Karma
- aus dem Buch
"Göttliche Wonne" von Swami Sivananda
Das
Gesetz von Aktion und Reaktion
Das
Gesetz der Kompensation
Das
Gesetz der Vergeltung
Wie
Karma geschaffen wird
Sanchita,
Prarabda und Agami
Schicksal
und eigenes Bemühen
Wie
Schicksal geschaffen wird
Der
Mensch ist Herr über sein Schicksal
Drei
Arten von Handlung
Karma
ist ein Sanskritbegriff für Handlung, Tat. Jede physische oder geistige
Handlung ist Karma. Denken ist geistiges Karma. Karma ist die Summe unserer
Handlungen, sowohl im gegenwärtigen Leben als auch in früheren
Geburten.
Karma
bedeutet nicht nur Handlung, sondern auch das Ergebnis einer Handlung.
Die Folge einer Handlung ist tatsächlich nichts Unabhängiges.
Sie ist Teil der Handlung und kann nicht davon getrennt werden.
Das
Gesetz von Karma ist das Gesetz der Ursächlichkeit. Überall,
wo eine Ursache ist, muß daraus eine Wirkung entstehen. Ein Same
ist die Ursache für den Baum, welcher die Wirkung ist. Der Baum erzeugt
Samen und wird somit zur Ursache für den Samen. Die Ursache findet
sich in der Wirkung, und die Wirkung findet sich in der Ursache. Die Wirkung
ist gleich die Ursache. Das ist die universelle Kette von Ursache und Wirkung,
die nie endet.
Kein
Glied in der Kette ist unnötig. Diese Welt funktioniert aufgrund dieses
grundlegenden Lebensgesetzes. Dieses Gesetz ist unerbittlich und unabänderlich.
Dieses gewaltige Gesetz wirkt überall, auf den physischen und den
geistigen Ebenen. Kein Phänomen kann sich der Wirkungsweise dieses
gewaltigen Gesetzes entziehen. Alle anderen Naturgesetze sind diesem grundlegenden
Gesetz untergeordnet.
Kein
Ereignis kann eintreten, ohne hinter sich eine ganz bestimmte Ursache zu
haben. Der Ausbruch eines Krieges, der Aufstieg eines Kometen, das Auftreten
eines Erdbebens oder ein Vulkanausbruch, das Ausbrechen einer Seuche, Donner,
Blitz, Überschwemmungen, Krankheiten des Körpers, Glück,
Unglück, hinter allem steht ein bestimmter Grund.
Das
gewaltige Gesetz der Ursächlichkeit beinhaltet das Gesetz von Aktion
und Reaktion, das Gesetz der Kompensation und das Gesetz der Vergeltung.
Alle diese Gesetze fallen unter einen allgemeinen, allumfassenden Titel,
die Karmalehre.
Das
Gesetz von Aktion und Reaktion
Wenn
es eine Aktion gibt, muß es auch eine Reaktion geben. Die Reaktion
wird von gleicher Stärke und ähnlicher Art sein. Jeder Gedanke
und Wunsch, jede Vorstellung und jede Empfindung verursacht eine Reaktion.
Tugend wird belohnt; Laster wird bestraft. So arbeitet das Gesetz der Reaktion.
Gott
bestraft weder die Schlechten, noch belohnt er die Tugendhaften. Ihr eigenes
Karma bringt Lohn oder Strafe. Das Gesetz von Aktion und Reaktion bringt
die Früchte. Niemandem kann dafür die Schuld gegeben werden.
Das
Gesetz wirkt überall mit unaufhörlicher Präzision und wissenschaftlicher
Genauigkeit. Das Gesetz von Aktion und Reaktion wirkt sowohl auf physischer,
als auch auf geistiger Ebene.
Das
Gesetz der Kompensation
Das
Gesetz der Kompensation wirkt überall in den Naturerscheinungen. Der
Same bricht auf, und ein großer Baum entsteht aus dem Samen. Im Aufbrechen
des Samens liegt kein Verlust. Gemäß dem Gesetz der Kompensation
wird daraus ein Baum. Brennstoff brennt. Der Brennstoff wird zerstört.
Aber gemäß dem Gesetz der Kompensation entsteht Hitze. Viele
Dinge werden am Feuer mit Hilfe der Hitze gekocht.
