Ejakulationskontrolle und der multiple Orgasmus beim Mann
Im alten Ägypten beim Isis-Fest diente der Orgasmus heiligen Zwecken. Im tibetischen oder indischen Tantra sowie im Kamasutra wurde bzw. wird seit Jahrhunderten der Orgasmus als ein Mittel kultiviert, um Kontakt mit Gott aufzunehmen und spirituelle Erleuchtungs- bzw. Erwachenszustände (Samadhi) herbeizuführen. Chinesen setzen seit alters her Orgasmus ein, um allen Zellen „ein Bad in der kosmischen Ursubstanz Chi“ zukommen zu lassen. Auch bei den Griechen und Römern stand bei der sexuellen Betätigung nicht die Zeugung, sondern der Orgasmus im Vordergrund.
Die Kunst der Ejakulationskontrolle
Die meisten Männer (und auch die Mehrzahl der Frauen) im Westen gehen
davon aus, dass der Samenerguss unvermeidlich den Höhepunkt der
männlichen Erregung darstellt, der Geschlechtsverkehr also
natürlicherweise in einem Orgasmus mit Ejakulation mündet. Das bedeutet
in der Regel auch, dass das Liebesspiel mit dem Samenerguss des Mannes
endet. Orgasmus und Ejakulation scheinen beim Mann also immer zusammen
zu gehören.
Die Taoisten in China entdeckten jedoch schon vor über zweitausend
Jahren, dass dies keine unumstößlichen Tatsachen sind. Sie beschäftigten
sich intensiv mit der sexuellen Energie und fanden heraus, dass Orgasmus
und Ejakulation nicht dasselbe sondern zwei voneinander unabhängige
Prozesse sind - dass Männer sogar multiple Orgasmen haben können, ohne
zu ejakulieren.
Wir möchten in diesem Artikel dazu inspirieren, sich dem Thema männlicher Orgasmus und
Ejakulation einmal von einer anderen Sichtweise zu nähern und vielleicht
neue Wege auszuprobieren.
Die beschriebenen Methoden können Männer dabei unterstützen, sich beim
Liebesspiel mehr zu entspannen - vor allem, wenn sie bisher noch nicht
gelernt haben, den Zeitpunkt ihrer Ejakulation zu kontrollieren. Wenn
Sie sich näher mit dem Thema beschäftigen möchten, empfehlen wir Ihnen
dazu auch das Buch
“Öfter, länger, besser” von Mantak Chia und Douglas A. Arava.
Energiequelle Sexualität
Die Sexualenergie ist eine Energiequelle die sich extrem schnell im
Körper aufbauen lässt und ebenso schnell flüchtig ist. Entstanden als
ein Zweig chinesischer Medizin, bietet die taoistische Liebeskunst, wie
sie von Mantak Chia in zahlreichen Büchern und Seminaren gelehrt wird,
grade Männern einen Weg, diese Energie zu nutzen und zu transformieren;
mit positiven Auswirkungen auf Gesundheit, Liebes- und Beziehungsleben.
Der wesentliche Punkt in der Praxis der taoistischen Liebeskunst ist für
den Mann die Trennung von Orgasmus und Ejakulation. Dies ist mittels
verschiedener Übungen möglich, beginnend bei der einfachen Stärkung der
Muskulatur während des Urinierens, über die Technik des
Fingerverschlusses bis hin zum mental-feinstofflichen „großen Zug“.
Dabei handelt es sich hier nicht um reine Techniken sondern wirkliche
Kunst: wesentliche Bestandteile oder Begleiterscheinungen dieser Praxis
sind das Kennenlernen des eigenen Körpers – womöglich von bislang
tabuisierten Zonen und damit einhergehenden Blockaden -, das Erleben und
Vertiefen der eigenen Sexualität und eine grundlegende sexuelle
Emanzipation des Mannes. Nicht die Partnerin, ihr Fehlen oder sonstige
Umstände sind für Glück oder Unglück in der Sexualität verantwortlich,
sondern „Mann“ selbst.
