten aufrecht hin, ohne dass ihr euch an
den Stuhl anlehnt. Haltet Wirbelsäule und Kopf während des Übens immer in einer
geraden, vertikalen Stellung. Der Körper sollte entspannt sein und die Hände
sollten mit nach oben gerichteten Handflächen auf den Oberschenkeln ruhen.
DIE HONG-SO KONZENTRATIONSTECHNIK -
Inhaltsverzeichnis
Eine Meditationsmethode von Paramahansa Yogananda
Richtet den Blick mit geschlossenen oder halb geschlossenen Augenlidern auf den
Sitz des geistigen Auges zwischen den Augenbrauen. Von diesem Zentrum der Ruhe
und Konzentration aus beobachtet in Gedanken wie der Atem natürlich ein- und
ausgeht. Wendet auf keinen Fall Willenskraft an und zwingt euch nicht, während
ihr ein- und ausatmet. Verhaltet euch so losgelöst, als ob ihr den Atem eines
anderen beobachtetet.
Während der Atem einfließt, singt in Gedanken »Hong« (Nasallaut wie bei »Gong«,
wobei das »g« nicht ausgesprochen wird) und beim Ausatmen singt in Gedanken »So«
(scharfes ß und dunkles »o« wie in »Sonne«, nur langgezogen).
Beim geistigen Singen der Worte »Hong« und »So« soll man die Zunge nicht
bewegen.
Jeder Laut im Universum hat eine bestimmte geistige Wirkung und Entsprechung.
»Hong« und »So« sind zwei heilige Sanskritworte, die schwingungsmäßig mit dem
ein- und ausgehenden Atem in Beziehung stehen. Die geistige Wiederholung von
»Hong« beim Einatmen und von »So« beim Ausatmen hat eine außerordentlich
beruhigende Wirkung auf den Geist und erleichtert es daher dem Schüler, sich bei
dieser Übung auf den ein- und ausgehenden Atem zu konzentrieren.
Bei regelmäßigem, richtigem Üben werdet ihr merken, dass ihr vollkommen ruhig
werdet; allmählich werdet ihr euch dann als die Seele erkennen, die dem
stofflichen Körper überlegen ist und unabhängig von ihm existiert.
HONG-SO KANN JEDERZEIT GEÜBT WERDEN
Macht diese Übung morgens und abends während eurer täglichen Meditation.
Zusätzlich könnt ihr sie auch während eurer Freizeit üben oder wenn ihr euch im
Bus oder in der Straßenbahn befindet, oder wenn ihr irgendwo still sitzt und
nichts anderes zu tun habt. Wenn ihr diese Technik in Gegenwart anderer übt,
sagt innerlich »Hong-So«, ohne den Blick auf die Stelle zwischen den Augenbrauen
zu richten (was die Aufmerksamkeit anderer Leute auf euch lenken könnte).
Beobachtet nur den Atem und singt bei jeder Einatmung in Gedanken »Hong« und bei
jeder Ausatmung »So«. Haltet die Augen offen und schaut ruhig auf irgendeinen
Punkt geradeaus. Unruhige Augen sind ein Zeichen von unruhigen Gedanken. Und
wenn die Augen dauernd umherblicken und verschiedene Gegenstände oder Szenen
wahrnehmen, erzeugt, das, was man sieht, weitere ruhelose Gedanken.
In müßigen Augenblicken kann man sich auch auf den Rücken legen und Hong-So
üben, obgleich die liegende Stellung leicht zum Einschlafen führt. Im
allgemeinen sollte man Hong-So in der richtigen aufrechten Meditationsstellung
üben.
DIE BESTE ZEIT ZUM ÜBEN DER KONZENTRATIONSTECHNIK
Es gibt vier Übergangszeiten am Tage, die schwingungsmäßig den vier Jahreszeiten
entsprechen. Der frühe Morgen ist der Frühling und der Mittag der Sommer, der
Nachmittag ist der Herbst und Mitternacht der Winter. Während dieser vier
Tageszeiten gehen jedes Mal bestimmte Veränderungen im Körper vor sich. Diese
Technik neutralisiert die Wirkung der vier Übergangszeiten auf den Körper, weil
sie ihn durch die Lebenskraft und das Kosmische Bewusstsein beleben und
magnetisieren. Diese Strömungen halten die üblichen Veränderungen und den
Verfall der Zellen auf.
Deshalb ist es ratsam, diese verjüngende (Hong-So)-Technik viermal am Tag zu
üben, wenn man zufriedenstellende wissenschaftliche Ergebnisse erzielen will.
Meditiert zwischen 5 und 6 Uhr morgens, zwischen 11 und 12 Uhr mittags, zwischen
17 und 18 Uhr und zwischen 23 Uhr und Mitternacht.
Zweck dieser Übung ist es, einen Zustand bewusster Passivität zu erreichen und
die Aufmerksamkeit von den Sinnen zurückzuziehen. Unter dem Bann der Maya - der
kosmischen Täuschung - identifiziert sich der Mensch mit seinem physischen
Körper, der genauso von der Luft abhängig ist wie der Fisch vom Wasser. Der Atem
ist das Band, das die Seele an den Körper fesselt. Wer gelernt hat, sich über
den Atem zu erheben, kann in die himmlischen Gefilde der Engel aufsteigen.
Der Yogi, der seinen ein- und ausgehenden Atem beobachtet, wird feststellen,
dass
sich der Atem ganz von selbst verlangsamt und dadurch die relativ heftige
Tätigkeit des Herzens, der Lunge und des Zwerchfells beruhigt.
HONG-SO BERUHIGT DAS HERZ
Das am meisten überarbeitete Organ des Körpers ist das Herz, das etwa 11 Tonnen
Blut am Tag pumpen muss und auch nachts keine Ruhe erhält wie die anderen Organe.
Die Hong-So-Technik ist eine wissenschaftliche Methode, die das Herz beruhigt.
Dadurch wird das Leben verlängert und eine beträchtliche Menge an Energie frei
gesetzt, die sich über den ganzen Körper verteilt, alle Körperzellen auflädt,
erneuert und belebt und deren Verfall verhindert. Diese wunderbare Hong-So-Übung
ist einer der größten Beiträge, den die Welt Indiens Geisteswissenschaft zu
verdanken hat; denn sie lehrt, wie man sein Leben verlängern kann, und bietet
eine praktische Methode, sich über das Körperbewusstsein zu erheben und als
unsterblichen GEIST zu erkennen.
Im Schlaf erleben wir sensorische Entspannung. Im Tod tritt eine vollkommene,
jedoch unfreiwillige Entspannung ein, weil die Herztätigkeit aufhört. Wer aber
gelernt hat, seinen Herzschlag zu regulieren, kann den bewussten Tod erleben - so
wie der Apostel Paulus ("Ich sterbe täglich" - I. Korinther 15, 31) und viele
Yogis Indiens, die durch das Üben dieser Hong-So-Technik Herrschaft über ihre
Herztätigkeit erlangten. Seit alters konnten die großen Yogis Indiens ihren
Körper freiwillig, ehrenvoll und freudig verlassen. Sie wurden nicht gewaltsam
hinausgeworfen oder vom Tode überrascht, wenn die Frist im Tempel ihres Körpers
abgelaufen war.
Wenn das Herz ruht, wird der Atem überflüssig. Dann wird die Lebenskraft vom
Herzen und den sensorischen Nerven in die Wirbelsäule und das Gehirn
zurückgezogen. Dadurch werden auch die fünf Sinnestelefone abgeschaltet, die das
Ich durch ständige Botschaften von der Außenwelt stören und die Aufmerksamkeit
ablenken. Sobald die Sinne durch das Üben von Hong-So abgeschaltet worden sind,
werden keine Gedanken mehr durch Sinneswahrnehmungen erweckt und auch keine aus
dem Unterbewusstsein aufsteigenden Gedanken mehr hervorgerufen. Dann wird die
Aufmerksamkeit auf wissenschaftliche Weise von allen Zerstreuungen befreit, und
der Schüler ist entsprechend vorbereitet, so dass er zu fortschrittlicheren
Techniken übergehen kann.
Teil III - WEITERE ANLEITUNGEN ZUR KONZENTRATION -
Inhaltsverzeichnis
DIE FEINE KUNST DER ATEMBEHERRSCHUNG
Wer nicht mit den Tatsachen vertraut ist, fürchtet sich oft vor allen
Atemübungen. Die großen Hindu-Meister warnten lediglich Schüler mit schwacher
Lunge davor, heftige Atemübungen zu machen; und im allgemeinen rieten sie allen
Wahrheitssuchern dazu, jegliche Art von Atemübungen nur unter Aufsicht eines
erfahrenen Lehrers zu lernen.
Doch ebenso wie nicht alle Menschen Rohkost zu vermeiden brauchen, nur weil
einige Leute mit Magengeschwüren sie nicht essen können, so braucht man auch
gesunde Atemübungen nicht zu unterlassen, nur weil einige Leute mit schwacher
oder kranker Lunge sie nicht machen können. Lacht jeden aus, der euch weismachen
will, dass alle Atemübungen gefährlich seien. Die Natur zwingt jeden dazu,
ununterbrochen eine gewisse »Atemübung« zu machen, ganz gleich, ob er eine gute
oder schwache Lunge hat. Forcierte Atemübungen sind natürlich gefährlich und
können selbst einer scheinbar kräftigen Lunge schaden, wenn diese irgendeine
latente Schwäche hat. Ihr braucht nichts zu fürchten, wenn ihr die einfachen und
höchst wirksamen Atemübungen macht, die hier nach den Anweisungen von Paramhansa
Yogananda gegeben werden.
WANN MAN TIEF ATMEN SOLL
Wenn ihr aufgrund schlechter körperlicher Haltung unter Sauerstoffmangel leidet,
müsst ihr lernen, tief und richtig zu atmen. Wer sein Rückgrat beim Sitzen krumm
hält und beim Gehen die Brust einsinken lässt, übt einen Druck auf Zwerchfell und
Lunge aus und verhindert dadurch, dass diese sich weit genug ausdehnen, um den
nötigen Sauerstoff aufzunehmen, der das toxinhaltige Blut in der Lunge reinigt.
Wenn sich Lunge und Zwerchfell nicht richtig ausdehnen, wird das Blut nicht
genügend mit Sauerstoff angereichert. Dann verbleibt das mit Giftstoffen
beladene, venöse Blut ungereinigt an den Wänden der Lungenbläschen und wird in
diesem Zustand wieder in den Körper zurückgepumpt. Wenn ihr aber beim Sitzen und
Gehen den Brustkorb aufrecht und den Unterleib straff haltet, nehmt ihr die
richtige Menge an Sauerstoff auf, so dass alles dunkle venöse Blut in helles
rotes Blut verwandelt und dem Organismus neue Kraft zugeführt wird.
Wenn ihr euch ausruhen wollt, ist es besser, auf dem Rücken auf einem harten
Bett zu liegen, als sich mit krummem Rücken und eingedrückter Lunge in einen
Sessel fallen zu lassen. Euer Bett sollte Holzbretter statt Sprungfedern haben,
über das ihr eine Matratze legt. Auf diese Weise erhaltet ihr ein festes, aber
nicht zu hartes Bett, so dass das Rückgrat nicht gekrümmt und die Gesundheit
gefährdet wird, wie es bei einem zu weichen Bett mit Sprungfedern der Fall ist.
WANN MAN NICHT TIEF ZU ATMEN BRAUCHT
Man muss essen, wenn man Nahrung benötigt, und man muss tief atmen, wenn der
Körper nach Sauerstoff verlangt. Doch genauso wie zu vieles Essen unnötig ist,
wenn sich genug Nährstoffe im Körper befinden, so ist auch zu vieles Atmen
unnötig, wenn das Blut durch richtige Ernährung - viel frisches Obst und Gemüse
und nur wenig Kohlenhydrate - weitgehend frei von Toxinen ist. Viele Menschen
atmen schwer, weil der Körper mit Toxinen beladen ist.
Ruhige Menschen brauchen weniger zu atmen, während ruhelose Leute, die in der
Regel ein Übermaß an Kohlehydraten und Fleisch zu sich nehmen, dazu neigen, wie
Blasebälge zu schnaufen. Ihre Lebenskraft und ihre Gedanken werden dauernd von
der körperlichen Funktion des Atmens und der Schwere und Ruhelosigkeit des
Körpers belastet.
Wenn ihr ruhig seid, gibt es weniger Bewegung im Körper. Dann gibt es auch einen
geringeren Zerfall der Zellen, und ihr braucht weniger oft zu atmen. Einem
fortgeschrittenen Yogi ist es möglich, die meiste Zeit ohne Atem zu leben. Wenn
ihr schnell atmet, schlägt auch das Herz sehr schnell. Wenn ihr lauft, atmet ihr
heftig, was den Herzschlag beschleunigt.
Der Zerfall in den Zellen und Muskeln und einigen Organen kann teilweise
aufgehalten werden, wenn man den Körper stillhält, aber der Prozess der
Assimilation, des Kreislaufs und der Ausscheidung sowie andere Funktionen in den
inneren Organen gehen weiter. Atemstille und Entspannung der inneren Organe
befreit den menschlichen Geist, so dass man sich besser auf die Seele
konzentrieren kann. Je größere Fortschritte ihr mit der Praxis dieser Technik
habt, um so langsamer werdet ihr atmen. Vergesst nie folgende Wahrheit: Der Atem
ist das Band, das die Seele an den Körper fesselt!
HALTET DEN ATEM NICHT ZU LANGE AN
Auch wenn man eine ganz gesunde Lunge hat, ist es töricht, den Atem bis zum
Bersten in der Lunge anzuhalten. Sobald der Sauerstoffvorrat aufgebraucht ist,
bemüht sich das angestaute Kohlendioxyd vergebens zu entweichen. Und weil der
Sauerstoffvorrat erschöpft ist, kann das einströmende dunkle Blut nicht
gereinigt werden und häuft sich weiter in den Kapillargefäßen der Lunge an, so
dass diese sich ausdehnen, bis sie nahezu bersten. Das Ergebnis ist dann ein
schmerzliches Gefühl des Erstickens.
Den Atem gewaltsam in einer schwachen oder kranken Lunge anzuhalten, ist
offensichtlich schädlich. Menschen mit schwacher Lunge sollten einfach und
natürlich atmen und den Körper dabei gerade halten. Erst wenn sie wieder geheilt
sind, sollten sie versuchen, tief zu atmen. Tiefes Atmen ist für diese Menschen
nicht nötig; damit müssen sie warten, bis sich ihre Lunge gekräftigt hat. Jeder
sollte lernen, richtig zu atmen, indem er die Wirbelsäule gerade hält.
Zu langes Anhalten des Atems in der Lunge ist jedoch nicht lebensgefährlich. Die
Natur hat es so weise eingerichtet, dass in dem Augenblick, wo das venöse Blut
aus der überfüllten Lunge zum Herzen zurückdrängt, dieses heftig zu schlagen
beginnt und den Lebensstrom ruckartig zum verlängerten Mark zurücktreibt. Das
versetzt dem verlängerten Mark einen Schock und führt zu Bewusstlosigkeit. Und
dann setzt die Atmung ganz von selbst wieder ein.
Ihr könnt jedoch der Lunge und dem Herzen durch törichtes Anhalten des Atems
schaden. Wenn die Lunge bis zum äußersten mit dunklem, venösem Blut angefüllt
ist, drängt das Blut durch die Arterien der Lunge zum Herzen zurück. Hieraus
können sich Herzschmerzen und Herzklappenfehler oder eine Verletzung der
überdehnten Lunge ergeben. Hört deshalb auf niemanden, der euch rät, den Atem
lange in der Lunge anzuhalten oder heftige Atemübungen zu machen.
WICHTIGE HINWEISE ZUR HONG-SO-TECHNIK
1. Forciert das Ein- und Ausatmen während der Hong-So-Technik nicht. Atmet
natürlich und beobachtet lediglich, d.h., seid euch des ein- und ausgehenden
Atem bewusst, während ihr in Gedanken »Hong« und »So« sagt. Ob der Atem in der
Lunge verbleibt oder ausströmt, wartet immer ab, bis er von selbst wieder
fließt.
2. Vergesst nicht, dass der Zweck dieser Übung darin besteht, die Atempausen auf
natürliche Weise zu verlängern. Wenn der Atem beim inneren Sprechen von »Hong«
natürlich einströmt und nicht sofort wieder ausströmt, so wartet ab und genießt
den atemlosen Zustand. Wenn er wieder ausströmt, sagt innerlich »So«. Wenn der
Atem aus- und nicht wieder einströmt, wartet ab und genießt den atemlosen
Zustand, bis ihr von selbst wieder einatmet. Wenn das geschieht, sagt innerlich
»Hong«.
3. Zuerst solltet ihr bewusst ausatmen, damit ihr bei der nächsten Einatmung mit
»Hong« beginnen könnt. Beim gewöhnlichen Atmen seid ihr euch selten bewusst, ob
ihr ein- oder ausatmet.
4. Reguliert den Atem nicht, um die Silben in einen bestimmten Rhythmus zu
bringen, sondern lasst die innerlich gesprochenen Worte dem natürlichen Ein- und
Ausatmungsbedürfnis folgen.
5. Konzentriert euch auf die Atempausen, ohne jedoch diesen ruhigen, atemlosen
Zustand zu erzwingen.
6. Indem ihr den Atem beobachtet, erreicht ihr auf metaphysische Weise, dass sich
die Seele nicht länger mit dem Atem oder Körper identifiziert. Durch das
Beobachten des Atems löst sich euer Ich vom Atem, und dann erkennt ihr, dass der
Körper nur teilweise vom Atem erhalten wird.
7. Wenn ihr vor Beginn der Hong-So-Übung den Körper zuerst anspannt und dann
entspannt und den Atem ausstoßt, könnt ihr zwar den Bewegungsvorgang in den
Muskeln und den sich daraus ergebenden Zerfall in den Zellen, nicht aber die
Tätigkeit in den inneren Organen wie Herz, Lunge, Zwerchfell usw., aufhalten.
Durch Beobachten des Atems während der Hong-So-Technik wird dieser rhythmisch
und ruhig, und dadurch beruhigt sich auch das Herz. Ein ruheloser und
sorgenvoller Geist beschleunigt die Herztätigkeit; ein ruhiger Geist dagegen
verlangsamt sie. Jede innere Erregung beschleunigt den Herzschlag. Auch ein
schwerer Atem lässt das Herz schneller schlagen, während ruhiges Atmen das Herz
beruhigt. Wenn ihr den Atem still beobachtet, beruhigen sich sowohl Atem als
auch Geist. Ein ruhiger Geist und Atem verlangsamen und beruhigen die Tätigkeit
des Herzens, des Zwerchfells und der Lunge.
Wenn man durch Entspannung und Ausstoßen des Atems gleichzeitig die Bewegung in
den Muskeln und inneren Organen - wie Lunge, Zwerchfell usw. - anhält, zieht
sich die Lebensenergie, die gewöhnlich das Blut durch das Herz pumpen muss -
d.h., die insgesamt alle 24 Stunden 18 Tonnen Blut in Bewegung setzt -, in die
Wirbelsäule zurück und wird von dort aus über die Milliarden von Körperzellen
verteilt. Diese Energie lädt die Zellen elektrisch auf und verhindert ihren
Zerfall, indem sie diese zu aufladbaren Batterien macht. Dann benötigen die
Zellen keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr, um sich am Leben zu
erhalten, denn sie brauchen keinen durch Abnutzung entstandenen Schaden im
Körper mehr zu reparieren. und wenn der Zerfall in den äußeren und inneren
Organen aufgehalten wird, sammeln sich keine Toxine im Blut mehr an. Folglich
braucht das Blut auch nicht mehr zum Herzen und von da aus in die Lunge
zurückgepumpt und durch den vom Atem aufgenommenen Sauerstoff gereinigt zu
werden.