Wenn
es in Vijayawada sehr heiß ist, ist es am Berg oder in Uttarkashi
im Himalaja Gebirge sehr kalt. Das ist das Gesetz der Kompensation. Wenn
sich an einem Ort zehn Schurken befinden, sind dort auch zum Ausgleich
zwei sattvige Seelen. Wenn in Puri Flut ist, ist Ebbe in Waltair. Das ist
das Gesetz der Kompensation. Wenn es in Indien ist, ist in Amerika Nacht.
Auf Krieg folgt Frieden und umgekehrt. Das ist das Gesetz der Kompensation.
Das Gesetz der Kompensation wirkt auch im geistigen Bereich.
Das
Gesetz der Kompensation erhält das Gleichgewicht und schafft Frieden,
Eintracht, Gleichgewicht, Harmonie und Gerechtigkeit in der Natur. Denke
genau nach. Überlege. Reflektiere. Dann wirst Du erkennen, daß
dieses Gesetz der Kompensation auf wunderbare Weise in jeder Naturerscheinung
wirkt. Es ist schonungslos und unabänderlich. Niemand kann sich diesem
unbarmherzigen und überwältigenden Gesetz entziehen. Wenn Du
eine üble Tat begehst, wirst Du zum Ausgleich dafür die schlechte
Frucht ernten.
Wenn
Du das Leben als isoliertes Ereignis siehst, das mit der Geburt des physischen
Körpers beginnt und mit seinem Tod endet, kannst keine richtige Erklärung
oder Lösung für die Dinge des Lebens finden. Du wirst in Dunkelheit
und Verzweiflung umherirren. Dein gegenwärtiges Leben ist nichts,
verglichen mit dem gesamten Leben der Seele. Es ist nur ein Moment. Es
ist nur ein Bruchstück. Immer, wenn Du den Grund oder die Vorgeschichte
für irgend etwas herausfinden möchtest, mußt Du tief in
die Bereiche des ewigen Seelenlebens eintreten. Nur dann gibt es ein perfektes
Gleichgewicht von Ursache und Wirkung, von Vorangegangenem und Konsequenz.
Du mußt nach der weiten Sicht des ewigen Seelenlebens urteilen. Das
Gesetz der Kompensation umschließt einen weiten Bereich des ewigen
Seelenlebens. Das Leben endet nicht mit der Auflösung des physischen
Körpers. Es gibt die Wiedergeburt. Es gab auch unzählige frühere
Leben. Du mußt den weitesten Standpunkt des Seelenlebens in Betracht
ziehen. Dann ist die Linie klar. Dann wirst Du eine perfekte, befriedigende
Lösung für all die schwierigen und komplizierten Dinge des Lebens
finden. Dann wird es keinen Anlaß mehr geben, zu murren oder zu klagen,
und auch kein Mißverständnis mehr.
Das
Gesetz der Vergeltung
Auf
jede üble Tat und jedes Verbrechen folgt gemäß dem Gesetz
der Vergeltung seine eigene Strafe. Das Gesetz der Ursächlichkeit,
das Gesetz von Aktion und Reaktion, das Gesetz der Kompensation und das
Gesetz der Vergeltung - alle wirken zusammen. Wer einen anderen Menschen
bestiehlt, bestiehlt zuerst sich selbst. Wer einen anderen Menschen verletzt,
verletzt zuerst sich selbst. Wer einen anderen Menschen betrügt, betrügt
zuerst sich selbst.
Denke
daran, daß Gott weder voreingenommen noch ungerecht ist. Bedenke,
daß Gott weder für den Reichtum des einen, noch für die
Armut eines anderen verantwortlich ist. Du leidest in Folge Deiner eigenen
bösen Taten.
Es
gibt nichts Chaotisches oder Launenhaftes in dieser Welt. Dinge geschehen
in diesem Universum weder zufällig, noch verändern sie sich in
ungeordneter Weise. Sie finden in einer Regelmäßigkeit statt.
Sie folgen aufeinander in regelmäßiger Abfolge. Es besteht eine
klar bestimmte Verbindung zwischen dem, was jetzt getan wird, und dem,
was in der Zukunft geschehen wird. Säe immer die Samen, die erfreuliche
Früchte bringen und Dich jetzt und später glücklich machen.
Wie
Karma geschaffen wird
Die
Natur des Menschen ist dreifältig. Er besteht aus Iccha, Jnana und
Kriya. Iccha ist Wünschen oder Fühlen. Jnana ist Wissen. Kriya
ist Wollen. Diese drei bilden das Karma eines Menschen. Er kennt Dinge
wie Sessel, Baum usw. Er fühlt Freude und Kummer. Er will dies tun
und jenes nicht.