Warum diese Trennung? Mantak Chia beschreibt die männlichen Samenzellen
wie winzige Motoren, ein biologisches Kraftwerk im männlichen Körper. Da
sie für das Fortbestehen der Spezies unabdingbar sind, räumt die Natur
ihrer Produktion höchste Priorität ein. Für einen 18jährigen mag dies
keine grosse Bedeutung haben. Im fortgeschrittenen Alter kann sich
sowohl das Fehlen dieser Energielieferanten als auch der Abzug der an
anderer Stelle benötigten Ressourcen negativ auf Gesundheit und
Vitalität auswirken.
Ebenso kennen viele Männer (und ihre Frauen) den Ermüdungseffekt nach
dem „Kommen“ und das sich oftmals daran anschließende Einschlafen. Die
Länge des Aktes bemisst sich oftmals genau daran, ungeachtet der
Tatsache, dass die Partnerin aufgrund ihrer anders gearteten
Erregungskurve vielleicht unbefriedigt zurückbleibt. Was, wenn Mann
statt dessen den Genuss des Höhepunktes erleben kann, ohne die Lust auf
seine Partnerin zu verlieren und dies gar mehrmals hintereinander? Und
im Anschluss seine überquellende Vitalität zur Verfügung hat, sei es, um
die Nähe mit seiner Partnerin zu genießen oder sie anderweitig zu
nutzen?
Der Ausdruck Liebeskunst weist auch darauf hin, dass es hier nicht um
bloße Technik geht, die womöglich häufig wechselnden Geschlechtsverkehr
fördert. Der Liebesakt mit einem Menschen bedeutet das gegenseitige
Teilen der eigenen Energien mit offenem Herzen. Dass dies kaum mit
x-beliebigen Partnern oder gar bezahlten Kräften möglich ist, liegt nahe
– hier besteht die Gefahr, unerwünschte bzw. schädliche Energien
aufzunehmen.
Und natürlich eignet sich die taoistische Liebeskunst sowohl für homo-
als auch für heterosexuelle Paare. Wenn frau bereit ist, sich tiefer auf
ihre Sexualität einzulassen und „sexuelles Kung Fu“ zu betreiben, kann
es durch die wechselseitige Öffnung der kleinen Energiekreisläufe von
zwei Liebenden „zur wahren Verschmelzung der sexuellen und spirituellen
Energie“ kommen, zum Erlebnis des Einswerdens.
Taoismus und männlicher Orgasmus
Der Orgasmus ist einer der bisher am wenigsten verstandenen sexuellen
Vorgänge. Lange Zeit wurde angenommen, dass er lediglich im
Genitalbereich stattfindet, heute vertreten Sexualforscher jedoch die
Auffassung, dass der Orgasmus in erster Linie ein Hirnvorgang ist. Die
Ejakulation dagegen ist nichts weiter als ein unwillkürlicher
Muskelspasmus.
Die taoistischen Meister waren Ärzte, die die Sexualität in den Dienst
der allgemeinen Gesundheit des Körpers stellten. Sie entdeckten, dass
die sexuelle Energie eine wesentliche Quelle der menschlichen
Lebenskraft ist. Aus eigener Erfahrung wussten sie aber auch, dass die
Ejakulation dem Mann Energie entzieht. Jeder Mann kennt das Gefühl der
Erschöpfung nach dem Samenerguss. Nicht umsonst nennen die Franzosen die
Ejakulation “la petit mort”, den “kleinen Tod”.
Forschungen der University of Arizona haben ergeben, dass die
Samenproduktion einen Mann viel Kraft kostet, weil eine ganze Menge
biochemischer Prozesse währenddessen ablaufen. Möglicherweise hängt die
durchschnittlich höhere Lebenserwartung von Frauen auch damit zusammen,
dass Männer Spermien produzieren. Bei jedem Samenerguss werden zwischen
fünfzig und zweihunderfünfzig Millionen Spermien produziert, wovon jedes
einzelne in der Lage ist, zusammen mit der Eizelle, neues Leben zu
erschaffen. Ein immenser Aufwand, der viel Energie benötigt. Die
Taoisten glauben sogar, dass es sich dabei um eine besondere Art von
Energie handelt, die orgastische Energie, die von sämtlichen Organen und
Drüsen geliefert wird. Der taoistischen Lehre zufolge wird Körper und
Geist gestärkt sowie die Gesundheit gefördert, wenn der Körper nicht
ständig den Spermavorrat auffüllen muss.