Wenn der Yogi durch Beobachten des Atems die äußeren und inneren
Bewegungsvorgänge (in den Muskeln und inneren Organen) aufhält und die Bildung
und Anhäufung venösen Blutes im Körper verhindert, erreicht er vorübergehend
zweierlei:
1. Er macht sich weniger abhängig vom Atem; 2. er verlangsamt seinen Herzschlag.
Wenn der Mensch mehr vom »Wort Gottes« (kosmischer Energie) und weniger vom
»Brot« oder Atem leben und seinen Herzschlag regulieren kann, wird seine
Körperbatterie von innen her mit kosmischer Energie aufgeladen und dadurch
unabhängiger von äußeren Nährstoffen (fester und flüssiger Nahrung sowie
Sauerstoff).
Ihr habt nun folgendes über die Ergebnisse beim Üben der Hong-So-Technik
gelernt:
a) Sie lädt die Körperzellen bis zum Überfließen mit Lebenskraft auf.
b) Sie hält den Zerfall in den äußeren und inneren Organen auf.
c) Sie verlangsamt die Herztätigkeit, d.h., sie verschafft diesem
lebenswichtigen Organ Ruhe.
d) Sie beruhigt das Herz, das alsdann die Energie von den fünf Sinnestelefonen
(Geruch, Geschmack, Gehör, Gesicht und Tastsinn) abschaltet. Das Herz ist die
Nebenzentrale und das verlängerte Mark die Hauptzentrale der Sinne.
e) Sie befreit den Körper von der Abhängigkeit an den Atem.
f) Sie verringert das Atmen auf ein Minimum. Wer daher lange in seinem Körper
verbleiben will, kann durch ständiges Üben dieser Technik sein Leben verlängern.
Wenn Lebenskraft und Bewusstsein von den fünf Sinnestelefonen zurückgezogen
werden, können die Sinneswahrnehmungen des Gesichts, Gehörs, Geruchs, Geschmacks
und Tastsinns das Gehirn nicht mehr durch die Drähte der Nerventelefone
erreichen. Wenn die Sinneswahrnehmungen nicht mehr im Gehirn registriert werden,
hören auch die damit verbundenen Vorstellungen und Ideenassoziationen auf. Und
dann wird der Geist - oder die Aufmerksamkeit - frei, um sich auf einen
bestimmten Gegenstand oder auf Gott zu richten.
BESONDERE ÜBUNG
Wenn ihr eine gesunde Lunge habt, aber fühlt, dass euer Körper nicht genug
Sauerstoff erhält, wird euch folgende Übung helfen:
1. Atmet zweimal schnell durch den Mund aus: »Ha - ha«. (Dieses Ausatmen befreit
die Lunge von toxischem Kohlendioxyd.)
2. Atmet durch die Nase frische Luft ein und zählt dabei bis 20.
3. Haltet den Atem bis 20 zählend an.
4. Atmet langsam bis 20 zählend aus.
(In dieser sowie anderen Atemübungen sollte pro Sekunde ungefähr zweimal gezählt
werden.)
Wiederholt diese Übung 12mal, und zwar dreimal täglich an der frischen Luft oder
auch öfter, wenn sie euch besonders gut tut. Die Zahl kann auch unter oder über
20 liegen, je nachdem, wie lange man den Atem anhalten kann oder will, ohne dass
ein Gefühl des Unbehagens entsteht.
MEDITATIONSÜBUNG
Fühlt, dass ihr in allen Dingen und jenseits aller Dinge seid. Konzentriert euch
fest auf die Stelle zwischen den Augenbrauen. Atmet langsam. Wenn der Atem ruhig
geworden ist, atmet aus und vergesst ihn. Beobachtet innerhalb der Stirn das sich
ständig ausbreitende strahlende Licht! Es dehnt sich immer mehr aus und umfasst
euren Körper und den ganzen Raum. Der Raum lodert gleich einem Feuerball. Und
das seid ihr! Dieser Feuerball ist unendlich glücklich. Ihr seid die freudige
Flamme des Glücks, die alle Dinge in sich auflöst. Meditiert hierüber.
DIE HONG SO-TECHNIK
(Zusammenfassung der Technik)
1.Setzt euch mit aufrechter Wirbelsäule in die Meditationsstellung. Die Hände
sollen mit nach oben gekehrten Handflächen in der Leistengegend ruhen, um zu
verhindern, dass sich der Körper nach vorn neigt.
2.Richtet die geschlossenen oder halbgeschlossenen Augen nach oben, so dass der
Blick im Christuszentrum oder geistigem Auge zwischen den Augenbrauen ruht.
3.Beobachtet in Gedanken das Ein- und Ausströmen des Atems, und zwar mit
derselben Losgelöstheit, mit der ihr den Atem eines anderen Menschen beobachten
würdet. Versucht in keiner Weise, den Atem zu regulieren, sondern schaut ihm
lediglich zu. Diese Übung verhilft euch dazu, euer Ichbewusstsein vom Körper zu
lösen und - genau wie die Seele - ein »schweigender Zeuge« der körperlichen
Tätigkeit zu werden.
4.Wenn der Atem einströmt, sagt innerlich (nicht hörbar) »Hong«. Wenn der Atem
wieder ausströmt, sagt innerlich »So«. (»Hong« und »So« sind zwei heilige
Sanskritworte, die schwingungsmäßig mit dem ein- und ausgehenden Atem in
Beziehung stehen. Die wörtliche Übersetzung lautet: »Ich bin Er.«)
5.Während der Pausen, wenn der Atem von allein aussetzt, konzentriert euch auf
den Frieden der Atemstille und genießt ihn.
WICHTIGSTE PUNKTE:
1.Ehe ihr mit der Konzentrationstechnik beginnt, übt Körperpraktiken wie die
Yogoda
Methoden.
2.Setzt euch bequem in die Meditationsstellung und bleibt dann regungslos
sitzen. Vermeidet jede Muskelbewegung. Versucht bewusst, jeden Körperteil zu
entspannen. Überprüft euch von Zeit zu Zeit in Gedanken, um sicher zu sein, dass
der Körper wirklich entspannt ist.
3.Bevor ihr mit »Hong-So« beginnt, macht 6-12mal folgende Atemübung:
Atmet bis 20 zählend ein; haltet den Atem bis 20 zählend an; und atmet bis 20
zählend aus.
Wenn euch die Zahl 20 zu hoch ist, nehmt zum Einatmen, Atem anhalten und
Ausatmen eine niedrigere Zahl. Ganz gleich, welche Zahl ihr wählt, es muss immer
die gleiche für Einatmung, Anhalten des Atems und Ausatmung sein.
4.Nach der oben beschriebenen Atemübung atmet wieder ein, spannt den ganzen
Körper an und stoßt allen Atem aus (und zwar mit einem doppeltem Atemzug: »Hah
Hah«) und entspannt euch. Wiederholt diese Übung 6mal. Sie bereitet euch
wunderbar auf die Hong-So-Konzentrationstechnik vor.
5.Betet von ganzem Herzen zu Gott und den Gurus.
6.Haltet die Gedanken ruhig. Das ist für ein erfolgreiches Üben wichtig.
7.Richtet die geschlossenen oder halb geschlossenen Augen während des Übens
dieser Technik immer nach oben (denn die Augen haben die Neigung, sich nach
einer gewissen Zeit zu senken).
8.Ehe ihr mit der Konzentrationstechnik anfangt, atmet kräftig aus, damit ihr
beim ersten, einströmenden Atem mit der Silbe »Hong« beginnen könnt.
9.Wenn es euch schwerfällt, beim einströmenden Atem »Hong« und beim
ausströmenden Atem »So« zu denken, kann euch folgende Übung helfen: Bewegt den
rechten Zeigefinger zum Handinneren, wenn der Atem einströmt; und wenn er
ausströmt, lasst den Finger wieder in die entspannte Ausgangsstellung
zurückkehren. Die kleine Fingerbewegung hat nichts mit der Technik selbst zu
tun; sie dient lediglich als Gedächtnisstütze für die richtige Reihenfolge von
»Hong« und »So«.
10. Beobachtet ruhig den Atem, ohne euch darum zu kümmern, ob er ein oder
ausströmt. Wendet auf keinen Fall Willenskraft an, um ein- und auszuatmen oder
den Atem anzuhalten.
11.Sagt »Hong« und »So« nur in Gedanken. Bewegt während des Übens weder Zunge,
Mund noch Kehle. (Das kann leicht unbewusst geschehen.)
12.Laßt die Worte dem natürlichen Atemfluss folgen. Stellt den Atem nicht auf
einen bestimmten Rhythmus der Worte ein. (Man neigt dazu, dies unbewusst zu tun.)
13.Seid mit ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache. Konzentriert euch auf den Atem,
die Worte und das Gefühl des Friedens, das sich beim richtigen Üben dieser
Technik einstellt.
14.Genießt den Frieden der Atemstille besonders während der Pausen zwischen Ein-
und Ausatmung. Zwingt diese Pausen aber nicht herbei und versucht auch nicht,
sie willentlich zu verlängern.
15.Übt diese Technik möglichst lange, um beste Ergebnisse zu erzielen.
16.Nach Beendigung des Übens stoßt allen Atem aus der Lunge aus und genießt den
Zustand der Atemstille, solange es euch kein Unbehagen verursacht. Wiederholt
dies dreimal.
17. Sofort nach dem Üben dieser Konzentrationstechniken aufzustehen, ist, als ob
man einen Eimer Milch gleich nach dem Melken wieder umstößt. Bleibt danach noch
lange sitzen und betet oder meditiert tief, um das erwachende Gefühl der
göttlichen Gegenwart in euch immer mehr zu vertiefen.
HONG SO - DER LAUTLOSE KRIYA-YOGA
Jeder, der sich auf den Kriya Yoga vorbereiten will, sollte wissen, dass
Kriya-Yoga eine Wissenschaft ist, die aus verschiedenen Stufen besteht; nur eine
davon ist die besondere Technik, die Kriya-Yoga genannt wird (nämlich die von
Lahiri Mahasaya gelehrte und geheime Technik). Man kann Hong-So den lautlosen
Kriya-Yoga nennen. Einen Vorteil, welche die Hong-So-Technik im Vergleich zum
Kriya hat, ist dieser: Man kann sie vor und nach dem Essen, allein oder inmitten
einer Menschenmenge üben. Den Kriya dagegen kann man nur üben, wenn der Magen
ganz oder zum größten Teil leer ist und wenn man allein und ungestört ist.
Hong-So kann jederzeit geübt werden, wenn sich die Gedanken nicht auf irgendeine
Tätigkeit richten müssen und sich das Bewusstsein verinnerlichen kann. Deshalb
sollte man diese Technik nicht nur während der regelmäßigen Meditationszeiten,
sondern auch oft während der Mußestunden üben.
Regelmäßiges Üben dieser Technik wird die guten Wirkungen der Kriya-Yoga-Technik
noch erhöhen. Darum sollte man die Hong-So-Technik auch nach Empfang der
Kriya-Technik auf keinen Fall vernachlässigen; denn die Hong-So-Technik bezweckt
dasselbe wie der Kriya: durch konzentriertes Üben den Zustand göttlicher Ekstase
zu erlangen. Der einzige Unterschied zwischen Hong-So und Kriya-Yoga besteht in
der Schnelligkeit, in der man die entsprechenden Wirkungen erzielt. 24 Stunden
Meditation mit Hilfe irgendeiner anderen Technik (ausgenommen Kriya-Yoga) sind
nicht so wirkungsvoll wie eine Stunde Hong-So-Übung. Und in ähnlicher Weise
erlangt man durch eine Stunde Kriya-Yoga-Übung dieselben Ergebnisse wie durch 24
Stunden Hong-So-Übung.
Niemand sollte glauben, dass ihm erst mit dem Empfang des Kriya-Yoga ein
wirksames Mittel in die Hand gegeben wird. Ebenso wie man die höhere Schule
besucht haben muss, ehe man mit dem Universitätsstudium beginnen kann, so muss man
auch Hong-So geübt haben, wenn man mit der höheren Technik des Kriya-Yoga die
gewünschten Erfolge erzielen will.
Maha Mudra - das 'große Mudra'
Maha Mudra ist ebenfalls eine Technik, die nicht
in allen Linien praktiziert wird, und wenn sie gemacht wird, unterscheidet sich
ihre Ausführung auch meist ein wenig. Die Hatha Yoga Pradipika erklärt in
Kapitel III die Ausführung von Maha Mudra folgendermaßen:
10. Man drückt die Ferse des linken Fußes zu Yoni (Perineum) und streckt den
rechten Fuß nach vorne. Dann werden die Zehen des rechten Fußes zwischen Daumen
und Zeigefinger gehalten.
11.-12. Durch das Verschließen der Kehle (durch Jalandhara Bandha) wird die Luft
von außen nach innen und dann nach unten gezogen... Auf diese Weise wird Shakti
(Sushumna) gerade und Kundalini verlässt Ida und Pingala und tritt in Sushumna
ein... 14. Die großen Übel und Leiden wie der Tod werden dadurch zerstört, und
aus diesem Grund nannten weise Männer diese Methode Maha Mudra....
Jalandhara Bandha
Jalandhara Bandha wird in der Hatha Yoga Pradipika folgendermaßen beschrieben:
69. Man ziehe die Kehle zusammen und drücke das Kinn gegen die Brust. Dies wird
Jalandhara Bandha genannt, welches Alter und Tod auflöst.
70. Es verschließt die Öffnungen (Höhlen) der Nadigruppen, durch welche der
himmlische Nektar (von Soma oder Chandra, im Gehirn) heruntertröpfelt...
71. In Jalandhara Bandha sind die konkretesten Hinweise für eine perfekte
Ausführung des Zusammenziehens der Kehle jene, das der Nektar nicht in das Feuer
(Surya, im Bauchnabel) fällt, und die Luft nicht unterbrochen wird.
72. Die zwei Nadis sollten durch das Zusammenziehen der Kehle fest verschlossen
werden. Die wird dann der mittlere Kreis oder das Zentrum (Madhya Chakra)
genannt...
73. Durch das zusammenziehen der Anusmuskeln wird Uddhiyana Bandha ausgeführt,
dabei wird der Atemstrom in Sushumna gelenkt indem Ida und Pingala verschlossen
werden.
Eine weitere Variante ist folgende:
Maha Mudra beginnt mit Pratishta,
dann sitzt du auf einer Ferse, so wie im Bild unten gezeigt. Mit welchem Bein du
beginnst ist egal.

Jetzt - mit OM in der Kutashta und deine ganze
Aufmerksamkeit auf Gott gerichtet - beugst du dich vorwärts über das
ausgestreckte Bein - soweit es bequem und locker geht.

Mit den Händen greifst du soweit wie möglich nach
vorne - wie oben im Bild gezeigt. In dieser Position wiederholst du nun 12 x das
Mantram OM in das Muladhara Chakra. Das Muladhara Chakra befindet sich
anatomisch genau dort wo die Ferse, auf der du sitzt sein sollte - am unteren
Ende des Steißbeins.
Nachdem du einen Zyklus von 12 OM beendet hast, wechselst du das Bein wie im
Bild unten, beugst dich über das andere Bein und wiederholst erneut 12 Mal das
Mantram OM in das Muladhara Chakra.
Beachte, dass du die ganze Zeit deine Aufmerksamkeit auf Gott richtest und Gott
alle deine Erfahrungen, Erinnerungen, Emotionen und Handlungen schenkst bzw.
widmest. Diese Einstellung sollte dir zur Gewohnheit für das ganze sein auf
Erden und jenseits werden.

Jetzt nach der zweiten Serie von 12 OM streckst
du beide Beine nach vorne, beugst dich erneut wie im Bild unten gezeigt nach
vorne über beide Beine und wiederholst ein drittes Mal 12 Mal das Mantram OM in
das Muladhara Chakra.

Als Zusammenfassung: du wiederholst für jedes Maha Mudra jeweils 3 Mal das Mantram OM in den drei verschiedenen Positionen wie oben gezeigt in dein Muladhara Chakra. Insgesamt also 36 Mal OM. Jedes einzelne Maha Mudra beginnt mit Pratishta und endet mit Visarjan. Nach einem ganzen Zyklus von jeweils 3 Mal 12 OM in das Muladhara Chakra beendest du EIN Maha Mudra mit Visarjan bevor du weiterfährst oder das Maha Mudra wiederholst. Jedes Maha Mudra fängt immer mit Pratishta an und hört mit Visarjan auf!
Einführung in Yoni bzw. Jyoti Mudra
Sowohl
in verschiedenen spirituellen Traditionen wie auch aus dem Hatha Yoga sind viele
Mudras bekannt. Im Kriya Yoga werden nur wenige Mudras benutzt. So betrachten
wir hier das Yoni oder auch Jyoti Mudra - benutzt um Ablenkung von Außen zu
verringern. Die Verringerung der Ablenkung besteht nun keineswegs nur aus dem
physischen Verschluss von Augen und Ohren, sondern auch aus einem energetischen
Verschluss von Nadis wie wir gleich sehen werden. Dadurch wird eine innere Ruhe
und Harmonie in den Anfangs-Jahren unserer Meditationspraxis leichter und
schneller hergestellt.
Unten sehen wir das Bild einer Hand mit den typischen und wichtigsten Chakras
auf der Hand-Innenfläche und den Fingerspitzen. Auf jeder Fingerspitze sehen wir
ein Chakra und im Bereich der Handfläche 2 Chakras - eine zum Ausstrahlen und
eine zum Empfangen. Natürlich sind auch die Chakren-Systeme der Fingerspitzen im
Detail viel komplexer als hier gezeigt. So hat jede Fingerspitze auch ein
empfangendes und ein sendendes Chakra.
Empfangen und Senden - zum feinstofflichen Fühlen und für die heilenden
Berührungen zu denen JEDER Mensch von Natur aus in der Lage ist wenn er für alle
Menschen reine Liebe empfinden kann. Den feinstofflichen Tastsinn benutzt du
unter anderem, um Krankheiten an einem Lichtkörper zu ertasten oder die
Eigenschaften von Energien zu erfühlen.