Hinter
der Handlung steht ein Wunsch und ein Gedanke. Der Wunsch nach einem Gegenstand
entsteht im Geist. Dann wird über seine Erfüllung nachgedacht.
Dann werden Anstrengungen unternommen, um den Wunsch zu verwirklichen.
Wunsch, Gedanke und Handlung treten immer gemeinsam auf. Sie sind gleichsam
die drei Gefahren, die im Seil des Karma verwoben sind.
Der
Wunsch schafft Karma. Du arbeitest und bemühst Dich, das Gewünschte
zu erwerben. Karma erzeugt seine Früchte als Schmerz oder Freude.
Du mußt immer wieder geboren werden, um die Früchte Deines Karmas
zu ernten. Das ist das Gesetz von Karma.
Sanchita,
Prarabda und Agami
Es
gibt drei Arten von Karma, nämlich Sanchita, das angehäufte Tun,
Prarabda, das fruchtbringende Tun, und Agami, das gegenwärtige Tun.
Sanchita
sind alle in der Vergangenheit angesammelten Karmas. Ein Teil davon zeigt
sich im Charakter eines Menschen, in seinen Anlagen und Begabungen, in
seinen Möglichkeiten, Neigungen und Wünschen.
Prarabda
ist der Teil des vergangenen Karmas, der für den gegenwärtigen
Körper verantwortlich ist. Es ist reif zur Ernte. Es kann weder umgangen
noch geändert werden. Es wird nur dadurch aufgearbeitet, indem es
erlebt wird. Du bezahlst Deine Schulden aus der Vergangenheit.
Agami,
auch Kriyamana genannt, ist das Karma, das im gegenwärtigen Leben
für die Zukunft aufgebaut wird. Es heißt auch Agami oder Vartamana.
In
den Vedanta Schriften gibt es dafür eine schöne Analogie. Der
Bogenschütze hat einen Pfeil abgeschossen; diser hat seine Hand verlassen.
Er kann ihn nicht mehr zurückholen. Er ist im Begriff, einen anderen
Pfeil abzuschießen. Das Bündel der Pfeile im Köcher auf
seinem Rücken ist Sanchita. Der Pfeil, den er abgeschossen hat, ist
Prarabda. Und der Pfeil, den er im Begriff ist, von seinem Bogen abzuschießen,
ist Agami. Er hat vollkommene Kontrolle über Sanchita und Agami, aber
er muß ganz sicher sein Prarabda ausarbeiten. Die Vergangenheit,
deren Wirkung begonnen hat, muß er erfahren.
Prarabda
kann auch nicht von Ishwara, Gott, verhindert werden. Sogar Nala, Rama
und Yudhishthira, die große Stärke und Weisheit besaßen,
mußten sich diesem Prarabda unterziehen. Nala wollte nicht in den
Wald gehen; und dennoch wurde er gezwungen, zu gehen. Sein Karma zwang
ihn. Gott Rama war Alleinherrscher von Ayodhya. Er war gezwungen, den Wald
zu betreten. Gandhiji wollte 120 Jahre leben; er wollte nicht erschossen
werden. Und dennoch brachte Prarabda Karma dieses Ereignis mit sich.
Schicksal
und eigenes Bemühen
Wenn
auch das Gesetz des Karma unerbittlich ist, bleibt doch Raum für göttliche
Gnade. Gnade entsteht durch Reue, Mäßigung und Hingabe. Reue
verändert nicht das Gesetz des Karma. Sie ist eine Handlung, die wie
jede andere Tat, ihre Frucht trägt.
Was
ein Mensch zu ernten hat, kann vom Individuum nicht geändert werden;
aber das Wiederauftreten kann zweifellos durch eigene Anstrengung eingedämmt
werden.
Das
eigene Bemühen ist Purushartha. Schicksal ist Prarabda. Prarabda ist
nur Purushartha, das in früheren Geburten getan worden war. Die eigene
Anstrengung von heute wird zum Schicksal von morgen. Eigenes Bemühen
und Schicksal sind ein und dasselbe. Prarabda und Purushartha sind eins.
Es sind zwei Namen, die aber nur für eine Sache stehen. So wie die
Gegenwart zur Vergangenheit und die Zukunft zur Gegenwart wird, so wie
es nur die Gegenwart gibt, so gibt es auch nur Purushartha. Wenn Gott durch
einen Menschen wirkt, ist es Purushartha. Gnade wird zu Purushartha.