Um nicht missverstanden zu werden: der Taoismus predigte nicht die
Enthaltsamkeit wie Christentum, Judentum und Islam Jahrhunderte danach.
Im Gegenteil: taoistische Ärzte bezogen die Sexualität bewusst in den
Heilungsprozess ein, manchmal verordneten sie sogar bestimmte
Liebestechniken.
Worum es ihnen jedoch ging, war der bewusste Umgang mit Lebensenergie,
ihre Steigerung und ihre Heilwirkung. Jeder Liebesakt ist ein Austausch
von Energien, jede sexuelle Handlung lässt den Energiepegel ansteigen -
oder eben sinken, wie bei einer Ejakulation.
Das sexuelle Kung-Fu, wie die Übungen und Methoden der taoistischen
Sexuallehre auch genannt werden (Kung-Fu bedeutet wörtlich “Übung”),
zielt darauf ab, die sexuelle Energie im Körper zu halten, sie zu
steigern und sie dann für kreative geistige und körperliche Zwecke zu
verwenden. Die Lehre des Tao ermuntert sogar dazu, die sexuelle Energie
jeden Tag zu spüren, denn bei Erregung produziert der Körper
Sexualhormone, die als die Quelle der Jugend und Verjüngung angesehenen
werden.
Einige der Methoden dienen als Vorbereitung dafür, dass Männer Orgasmen,
sogar multiple Orgasmen, erleben können, ohne zu ejakulieren. Diesen Weg
zu zeigen, ist nicht die Absicht dieses Artikels; wir beschränken uns
hier auf Tipps, Übungen und Techniken, die Männern helfen können, ihre
Ejakulation zu kontrollieren.
Selbstbeherrschung ist eine große Herausforderung
“Die männliche Sexualität ist im Westen weiterhin fälschlicherweise auf
das zwangsläufig enttäuschende Ziel der Ejakulation (des “Abspritzens”)
ausgerichtet, anstatt den orgastischen Prozess des Liebesakts zu
erschließen”, so beschreibt Mantak Chia, der Autor des oben erwähnten
Buchs, treffend, welchen Vorteil Männer daraus ziehen, wenn sie ihre
Ejakulation besser kontrollieren können. Bei allen spirituellen
Traditionen, die die sexuelle Energie dafür verwenden, um etwas zu
bewirken, was über unser begrenztes Dasein hinausgeht - also
Bewusstseinerweiterung zu erreichen - geht es darum, Bewusstheit in die
Sexualität zu bringen. Die geweckten Energien wahrzunehmen, sie zu
lenken und zu transformieren.
Aber auch für die frühen Taoisten und Tantriker war die
Selbstbeherrschung bei der Ejakulation eine große Herausforderung, die
es zu meistern galt, bevor man sich den Ritualen und Übungen widmen
konnte. In den alten Schriften findet man nicht umsonst jede Menge
Methoden für die Ejakulationskontrolle. Wenn auch viele davon einfach
nur kompliziert und unpraktisch sind, so können wir modernen westlichen
Männer dennoch einiges von ihnen lernen. Sei es, um gemeinsam mit
unserer Partnerin neue Dimensionen der Verschmelzung zu erleben (wie
beispielsweise beim Karezza), oder einfach nur, um als Mann
Selbstbewusstsein zu tanken.
Wie bei allen anderen Fertigkeiten, braucht auch die Kunst der
Ejakulationskontrolle etwas Training. Lassen Sie sich also nicht
entmutigen, wenn die nachfolgend aufgeführten Übungen nicht sofort
funktionieren. Mit relativ hoher Sicherheit werden Sie aber früher
oder später einen Nutzen daraus ziehen können
1. Zeit und Ruhe
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Kunst der
Ejakulationskontrolle ist, sich beim Sex bewusst Zeit und Ruhe zu
nehmen. Durch das Vorbild von Pornofilmen und ein gewisses Maß an
Unwissenheit sind die meisten Männer daraufhin konditioniert, dass sie
glauben, im Bett Höchstleistungen vollbringen zu müssen.