Die
nächste Grafik unten zeigt die dazugehörenden 5 Punkte im Gesicht, die mit den 5
Fingern versiegelt werden um das Yoni Mudra auszuführen. Die Punkte sind genau
da wo abgebildet. Wenn sich deine Wahrnehmungsfähigkeit auf feinstoffliche
Energien ausweitet - als direktes Resultat deines spirituellen Fortschrittes -
dann wirst Du Tausende von kleinen Chakren und Nadis bewusst fühlen, sehen oder
anderweitig wahrnehmen können. Das eine Chakra aus dem Zentrum deiner Pupille
ist sehr stark - und strahlt gleich einem Laserstrahl. Es sendet und empfängt
fortlaufend - Liebe und Informationen. Wenn du mit offenen Augen einen
gestreckten Finger ca. 10 cm vor den Augen auf und ab bewegst, dann solltest du
mit Leichtigkeit diesen "Augenstrahl" fühlen können. Die Augen sind das Tor der
Seele zur Außenwelt während der Gefangenschaft im physischen Körper. Menschen
mit reinem Gewissen können ALLEN anderen Menschen beliebig lange und zu jedem
Zeitpunkt vor, während oder nach einer Konversation IMMER direkt in die Augen
schauen. Das heißt sie sind voll bereit ganz zu allem zu stehen wie und was sie
tun. Sie können sich lieben lassen und stehen zu all ihren Handlungen, Gedanken
und Gefühlen. Menschen die innere oder bewusste Gewissenskonflikte haben -
werden dabei öfters auf Schwierigkeiten stoßen. Diese direkten Augenkontakte
sind jedoch sehr hilfreich beim Auflösen in Liebe von allem was die betroffenen
Menschen belastet oder trennt - d.h. auf Grund des momentanen Egos zwischen
ihnen "steht". Beim Yoni Mudra wird auch diese Kommunikation mit der Außenwelt
gedämpft, damit während der Meditation innere Ruhe und Harmonie entstehen kann.
Die einzig wirklich wichtige Kommunikation ist die stetig wachsende Verbindung
zu Gott. Als Resultat dieser immer reineren und offeneren Kommunikation wird
immer mehr direkt von Gott in Liebe aufgelöst. Du fühlst dich erleichtert und
freier - von Mal zu Mal immer mehr.
Alle im obigen Bild gezeigten Chakren sind für den Austausch von Informationen
bestimmt. Das Versiegeln dieser Chakren begünstigt das Erlangen der inneren Ruhe
bei der Einleitung der Meditation. Wie im Bild unten gezeigt, legst du
beidseitig alle 5 Finger jeder Hand an die genau gezeigten Punkte. Ganz sanft.
Der Gehörgang wird dabei mit dem Daumen sanft zugedrückt. Achte auch darauf dass
du besonders auf deinen Augen nur ganz sanft berührst. Wahre und dauerhafte
innere Ruhe jedoch entsteht erst durch vollkommenes Verwirklichen von Yama und
Niyama, vollkommenes Auflösen in Liebe ALLER Konflikte und des gesamten Karma,
sowie durch vollkommenes Lieben und lieben lassen in allen Situationen. Durch
zunehmende und gewissenhafte Praxis des gesamten und korrekten Kriya Yoga wird
somit eine vollkommen natürliche innere Ruhe hergestellt. Das Yoni Mudra dient
ausschließlich dem Anfänger während seinen ersten mehreren Jahren der intensiven
Meditationspraxis zur Erleichterung der Meditations-Einleitung.
Das
Yoni Mudra wird mit beiden Händen gleichzeitig ausgeführt. So wie im Bild unten
gezeigt. Deine gesamte Aufmerksamkeit ruht dabei in der Kutashta. Du bist
dauernd für Gott geöffnet und lässt göttliches Licht und Liebe in dich und durch
dich fließen. Durch deinen ganzen Lichtkörper ebenso wie durch alle Zellen
deines physischen Körpers. In dieser Position verweilst du solange wie
vollkommen bequem möglich. Üblicherweise 15 bis 30 Minuten oder länger. Gott
wird deine Arme hochhalten, während du vollkommen auf ihn konzentriert bleibst
!! Das Bild unten zeigt die vollkommene Position des Yoni Mudra.
Maha
Mudra und Kechari Mudra sind jeweils in einem eigenen Kapitel erklärt. Wir
betrachten im Bild unten noch kurz ein sehr verbreitetes Mudra zum Gebet,
während der Meditation und oft auch während Unterhaltungen zwischen Menschen. Es
führt zu innerer Ausgeglichenheit und Ruhe durch Reduktion des Energieaustausch
mit der Außenwelt durch die Chakren der Hände. Diese Gebetshaltung erleichtert
dir die Zuwendung nach Innen, um eins mit dir selbst zu sein und die Wahrnehmung
der inneren intuitiven Führung zu erleichtern. Wie im Bild unten gezeigt
schließt sich der Kreislauf aller Fingerchakren und Handflächenchakren nach
innen. dies erleichtert das "in sich ruhen - sich sammeln".
Im fortgeschrittenen Stadium der Meditationspraxis wirst du vermutlich nur noch dieses Mudra für deine Hände verwenden. Ebenso kannst du dieses Mudra nach Beendigung des Yoni Mudra anwenden, um die Meditation fortzuführen. Falte die Hände dabei aber ganz locker - so im Bild oben gezeigt.
Wollen wir nun etwas genauer auf Navi oder Nabhi Kriya eingehen.
In manchen Linien ist diese Technik Bestandteil der ersten Initiation, in
anderen Linien ist dies eine optionale Methode, welche nur von Kranken, denen es
nicht möglich ist, den normalen Kriya zu praktizieren, angewandt wird (so z.B.
von TBC Erkrankten oder Schwangeren). Dort wird es meist in Zusammenhang mit dem
‚mentalen Pranayama' verwendet, und wieder andere Linien haben auch von dieser
Technik noch nichts gehört.
Kommen wir nun zu den Unterschieden der Anwendung von Nabhi Kriya in jenen
Linien, in denen sie praktiziert wird. Manche lehren Navi ohne Atemkontrolle,
andere lehren geheime Methoden der Atemregulierung für diese Technik. In einer
weiteren Variante wird Japa im Rhythmus des Herzschlages miteinbezogen.
Ein weitere drastischer Unterschied scheint folgender zu sein: In manchen Linien
wird gelehrt, das Nabhi Kriya vorne und hinten gemacht wird, während jedoch die
meisten lehren, man soll Nabhi nur an der Vorderseite machen. Man sieht also,
auch hier gibt es eine Vielzahl an Variationen und die oben genannten sind nur
einige Beispiele dafür.
Hier folgt nun eine der verbreitetsten Variationen von Nabhi Kriya:
Navi Kriya wird vorne in das Navi Chakra gemacht - das Navi Chakra sitzt da wo
sich anatomisch auch der Bauchnabel befindet, und hinten in das Manipura Chakra
(Solarplexus).
Um Navi Kriya zu praktizieren beginne zuerst mit Pratishta um die Übung
einzuleiten, dann - mit all deiner Aufmerksamkeit in deiner Kutashta und deiner
ganzen Hingabe und Öffnung zu Gott - wirst du den Kopf nach vorne beugen bis das
Kinn das Brustbein berührt. Es entsteht so ein Mudra beim Berühren des
Brustbeines.
Jetzt wiederholst du das Mantram OM 100 Mal in das Navi Chakra. Zum Zählen
kannst du das bereits früher beschriebene Mala mit 2 x 25 Perlen verwenden.
Dann neigst du deinen Kopf weit in den Nacken - so weit wie angenehm und
wiederholst 25 Mal das Mantram OM in das Manipura.
Nachdem du die 100 OM in das Navi Chakra vorne und 25 OM in das Manipura Chakra
hinten durchgeführt hast - wird Navi Kriya beendet durch Visarjan
Pratishta und Visarjan
Pratishta - das Gegenstück zu Visarjan
Pratishta
wird nur zur Einleitung bestimmter Pranayama - Übungen gemacht. Es wird EIN MAL
gemacht pro Übung und beginnt jeweils im Muladhara Chakra (Wurzelchakra) - führt
über alle Chakren bis zum Ajna Chakra (Stirnchakra) und dann direkt in die
Kutashta (Kronenchakra).
Es wird genau so ausgeführt wie in der animierten Grafik links. EINMAL. Es wird
bei all den Übungen ausgeführt, bei denen es ausdrücklich als Einleitung der
Übung erwähnt ist! Du wiederholst das Mantram OM entlang der Wirbelsäule in die
jeweiligen Chakren - in das Muladhara Chakra, Svadhisthana Chakra, Manipura
Chakra, Anahata Chakra, Vishuddha Chakra, Ajna Chakra und dann in die Kutashta.
Genau so wie unten gezeigt. Alle Aufmerksamkeit sollte auf Gott gerichtet sein,
damit durch deine Zuwendung an Gott dein Sahasrara Chakra immer geöffnet ist.
Lerne immer offen für Gott zu sein und Gott in dich fließen zu lassen mit all
seiner heiligen Energie der Liebe, Gnade und Erlösung. Deine Hingabe und Liebe
zu Gott wird dein Sahasrara Chakra immer geöffnet halten. Nur Deine Liebe zu
Gott kann dies tun. Liebe ist der Schlüssel zu Gott. Lerne Gott in alle Teile
und Aspekte deiner jetzigen Persönlichkeit - deines Ego - fließen zu lassen.
Heiße Gott willkommen in deinem Leben - in allen Teilen deines Lebens. IN
ALLEN.
Mache aus deinem Körper einen Tempel Gottes - einen Tempel der Liebe und des
Lichtes - dann wird diese allmächtige Liebe Gottes alles auflösen, was dich je
von Gott getrennt hat, noch trennt oder künftig noch trennen könnte. Lass
dauernd göttliche, heilige Liebe durch dich fließen - durch alle Zellen deines
Körpers, durch alle Gedanken und Emotionen aber auch durch deine gesamte
Vergangenheit und allem damit verbundenen Karma. Schenke alles Gott und du wirst
frei sein - in Liebe - aus Liebe.
Visarjan - das Gegenstück zu Pratishta
Einige Pranayama Übungen erfordern Visarjan als Abschluss der Übung. In der
Regel all diejenigen Übungen, die mit Pratishta beginnen. Visarjan ist genau das
spiegelbildliche Gegenstück von Pratishta - genau wie im animierten Bild oben
gezeigt.
Du beginnst mit OM in der Kutasthta - dann zum Ajna Chakra und entlang der
Wirbelsäule hinunter bis in das Muladhara Chakra Immer entlang des Rückens in
das Chakra.
Die Yogoda Aufladeübungen von Yogananda
- Inhaltsverzeichnis
Die Übungen sollten draußen in frischer Luft oder zumindest vor einem offenen
Fenster gemacht werden, und zwar langsam und mit tiefer Konzentration. Es ist
besser, jede Übung wenige Male korrekt als viele Male hintereinander schnell und
geistesabwesend zu machen.
Jede dieser Übungen kann auch öfter als angegeben gemacht werden. Wenn Sie
jedoch die Zahl erhöhen, achten Sie darauf, dass Sie die Übungen nicht zu
flüchtig machen. Man kann einige oder alle Übungen auch öfter als zweimal
täglich machen, um Müdigkeit oder körperliches Unwohlsein zu bekämpfen.
Wenn man die Reihenfolge einmal auswendig kann und jede der 38 Übungen so oft
wie angegeben macht, braucht man dazu nicht länger als 15 Minuten. Auf diese
Weise können Sie feststellen, ob Sie sie zu langsam oder zu schnell machen.
Wenn Sie einen Körperteil anspannen, achten Sie darauf, immer mit schwacher
Spannung zu beginnen und allmählich zu mittlerer und starker Spannung
überzugehen. Entspannen Sie danach in umgekehrter Reihenfolge: stark, mittel,
schwach.
Spannen Sie niemals mit einer schnellen und ruckartigen Bewegung an!
Spannen Sie nie so stark an, dass Sie ein unbehagliches Gefühl haben!
Man braucht die »starke« Spannung nicht länger als 3 Sekunden anzuhalten. Ein
kranker oder schwacher Körperteil sollte nur »schwach« angespannt werden.
Doppeltes Einatmen« bedeutet, dass man einmal kurz und einmal lang durch die
Nase einatmen soll. »Doppeltes Ausatmen« bedeutet, dass man einmal kurz und
einmal lang durch den Mund ausatmen soll: »Hah - Hahhhhh« Das »Hah« wird nicht
ausgesprochen, sondern nur geatmet - so, wie ein kräftiger Seufzer. »Doppeltes
Atmen« bedeutet, dass man in dieser Weise fortlaufend ein- und ausatmen soll.
Wo keine besonderen Anweisungen zum Atmen gegeben werden, soll man ruhig und
natürlich atmen, ohne zu versuchen, den Atem mit der Spannung oder Entspannung
in Einklang zu bringen.
Wir empfehlen, zuerst eine Übung zu lernen und dann so viele hinzuzunehmen, wie man
während der 15 oder 20 Minuten schaffen kann. Jeden Tag sollte man eine oder
einige neue Übungen dazulernen - (wobei man die Zeit auf 15 bis 20 Minuten
beschränken sollte) bis einem alle Übungen geläufig sind und man sie in sein
morgendliches oder abendliches Programm aufgenommen hat.
Leider liegen mir gegenwärtig nicht alle Übungen vor. Nachfolgend die leider
unvollständige Liste der insgesamt 38 Übungen:
2. Aufladen der Beine
(3 bis 5mal mit jedem Bein wiederholen)
Verlagert das Gewicht auf den rechten Fuß. Beugt das linke Knie, so dass der
linke Fuß leicht angehoben wird, und schwingt das Bein (nur vom Knie abwärts)
langsam vor und zurück, wobei ihr vor allem die Muskeln des Oberschenkels
anspannt. Entspannt die Muskeln nach dem Vor- und Zurückschwingen, d.h., spannt
sie nur so leicht an, dass ihr das erhobene Bein in dieser Stellung halten könnt.
Wenn ihr diese Übung 3 – 5 mal gemacht habt, geht sofort zu Übung 3 über
(Kreisen der Fußgelenke) und übt erst danach das Aufladen des rechten Beines mit
anschließendem Kreisen des rechten Fußgelenkes .
3. Kreisen der Fußgelenke
(5 mal in beiden Richtungen kreisen)
Verlagert das Gewicht auf das rechte Bein, spannt das linke Fußgelenk an und
kreist den Fuß langsam 5 mal in der einen und 5 mal in der anderen Richtung. Tut
dasselbe mit dem rechten Fußgelenk, sobald ihr Übung 2 mit dem rechten Bein
beendet, habt.
4.
Aufladen der Unterschenkel und Unterarme, Oberschenkel und Oberarme
(3mal mit dem linken und 3mal mit dem rechten Arm
und Bein; 3mal mit beiden Armen und Beinen)
Verlagert das Körpergewicht auf den rechten Fuß, so dass der linke Fuß - etwas
nach links vorgesetzt - leicht auf den Boden ruht. Spannt gleichzeitig den
linken Unterschenkel und den linken Unterarm und entspannt sie wieder. Danach
spannt den linken Oberschenkel und den linken Oberarm an und entspannt. Dies
zählt als einmal. Nach 3maligem Üben verlagert das Gewicht auf den linken Fuß
und spannt, den rechten Unterschenkel und den rechten Unterarm an; entspannt.
Spannt danach den rechten Oberschenkel und den rechten Oberarm an und entspannt.
Wiederholt dies 3mal. Dann spannt gleichzeitig beide Unterschenkel und Unterarme
an und entspannt. Spannt gleichzeitig beide Oberschenkel und Oberarme an;
entspannt, wiederholt dies 3mal.
9.
Aufladen des Halses
(3 - 5mal wiederholen)
Senkt den Kopf, so dass das Kinn auf der Brust ruht. Dann spannt die Muskeln des
Halses und der Kehle an und zieht das Kinn gegen die Spannung hoch, bis der Kopf
nach hinten geneigt, ist. Entspannt vollkommen, so dass der Kopf durch sein
eigenes Gewicht wieder nach vorn fällt und das Kinn auf die Brust zurücksinkt.
Das Vorwärtsfallen des Kopfes endet in einem leichten Ruck.
10.
Justieren des Halses
(3 - 5mal in beiden Richtungen kreisen}
Spannt die Muskeln in Hals und Kehle leicht an. Kreist den leicht gespannten
Hals und Kopf langsam 3 - 5mal in der einen und 3 bis 5mal in der anderen
Richtung. Dann entspannt und kreist den Kopf ein paar Mal ohne Spannung in beide
Richtungen.
11.
Justieren der Wirbelsäule
(6 – 8mal)
Beugt die Ellbogen leicht, bis sich die Unterarme ungefähr parallel zum Erdboden
befinden, und haltet die Oberarme dicht an den Körper. Dann dreht den Oberkörper
mit einer schnellen Bewegung nach links und die Hüften nach rechts; anschließend
den Oberkörper nach rechts und die Hüften nach links. (Eine Drehung nach einer
Richtung zählt als einmal.)
12.
Kreisen der Wirbelsäule
Setzt die Füße 30 - 40 cm auseinander, spannt die Beine leicht an und legt die
Hände auf die Hüften. Konzentriert euch darauf, die Rückenmuskeln beiderseits
der Wirbelsäule anzuspannen. Dann beugt den Rumpf leicht nach vorn und haltet
die Spannung beiderseits der Wirbelsäule an. Kreist den Rumpf oberhalb der Hüfte
5mal in der einen und 5nal in der anderen Richtung. Bewegt nicht die Hüfte-,
sondern kreist nur den Oberkörper. Haltet die Wirbelsäule oberhalb der Taille
gerade.
16.
Übung zur Anregung des Gedächtnisses
(mehrere Male)
Klopft mit den Knöcheln über die ganze Schädeldecke. Konzentriert euch bei jedem
Klopfen und fühlt, wie die Gehirnzellen erweckt und angeregt werden. Dies ist
eine hervorragende Übung, um Gehirn und Nerven zu beleben.
17.
Massage der Kopfhaut
Setzt die Fingerspitzen fest, auf die Kopfhaut, damit die Finger nicht auf dem
Haar ausgleiten, und bewegt die Kopfhaut in kleinen Kreisen. Massiert auf diese
Weise den ganzen Schädel. Durch diese Übung werden die Muskeln der Kopfhaut
gelockert und der Blutkreislauf angeregt.
18.
Massage des verlängerten Marks
(2 - 3mal wiederholen)
Legt die drei mittleren Finger einer jeden Hand auf das verlängerte Mark an der
Schädelbasis. Drückt die Finger fest gegen das verlängerte Mark und bewegt sie
in kleinen Kreisen 3mal in der einen und 3 mal in der anderen Richtung. Dann
spannt Kehle und Kopf wie beim. »Aufladen des Halses«, an und beugt den Kopf
zurück. Entspannt und drückt den Kopf rasch mit den Fingern nach vorn, so dass
das Kinn schnell (aber sanft) auf die Brust fällt.
19.
Aufladen der Bizepsmuskeln
(mit jedem Arm abwechselnd 3mal)
Faltet die Hände über dem Kopf (oder lasst sie auf dem Kopf ruhen und spannt und
entspannt abwechselnd den einen und dann den anderen Bizeps
20.
Vierteiliges Aufladen des Körpers
(alle vier Teile 1 -2mal)
Siehe ausführliche Beschreibung dieser Übung in Lehrbrief 8 (Technik der
Aufladung der zwanzig Körperteile) und ihre Variationen.
1) Atmet mit einem kurzen und einem langen Atemzug tief ein, und spannt den
ganzen Körper langsam von schwach bis stark an. Haltet die vibrierende Spannung
drei Sekunden lang an. Stoßt den Atem mit (…)
21.
Aufladen der Arme auf und ab
(3 - 5mal)
Haltet die Ellbogen seitlich an den Körper und hebt die gespannten Unterarme
hoch, als ob ihr ein Gewicht anhebt, bis sich die Fäuste in Schulterhöhe
befinden, entspannt kurz; dann spannt wieder an und senkt das imaginäre Gewicht
herab. Entsannt und wiederholt. Die Übung sollte so ausgeführt werden, als ob
man ein Gewicht in rhythmischer Bewegung hebt und senkt. Die Innenseiten der
Fäuste sollten sich gegenüberliegen.