Regen
usw. unterliegt nicht der Kontrolle des Menschen. Und doch pflügt
der Bauer sein Feld; er übt Purushartha, eigenes Bemühen. Das
Getreide mißrät durch das Ausbleiben des Regens. Doch der Mensch
gibt nicht auf. Er vollbringt Opfer, um Regen zu erhalten, und bringt eine
gute Ernte ein. Ebenso ist Yogapraxis eigenes Bemühen, um das schlechte
Prarabda, das Atma-Sakshatkara behindert, auszugleichen. Wenn Prarabda
stark ist, ist Yoga stärker als Prarabda.
Jede
Seele ist wie ein Bauer, der ein Stück Land bekommen hat. Die Größe
des Landes, die Beschaffenheit der Erde, die Witterung, das alles ist vorherbestimmt.
Aber dem Bauer steht es frei, sein Land zu bewirtschaften, zu düngen
und eine gute Ernte zu erzielen, oder es brach liegen zu lassen.
Prarabda
betrifft nur die Vergangenheit. Die Zukunft liegt in Deiner Hand. Du kannst
Dein Schicksal ändern. Du besitzt einen freien Willen, um zu handeln.
Betrachte
alles aus einem anderen Blickwinkel. Wappne Dich mit Unterscheidungskraft,
Gelassenheit, Einsicht, Eifer und unerschrockenem Geist. Eine herrliche,
leuchtende Zukunft erwartet Dich. Laß die Vergangenheit begraben
sein. Du kannst Wunder vollbringen. Du kannst Wunderbares bewirken. Gib
die Hoffnung nicht auf. Du kannst die störenden Einflüsse ungünstiger
Planeten durch Deine Willenskraft zerstören. Du kannst die Elemente
und die Natur beherrschen. Du kannst die Auswirkung schlechter Einflüsse
und die feindlichen, dunklen Kräfte, die vielleicht gegen Dich wirken,
ausgleichen. Du kannst ungünstige Umstände in bestmögliche
umwandeln. Du kannst Dein Schicksal aufheben.
Das
Schicksal ist unsere eigene Schöpfung. Du hast Dein Schicksal durch
Gedanken und Taten erschaffen. Du kannst es durch rechtes Denken und Tun
aufheben. Selbst wenn Dich eine böse, dunkle und feindliche Kraft
bedroht, kannst Du ihre Stärke mindern, indem Du entschlossen Deinen
Geist davon abwendest. So kannst Du Dein Schicksal entwaffnen.
Sag
nicht: “Karma, Karma. Mein Karma hat mich dazu gemacht.” Strebe. Strebe.
Übe Purushartha. Übe Tapas. Übe Konzentration. Reinige Dich.
Meditiere. Werde kein Fatalist. Sei nicht untätig. Blöke nicht
wie ein Lamm. Brülle Om, Om, Om, wie ein vedantischer Löwe. Sieh
wie Markandeya, dessen Schicksal es war, mit 16 Jahren zu sterben, ein
Chiranjivi wurde, ein unsterblicher Junge von 16 Jahren, durch sein Tapas.
Sieh auch wie Savitri durch Ihr Tapas ihren toten Ehemann ins Leben zurückbrachte,
wie Benjamin Franklin und der selige Shri T. Muthuswami Aiyer vom Gerichtshof
in Madras sich selbst erhoben. Bedenkt, Freunde, daß der Mensch Herr
seines Schicksals ist. Vishwamitra Rishi, der ein Kshatriya Raja war, wurde
ein Brahmarishi wie Vasishtha, und er schuf sogar eine dritte Welt für
Trishanku durch die Kraft seines Tapas. Der Schurke Ratnakar wurde durch
Tapas der weise Valmiki. Die Schurken Jagai und Madai aus Bengalen wurden
hoch entwickelte Heilige. Sie wurden Schüler von Gott Gauranga-Nityananda.
Was andere getan haben, kannst Du genauso tun. Darüber besteht kein
Zweifel.
Wie
Schicksal geschaffen wird
Gedanken
sind Karma. Denken ist das wahre Karma. Denken formt Deinen Charakter.
Gedanken nehmen Gestalt an und werden zu einer Handlung. Wenn Du dem Geist
gestattest, in Gott zu verweilen, erheben sich die Gedanken, und Du wirst
einen edlen Charakter entwickeln; Deine Handlungen werden auf natürliche
Weise gut und lobenswert sein. Wenn Du schlechte Gedanken pflegst, wirst
Du einen unedlen Charakter entwickeln. Das ist das unveränderliche
Naturgesetz. Deshalb kannst Du Deinen Charakter frei gestalten, indem Du
erhabene Gedanken pflegst.