Nach einem Vorspiel - weil das die Frauen heutzutage erwarten - geht es
schnurstracks in Richtung des üblichen Reinraus-Spiels bis zur
Ejakulation. Und dabei muss “Mann” natürlich möglichst lange durchhalten
- das ist manchmal Stress pur. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen
den Sex sehr unbewusst, manchmal sogar eher mechanisch, erleben und
ausführen. Wahre Intimität und Nähe entsteht aber durch Aufmerksamkeit,
Öffnung und sich aufeinander einlassen. Hier spielt der Faktor Zeit eine
wichtige Rolle.
Ein Grund, warum viele Männer ihre Ejakulation nicht kontrollieren
können, ist ein innerer Druck, ausgelöst von eigenen Erwartungshaltungen
und der Angst zu versagen. Dieser innere Druck wird geringer, wenn Sie
sich Zeit und Ruhe beim Liebesspiel gönnen. Nehmen Sie das Tempo heraus,
praktizieren Sie gewissermaßen "Slow Sex". Verabschieden Sie sich von
dem Gedanken, dass guter Sex immer Geschlechtsverkehr, Orgasmus und
Ejakulation beinhalten muss. Guter Sex ist, wenn Sie Spaß daran haben,
sich entspannen können und sich wohlfühlen. Sie haben die Ejakulation
wesentlich besser und einfacher unter Kontrolle, wenn Sie von Beginn an
mit Ruhe und Gelassenheit ins Liebesspiel einsteigen.
2. Seien Sie sich Ihrer Erregungsphasen bewusst
Männer, die ihre Ejakulation besser kontrollieren möchten, müssen mit
ihren Erregungsstadien vertraut werden, damit sie wissen, wann ihr
"Point of no Return" einsetzt und in welcher Phase die nachfolgend
vorgestellten Techniken noch wirksam eingesetzt werden können.
Die taoistische Sexuallehre unterscheidet beim Mann vier verschiedene
Erregungsniveaus. Die erste Stufe wird als "Festigkeit" bezeichnet. Bei
sexueller Erregung füllt sich das Schwellgewebe des Penis mit Blut und
er beginnt sich zu bewegen und aufzurichten. Im zweiten Stadium des
"Anschwellens" wird er fest aber noch nicht hart - zumindest nicht hart
genug, um eindringen zu können. Im dritten Stadium, der “Härte”, ist er
aufgerichtet und hart und der Mann befindet sich auf einem hohen
Erregungslevel. Die nachfolgend beschriebenen Techniken setzen genau in
dieser Phase an, denn hier ist es noch möglich, die Ejakulation zu
kontrollieren. Im vierten Stadium, der “Hitze”, ist der Penis steif,
steinhart und heiß. Die Hoden ziehen sich in den Körper zurück und der
"Point of no return" steht kurz bevor. Für die Ejakulationskontrolle ist
es für den Mann wichtig zu spüren, wann er der vierten Phase zusteuert
und noch Zeit hat, vorher die sexuelle Energie aus den Genitalien zu
ziehen.
Beobachten Sie eine Weile Ihre Erregungskurve und entwickeln Sie ein
Gespür dafür, wann Sie sich der Grenze zur vierten Stufe nähern. Lassen
sie dann mit den nachfolgend beschriebenen Techniken die Erregung wieder
etwas abklingen und tasten sich wieder zur Grenze heran. Wenn Sie diese
Übung mehrere Male wiederholen, werden Sie Ihre Erregungskurve quasi
verinnerlichen und wissen, wann Sie Ihrer Sexualität freien Lauf und
wann Sie sie beherrschen müssen. Das ist die eigentliche Kunst der
Ejakulationskontrolle.