22.
Doppeltes Atmen mit Berühren der Ellbogen
(3 - 5mal)
Streckt die Arme seitlich in Schulterhöhe aus und beugt die Ellbogen im rechten
Winkel, so dass sich die Unterarme senkrecht zum Erdboden befinden. Dann bringt
die Arme mit schwingender Bewegung bis sich Ellbogen, Unterarme und Fäuste
seitlich berühren. Gleichzeitig atmet mit einem doppelten Atemzug aus, entspannt
den Körper und beugt leicht die Knie. Haltet inne und zählt bis drei. Atmet mit
einem doppelten Atemzug ein und spannt die zwanzig Körperteile in einer
fortlaufenden Spannungswelle von unten nach oben (wie in Übung 1) an, während
ihr die gebeugten Arme wieder in die Ausgangsstellung zurückführt. Haltet inne
und zählt bis drei. Atmet mit einem doppelten Atemzug aus und entspannt die
zwanzig Körperteile in umgekehrter Reihenfolge, während ihr die Unterarme wieder
nach vorn führt und leicht die Knie beugt. Haltet inne und zählt bis drei.
Achtet darauf, dass die ganze Zeit die Wirbelsäule gerade, die Ellbogen in
Schulterhöhe und die Unterarme senkrecht zum Erdboden gehalten werden müssen.
Die Innenseiten der Fäuste sollen während der Spannungsphase dieser Übung zum
Kopf hin gerichtet sein. Während der entspannten Stellung zeigen die Innenseiten
der Fäuste zur Stirn.
23.
Aufladen der Arme
(3 - 5mal)
Streckt die Arme seitlich in Schulterhöhe aus und beugt die Ellbogen, so dass die
Fäuste beiderseits seitlich des Kopfes liegen. Dann spannt die Unterarme an,
während ihr sie zu beiden Seiten hin ausstreckt; haltet die Oberarme dabei in
Schulterhöhe. Entspannt kurz. Spannt wieder an und führt die Arme in die
Ausgangsstellung zurück. Entspannt kurz. Diese Übung soll so ausgeführt werden,
als ob man schwere Gewichte zu den Seiten des Kopfes anhebt und wieder senkt.
Die Innenseiten der Fäuste sind in der ausgestreckten Haltung nach oben
gerichtet und, wenn sie seitlich des Kopfes ruhen, nach unten.
24.
Armkreisen (kleine Kreise)
(mehrere Male in beiden -Richtungen! Streckt die Arme seitlich in Schulterhöhe
aus. Ballt fest die Fäuste und spannt den ganzen Arm an, wobei die wobei die
Handflächen nach oben gedreht sind. Bewegt die Arme von den Schultern aus in
kleinen Kreisen und steigert die Spannung. Entspannt kurz. Darm kreist mit
steigender Spannung mehrere Male in die entgegengesetzte Richtung.
25.
Aufladen der Arme von der Stirn aus
(3 - 5mal)
Streckt die Arme in Schulterhöhe nach vorn und beugt die Ellbogen, bis die
Fäuste leicht die Stirn berühren. Spannt beide Arme an und streckt sie nach
vorn. Entspannt kurz; dann spannt sie wieder an und führt sie zum Kopf in die
Ausgangsstellung zurück. Entspannt kurz und wiederholt. Die Übung soll so
ausgeführt werden, als wenn ein schweres Gewicht zur Stirn gehoben und wieder
gesenkt wird. Die Innenseiten der geschlossenen Fäuste sollten sich während
dieser Übung gegenüberliegen.
26.
Vierteiliges Aufladen der- Finger
{mehrere Male in jeder Stellung)
Lasst die Arme seitlich herabhängen, spannt die Finger an und öffnet und schließt
die Fäuste rasch nacheinander, wobei ihr die Finger gespannt haltet. Wiederholt
dasselbe mit seitlich in Schulterhöhe ausgestreckten Armen, wobei die
Handflächen nach unten zeigen. Wiederholt mit gerade nach vorn ausgestreckten
Armen, wobei die Handflächen wieder nach unten zeigen. Wiederholt mit über den
Kopf erhobenen Armen, wobei die Handflachen nach vorne zeigen.
30.
Geh-Übung
(25 - 50mal)
Hebt, die Füße abwechselnd an wie beim Marschieren (nur übertrieben) und spannt
dabei das ganze Bein einschließlich der hinteren Muskeln des Oberschenkels.
Spannt gleichzeitig den Arm der gegenüberliegenden Seite an und führt die Faust
zur Brust. Dann entspannt und senkt den Arm, während ihr den Fuß aufsetzt und
das Bein entspannt. Diese Übung soll rhythmisch auf der Stelle gemacht werden.
31.
Lauf –Übung
(25 - 50mal wiederholen)
Lauft mit leichtem, federndem Schritt an Ort und Stelle, wobei ihr die Fersen
nach hinten werft, als ob ihr das Gesäß berühren wolltet. Lauft auf den
Zehenspitzen, um eine Erschütterung des Körpers zu vermeiden, versucht, einen
natürlichen Rhythmus einzuhalten. Die Arme sollten während der ganzen Zeit
angewinkelt gehalten werden.
32.
Fecht-Übung
(3 bis 5mal jede Seite abwechselnd)
Beugt die Arme im Ellbogengelenk, so dass die Fäuste auf der Brust ruhen. Spannt
das linke Bein an und setzt es 25 - 35 cm vorwärts. Das linke Knie soll leicht
gebeugt sein. Das rechte Bein soll gerade und gespannt gehalten werden, mit der
Ferse flach auf den Boden. Gleichzeitig ballt die rechte Faust und spannt den
rechten Arm an. Streckt den rechten Arm in Brusthöhe gerade nach vorn und atmet
mit doppeltem Atemzug aus. Die Brust soll ebenfalls angespannt sein. Entspannt
langsam und führt Fuß und Arm in die Ausgangsstellung zurück; dann atmet, mit
doppeltem Atemzug ein. Wiederholt abwechselnd mit dem entgegengesetzten Fuß und
Arm. Während der ganzen Übung sollen Wirbelsäule und Kopf aufrecht und senkrecht
zum Erdboden gehalten werden. Wenn der Arm nach vorn gestreckt wird, sollen
Handgelenk und Arm in gerader Linie, d. h. nicht gebeugt sein; die Handflache
der rechten Faust soll zur linken und die Handfläche der linken Faust zur
rechten Seite weisen; mit anderen Worten; die Faust soll weder nach oben noch
nach unten gedreht werden.
Übungen zur Kräftigung und Heilung - Inhaltsverzeichnis
WICHTIGE ÜBUNGEN ZUR KRÄFTIGUNG UND ZUR HEILUNG
(von Paramhansa Yogananda)
Wir wissen, dass ein Toter keinen Sauerstoff einatmen, keinen Sonnenschein
aufnehmen und keine Nahrung verdauen kann, weil er keine Lebenskraft mehr hat.
Lebenskraft ist also die erste und unmittelbare Voraussetzung für unser
körperliches und geistiges Wohlergehen. Gedanken, Wille, Gefühl, Muskelkraft,
die Tätigkeit des Herzens und Gehirns, der Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber,
Galle und anderer Verdauungsorgane sowie der Drüsen sind alle von diesem
lebenswichtigen Prinzip abhängig. Die Lebenskraft ist die innere Elektrizität,
die das Gehirn in Gang hält, welches wiederum schöpferische Ideen erzeugt, neue
Eindrücke aufnimmt und den ganzen Körper aufrechterhält.
Das Herz hat die Funktion, zur Reinerhaltung des Körpers beizutragen und die
Nahrung an die Milliarden hungriger Körperzellen zu verteilen. Magen und Darm
entnehmen der Speise die erforderlichen Nährstoffe, die zur Wiederherstellung
oder zum Aufbau verschiedener Gewebe (Knochen, Nerven, Schleimhaut, Fettgewebe
und Muskeln) gebraucht werden. Sie sind die »Großküche«, in der die richtige
Nahrung für die verschiedenen Gewebe zubereitet wird. Die Milliarden
Körperzellen, die inneren Organe und die sensorischen Nerven werden allein durch
die Lebenskraft erhalten. Scheinbar wird der physische Körper nur durch Nahrung
aufrechterhalten, doch jede physische Nahrung wäre zwecklos, wenn sie nicht
durch die geheimnisvolle Kosmische Lebenskraft in Energie umgewandelt würde.
Nachdem man die Schule abgeschlossen hat, ist es mit regelmäßiger
Körperertüchtigung meist vorbei; dann beginnt die Zeit des »guten Essens« und
der daraus entstehenden Krankheiten. Viele Menschen wissen nicht, dass gute und
dauerhafte Gesundheit von der Befolgung einiger grundsätzlicher Regeln abhängt:
1. richtige Ernährung, mäßiges Essen und gelegentliches Fasten 2. gute Verdauung
3. genügend körperliche Bewegung, frische Luft und Sonnenbäder 4. Herrschaft
über die Sexualkraft 5. gute Gedanken und Frohsinn 6. Meditation
Missbraucht eure Sinne nicht, legt eure schlechten Gewohnheiten ab, hütet euch
vor Ausschweifungen und sorgt für ausreichende körperliche Bewegung.
Nehmt so oft wie möglich ein Sonnenbad, etwa zehn Minuten bis eine halbe Stunde
lang, je nach der Intensität der Sonnenstrahlen.
Macht mindestens sechsmal am Tag drei tiefe Atemzüge an der frischen Luft:
a) Atmet zuerst schnell durch Mund und Nase aus.
b) Atmet dann langsam nur durch die Nase ein und zählt dabei bis 12.
c) Haltet den Atem an, während ihr bis 6 zählt.
d) Atmet aus, während ihr wieder bis 6 zählt.
Macht euch dies zur festen Gewohnheit, damit ihr es ganz automatisch tut, wenn
ihr draußen im Freien seid. Die Zahl während des Einatmens, Atemanhaltens und
Ausatmens kann notfalls abgeändert werden, doch das Zahlenverhältnis muss
dasselbe bleiben. Wenn ihr z.B. beim Einatmen bis 8 zählt, haltet den Atem bis 4
zählend an und atmet bis 4 zählend aus. Wer gesund ist und eine gute Lunge hat,
dürfte allerdings keine Schwierigkeiten mit dem Rhythmus 12-6-6 haben.
MAGEN-ÜBUNG
Diese Übung fördert die Verdauung und Peristaltik und verhütet Verstopfung und
Fettleibigkeit. Man sollte sie täglich machen - am besten morgens nach dem
Aufwachen oder zu irgendeiner anderen Tageszeit, wenn der Magen verhältnismäßig
leer ist. (Nach dem Essen sollte man auf jeden Fall eine Stunde warten.)
1. a) Stellt euch vor einen Sessel, beugt euch mit ausgestreckten Armen nach
vorn und fasst beide Armlehnen.
b) Stoßt allen Atem aus.
c) Während ihr dann den Atem anhaltet, zieht den Unterleib so weit wie möglich
ein; dann drückt ihn so weit wie möglich heraus.
d) Wiederholt dies dreimal, ohne dabei zu atmen.
e) Atmet wieder ein.
Wiederholt die ganze Übung fünfmal. Bei Verdauungsstörungen oder Verstopfung
wiederholt sie zehnmal.
2. a) Stellt euch aufrecht hin und schließt die Augen.
b) Legt beide Hände übereinander auf den Unterleib und drückt sie leicht an.
c) Spannt den unteren Teil des Bauches an.
d) Während ihr die Spannung im unteren Teil anhaltet, spannt auch den oberen
Teil des Bauches an.
e) Entspannt den oberen und unteren Teil gleichzeitig.
Wiederholt diese Übung sechsmal.
GEH- UND LAUFÜBUNG
Wer die Geh- und Laufübung (auf der Stelle) zweimal täglich an der frischen Luft
macht, trägt viel dazu bei, seinen Körper gesund zu erhalten. (Wer jedoch ein
schwaches Herz hat, sollte die Laufübung unterlassen.) Selbst wenn ihr müde
seid, könnt ihr eure Müdigkeit durch diese und andere Aufladeübungen oder durch
sie alle schnell überwinden.
Für die Gehübung zieht die Schuhe aus, und übt möglichst dicht vor einem offenen
Fenster - oder noch besser auf einer offenen Veranda. Bleibt auf derselben
Stelle und macht die üblichen Gehbewegungen, nur mit übertriebener Bewegung der
Beine, d.h., ihr hebt die Füße nicht nur einige Zentimeter vom Boden, sondern so
hoch wie möglich, wobei das gebeugte Knie bis zur Höhe des Gesäßes gezogen wird.
Während ihr den linken Fuß hochhebt, hebt gleichzeitig den angewinkelten rechten
Unterarm an, wobei der Ellbogen seitlich am Körper liegt. Dann setzt den linken
Fuß auf den Boden und senkt den rechten Unterarm wieder herab. Hebt den rechten
Fuß hoch, wobei ihr das Knie bis zur Höhe des Gesäßes zieht, und hebt den
angewinkelten linken Unterarm hoch, während der Ellbogen seitlich am Körper
liegt. Macht diese Bewegung abwechselnd links und rechts - ungefähr 25-100
Schritte - auf der Stelle.
Die Laufübung wird ebenfalls auf derselben Stelle mit den üblichen
Laufbewegungen gemacht. Dabei sollten die Fersen fast das Gesäß berühren. Die
Arme werden seitlich des Körpers stillgehalten. Lauft mit federndem Schritt -
etwa 50 Schritte.
ANDERE WIRKSAME ÜBUNGEN
Jedes Mal, wenn ihr einen Körperteil entspannen wollt, spannt ihn zuerst leicht
und haltet dann die Spannung an, während ihr bis drei zählt; dann entspannt ihn
schnell und fühlt, wie sich die Energie aus diesem Körperteil zurückzieht.
Haltet den entspannten Teil ruhig, und vergesst ihn.
Dann steht auf, schließt die Augen, und spannt den ganzen Körper an - d.h. alle
Körperteile gleichzeitig - und entspannt ihn wieder, wobei ihr den Atem kräftig
ausstoßt. Bleibt ruhig stehen. Nach einigen Augenblicken spannt den ganzen
Körper wieder an und entspannt ihn dann, während ihr ausatmet. Dadurch erreicht
ihr völlige Entspannung (mit Ausnahme der Muskeln, die ihr anspannen müsst, um
euch aufrecht zu halten) . Diese Übung kann auch im Liegen gemacht werden, wenn
man sich völlig entspannen will. Wenn man die Energie durch das Üben dieser
Technik zurückzieht, entspannen sich alle Körperteile, und der Körper wird ganz
still.
Jedes Mal, wenn ihr müde seid oder Sorgen habt, spannt den ganzen Körper an und
entspannt ihn dann, während ihr ausatmet; das hat eine beruhigende Wirkung. Wenn
ihr vor dem Entspannen nur wenig oder teilweise anspannt, wird nicht alle
Spannung beseitigt. Doch wenn ihr stark anspannt, so dass ihr vor Energie
vibriert, und dann schnell »loslasst«, erreicht ihr völlige Entspannung. Folgende
Übungen solltet ihr immer dann machen, wenn ihr euch entspannen oder irgendeinen
Körperteil heilen wollt:
1. a)
Spannt den rechten Arm an, bis er vibriert.
b) Legt den Ellbogen seitlich an den Körper und hebt den Unterarm an, bis sich
die Faust in Schulterhöhe befindet - so als ob ihr ein Gewicht von 5-10 Pfund
anhebt.
c) Entspannt den Arm und senkt ihn herab.
d) Wiederholt die Übung mit dem linken Unterarm, und fahrt dann abwechselnd mit
dem rechten und linken Arm fort. Danach hebt und senkt beide Arme gleichzeitig.
2. a) Streckt die Arme seitlich aus, so dass sie sich parallel zum Erdboden
befinden, und spannt sie - mit geballten und nach oben gekehrten Fäusten - an,
bis sie vibrieren.
b) Beugt die Ellbogen und führt die Fäuste an die Schultern. Spannt sie genug
an, bis sie vibrieren, so als ob ihr auf jeder Seite ein schweres Gewicht
anhebt.
c) Entspannt die Arme und senkt sie seitlich herab.
Wiederholt das Ganze.
3. a) Streckt die Arme seitlich aus, so dass sie sich parallel zum Erdboden
befinden; dann atmet aus und bringt die Arme nach vorn, bis sich die Handflächen
berühren, und entspannt gleichzeitig alle Körperteile.
b) Atmet ein, spannt alle zwanzig Körperteile an und bringt die Arme wieder in
die Ausgangsstellung.
c) Entspannt alle Körperteile, senkt die Arme seitlich herab und atmet langsam
aus.
Wiederholt das Ganze.
4. a) Stellt euch vor einen Sessel, und greift mit beiden Händen die Armlehnen.
b) Atmet aus, entspannt euch und setzt euch schnell in die Hocke, so dass das
Gesäß auf den Fersen ruht.
c ) Atmet ein und spannt gleichzeitig den ganzen Körper an; dann haltet ihn
gespannt, während ihr bis 20 zählt.
d) Haltet die Spannung, steht auf und spannt den Körper an, bis er vibriert.
e) Atmet aus, entspannt euch und setzt euch wieder in die Hocke.
Wiederholt das Ganze.
HEILÜBUNGEN
Richtige Ernährung ist ein wichtiger Faktor, wenn man Gesundheit, gutes
Aussehen, Jugendlichkeit und das richtige Körpergewicht anstrebt oder
beibehalten will. Doch oft kann nur die Lebenskraft eine sofortige und völlige
Heilung bewirken. Mit den nachfolgenden Übungen kann man die Lebenskraft bewusst
in den Körper lenken, was sich sehr vorteilhaft auf schwaches Bindegewebe oder
geschwächte körperliche Organe auswirkt.
Um Schmerzen im Arm oder Bein zu beseitigen, um die Glieder zu stärken oder
erschlaffte Muskeln zu kräftigen, macht folgende Technik mit dem betreffenden
Körperteil:
a) Zieht den Muskel (oder die Muskeln) leicht und mit tiefer Konzentration
zusammen, während ihr bis 20 zählend ausatmet.
b) Entspannt die Muskeln, und atmet ein.
Wiederholt diese Übung 6mal morgens oder auch zu jeder anderen Tageszeit.
Schwache Waden und Oberschenkel können durch das Üben dieser Technik gestärkt
werden.
ÜBUNG FÜR DIE KNIE
a) Setzt euch in die Hocke, so dass ihr auf den Fersen sitzt, und atmet aus.
b) Erhebt euch schnell und atmet ein.
c) Haltet den Atem an und spannt die Muskeln des ganzen Körpers leicht an.
d) Atmet aus und entspannt euch.
Wiederholt dies morgens und abends 10mal.
ZWEI ÜBUNGEN FÜR DAS RÜCKGRAT
1. a) Setzt euch aufrecht auf einen Stuhl, und kreist den Kopf 5mal im
entgegengesetzten Uhrzeigersinn. b) Kreist den Kopf 5mal im Uhrzeigersinn.
2. a) Setzt euch aufrecht auf einen Stuhl, und legt die gefalteten Hände um den
Hinterkopf.
b) Biegt Kopf und Wirbelsäule ruckartig zurück.
c) Löst die Hände und beugt euch nach vorn, indem ihr mit den Händen die Zehen
berührt.
Wiederholt dies morgens und abends 6mal.