Du
säst eine Tat und erntest eine Gewohnheit. Du säst eine Gewohnheit
und erntest einen Charakter. Du säst einen Charakter und erntest Dein
Schicksal. Daher ist das Schicksal Dein eigenes Werk. Du hast es geschaffen.
Du kannst es aufheben, indem Du edle Gedanken pflegst, tugendhafte Taten
tust, und indem Du Deine Denkweise änderst.
Die
Eindrücke kleiner und großer Taten vereinigen sich und bilden
Neigungen. Neigungen entwickeln sich zum Charakter. Der Charakter erzeugt
Wollen. Wenn ein Mensch einen starken Charakter hat, hat er einen starken
Willen. Karma schafft den Charakter, und der Charakter wiederum erzeugt
Willen. Menschen mit gigantischem Willen haben ihren Willen durch das Karma
in unzähligen Leben entwickelt. Nicht in einer einzigen Geburt entwickelt
ein Mensch einen sehr starken Willen. Er vollbringt in verschiedenen Leben
viele gute Taten. Die Stärken dieser Taten sammeln sich, und in einer
Geburt bricht der kämpfende Mensch auf als ein Gigant wie Buddha,
Jesus und Shankara. Keine Handlung ist vergebens. Nichts ist verloren.
Geduld und unermüdliche Anstrengung ist nötig. Du mußt
jeden Gedanken, jedes Wort und jede Handlung beobachten.
Der
Wille des Menschen ist frei. Durch Selbstsucht ist sein Wille unrein geworden.
Er kann seinen Willen rein, stark und dynamisch machen, indem er sich von
seinen niederen Wünschen, Vorlieben und Abneigungen befreit.
Der
Mensch ist Herr über sein Schicksal
Du
bist kein Geschöpf von Umgebung oder Umständen. Du bist Herr
über Dein Schicksal. Du bist der Architekt Deines Glücks. Du
bist verantwortlich dafür, was Du erleidest. Du bist verantwortlich
für Deinen gegenwärtigen Zustand. Wenn Du unglücklich bist,
so ist es Dein eigenes Verdienst. Wenn Du traurig bist, so es ist ebenso
Dein eigenes Verdienst. Jede Handlung trägt früher oder später
eine Frucht. Eine tugendhafte Handlung hat Freude zur Wirkung. Eine schlechte
Handlung verursacht Schmerz.
Wohltätigkeit
in Deinem vergangenen Leben, bringt Dir Reichtum im gegenwärtigen
Leben. Dienst an der Menschheit in Deinem vergangenen Leben, macht Dich
zum berühmten Führer im gegenwärtigen Leben. Starke Gedanken
in Deinem vergangenen Leben formen Deinen Charakter im gegenwärtigen
Leben. Neigungen in Deinem vergangenen Leben werden zu Fähigkeiten
im gegenwärtigen Leben. Tugendhafte Taten in Deinem vergangenen Leben
geben Dir ein gutes Milieu im gegenwärtigen Leben. Erfahrungen aus
Deinem vergangenen Leben bilden Dein Gewissen im gegenwärtigen Leben.
Selbstlose Taten in Deinem vergangenen Leben schenken Dir durch die Gnade
Gottes Unterscheidungskraft, Leidenschaftslosigkeit und Strebsamkeit in
diesem gegenwärtigen Leben.
Wenn
Du einen Menschen unterdrückst, wirst Du in einem anderen Leben Unterdrückung
erleiden und die Frucht der Saat, die Du in diesem Leben gesät hast,
ernten. Wenn Du das Auge eines Menschen verletzt, so wird Dein Auge in
einem anderen Leben verletzt werden. Wenn Du jemandem das Bein brichst,
wird Dein Bein in einem anderen Leben gebrochen werden. Wenn Du den Armen
zu essen gibst, wirst Du in einem anderen Leben viel zu essen haben. Wenn
Du Gästehäuser baust, wirst Du in einem anderen Leben viele Häuser
besitzen. Aktion und Reaktion sind gleich und gegenteilig. Es gibt keine
Kraft auf dieser Erde, die verhindern könnte, daß die Handlungen
Früchte bringen. Das ist das Gesetz des Karma. Das ist das Gesetz
von Geburt und Tod. Das ist der Kreislauf, durch den Du auf Deinem Weg
gehen mußt.