3. Das Ableiten der sexuellen Energie mit dem Atem
In den meisten Kampfkünsten und Meditationspraktiken wird der Atem als
Werkzeug für die Kontrolle des eigenen Körpers verwendet. Er hat nämlich
eine Eigenart: Die von der Herzfrequenz vorgegebenen unwillkürlichen
Atemmuster (z.B. beschleunigter Atem kurz vor der Ejakulation) lassen
sich durch unseren Willen willkürlich beeinflussen. Wir können
beispielsweise bewusst tief und langsam atmen, auch wenn der Körper
gerade in eine schnelle Atemfrequenz wechseln will. Durch diese
Atemlenkung haben wir einen direkten Einfluss auf unsere
Körperreaktionen.
Eine zweite wichtige Eigenschaft des Atem ist es, dass mit ihm bewusst
Energien im Körper gesteuert werden können. Die Beherrschung der
Ejakulation ist nämlich nichts anderes, als die Ablenkung der sexuellen
Energie von den Genitalien in andere Bereiche des Körpers.
Der erste grundlegende Schritt bei der praktischen Ejakulationskontrolle
ist deshalb kontinuierliches tiefes und langsames Atmen während des
Liebesspiels. Stellen Sie sich dabei vor, dass Sie durch Ihre Genitalien
einatmen und die Energie innen an der Wirbelsäule in den Herzbereich
hochziehen.
Dadurch wird die sexuelle Energie aus dem Genitalbereich im ganzen
Körper verteilt, die Sexualität mit dem Herzen verbunden und Sie nehmen
den Sex und die Erregung bewusster wahr. Außerdem ist das tiefe und
langsame Atmen der Gegenpol zum beschleunigten Atmen kurz vor dem
Orgasmus und senkt dadurch den Ejakulationsdrang. Schon die Veränderung
des Atemmusters kann Ihnen dazu verhelfen, die Ejakulation besser zu
kontrollieren. Der tiefe langsame Atem hat die paradoxe Wirkung, dass
sie die Erregung bei Männern senkt, sie bei Frauen aber anfeuert, vor
allem, wenn Sie hörbar in ihr Ohr atmen.
Sobald Sie merken, dass Sie sich der vierten Erregungsstufe nähern,
unterbrechen Sie die Stimulation und halten Sie in allem inne, was sie
gerade tun - besser zu früh, als zu spät. Richten Sie Ihre
Aufmerksamkeit nach innen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug und ziehen
Sie dabei die Energie mit dem Atem aus den Genitalien in den Herzbereich
oder sogar bis zum Scheitel. Spannen Sie dabei den Beckenboden (den sog.
PC-Muskel) so fest an wie möglich. Halten Sie den Atem und die Spannung
etwa 5 Sekunden an. Leiten Sie den Ausatem anschließend über den
gleichen Weg wieder zurück und entspannen Sie den Beckenboden. Schon
nach zwei oder drei Wiederholungen werden Sie eine deutliche Abnahme der
Erregung spüren.
Nehmen Sie nun die Stimulation langsam wieder auf. Sie müssen für sich
selbst den passenden Zeitraum zwischen Entspannung und Fortführung des
Liebesspiels finden, damit die Erregung und Erektion nicht gänzlich
verschwindet. Das Wesentliche bei der Atem- und Energielenkung, ist die
Ausrichtung Ihrer Aufmerksamkeit. Die Energie im Körper geht immer
dorthin, wohin Sie Ihre Aufmerksamkeit richten.
Wenn Sie diese auf die Ejakulation bzw. ihrer Vermeidung richten, lenken
Sie die Energie aber genau dorthin. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit
stattdessen auf das momentane Erleben, auf den Energieaustausch mit
Ihrer Partnerin oder eben auf die Lenkung der Energie in den
Herzbereich.
Info: Der PC-Muskel
Der "Musculus Pubococcygeus", kurz PC-Muskel genannt, ist der
Hauptmuskel des Beckenbodens und umschließt Anus und Genitalien wie eine
Acht. Am deutlichsten ist er zu spüren, wenn Sie beim Wasserlassen den
Urinfluss stoppen oder die letzten Harntropfen herausdrücken. Das
Training des PC-Muskel durch häufige Kontraktion verbessert die
Blutzufuhr zum Penis und fördert die Fähigkeit, die Erektion zu halten
und die Ejakulation zu kontrollieren.
Weitere Informationen zum PC-Muskel und Übungen finden Sie unserem
Artikel über
PC-Muskel-Training.