ZUR FÖRDERUNG DER VERDAUUNG
a) Atmet aus, ohne wieder einzuatmen.
b) Während ihr den Atem anhaltet, zieht Unterleib und Magen ein und konzentriert
euch auf den Nabel. Zählt bis 20.
c) Entspannt Magen und Unterleib, und atmet ein.
Wiederholt dies morgens und abends 6- bis 12mal.
GEGEN KOPFSCHMERZEN
a) Presst die eine Handfläche gegen den Hinterkopf und die andere leicht gegen
die Stirn.
b) Atmet ein und haltet den Atem an, während ihr mit tiefer Aufmerksamkeit die
Muskeln am Scheitel leicht zusammenzieht.
c) Atmet aus und entspannt die Muskeln.
Wiederholt dies 4- bis 6mal.
ZUR ANREGUNG DER GEHIRNTÄTIGKEIT
a) Atmet aus, ohne wieder einzuatmen.
b) Spannt die Muskeln des Kopfes leicht an und haltet sie bei voller
Konzentration gespannt, während ihr bis 15 zählt.
c) Atmet ein und entspannt die Muskeln.
Wiederholt dies 6mal.
FÜR DIE NERVEN
a) Atmet ein und haltet den Atem an.
b) Spannt den ganzen Körper an, d.h. alle Muskeln gleichzeitig.
c) Haltet die Spannung an, während ihr bis 20 zählt und euch tief auf den ganzen
Körper konzentriert.
d) Atmet aus und entspannt euch.
Wiederholt dies 3mal. Macht die Übung jederzeit, wenn ihr euch schwach fühlt
oder nervös seid.
FÜR DIE AUGEN
a) Atmet aus, ohne wieder einzuatmen.
b) Schließt die Augen und zieht Augenlider und Brauen leicht zusammen.
c) Haltet die Augen gespannt, während ihr euch tief darauf konzentriert, und
zählt dabei bis 20.
d) Entspannt sie und atmet ein.
Wiederholt dies morgens und abends 7mal.
Eine kurze Erläuterung zu Kechari Mudra
Die Auffassung über diese Methode scheint von Linie zu Linie eine sehr
unterschiedliche zu sein. Es gibt da solche, die den Wert von Kechari als sehr
hoch einstufen, andere, die dieser Methode keinerlei Aufmerksamkeit schenken und
wieder andere, denen zufolge Kriya gar nicht praktiziert werden kann, ohne
Kechari. Ronald T. schreibt in seiner 'online Referenz für Kriya Yogis':
"Einige Organisationen die vorgeben, den originalen Kriya Yoga von Lahiri
Mahasaya zu lehren, lehren wieder Nabhi Kriya noch Talabya Kriya (welches eine
Vorbereitung für Kechari Mudra ist). Und in manchen Fällen wird zwar Pranayama
gelehrt, jedoch in einer modifizierten Form." Ein Zitat von Sri Yukteswar lässt
jedoch eher darauf schließen, dass das Gegenteil, zumindest in seiner Linie, der
Fall war: "Der Pfad des Kriya ist schon eigentümlich genug, auch ohne dass die
Schüler mit Zungen wie von Hunden enden."
Auch Yogananda scheint Kechari der Allgemeinheit nicht gelehrt zu haben. Zwar
gibt es einige Aussagen, welche anderes behaupten, doch braucht es nicht
allzu viel Recherchen, um festzustellen, dass Yogananda Kechari höchsten wirklich
sehr vereinzelten, weit fortgeschrittenen Schülern lehrte, in seinen Lehrbriefen
jedoch findet man, bis auf eine wage Andeutung, nichts von dieser Technik.
Hingegen lehrt der ehemalige Vizepräsident der SRF, Swami Kriyannanda in seiner
Ananda Sangha, Kechari sehr wohl, jedoch ebenfalls erst weiter fortgeschrittenen
Schülern.
Es gib viele Spekulationen um das Thema Kechari, vor allem über den wirklichen
Nutzen dieser Technik, da selbst in jenen Organisationen, in denen sie gelehrt
wird, meist nur eine abgeschwächte Variante gezeigt wird, wohingegen das
Original aus den alten Yoga Überlieferungen eine doch sehr drastische Maßnahme
beinhaltet, die wohl nur für eine sehr begrenzte Zahl von Menschen geeignet ist.
In
der Hatha Yoga Pradipika III;32 wird Kechari Mudra folgendermaßen erläutert:
"Kechari Mudra erreicht man, wenn die Zunge aufwärts in die Kehle gedrückt wird,
indem sie nach hinten gerollt wird. Um dies zu erreichen, wird die Zunge
verlängert, indem die untere Sehne der Zunge fortwährend eingeschnitten wird.
Wenn die Zunge soweit verlängert wurde, dass sie den Bereich zwischen den
Augenbrauen erreicht, dann kann Kechari ausgeübt werden. Mit einem scharfen,
glatten und sauberen Instrument in der Form eines Kaktusblattes wird die Zunge
so ein wenig eingeschnitten. Dann nimmt man Steinsalz und Gelbwurzpuder um diese
Stelle einzureiben. Nach sieben Tagen wird die Zunge dann erneut ein wenig
eingeschnitten. Dies sollte sechs Monate lang praktiziert werden. Am Ende wird
die untere Sehne der Zunge komplett durchgetrennt sein ... Der Yogi, welcher nur
eine Minute sitzt und Kechari praktiziert, ist befreit von Gift, Krankheit, Tod,
Alter usw. ..." Folgende Grafik soll die oben erwähnte Erklärung bildlich
veranschaulichen:
Beim
Durchlesen dieser Erläuterung kommen jedoch ein paar Fragen auf. So erwähnte
beispielsweise Yogananda mehrfach die Einfachheit der Technik des Kriyas –
obiger Methode folgend ergibt sich jedoch das genaue Gegenteil davon – eine der
wohl kompliziertesten Techniken im Yoga überhaupt (zumindest auf den
körperlichen Aspekt bezogen). Beim Studieren des gesamten Abschnitts in der
Hatha Yoga Pradipika, der sich mit Kechari Mudra befasst, stellt sich jedoch
auch bald die Frage, ob diese Technik im Grunde nicht einfach Teil von rituellen
Handlungen war und ist, und ihre Bedeutung in Bezug auf den geistigen
Fortschritt bzw. zur Erlangung von Samadhi, nicht eher nur ein metaphorischer
ist. Da die Pradipika z.B. ganz eindeutig darauf eingeht, dass durch die Praxis
von Kechari mehr oder weniger alle körperlichen Leiden wie Alter, Tod Krankheit
usw. besiegt werden, was jedoch genaueren Untersuchungen nicht standhalten kann.
Als Beispiel hierfür sei nur der Tod von Hariharandana im Dezember letzten
Jahres vermerkt – auch er musste seinen Körper in Folge von Krankheit (die
offizielle Todesursache war Lungenentzündung) aufgeben, obwohl er Kriya
praktizierte und mit Sicherheit auch weit fortgeschritten war auf diesem Pfad.
Nebenbei ist die Aussage der Pradipika diesbezüglich allein schon aufgrund der
Tatsache unhaltbar, dass kein einziger Kriyaban oder Guru in der Neuzeit jemals
wirklich den Beweis dafür erbrachte, frei von Krankheit, Alter, Tod usw. zu sein
(ausgenommen natürlich Mahavatar Babaji) – sie alle Alterten in Folge von
körperlichen Defekten, an welchen sie schlussendlich dann auch starben. Zwar ist
nicht bei allen Kriya Gurus eindeutig klar, inwieweit sie Kechari praktiziert
haben oder nicht. Falls jedoch angenommen keiner der Gurus der Neuzeit Kechari
praktizierte, wie lässt sich dies dann mit den Angaben übereinstimmen, denen
zufolge Kechari essentiell notwendig ist zur Ausführung des Kriya?
Einer der wenigen mir bekannten Kriya Gurus unserer Zeit, Shri Shailendra,
behauptet, Kechari zu praktizieren, jedoch veröffentlichte er auf seiner
Webseite den eindeutigen Beweis dafür, das auch er, wenn überhaupt, nur eine
abgeschwächte Variante von Kechari anwendet, da auch ihm es anscheinend nicht
möglich ist, diese Technik komplett und korrekt auszuführen. Als Vergleich zu
obiger Grafik hier nun eine Röntgenaufnahme von Shailendra:

Auf
diesem Bild ist ersichtlich, dass die Zunge nicht hoch genug reicht, und im
Vergleich mit obiger Darstellung des korrekt ausgeführten Kechari wird deutlich,
dass dies entweder nur eine abgeschwächte Variante von Kechari ist, oder gar
überhaupt nichts mit dieser Methode zu tun hat. Eine weitere Frage besteht
darin, ob die von Yogananda gelehrte Methode der ‚Erweiterung der Kehle' in der
ersten Initiation eine vorbereitende Methode zu Kechari sein könnte. Dies
schließen wir jedoch schon allein aus diesem Grund aus, da er auch in den
höheren Stufen diese Technik nicht erörtert. Das momentane Ergebnis unserer
Untersuchungen diesbezüglich geht jedoch nicht davon aus, das Kechari eine
essentielle Technik des Kriyas ist, da ein doch überwiegend erscheinender Teil
der Praktizierenden Kechari als nicht unbedingt erforderlich ansieht, dies
unterscheidet sich jedoch leicht zwischen den westlichen und den östlichen
Aussagen. Im großen und ganzen gesehen ist dies jedoch ‚nur' eine weitere
Methode zur Beruhigung der Gedanken, was man auch folgendem entnehmen kann:
"Ein normaler Intellekt springt hin und her wie eine Horde wilder Frösche -
während der göttliche Geist ruhe und Liebe ausstrahlt. Die hüpfenden Gedanken
können auf vielfältige Weise zur Ruhe gebracht werden. Eine davon ist Kechari
Mudra. Durch Kechari Mudra erlangte Gedankenruhe dient dem Erlangen eines
tieferen Meditations-Zustandes. Diese Errungenschaft geht jedoch durch den "Tod"
automatisch verloren. Diese Ruhe ist also nur von vorübergehender Natur -
solltest du in der aktuellen Inkarnation den dauerhaften Weg zu Gott noch
versäumt haben. Von dauerhafter Natur ist das Erlangen von Gedankenruhe durch
vollkommenes Auflösen in göttlicher Liebe. Schaffe vollkommenen Frieden und
Harmonie mit allen Menschen in allen Situationen. Löse alle noch vorhandenen
Konflikte dieser aktuellen und aller früheren Inkarnation in göttlicher Liebe
auf und die dadurch entstehende Ruhe wird ewiger Natur sein. Denn durch die
Fähigkeit alles in Liebe auflösen zu wollen und können, wirst du auch die
Fähigkeit erlangen, auch in Zukunft immer frei und in Harmonie zu bleiben. In
den verschiedenen Traditionen des Yoga gibt es viele erfolgreiche und bewährte
Methoden Gedankenruhe herzustellen. Kechari Mudra ist eine wirkungsvolle Methode
- in Liebe auflösen eine andere, sehr göttliche, dauerhafte und direkte. Der
Autor dieser Seiten empfiehlt die letztgenannte Methode - alles in Liebe
aufzulösen - Gott wird dir dabei helfen - denn Gott ist Liebe.
Kechari Mudra in dieser Perfektion zu beherrschen bedarf vieler Tausender
Stunden des Übens. Eine vollkommene Ausführung des Kechari Mudra führt zu tiefer
Ruhe in deinen Gedanken und erleichtert das ständige Vertiefen deiner
Meditation. Alle Energie des Vishudda Chakra wird direkt Gott gewidmet. Kechari
Mudra ist ein Trick um auf effiziente Weise Gedankenruhe herzustellen - aber es
gibt göttlichere Methoden die in verschiedenen Kapiteln ausführlich besprochen
wurden."
Hier gilt natürlich wie bei allen anderen Bereichen auch: Die richtige Methode
ist die, welche der Guru lehrt, und allein diesen sollte man folgen.
Mahavatar Babaji Nataraj -
Inhaltsverzeichnis
Babaji.
Generell verwenden die Inder die Anrede Babaji, wenn sie einen Mönch oder einen
älteren Mann ansprechen. Als Eigenname gebraucht, bezeichnet Babaji den
unsterblichen spirituellen Meister
Lahiri
Mahasayas und Förderer des Kriya Yoga in moderner Zeit, Babaji Maharaj. Da
über seine Geburt, seine spirituelle Ausbildung und seinen Wohnort praktisch
nichts bekannt ist, ist und bleibt er ein Mysterium. Was wir an spärlichen
Informationen über ihn besitzen, stammt aus Erzählungen anderer Kriya Yoga
Meister, wie Lahiri Mahasaya, der ihm mehrmals begegnete, sowie
Swami
Sri Yukteswar und
Paramhamsa
Yogananda, denen er ebenfalls erschien.
Viele spirituelle Persönlichkeiten beschreiben sein geheimnisvolles Auftauchen
und Verschwinden sowie seine einzigartige Methode zu lehren. Babaji weihte unter
anderem auch Acharya Shankara, den spirituellen Reformer des antiken Indiens,
und Kabir, einen berühmten mittelalterlichen Dichter, Mystiker und Heiligen, in
den Weg des Kriya Yoga ein. Seine Botschaft, wie man mit Hilfe der
wissenschaftlichen Kriya Yoga Technik ein spirituelles Leben führen kann,
gelangte durch Lahiri Mahasaya, seinen wichtigsten Schüler, Mitte des
neunzehnten Jahrhunderts in die moderne Welt und fand weithin Verbreitung.
Babaji erscheint seinen Schülern in einer von ihm gewählten Form. Daher ist es
äußerst schwierig, ihn zu erkennen. Es existiert auch kein Foto von ihm. Das
oben gezeigte Bild wird allgemein als äußere Form des gestaltlosen Meisters
Babaji verehrt, dessen göttliche Energie allen Menschen, die ernsthaft nach Gott
suchen, zur Verfügung steht.
Paramhansa Yogananda -
Inhaltsverzeichnis
Paramhansa
Yogananda wurde am 5. Januar 1893 in Gorakhpur, am Fuße des Himalaja-Gebirges,
geboren und erhielt den Namen Mukunda Lal Ghosh. Schon in seiner Kindheit ging
die Tiefe seiner Wahrnehmungen und geistigen Erfahrungen über das übliche Maß
hinaus. In seiner Jugend suchte er viele Heilige und Philosophen Indiens auf -
in der Hoffnung, einen erleuchteten Lehrer zu finden.
Im Jahr 1910, im Alter von 17 Jahren, begegnete er dem indischen Heiligen
Swami
Sri Yukteswar und erkannte in ihm
seinen Meister. Er verbrachte den größten Teil der nächsten 10 Jahre mit ihm und
empfing Sri Yukteswars strenge, aber liebevolle geistige Schulung. Nachdem er
1915 sein Staatsexamen an der Universität Kalkutta bestanden hatte, legte er das
Mönchsgelübde ab und erhielt den Namen Yogananda.
1917 begann er sein Lebenswerk mit der Gründung einer Knabenschule, in welcher
neuzeitliche Erziehungsmethoden durch eine Schulung in Yoga und geistigen
Idealen ergänzt wurden. Heute gibt es 21 Schulen dieser Art in Indien.
Drei Jahre später vertrat er Indien am Internationalen Kongress der
Freireligiösen Bewegung in Boston, wo seine Ansprache über das Thema "Religion
als Wissenschaft" begeistert aufgenommen wurde. Während der nächsten Jahre hielt
er Vorträge und Seminare in Amerika und weihte tausende von Menschen in die
Technik des Kriya-Yoga ein. 1925 errichtet er in Los Angeles ein internationales
Mutterzentrum der Self-Realization Fellowship, jener Organisation, die er
bereits 1920 gegründet hatte, um seine Lehre über die Wissenschaft und
Philosophie des Yoga und dessen Meditationsmethoden zu verbreiten.
Ab 1936 schränkte er seine Vortragstätigkeit in Amerika ein und begann Bücher zu
schreiben. Sie sind sehr zu empfehlen! Sein bekanntestes Buch Autobiographie
eines Yogi wurde als Bestseller in 18 Sprachen übersetzt und gilt als eines der
besten spirituellen Bücher aller Zeiten. Weil das Buch sehr gut als Einstieg in
sein Werk geeignet ist, empfehle ich dir, das Buch hier in der ersten
Online-Ausgabe herunterladen und zu lesen. Die 2,1 MB große selbstentpackende
Datei entspricht wortgenau der ersten Ausgabe des Buches im englischen Original
(einschließlich aller Fotos), wie sie 1946 vor sämtlichen Korrekturen durch
Yoganandaji selbst und durch andere Personen erschien.
Bei der Self-Realization Fellowship kann man neben allen seinen Büchern in
diversen Sprachen auch Lehrbriefen von Yogananda bekommen (auch in deutscher
Übersetzung), die ich ebenfalls sehr empfehlen kann. Meiner Meinung nach sind
sie noch tiefgehender und lehrreicher als seine überall erhältlichen Bücher, und
es hat mir großen Spaß gemacht, alle zwei Wochen spirituelle Post einer
derartigen Qualität zu bekommen.
Außerdem sind dort Musikkassetten mit Vorträgen und selbstkomponierten
spirituellen Liedern von Paramhansa Yogananda (auch von ihm selbst gesungen!),
Bilder, Poster und vieles mehr erhältlich. Und man kann sich dort nach Erfüllung
einiger Vorbedingungen in die Technik des Kriya-Yoga einweihen lassen.
Bild links: Mukunda
Lal Ghosh (Yogananda) im Alter von sechs Jahren
Am 7. März 1952
hielt Paramhansa Yogananda in Los Angeles auf einem Bankett zu Ehren des
indischen Botschafters Sri Binay R. Sen eine Ansprache und ging daraufhin in den
Mahasamadhi ein, dem bewussten und endgültigen Austritt aus seinem Körper.
Daraufhin stellte er die westlichen Wissenschaftler vor ein Rätsel, indem er
seinen physischen Körper noch über mehrere Wochen frei von sämtlichen
Verwesungserscheinungen hielt!
So etwas war im Westen noch nie da gewesen und bewies unübersehbar die
Wirksamkeit seiner Lehren.
Yogananda hat es wunderbar verstanden, eine Brücke zu schaffen zwischen Ost und
West. Durch seine universelle Lehre und sein beispielhaftes Leben hat er
Menschen aller Glaubensbekenntnisse, Rassen und Kulturen geholfen inneren
Frieden zu finden und in Freude zu leben. Inzwischen findet er als einer der
wahrhaft großen geistigen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts allgemeine
Anerkennung, in Indien wurde ihm sogar eine Briefmarke gewidmet. Neben der
Self-Realization Fellowship und ihrer indischen Ausgabe Yogoda Satsang Society
gibt es noch Ananda, eine spirituelle Organisation, die von Yoganandas direkten
Schüler Swami Kriyananda (J. Donald Walters) gegründet wurde und geleitet wird.
Für alle, die in einer westlichen, christlichen Kultur aufgewachsen sind, ist
Paramhansa Yogananda einer der wenigen selbstverwirklichten Meister, die den
Yoga und damit östliches Gedankengut in einer für Christen annehmbaren Form
gelehrt hat. Als Vermittler zwischen Ost und West hat Yogananda ein Zeichen
gesetzt. Er ging nach Amerika, um die Botschaft des Yoga zu verkünden, damit
alle, die ein offenes Herz dafür haben, Mut und Kraft schöpfen ein sinnvolles
Leben zu führen.