Drei
Arten von Handlung
Es
gibt drei Arten von Handlungen, gute, schlechte und vermischte. Gute Karmas
machen Dich zu einem Gott oder Engel im Himmel. Schlechte Karmas werfen
Dich in niedrige Mutterschöße. Vermischte Handlungen geben Dir
eine menschliche Geburt. Wenn Du einen Menschen beraubst und den Armen
zu essen gibst, ist das eine vermischte Handlung. Wenn Du durch unrechtmäßige
Mittel Geld verdienst und einen Tempel oder ein Krankenhaus errichtest,
ist das eine vermischte Handlung. Wenn Du durch Betrug Geld erwirbst und
einen Ashram für Sannyasins errichtest, ist das auch eine vermischte
Handlung.
Jedes
Wirken ist eine Mischung aus Gut und Böse. Es gibt in dieser Welt
weder absolut gutes noch absolut schlechtes Wirken. Dieses physische Universum
ist eine relative Ebene. Wenn Du etwas tust, wird es einerseits etwas Gutes
bewirken und andererseits etwas Schlechtes. Du mußt versuchen, solche
Handlungen zu tun, die möglichst viel Gutes und möglichst wenig
Schlechtes bringen.
Die
Wahrheit des karmischen Gesetzes
Die
Karmalehre ist ein integraler Bestandteil des Vedanta. Das Gesetz des Karma
ist eine der grundlegenden Lehren nicht nur im Hinduismus, sondern auch
im Buddhismus und im Jainismus.
Wie
der Mensch sät, so wird er ernten. Das ist das Gesetz des Karma. Es
erklärt das Rätsel des Lebens und das Rätsel des Universums.
Es bringt Trost, Befriedigung und Beistand für jeden. Es ist eine
selbstverständliche Wahrheit. Glücklicherweise haben die Menschen
im Westen jetzt auch begonnen, seine Wichtigkeit und Wahrhaftigkeit anzuerkennen.
Die Amerikaner glauben bereits vollständig an diese Lehre. Jeder sensible
Mensch muß es akzeptieren. Es gibt keinen anderen Weg.
Ein
genaues Studium dieses Gesetzes bringt den Menschen ohne Hoffnung, den
Verzweifelten und den Leidenden Ermutigung. Das Schicksal wird von den
Gedanken, Gewohnheiten und dem Charakter eines Menschen gestaltet. Es besteht
jede Möglichkeit zu seiner Änderung und Verbesserung durch das
Ändern der Gedanken und Gewohnheiten. Der Schurke kann ein Heiliger
werden; die Prostituierte kann eine keusche Dame werden; ein Bettler kann
zum König werden. Dieses gewaltige Gesetz sieht das alles vor.
Nur
die Karmalehre kann das geheimnisvolle Problem von Gut und Böse in
dieser Welt erklären. Nur die Karmalehre kann den Betrübten und
Verzweifelten Trost, Zufriedenheit, Frieden und Kraft bringen. Sie löst
unsere Schwierigkeiten und Probleme des Lebens. Sie ermutigt die Menschen
ohne Hoffnung und ohne Aussicht. Sie drängt den Menschen zu richtigem
Denken, richtiger Rede und richtigem Tun. Sie bringt dem Menschen, der
nach diesem universellen Gesetz lebt, eine strahlende Zukunft. Wenn alle
Menschen dieses Gesetz richtig verstehen und ihre täglichen Pflichten
sorgfältig erfüllen, werden sie zur höchsten Höhe auf
der Leiter der Spiritualität empor steigen. Sie werden moralisch und
tugendhaft sein und ein glückliches, friedvolles und zufriedenes Leben
führen. Sie können die Bürde von Samsara mit Geduld, Ausdauer
und der Kraft des Geistes tragen. Es wird kein Platz mehr sein für
Klagen, wenn sie die Ungleichheiten in Geburt, Vermögen, Intelligenz,
Fähigkeiten usw. sehen. Es wird der Himmel auf Erden sein. Alle werden
sogar im Leid frohlocken. Habgier, Eifersucht, Haß, Wut und Leidenschaft
werden verschwinden. Überall wird Tugend herrschen. Wir alle werden
dann ein wundervolles Satya Yuga haben, wo überall Friede und Fülle
herrschen. Gesegnet ist der Mensch, der das Gesetz versteht und danach
lebt, denn er wird bald Gottesbewußtsein erlangen und mit dem Gesetzgeber
eins werden! Dann wird das Gesetz nicht länger für ihn gelten.
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