Jesus selbst war es, der
Babaji erschienen
ist, und ihn bat, diese Lehre der Gottesverwirklichung in den Westen zu senden.
"Meine Anhänger", stellte Jesus fest, "haben die Kunst göttlicher innerer
Vereinigung verlernt. äußerlich tun sie gute Werke, aber sie haben das
Wichtigste aus den Augen verloren, nämlich, "zuerst nach dem Königreich Gottes
zu trachten." (Matt. 6,33)
Die Botschaft, die er durch Meister in den Westen gesandt hat, besteht darin,
den Leuten zu helfen, innerlich mit Gott in Verbindung zu treten. Babaji hat als
Sendboten unseren verehrten Satguru Paramhansa Swami Yogananda auserwählt, damit
er uns Vorbild, geistiger Führer und ein Licht auf unserem Weg sein kann.
Babaji, der geheimnisvolle Heilige aus dem Himalaya, ist eine Inkarnation des
größten indischen Propheten, Krishna. Yogananda selbst war Krishnas engster
Freund und Jünger gewesen: Arjuna ("Prinz der devotees" nennt ihn die Bhagavad
Gita). Während eines Gespräches über diese Inkarnation sagte Yogananda: "Das ist
der Grund, warum ich in diesem Leben Babaji so nahe bin."
Yogananda sagte: "Mahavatar Babaji hat mich nach Amerika gesandt, damit ich die
Lehre Christi richtig deute und dadurch beweise, dass sie mit der von Krishna in
Indien verbreiteten Yoga-Lehre übereinstimmt. In den unsterblichen Wahrheiten,
die diese beiden Avatare offenbarten, liegt die Lösung aller Fragen, die die
Zukunft stellen mag. Deshalb hat mir Babaji, der in göttlicher Verbindung mit
Christus steht, die besondere Aufgabe übertragen, diese Botschaft im Abendland
zu verbreiten."
Die Linie der Meister unserer geistigen Familie, zu der wir uns zählen können,
beginnt mit Jesus
Christus und Bhagawan Krishna
setzt sich fort mit
Lahiri
Mahasaya, Swami Sri Yukteswar und endet in unserem verehrten Satguru
Paramhansa Yogananda. Mahavatar Babaji wachte über Yogananda, damit er in diesem
Leben zu seinem Guru, Sri Yukteswar, finden konnte. Während eines Kumbha-Mela
begegnete Sri Yukteswar dem Mahavatar, ohne ihn zu erkennen. Während des
Gespräches sagte Babaji: "Auch du, Swamiji, hast in den kommenden, harmonischen
Austausch zwischen Ost und West eine Rolle zu spielen. In einigen Jahren werde
ich dir einen Jünger senden, den du darauf vorbereiten sollst, den Yoga im
Abendland und in der Neuen Welt zu verbreiten.
Die Schwingungen vieler nach Wahrheit dürstender Seelen kommen von dort wie eine
Flut zu mir herüber. Ich weiß, dass es in Amerika und Europa potentielle Heilige
gibt, die nur darauf warten, erweckt zu werden." Jahre später, als Yogananda
endlich bei seinem Guru Yukteswar lebte und bei ihm lernte, erzählte ihm dieser
von jener damaligen Begebenheit: "Mein Sohn", sagte er lächelnd, während das
volle Mondlicht auf sein Antlitz fiel, "Du bist der Jünger, den Babaji mir vor
vielen Jahren versprochen hat." Yogananda war glücklich zu hören, dass Babaji
seine Schritte zu Sri Yukteswar gelenkt hatte, konnte sich aber nur schwer
vorstellen, dass er später einmal im fremden Westen sein sollte fern von seinem
geliebten Guru und dem friedlichen Leben in der Einsiedelei."
Als aber die Zeit gekommen war und Yogananda klar wurde, dass er seinen Meister, sowie Indien verlassen würde, wuchs seine Sehnsucht Gottes Trost und Zustimmung zu erlangen und Gewissheit um seiner Berufung.
"Ein orientalischer Lehrer, der sich in die Atmosphäre des Westens wagt", dachte ich, "muss abgehärteter sein als einer, der in die schneebedeckten Regionen des Himalaja zieht."
Eines Morgens in aller Frühe begann ich zu beten und war fest entschlossen, solange damit fortzufahren, bis ich die Stimme Gottes hörte selbst wenn ich darüber sterben müsste.
Ich wollte Seinen Segen und Seine Zusicherung haben, dass ich mich nicht im Nebel des modernen Utilitarismus verirren würde. Innerlich war ich bereit, nach Amerika zu gehen, aber größer noch war mein Verlangen, Gottes Trost und Zustimmung zu erhalten. Ich betete ununterbrochen und versuchte, mein Schluchzen zu unterdrücken. Doch keine Antwort kam. Gegen Mittag hatte ich den Höhepunkt erreicht, und der Kopf schwindelte mir von der übergroßen Anstrengung. Ich hatte das Gefühl, dass mein Gehirn bersten würde, wenn ich noch einmal meine ganze Kraft zusammennahm, um Ihn verzweifelt anzurufen. In diesem Augenblick klopfte es an der Haustür. Ich öffnete und ließ einen jungen Mann eintreten, der in das dürftige Gewand der Entsagenden gekleidet war. "Das muss Babaji sein", dachte ich halb benommen, denn der Mann der mir gegenüberstand, hatte die Züge des jugendlichen Lahiri Mahasaya.
Er antwortete in melodischem Hindi auf meine Gedanken: "Ja, ich bin Babaji. Unser Himmlischer Vater hat dein Gebet erhört und mir aufgetragen, dir diese Botschaft zu bringen: Folge dem Geheiß deines Guru und gehe nach Amerika. Fürchte dich nicht; du wirst beschützt sein."
Nach einer beredten Pause fuhr Babaji fort: "Du bist es, den ich auserwählt habe, die Botschaft des Kriya-Yoga im Abendland und in der Neuen Welt zu verbreiten. Vor langer Zeit begegnete ich deinem Guru Yukteswar auf einem Kumbha-Mela und sagte ihm, dass ich dich zu ihm senden werde, damit du seine Schulung empfängst."
Ich war von Ehrfurcht und Hingabe derart erfüllt, dass ich kein Wort hervorbringen konnte. Tief bewegt, aus dem eigenen Munde des unsterblichen Guru zu hören, dass er mich zu Sri Yukteswar geführt hatte, warf ich mich stumm zu seinen Füßen nieder. Er richtete mich liebevoll auf und sagte: "Kriya-Yoga, die wissenschaftliche Technik der Gottesverwirklichung, wird sich schließlich über die ganze Erde verbreiten und den Menschen dazu verhelfen, persönlich mit dem transzendenten Gott, ihrem Ewigen Vater, in Verbindung zu treten. Auf diese Weise wird der Kriya dazu beitragen, die Völker einander näher zu bringen."
Yoganandas Mission in Amerika hat viele Wahrheitsucher angezogen. Eine Menge von Menschen kam zu seinen Vorträgen und hörte die ewige frohe Botschaft. Immer wieder sprach er über Christus und versuchte aufzuzeigen, dass die letzte Wahrheit des Christentums und des Sanatana Dharma (ewiges Gesetz des Anbeginns der Schöpfung) übereinstimmt. "Alle heiligen Schriften der Welt, solche, die die Jahrhunderte überdauert haben, sagen im wesentlichen dasselbe aus und ermutigen den Menschen in seinen idealistischen Bestrebungen. Eine besonders glückliche Zeit meines Lebens verbrachte ich mit der Deutung verschiedener Teile des Neuen Testaments, die ich für das "Self-Realization Magazine" diktierte. Inbrünstig bat ich Christus, dass er mir helfen möge, die wahre Bedeutung seiner Worte zu erfassen, von denen viele während der letzten zwanzig Jahrhunderte gröblich missverstanden worden sind. Eines Nachts, als ich in der Einsiedelei zu Encinitas saß und schweigend betete, wurde mein Wohnzimmer von einem opalblauen Licht erfüllt, und ich erblickte die strahlende Gestalt des Herrn Jesus. Er sah aus wie ein junger Mann von etwa 25 Jahren und trug einen spärlichen Bart und Schnurrbart. Sein langes, schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt und von einem schimmernden, goldenen Licht umgeben. Seine Augen waren unbeschreiblich wundersam und wechselten ständig ihren Ausdruck. Und mit jedem Ausdruckswandel erfasste ich intuitiv die göttliche Weisheit die sie mir vermittelten. In seinem strahlenden Blick fühlte ich die Macht, die Myriaden von Welten aufrechterhält. Ein Heiliger Gral erschien an seinem Mund, kam zu meinen Lippen herab und kehrte dann zu Jesus zurück. Nach einigen Augenblicken begann er zu mir zu sprechen; seine Worte waren jedoch so persönlich, dass ich sie in meinem Herzen verschlossen halte."
Schon in Indien hatte Yogananda ein Erlebnis mit Jesus Christus: "Eines Tages, als ich in Rantschi mit den Jungen meiner Schule zusammensaß, sah ich jemanden hinter den Jungen auf uns zukommen und fragte mich wer das wohl sei. Dann sah ich, dass es Jesus war. Seine Füße berührten den Boden nicht, als er sich uns näherte. Er kam ganz nahe heran und entschwand dann. Einige Jahre später, in Boston, sah ich Jesus wieder. Ich meditierte und betete aus tiefstem Herzen zu Gott, denn ich fühlte, dass ich Ihn drei Tage lang vergessen hatte; so sehr war ich damit beschäftigt gewesen, die von ihm übertragenen Pflichten zu erfüllen. Ich sagte dem Herrn: "Ich möchte diese Arbeit aufgeben." Eben weil ich fühlte, dass meine missionarische Tätigkeit mich von Gott entfernte, betete ich: "Ich habe mich entschlossen abzureisen. Ich will nicht in Amerika bleiben und für dich arbeiten, außer wenn ich weiß, dass Du bei mir bist." Da kam gleich einem Lichtstrahl eine Stimme aus dem Äther: "Was wünscht du dir ? Ich kann dich nicht gehen lassen." Ich antwortete der Stimme: "Lass mich auf einem goldfarbenen Meer Krishna und Jesus mit ihren Jüngern erblicken." Im selben Augenblick sah ich eine Vision Christi und Krishnas.
Ich
schaute ein weites, blaues Tal umgeben von Bergen, die wie Juwelen funkelten. Um
die schimmernden Gipfel bewegten sich leuchtende Nebelschleier. Ein diamantener
Strom des Schweigens floss still dahin. Und dort erblickte ich Jesus und Krishna,
wie sie Hand in Hand aus der Tiefe der Berge kamen: der Christus, der am
Jordanflusse gebetet und der Krishna, der seine Flöte am Dschamnaflusse
gespielt hatte. Sie tauften mich in den leuchtenden Wassern, und meine Seele
zerfloss in unergründlichen Tiefen. Aus allen Dingen begannen astrale Flammen zu
lodern. Mein Körper und die Gestalten von Christus und Krishna, die schimmernden
Hügel, der leuchtende Strom und der ferne Feuerhimmel wurden zu tanzenden
Lichtern, während ringsumher feurige Atome sprühten. Schließlich blieb nichts
als ein sanftes Leuchten zurück, in dem die ganze Schöpfung vibrierte.
Während ich noch zweifelte und Gott bat, meinem Unglauben abzuhelfen, sprach die
Stimme: "Wenn ich gehe, wird sich das Zimmer mit dem Duft von Lotosblüten
füllen, und jeder, der hier her kommt, wird ihn wahrnehmen können."
Als die
Vision entschwand, war der ganze Raum von wunderbarem Lotosduft erfüllt. Andere,
die noch nach mehreren Stunden das Zimmer betraten, bemerkten den Duft."
Paramhansa Yogananda weihte viele Menschen in den Kriya-Yoga ein und seine
Anhänger, die sich um ihn versammelt hatten, verbreiteten diese, seine
Botschaft. Eine der Jüngerinnen (Sri Daya Mata) fragte ihn, kurz bevor er in den
Mahasamadhi ging: "Meister, wenn der Guru nicht mehr da ist, dann wächst auch
die Gemeinschaft meist nicht weiter an, sondern beginnt sich aufzulösen. Was
wird uns zusammenhalten und uns inspirieren, wenn du nicht mehr in deinem Körper
bist?" Nie werde ich seine Antwort vergessen: "Wenn ich diese Welt verlassen
habe, kann nur die Liebe mich ersetzen. Seid so trunken von Gottes Liebe Tag und
Nacht dass ihr von nichts anderem wisst. Und schenkt diese Liebe allen Menschen."
Liebe zu Gott und zu allen Menschen, in denen Gott ja gegenwärtig ist, lautet
das ewige Gebot, das alle großen geistigen Meister auf Erden gepredigt haben:
Die Botschaft göttlicher Liebe. Dabei ist nicht die enge, selbstsüchtige,
persönliche und besitzergreifende Liebe gemeint, wie sie gewöhnlich zwischen
Menschen besteht, sondern bedingungslose göttliche Liebe. Die Liebe, die wir
eigentlich allen anderen schenken sollten, denn auch wir selbst verlangen
zutiefst danach. Es gibt keinen unter uns, der sich nicht nach dieser Liebe,
nach etwas Güte und Verstehen sehnt. Wir sind Seele, und das Wesen der Seele ist
Vollkommenheit; deshalb können wir uns nie mit irgendetwas zufrieden geben, das
nicht vollkommen ist. Doch werden wir nie wissen, was Vollkommenheit ist, ehe
wir Ihn die vollkommene Liebe erleben, Ihn, den Vater, die Mutter, den Freund,
den Geliebten: Unseren Gott !
Srimat Swami Sri Yukteswar Giri Maharaj - Inhaltsverzeichnis
Swami
Sri Yukteswar Giri, ein ideales Beispiel des altindischen Erbes - der
erleuchteten Rishis wird von Menschen in allen Teilen der Welt, die er durch
sein Leben und seine Lehre inspiriert hat, als Jnanavatar (Inkarnation der
Weisheit«) verehrt. Er verkörperte jene Herrschaft über sich selbst und jene
göttlichen Errungenschaften, die von alters her das höchste Ziel aller
Wahrheitssucher sind.
Sri Yukteswarji wurde 1855 in Serampur (bei Kalkutta) als einziger Sohn von
Kshetranath und Kadambini Karar geboren und erhielt den Namen Priya Nath Karar.
Sein Vater Kshetranath war ein wohlhabender Geschäftsmann, und die Familie besaß
in der Umgebung große Ländereien.
Schon im Knabenalter zeichnete sich Priya durch einen scharfen Verstand und
großen Wissensdurst aus. Wie es jedoch oft bei großen Menschen der Fall ist,
fand er die herkömmliche Ausbildung mehr hinderlich als hilfreich; seine
akademische Laufbahn war deshalb nicht umfassend.
Kshetranath Karar starb, als sein Sohn noch ein Kind war.
Folglich musste Priya
Nath sehr früh die Verantwortung für die Verwaltung des Landbesitzes übernehmen,
welcher der Familie gehörte. Schon im jugendlichen Alter wurde er verheiratet,
doch seine Frau starb bereits nach wenigen Jahren; und ihr einziges Kind, eine
Tochter, starb kurz nach ihrer Vermählung.
Priya Naths Suche nach der Wahrheit führte ihn zu dem großen Meister
Lahiri
Mahasaya von Benares, der die
heilige Wissenschaft
der KriyaYoga-Meditation als das
wirkungsvollste Mittel zur Gottverwirklichung pries. Er war auch der erste, der
diese altüberlieferte Wissenschaft in der Neuzeit öffentlich lehrte. Unter der
Führung Lahiri Mahasayas und durch das Üben des Kriya-Yoga erreichte Sri
Yukteswar den höchsten geistigen Bewusstseinszustand, in dem »man die nichtige
Vorstellung vom getrennten Dasein seines SELBST für immer aufgibt und sich mit
dem ewigen GEIST, Gottvater, vereinigt. Diese Vereinigung mit Gott heißt
Kaivalya und ist das höchste Ziel des Menschen«, wie er in seinem Buch Die
Heilige Wissenschaft erklärt.
Sri Yukteswar hatte erkannt, dass eine Verschmelzung des geistigen Erbes aus dem
Orient mit der Wissenschaft und Technologie des Abendlandes viel dazu beitragen
würde, die Leiden des neuzeitlichen Menschen auf materieller, geistigen und
seelischer Ebene zu lindern. Er war überzeugt, dass sowohl der einzelne Mensch
als auch ganze Nationen gewaltige Fortschritte erzielen könnten, wenn sie sich
die besten positiven Eigenschaften beider Kulturen zu eigen machten. Durch seine
bedeutsame Begegnung mit
Mahavatar
Babaji, dem Guru von Lahiri Mahasaya, im Jahre 1894 nahmen diese Ideen
konkrete Formen an. Sri Yukteswar berichtet wie folgt über dieses denkwürdige
Ereignis:
»Willkommen, Swamiji!« sagte Babaji liebevoll. »Sir«, erwiderte ich mit
Nachdruck, »ich bin kein Swami!« »Diejenigen, denen ich auf göttliches Geheiß
den Swami-Titel verleihe, weisen ihn niemals zurück.« Der Heilige sprach diese
einfachen Worte mit großer Überzeugungskraft, und im selben Augenblick fühlte
ich mich von seinem geistigen Segen Überflutet. Ich lächelte über meine
unerwartete Erhebung in den alten Mönchsorden und verneigte mich vor dem
zweifellos großen und engelhaften Wesen, das mir diese Ehre erwiesen hatte.
»Ich wusste, dass du an der westlichen Hemisphäre ebenso interessiert bist wie an
der östlichen«, sagte Babaji mit anerkennendem Lächeln. »Auch wusste ich, dass
dein fühlendes Herz mit der ganzen Menschheit mitleidet. Darum habe ich dich
rufen lassen. Morgen- und Abendland müssen einen goldenen Mittelweg finden, der
Tatkraft und Geistigkeit miteinander vereint«, fuhr er fort. »Indien kann im
Hinblick auf materielle Errungenschaften viel vom Abendland lernen; und als
Gegengabe kann Indien dem Abendland die universellen Yoga-Methoden schenken, die
es diesem ermöglichen, seinen religiösen Glauben wissenschaftlich zu
untermauern. Auch du, Swamiji, hast in dem kommenden, harmonischen Austausch
zwischen Ost und West eine Rolle zu spielen. In einigen Jahren werde ich dir
einen jünger senden, den du darauf vorbereiten sollst, den Yoga im Abendland und
in der Neuen Welt zu verbreiten. Die Schwingungen vieler nach Wahrheit
dürstender Seelen kommen von dort wie eine Flut zu mir herüber. Ich weiß, dass es
in Amerika und Europa potentielle Heilige gibt, die nur darauf warten, erweckt
zu werden.«
»Übernimm bitte noch eine andere Aufgabe, Swamiji«, sagte der große Meister.
»Schreibe ein kurzes Buch über die grundlegende Übereinstimmung zwischen der
christlichen Bibel und den heiligen Schriften des Hinduismus. Ihre fundamentale
Einheit wird heute wegen der konfessionellen Unterschiede so vieler Menschen
verkannt. Du sollst nun durch eine Gegenüberstellung von Zitaten beweisen, dass
alle inspirierten Gottessöhne dieselbe Wahrheit verkündet haben.«
Als er nach Serampur zurückgekehrt war, begann Sri Yukteswarji mit dem Schreiben
des Buches. »Viele stille Nächte brachte ich damit zu, den Inhalt der Bibel und
des Sanatana Dharma miteinander zu vergleichen«, berichtete er später, »und
durch Jesu eigene Worte zu beweisen, dass seine Lehre in allen wesentlichen
Punkten mit der Offenbarung der Veden übereinstimmt. Durch die Gnade meines
Paramgurus konnte ich mein Buch ‚Die Heilige Wissenschaft' in verhältnismäßig
kurzer Zeit fertig stellen.«
Im Laufe der Jahre begann Swami Sri Yukteswar, Jünger aufzunehmen, um sie
geistig zu schulen. Das Haus seiner Vorfahren in Serampur wurde zur Einsiedelei;
später errichtete er einen zusätzlichen Ashram am Strand von Puri, 480 km
südlich von Kalkutta.
Im Jahre 1910 begegnete Sri Yukteswar dem Jünger, den Babaji ihm versprochen
hatte und der den Yoga in westlichen Ländern verbreiten sollte, nämlich Mukunda
Lal Ghosh, dem Sri Yukteswar später den Mönchsnamen
Paramhansa
Yogananda verlieh. In seiner
Autobiographie eines Yogi hat Paramhansaji ausführlich die vielen Jahre seiner
geistigen Schulung unter Swami Sri Yukteswar beschrieben und eine faszinierende,
biographische Schilderung seines Gurus gegeben, der die folgenden kurzen Auszüge
entnommen sind:
»Das Leben im Ashram floss gleichmäßig dahin und brachte nur selten eine
Änderung. Mein Guru erwachte vor Morgengrauen. Noch im Liegen oder auf dem Bett
sitzend ging er in den Zustand des Samadhi ein. Er befand sich in tiefer
Yoga-Ekstase. Noch wurde nicht gefrühstückt, denn zuerst kam ein langer
Spaziergang am Ganges. Oh, diese morgendlichen Wanderungen mit meinem Guru - wie
lebendig sie mir in Erinnerung sind! Oft noch sehe ich mich an seiner Seite
dahingehen, während die Morgensonne den Strom erwärmt und er uns mit seiner
klangvollen Stimme tiefe Weisheit vermittelt. Dann folgte ein Bad und
anschließend das Mittagsmahl, das nach den täglichen Anweisungen des Meisters
von einigen Jüngern zubereitet wurde. Mein Guru war Vegetarier, hatte aber, ehe
er Mönch wurde, auch Eier und Fisch gegessen. Er empfahl seinen Schülern eine
möglichst einfache Kost, die sich nach ihrer jeweiligen Konstitution richtete.
Am Nachmittag kamen gewöhnlich Besucher. Ein steter Strom von Menschen ergoss
sich aus der Welt in die stille Einsiedelei. Mein Guru behandelte alle Gäste
gütig und zuvorkommend. In den Augen eines Meisters, der sich aufgrund eigener
Verwirklichung nicht mehr mit dem Körper oder dem kleinen Ich, sondern nur noch
mit seiner allgegenwärtigen Seele identifiziert, sind sich alle Menschen
auffallend ähnlich.
Um 20 Uhr gab es Abendbrot, an dem gelegentlich auch Gäste teilnahmen, die noch
dageblieben waren. Mein Guru zog sich nie zurück, um allein zu essen; keiner
verließ seinen Ashram hungrig oder unbefriedigt. Auch wenn unerwartete Besucher
kamen, geriet Sri Yukteswar niemals in Verlegenheit. Unter seiner praktischen
Anleitung zauberten die Jünger aus wenigen Nahrungsresten ein Bankett hervor.
Und dennoch war er sparsam; seine bescheidenen Mittel reichten weit. Lebt nie
über eure Verhältnisse, sagte er oft. Verschwendung bringt stets Verdruss. Ob es
sich um Unterhaltung und Bewirtung der Gäste, um Bauprojekte und Reparaturen
oder um andere praktische Dinge handelte, der Meister offenbarte in allem, was
er tat, seinen originellen, schöpferischen Geist.
In den stillen Abendstunden hörten wir oft eine seiner Ansprachen, in denen er
uns unvergängliche geistige Schätze vermittelte. jede Äußerung war von tiefer
Weisheit geprägt. Seine Rede zeichnete sich durch überlegene Selbstsicherheit
aus - sie war einzigartig! Er sprach, wie ich nie wieder jemanden habe sprechen
hören. Ehe er seine Gedanken in das äußere Gewand der Sprache kleidete, wog er
sie auf der inneren Waage seiner Unterscheidungskraft ab. Gleich einem zarten
Hauch drang die Essenz der Wahrheit aus seiner Seele und erfüllte den ganzen
Raum, ja, schien fast körperlich wahrnehmbar. Ich war mir jederzeit bewusst,
dass
ich mich einer lebendigen Verkörperung Gottes gegenüber befand. Das Gewicht
seiner Göttlichkeit beugte mein Haupt ganz von selbst vor ihm nieder.
Mit Ausnahme der heiligen Schriften las Sri Yukteswar nur wenig. Und dennoch war
er stets mit den neuesten Entdeckungen der Wissenschaft und anderen modernen
Errungenschaften vertraut. Er war ein ausgezeichneter Gesellschafter und ließ
sich gern auf einen Meinungsaustausch mit seinen Gästen ein, wobei die
verschiedensten Themen zur Sprache kamen. Die Schlagfertigkeit und das
ansteckende Lachen meines Gurus belebten jede Unterhaltung. Obgleich der Meister
oft ernst war, wirkte er jedoch nie finster. Wer Gott sucht, braucht sein
Angesicht nicht zu verstellen, pflegte er zu sagen, indem er auf ein Bibelwort
anspielte. ‚Gott zu finden, bedeutet das Ende aller Sorgen!'
Unter den Philosophen, Professoren, Rechtsanwälten und Wissenschaftlern die zum
ersten Mal in die Einsiedelei kamen, befanden sich auch einige, die den Meister
für einen orthodoxen Frömmler hielten. Oft verrieten ein hochmütiges Lächeln
oder ein halb belustigter, halb toleranter Blick, dass sie nicht mehr als ein
paar fromme Redensarten erwarteten. Sobald sie aber mit Sri Yukteswar ins
Gespräch kamen und merkten, dass er auch genaue Kenntnisse auf ihrem Fachgebiet
besaß, nahmen sie nur ungern Abschied.«
Unter
den Jüngern des Meisters waren auch viele Ärzte. Wer Physiologie studiert hat,
soll danach einen Schritt weitergehen und die Wissenschaft der Seele studieren"
sagte er ihnen. Hinter der körperlichen Form verbirgt sich ein feiner geistiger
Mechanismus. Das ganze Universum ist bestimmten Gesetzen unterworfen, sagte er.
Die Kräfte, die das sichtbare, von der Wissenschaft erforschbare Universum
regieren, werden Naturgesetze genannt. Doch es gibt feinere Gesetze, welche die
verborgenen geistigen Bereiche und die inneren Räume des Bewusstseins regieren;
diese können von der Yoga-Wissenschaft erforscht werden. Nicht der Physiker,
sondern der erleuchtete Meister kennt das Wesen der Materie. Aufgrund dieses
Wissens konnte Christus das Ohr des Knechtes heilen, das einer seiner Jünger
abgeschlagen hatte.«
»Der Meister erläuterte auch die christliche Bibel mit kristallener Klarheit.
Durch meinen Hindu-Guru, der keiner christlichen Gemeinschaft angehörte, lernte
ich den zeitlosen Gehalt der Bibel kennen. Nie wieder bin ich im Osten oder
Westen jemandem begegnet, der die christliche Bibel mit einer solch tiefen
göttlichen Einsicht erläutern konnte wie Sri Yukteswar.«
»Sri Yukteswar riet seinen Schülern, die Tugenden des Abend- und Morgenlandes in
sich zu vereinen. Er selbst war in seinen äußeren Gewohnheiten ein
ausgesprochener Abendländer; innerlich aber war er der geistige Orientale. Er
pries das Abendland für seine Fortschrittlichkeit, Gründlichkeit und Hygiene und
das Morgenland für seine religiösen Ideale, denen es seit Jahrhunderten seinen
geistigen Ruhm zu verdanken hat.«
Sri Yukteswarji war von Natur zurückhaltend und nüchtern und erging sich nie -
wie viele einfältige Visionäre - in vagen Andeutungen. Er stand mit beiden
Beinen fest auf der Erde, während sein Haupt in den Himmel ragte. Praktische
Menschen erregten seine Bewunderung: ‚Heiligkeit bedeutet nicht Dummheit, und
göttliche Wahrnehmungen machen den Menschen nicht unbeholfen', pflegte er zu
sagen. ‚Wer der Tugend tatkräftig Ausdruck verleiht, wird auch seinen Verstand
aufs höchste entwickeln.'
»Yukteswarjis Intuition war unfehlbar. Oft ignorierte er unsere Bemerkungen und
antwortete statt dessen auf unsere unausgesprochenen Gedanken. ... Was der
göttliche Scharfsinn schonungslos aufdeckt, ist oft recht peinlich für weltliche
Menschen. Bei oberflächlichen Schülern war der Meister daher nicht beliebt. Doch
die einsichtsvollen, von denen es immer nur wenige gibt, verehrten ihn zutiefst.
Ich wage zu behaupten, dass Sri Yukteswar der beliebteste Guru in ganz Indien
hätte sein können, wenn er in seinen Äußerungen nicht so offen und kompromisslos
gewesen wäre.« Es war erstaunlich, wie ein Meister mit solch feurigem Willen
innerlich so ruhig sein konnte. Auf ihn trifft die vedische Definition eines
Gottmenschen zu: ‚Sanfter als die Blume, wo Güte am Platz ist; stärker als der
Donner, wenn es um Grundsätze geht.' Ich habe oft denken müssen, dass mein
majestätischer Meister mit Leichtigkeit ein Kaiser oder berühmter Feldherr hätte
werden können, wenn er nach Ruhm oder weltlichen Errungenschaften getrachtet
hätte. Statt dessen hat er es vorgezogen, die innere Festung des Zorns und des
Egoismus zu stürmen, durch deren Fall der Mensch seine wahre Größe erlangt.
Im Jahre 1920 sandte Sri Yukteswar Paramhansa Yogananda nach Amerika, damit
dieser die Mission erfülle, von der Mahavatar Babaji viele Jahre zuvor
gesprochen hatte: den Wahrheitssuchern auf der ganzen Welt die befreiende
Technik des Kriya-Yoga zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck gründete Sri
Yogananda die Self-Realization Fellowship, eine internationale Vereinigung mit
Hauptsitz in Los Angeles. Während der drei Jahrzehnte, die er im Westen
verbrachte, hielt er in den meisten amerikanischen Hauptstädten Vorträge in voll
besetzten Sälen, schrieb zahlreiche Bücher und bereitete eine umfangreiche Serie
von Yoga-Lehrbriefen für das Selbststudium vor; außerdem schulte er
Ordensjünger, die das geistige und humanitäre Werk, mit dem Mahavatar Babaji und
Swami Sri Yukteswar ihn betraut hatten, fortführen sollten. Mit anerkennenden
Worten dankte Sri Yukteswar Yoganandaji mehrere Male für dessen
aufopferungsvolle Arbeit in Amerika und für alles, was er dort zustande gebracht
hatte. Folgende Auszüge aus zwei Briefen, die er in der Mitte der zwanziger
Jahre schrieb, geben einen tiefen Einblick in die göttliche Beziehung und innige
Verbundenheit, die zwischen diesen beiden großen Seelen bestand:
‚0 Yogananda, Kind meines Herzens! Mit tiefer Rührung habe ich mir [auf den
Bildern] Deine Yoga-Schüler in den verschiedenen Städten des Landes angesehen.
Auch für den Bericht über Deine Methoden des Singens, des positiven Denkens, der
Heilschwingungen und göttlichen Heilgebete danke ich Dir von ganzem Herzen. Wie
sehr freue ich mich über das Foto vom Mt.-Washington-Gebäude; ich kann es in
Worten gar nicht ausdrücken. Meine Seele wünscht sich, dort hinzufliegen, um es
selbst zu sehen. Du hast Dich bei dieser Aufbauarbeit redlich bemüht, ein
Werkzeug Gottes zu sein. Fahre mit deiner Arbeit fort, so wie es dich gut dünkt.
Zwischen uns kann es nie Meinungsverschiedenheiten geben. Wenn ich nach Serampur
zurückkehre, werde ich versuchen, mir einen Pass für eine Weltreise zu
beschaffen, aber so wie es um meinen Körper steht, mag mir das nicht möglich
sein. Gern würde ich meinen Körper in Deiner Nähe aufgeben, dort, wo du jetzt
bist. Dieser Gedanke bereitet mir große Freude. Was Puri anbelangt, so bestimme
Du, wer die Leitung übernehmen soll. Durch Gurus Gnade geht es mir gut. Aber ich
ziehe mich von allen Verwaltungsangelegenheiten zurück, die mit den
verschiedenen Zentren zusammenhängen. Um diese Einzelheiten kann ich mich nicht
mehr kümmern. Dies ist eine meiner letzten Bemühungen in Bezug auf
Verwaltungsarbeiten. ... Ich warte mit großer Vorfreude auf Dich.'
Wie Sri Yukteswar vorausgesehen hatte, war es nicht Gottes Wille, dass er nach
Amerika reiste. Ebenso war es Yoganandaji nicht möglich, seine vielfältigen
Pflichten im Stich zu lassen, um Indien zu besuchen. Schließlich erreichte ihn
1935 eine dringende intuitive Botschaft seines Gurus - ein Vorzeichen, dass
dessen Tage gezählt seien. Daraufhin kehrte Yoganandaji für ein Jahr nach Indien
zurück. Zwei seiner amerikanischen jünger begleiteten ihn. Einer von ihnen, Herr
C. Richard Wright, schrieb folgenden Bericht über Sri Yukteswar - eine der
wenigen Beschreibungen seiner Person aus der Sicht eines Abendländers:
»In demutsvoller, feierlicher Stimmung folgte ich Yoganandaji in den von Mauern
umgebenen Hof der Einsiedelei. Dann stiegen wir klopfenden Herzens einige
ausgetretene Zementstufen empor, über die zweifellos schon unzählige
Wahrheitssucher geschritten waren, die innere Spannung wuchs mit jedem
Augenblick. Und nun erschien am oberen Ende der Treppe der große Meister Swami
Sri Yukteswar; in der edlen Haltung eines Weisen stand er ruhig da jetzt, da ich
ihn leibhaftig vor mir sah, wollte mir das Herz vor Seligkeit zerspringen. Von
unaussprechlicher Liebe und Dankbarkeit erfüllt, fiel ich auf die Knie und
berührte seine Füße, die durch viele ,Jahre selbstlosen Dienens schwielig
geworden waren. Nachdem ich seinen Segen empfangen hatte, stand ich auf und
blickte in seine wunderschönen Augen, die tief nach innen schauten, aber große
Freude ausstrahlten. Ich konnte die Heiligkeit des großen Meisters fühlen, wenn
ich sein warmes Lächeln und das Leuchten in seinen Augen sah. Besonders
bemerkenswert ist die Bestimmtheit, mit der er seine Aussagen macht, seien sie
ernst oder scherzhaft; sie kennzeichnen den Weisen der weiß, dass er weiß, weil
er Gott kennt. Seine große Weisheit, Kraft und Zielstrebigkeit sind
unverkennbar.
Er trug ein einfaches Hemd und Dhoti, die einst mit Ocker gefärbt worden waren,
jetzt aber nur ein verwaschenes Orange aufwiesen. Von Zeit zu Zeit musterte ich
ihn ehrfürchtig und bemerkte, dass sein Körper von kräftigem, athletischem Wuchs
ist - gestählt durch ein hartes und aufopferungsvolles Leben der Entsagung. Er
hat eine majestätische Haltung und einen aufrechten, würdevollen Gang. Sein
Lachen kommt tief aus der Brust und ist so fröhlich und ausgelassen, dass es
seinen ganzen Körper schüttelt.
Sein Antlitz ist streng und von eindrucksvoller göttlicher Kraft. Das in der
Mitte gescheitelte Haar ist um die Stirn herum weiß und fällt dann in
silbergoldenen und silberschwarzen Locken auf seine Schultern herab. Sein dünn
gewordener Bart und Schnurrbart scheinen seine kraftvollen Gesichtszüge noch zu
unterstreichen. Die Stirn verläuft schräg nach oben, als wolle sie den Himmel
stürmen; um seine dunklen Augen liegt ein ätherischer blauer Ring, der wie ein
Strahlenkranz wirkt. ... Wenn er nicht spricht, wirkt sein Mund streng, drückt
aber dennoch eine verhaltene Zärtlichkeit aus.«
Obgleich sich Sri Yukteswar dem äußeren Anschein nach ausgezeichneter Gesundheit
erfreute, rückte die Zeit, da er seinen Körper verlassen sollte, immer näher.
Gegen Ende des Jahres 1935 rief er Paramhansaji zu sich. »Mein Werk auf Erden
ist nun beendet, und du musst es weiterführen«, sagte der Meister, indem er mich
ruhig anblickte. »Sende bitte jemanden nach Puri, der dort die Verwaltung des
Ashrams übernehmen kann« , fuhr Sri Yukteswar fort. Ich lege alles in deine
Hände. Du wirst das Schiff deines Lebens und das der Organisation sicher zu den
göttlichen Ufern steuern.«
Der große Guru ging am 9. März 1936 in Puri in den Mahasamadhi ein (das ist der
letzte bewusste Austritt eines Yogis ans seinem Körper). Die führende
Tageszeitung von Kalkutta, Amrita Bazar Patrika, brachte ein Bild von ihm und
schrieb dazu folgenden Bericht:
»Die Bhandara-Begräbnisfeier für Srimat Swami Yukteswar Giri Maharaj, der ein
Alter von 81 Jahren erreicht hat, wurde am 2 1. März in Puri abgehalten. Viele
seiner Jünger kamen an diesem Tage nach Puri, um der feierlichen Handlung
beizuwohnen. Swami Maharaj war einer der hervorragendsten Erläuterer der
Bhagavad-Gita und ein großer Jünger des Yogiraj Sri Shyama Charan Lahiri
Mahasaya von Benares. Swami Maharaj hat mehrere Yogoda-Satsanga-Zentren [Zentren
der Self-Realization Fellowship in Indien gegründet und auch die Anregung zu der
Yoga Bewegung gegeben, die sein bedeutendster Jünger, Swami Yogananda, im Westen
ins Leben rief. Die von göttlicher Verwirklichung zeugenden Prophezeiungen Sri
Yukteswars hatten Swami Yogananda veranlasst, über das Meer zu fahren und in
Amerika die Botschaft der indischen Meister zu verbreiten. Seine Auslegungen der
Bibel und anderer heiliger Schriften zeugen von seinen umfassenden Kenntnissen
in der östlichen und der westlichen Philosophie und sind besonders
aufschlussreich, da sie uns die Gemeinsamkeiten vor Augen führen, die zwischen
Morgenland und Abendland bestehen. Sri Yukteswar Maharaj, der von der Einheit
aller Religionen überzeugt war, gründete - in Zusammenarbeit mit den Leitern
verschiedener Glaubensbewegungen - die Sadhu-Sabha (Gemeinschaft der Heiligen),
die das Ziel verfolgt, Religion und Wissenschaft einander näher zu bringen. Kurz
vor seinem Ableben ernannte er Swami Yogananda zu seinem Nachfolger und zum
Präsidenten der Sadhu-Sabha. Indien ist heute durch den Heimgang dieses großen
Mannes wahrlich ärmer geworden. Mögen alle diejenigen, die das Glück hatten, ihn
zu kennen, von dem wahren Geist des Sadhana und der indischen Kultur, den er so
vorbildlich verkörperte, erfüllt werden.«
Die
erwachte Seele, die sich dem Absoluten nähert, erkennt Gott als die einzige
Wirklichkeit und betrachtet die vorübergehenden Szenen von Leben und Tod als
einen Teil der Maya (Täuschung) - als göttliches Drama, das sich in der
Allgegenwart des Kosmischen Schöpfers abspielt. Nach seinem Heimgang legte Sri
Yukteswar der Welt gegenüber ein letztes, tiefgründiges Zeugnis von den
Wahrheiten ab, die er in der Heiligen Wissenschaft so prägnant beschrieben
hatte.
Während Yoganandaji, der über den Verlust seines geliebten Gurus
trauerte, Vorbereitungen traf, nach Amerika zurückzukehren, erschien ihm Sri
Yukteswar in auferstandener Gestalt. Dieses wunderbare Erlebnis - und Sri
Yukteswars Offenbarungen über das wahre Wesen der kosmischen Schöpfung, des
Lebens nach dem Tode und der ständigen geistigen Weiterentwicklung der
unsterblichen Seele - ist das Thema eines ganzen Kapitels in Paramhansa
Yoganandas Autobiographie eines Yogi.
»Ich habe dir nun die Wahrheit über mein Leben, meinen Tod und meine
Auferstehung mitgeteilt, Yogananda,« sagte Sri Yukteswarji zu seinem geliebten
Jünger.
»Trauere nicht um mich, sondern verbreite überall die Kunde von meiner
Auferstehung. ... Neue Hoffnung wird in die Herzen der irdischen Träumer
einkehren, die noch unter Kummer und Todesfurcht leiden.«
»Zu lange hat sich der Mensch von seinen pessimistischen Ratgebern einreden
lassen: 'Du bist Erde', anstatt sich auf seine unsterbliche Seele zu besinnen«,
schrieb Paramhansji, als er über dieses göttliche Erlebnis mit Swami Sri
Yukteswar berichtete. Der große Jnanavatar hat der ganzen Menschheit durch sein
Leben und seine Weisheit, durch seinen Tod und den wunderbaren Beweis seiner
Auferstehung eine erhabene Vision geschenkt - eine Vision von der göttlichen
Natur des Menschen, der ein unsterbliches Kind Gottes ist.
(aus 'Die Heilige Wissenschaft' von Swami Sri Yukteswar Giri)
Lahiri Mahasaya - Inhaltsverzeichnis
Lahiri
Mahasya wurde in Ghurni, Bengalen, mit dem Namen Shyama Charan Lahiri Deva
Sharman geboren, dass genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt, einigen Aussagen
zufolge soll es um den 28. September 1828 herum gewesen sein. Mahasaya ist ein
religiöser Sanskrit-Titel und bedeutet "großherzig". Lahiri Mahasaya war ein
Jünger von
Mahavatar
Babaji und der Guru von
Swami
Sri Yukteswar (dem Guru
Paramhansa
Yoganandas). Seinem Wesen nach stets sanft und demütig allen Menschen
gegenüber, verfügte er als christusähnlicher spiritueller Lehrer über große
Wunderkräfte und trug zugleich als Familienvater auch weltliche Verantwortung.
Auf dem einzigen Foto, das von ihm existiert, ist er mit halb geöffneten, halb
geschlossenen Augen zu sehen. Dies zeigt seine Haltung, zugleich in der
alltäglichen äußeren Welt der Menschen und in der inneren Welt des Geistes zu
sein. Durch sein beispielhaftes Leben lehrte er die Menschen eine uralte und
doch moderne Form des Yoga, die den richtigen Ausgleich zwischen Meditation und
der Erfüllung weltlicher Pflichten zeigt. Lahiri Baba war ein Yogavatar, eine
"Inkarnation des Yoga". In seinem 33. Lebensjahr begegnete er seinem Guru Babaji
in der Nähe von Ranikhet im Himalaya, der ihm die alte verschollene Form des
Kriya-Yoga wieder enthüllte und ihm auftrug, aufrichtige Sucher darin
einzuweihen. So begann im Jahre 1861 eine neue Blütezeit des Kriya Yoga.
Neben seinen geistigen Pflichten und seiner verantwortungsvollen Tätigkeit im
Beruf und seiner Familie übernahm er noch Aufgaben auf dem Gebiet der
Jugenderziehung, gründete Studiengemeinschaften und beteiligte sich aktiv am Bau
eines großen Gymnasiums im Bengalitola-Bezirk von Benares. Er weihte tausende
von Menschen aller Religionen und Glaubensrichtungen in den Kriya ein und
unternahm damit einen kühnen Vorstoß gegen den Kastengeist seiner Epoche.
Im Jahre 1886, 25 Jahre nach seiner Einweihung durch Babaji, wurde er
pensioniert und verbrachte von nun an die meiste Zeit im überbewussten Zustand
schweigender Meditation. Am 26. September 1895 verließ er seinen physischen
Körper in Benares endgültig, nicht aber ohne einigen seiner Jünger am folgenden
Tag in einer sehr lebendigen, nur jüngeren und strahlenderen Form zu erscheinen
und mit ihnen zu sprechen. Unter anderem teilte er ihnen mit, dass er jetzt
einige Zeit mit Babaji im Himalaya verbringen werde.
Mehr über Lahiri Mahasayas Leben ist in dem berühmten Buch Autobiografie eines
Yogi von Paramhansa Yogananda nachzulesen.
Paramhansa Hariharananda -
Inhaltsverzeichnis
Paramhamsa
Hariharananda ist ein direkter Schüler von
Swami
Sri Yukteswar und
Paramhamsa
Yogananda. Nach Jahren intensiver Meditation erlangte er bereits im Alter
von vierzig Jahren nirvikalpa samadhi, den puls- und atemlosen Zustand, in dem
alle Aktivitäten von Körper, Verstand, Intellekt und Ego aufgelöst sind.
Paramhamsa Hariharananda wurde am 27. Mai 1907 als Sohn einer hochgebildeten
Brahmanenfamilie, mit dem bürgerlichen Namen Robindranath Bhattacharya in
Habibpur am Ufer des heiligen Ganges im Bezirk Nadia im indischen Staat Bengalen
geboren. Als Elfjähriger legte er das Gelübde des Zölibats ab und wurde somit
zum Brahmachari, dessen Leben ausschließlich dem Erlangen des Gottesbewusstseins
geweiht ist. Als Zwölfjähriger erhielt er die Einweihung in den Weg des Jnana
Yoga und erlangte in den darauffolgenden Jahren aufgrund seines
außerordentlichen weltlichen und spirituellen Wissens hohes gesellschaftliches
Ansehen.
Im Jahre 1932 traf er seinen Satguru Shri Yukteswar und erhielt von ihm die
Einweihung in den Kriya Yoga. Unter dessen Führung erwarb er neben strenger
Disziplin und tiefer Meditation auch umfangreiche Kenntnisse in Astronomie,
Astrologie, Chirologie und Cheromantie. Als Paramhamsa Yogananda 1935 aus den
USA nach Indien zurückkehrte, wurde er Zeuge dessen samadhi-Zustandes und
erhielt von ihm die Einweihung in die zweite Kriya Stufe.
Im Jahre 1938 trat er in Shri Yukteswars Karar Ashram in Puri ein. Er zog sich
für mehrere Jahre in die Stille zurück, um sich nahezu ausschließlich
ernsthafter Meditation zu widmen. Innerhalb kurzer Zeit erlangte er Vollendung
in drei yogischen Mudras - khechari, brahmachari und sambhavi - wonach ein
übernatürliches, göttliches Licht von seinem Körper ausstrahlte, das von vielen
Menschen bezeugt wurde.
Anfang der vierziger Jahre wurde er vom damaligen Oberhaupt des Karar Ashrams,
Shrimat Satyananda Giri, in die dritte Kriya Stufe eingeweiht. In der darauf
folgenden Zeit lernte er alle anderen höheren Kriyas von Shri Sanyal Mahasaya,
dem jüngsten Schüler von Yogiraj Lahiri Mahasaya. In den folgenden Jahren
verwirklichte er sechs Stufen von samadhi und erlangte 1948 schließlich das
höchste spirituelle Ziel, nirvikalpa samadhi, und den Zustand des Paramhamsa.
1951 erhielt er von Paramhamsa Yogananda den Auftrag, Einweihung in den Kriya
Yoga zu erteilen. Von nun an widmete er den Großteil seiner Zeit der Verbreitung
dieser uralten Lehre. Menschen aller Klassen, Glaubensrichtungen und sozialer
Schichten versammelten sich um ihn, um seiner liebevollen und göttlichen
Interpretation der Schriften auf neue metaphorische Weise zu lauschen. Er begann
weite Teile Indiens zu bereisen und etablierte ein Netzwerk von Kriya Yoga
Zentren.
Anfang der siebziger Jahre hielt er in Cuttack anlässlich der Konferenz der
Weltreligionen unter dem Vorsitz der "Divine Life Society" zwei Reden in
englischer Sprache: "Die Essenz aller Religionen" und "Die Botschaft des
spirituellen Lebens". Viele spirituelle Organisationen luden ihn daraufhin in
ihre Ashrams und zu ihren Konferenzen ein. Hunderte Menschen aus den
verschiedensten Teilen der Welt versammelten sich im Ashram Shri Yukteswars in
Puri und akzeptierten Paramhamsa Hariharananda als ihren göttlichen Meister.
Im Jahre 1974 reiste er aufgrund zahlreicher Bitten und Einladungen im Alter von
fast 70 Jahren erstmals in den Westen. Er besuchte zunächst die Schweiz,
Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien, England und andere europäische Länder
und lehrte im Jahre 1975 auch in den USA, Kanada und Südamerika. Durch die
Begegnung mit ihm erfuhren tausende Menschen innere Wandlung. Paramhamsa
Hariharananda besitzt sowohl umfangreiche Kenntnis aller heiligen indischen
Schriften als auch tiefes Wissen über die Thora, die Bibel, den Koran, die
buddhistischen Schriften und die ethischen und metaphysischen Lehren aller
Religionen der Welt. Die enorme Bandbreite seines Wissens ist in seinen Büchern
wie "Kriya Yoga", "The Bhagavad Gita in the Light of Kriya Yoga", "Isa
Upanishad", und diversen Abhandlungen über westliche und östliche Philosophien
und Glaubenssysteme eindrucksvoll dokumentiert. Als Meister aller Yogasysteme
ist er ein einzigartiger spiritueller Lehrer, der durch seinen einfachen
Lebensstil und sein liebevolles Wesen die wissenschaftliche Technik des Kriya
Yoga in Theorie und Praxis lehrt.
In der Nacht des dritten Dezembers 2002 ging er im Baptist Hospital in Miami,
Florida um 6:48 pm EST in den Mahasamadhi über, während er das Gayatri Mantra
chantete.
Paramhamsa Hariharanandas Biographie ist ein vollendetes Beispiel für ein
ideales Leben in Liebe, Hingabe und ständigem Gottesbewusstsein.
Sri Panchanan Bhattacharya Mahasaya -
Inhaltsverzeichnis
Panchanan
Bhattacharya wurde 1853 in Kalkutta geboren und er war einer der größten Schüler
von
Lahiri Mahasaya. Er war auch der erste Schüler, dem es gestattet wurde, Kriya
Initiationen zu geben, und durch ihn verbreiteten sich die Lehren von Lahiri
Baba anfänglich in Bengalen.
Bhattacharya Maharaj erhielt bereits in jungen
Jahren die Weihe zum Brahmacharya, welche es ihm untersagte, ein Familie oder
jeglichen Luxus zu besitzen, und so zog er von einem Ort zum nächsten, bis ihn
sein Weg eines Tages nach Benares führte.
Dort traf er dann auf Lahiri Mahasaya,
und er wurde sich schnell klar, dass sein umherwandern nun ein Ende hatte.
Nach seinem Treffen mit Lahiri Baba brach der junge Panchanan auf zum Ganges,
dem heiligen Fluss, setzte sich hin und sagte zu sich selbst:
'Gerade habe ich
einen Menschen kennen gelernt, der Gott tatsächlich gesehen hat, der sogar
selbst zu Gott geworden ist, und er ist ein Familienvater mit eigener Frau und
Haus!'
Er ist mein Meister, und als sein Schüler will ich seinem Beispiel
folgen.
Der junge Mönch legte sein ockerfarbenes Gewand ab und warf es in den
Fluss.
Später kehrte er in seinen Geburtsort zurück und heiratete Suradhani Devi, die
später selbst zu einer erleuchteten Yogini wurde, und begann, unter der Aufsicht
von Lahiri Baba, mit dem Praktizieren des Kriya Yogas. Er arbeitete als
einfacher Blumenverkäufer, doch schon bald erfüllte sich sein Herz mit
göttlichen Blumen.
Panchanan Bhattacharya war der erste von Lahiri Baba's Schülern, der den Auftrag
und die Bewilligung erhielt, den Kriya Yoga weiter zu verbreiten. Um das Jahr
1885 erhielt er dann einen weiteren Auftrag, und zwar die Gründung der Arya
Mission, um die Öffentlichkeit zu inspirieren, mit den Disziplinen des Yogas.
Paramhansa Yoganandaji schrieb:
'Der Meister gestattete nun seinem Jünger Panchanan Bhattacharya, in Kalkutta
ein Yoga-Zentrum, die Arya-Mission, zu gründen, die Ayurvedakräuter vertrieb und
die ersten preiswerten Ausgaben der Bhagavadgita in bengalischer Sprache
veröffentlichte...'
Sri Panchanan Bhattacharya ist ebenfalls unter dem Namen Devghar Baba bekannt.
Dies aufgrund davon, dass er ein kleines Häuschen besaß, an einem Ort mit dem
Namen Devghar, welches er zur Praxis seiner Sadhana aufsuchte und auch dort
Kriya Einweihungen abhielt.
Paramahamsa Prajñanananda Giri -
Inhaltsverzeichnis
Swami
Prajnanananda, der designierte Nachfolger Paramahamsa Hariharanandas, wurde 1960
in Orissa, Indien geboren. Von frühester Kindheit an war er ernsthaft auf der
Suche nach Wahrheit. Nach einer von Gebet erfüllten Kindheit und einer durch
Meditation und ernsthaftes Studium geprägten Jugend war er als Professor der
Ökonomie tätig, der viele seiner Studenten auch spirituell inspirierte und
unterwies. Ständig auf der Suche nach spiritueller Führung besuchte er
zahlreiche Ashrams und Heilige im Himalaya, bis er noch als Student in Cuttack
seinen Meister Paramahamsa Hariharananda traf, der ihn in den Kriya Yoga
einweihte. Diese Begegnung transformierte sein Leben.
Bald nach seiner Einweihung gab ihm sein Meister den Auftrag neben seiner
Tätigkeit an der Universität den Kriya Yoga zu lehren. In Cuttack, Orissa,
gründete er einen Ashram, der heute eines der Hauptzentren seiner zahlreichen
Aktivitäten bildet. Im Jahre 1995 trat er in den Swami Orden ein und erhielt
bereits im Jahre 1998 von seinem geliebten Meister den Titel des Paramahamsa,
den höchsten Titel für Mönche, die den Gipfel der Selbstverwirklichung erklommen
haben.
Auf Wunsch seines Meisters gründete er im Jahre 1999 die Prajnana Mission. Das
Anliegen dieser Institution, die sich unter anderem Aufgaben auf dem Gebiet der
Erziehung, Berufsausbildung und humanitären Hilfe widmet, ist die physische,
psychische, intellektuelle, kulturelle und spirituelle Erhöhung der
Gesellschaft. Ein Zweig der Prajnana Mission, das Hariharananda Charitable
Health Center, widmet sich der medizinischen Versorgung Bedürftiger.
Als dynamischer und mehrsprachiger Gelehrter ist er auch der Autor zahlreicher
Bücher über yogische Themen. Er ist ein in den Schriften des Westens und des
Ostens außerordentlich versierter Lehrer und begehrter Gastprofessor an
bekannten Universitäten in Ost und West. Im Jahre 1999 hielt er als Delegierter
zum Kongress der Weltreligionen in Kapstadt/Südafrika eine viel beachtete Rede
vor einer spirituellen Zuhörerschaft aus aller Welt. Sein enormes Wissen und
seine rhetorische und intellektuelle Begabung werden brillant genutzt, indem er
seine tiefen psychologischen Einsichten im Lichte der modernen Wissenschaft
interpretiert. Seine metaphorischen Erläuterungen der Schriften sind
einzigartig. Die Kraft seiner Lehren liegt in ihrer Schlichtheit und praktischen
Gültigkeit und seiner tiefen Hingabe an Gott.
Paramahamsa Prajnanananda verbreitet nur eine Lehre: die Lehre der Liebe. Nicht
durch Studium der Schriften und Meditation allein, sondern in jeder Handlung und
mit jedem Atemzug, legt er uns nahe zu erkennen, dass wir alle die Kinder Gottes
sind und den Zustand der Glückseligkeit und der Zufriedenheit mit Hilfe von
Selbstdisziplin und dem Praktizieren einfacher yogischer Prinzipien erlangen
können. Seine liebende Führung und sein tiefes Mitgefühl sichern ihm die Hingabe
und das Vertrauen unzähliger Schüler auf der ganzen Welt.
siehe auch
www.prajnanamission.org
Yogi Dhirananda -
Inhaltsverzeichnis
Yogi
Dhiranandaji, Yogalehrer und Astrologe, wurde 1937 als Samir Kumar Ghosh in
Kalkutta, Indien geboren. Schon seit frühester Kindheit wurde er mit der
klassischen Form des Yoga vertraut gemacht. Unter der geistigen Führung eines
des herausragendsten Kriya Meister der modernen Welt, und durch eine fünfjährige
Ausbildung zum Yoga Acharya eignete er sich ein fundiertes Wissen speziell im
Gebiet des Kriya Yogas, aber auch in allen anderen Gebieten und Formen des Yoga.
1959 wurde Dhiranandaji von
Paramhansa
Hariharananda im Puri
Ashram in die Technik des
Kriya-Yoga eingeweiht und unter der Führung seines Gurus konnte er schnell die
höheren Kriya-Stufen vollenden.
1977 erhielt Dhirananda den Auftrag, als autorisierter Lehrer den Kriya-Yoga,
mitzuhelfen, die heilige Lehre des Kriya Yoga im Westen zu verbreiten. Seit 20
Jahren leitet er regelmäßig verschiedene Kriya-Yoga-Seminare in Deutschland,
Österreich und der Schweiz, und von 1977 - 81 auch Seminare in Holland, Belgien,
England, Schweden, Finnland, Curacao (Niederländische Antillen) und in Süd- und
Nordamerika.
1982 erreichte er den Zustand des Nirvikalpa-Samadhi, dem höchsten Ziel des
Yoga-Weges. Seit 1986 bildet er auch Schüler und Schülerinnen zu Yoga-Lehrern
des klassischen Yoga (Astanga-Yoga) aus.