4. Manuelle Techniken der Ejakulationskontrolle
Wem die Atem- und Energielenkung nicht ausreicht, kann zusätzlich noch
einige manuelle Techniken anwenden, um die Erregung noch weiter
abzusenken. Dies können Sie entweder selbst tun oder Ihre Partnerin
darum bitten.
- Druck auf das Frenulum
Legen Sie die Fingerspitzen von Zeige- und Ringfinger auf das Frenulum,
das Bändchen direkt unter der Eichel, und drücken Sie diesen Bereich mit
Hilfe des Daumens zusammen. Wenn Ihre Partnerin dies übernimmt, dann
umfasst sie den Penis mit der Hand und drückt mit dem Daumen auf das
Frenulum. Dieser Druck wird entweder zehn Sekunden sanft ausgeübt oder
fünf Sekunden so fest und tief wie möglich - auf jeden Fall so lange,
bis der Ejakulationsdrang abklingt. Manche Männer sprechen auch darauf
an, wenn sie den Penis mit der gesamten Hand umfassen, wobei der Daumen
auf die Eichelspitze oder -unterseite Druck ausübt. Auch das Drücken auf
den Penisschaft am Ansatz kann Wirkung zeigen.
- Der Punkt der Millionen Goldstücke
Angeblich waren reiche Chinesen bereit, den taoistischen Meistern bis zu
einer Million Goldstücke zu zahlen, wenn sie ihnen diese Technik
zeigten. Dieser Punkt liegt etwa eine Daumenbreite entfernt vom Anus auf
dem Damm. Dort befindet sich eine Einkerbung, die sie mit Ihrem Finger
etwa bis zum ersten Gelenk eindrücken können. Gleichzeitig spannen Sie den
PC-Muskel an. Mit diesem "Fingerverschluss" drücken Sie Samen- und
Harnleiter gegen die Prostata, was nicht nur die Erregung senken kann,
sondern beim Überschreiten des "Point of no Return" den Samenaustritt
verhindert. Der “Punkt der Millionen Goldstücke” hat den Vorteil, dass
Sie ihn auch während der Vereinigung mit der Frau drücken können, ohne
den Penis zurückziehen zu müssen.
Kurz vor der Ejakulation wird der Hodensack eng an den Körper
herangezogen, damit der Samen heraus befördert werden kann. Indem Sie
Daumen und Zeigefinger ringförmig oberhalb der Hoden legen und den
Hodensack dann vom Körper wegziehen, lässt sich der Samenerguss
verzögern oder sogar vorher stoppen.
Mit den hier vorgestellten Methoden und Techniken haben Sie eine Reihe
von Hilfsmitteln an der Hand, um Ihre Erregung und Ihre Ejakulation zu
kontrollieren. Manchmal klappt es aber auch nicht - "und das ist auch
gut so", wie es ein Berliner Politiker einmal in einem anderen
Zusammenhang ausdrückte. Sie und Ihr Penis sind eben keine Maschine, die
man willkürlich ein- und ausschalten kann. Ihre Lust und Ihre Erregung
wird von vielen Faktoren beeinfußt, u.a. auch von Ihrer Gefühlslage und
Ihrem körperlichen Empfinden. Erfreuen Sie sich an Ihrer Lust und Ihrem
Orgasmus.
Wenn Sie heute die Kontrolle der Ejakulation noch nicht so ausüben
konnten, wie Sie es beabsichtigten, dann klappt es eben beim nächsten
Mal. Schließlich haben Sie gerade erst damit angefangen, sich damit zu
beschäftigen. Wenn es Sie beruhigt: Aus Sicht der Taoisten kommt die
Mehrzahl der Männer "vorzeitig" zum Samenerguss, weil man imstande sein
sollte, selbst zu entscheiden, wann man ejakulieren will. Somit ist
jeder ungewollte Samenerguss eine verfrühte Ejakulation.
Wichtig ist nicht die Zeitspanne, die Sie Ihre Ejakulation zurück halten
können, sondern ob Sie und Ihre Partnerin mit dem Liebesspiel insgesamt
zufrieden sind. Guter Sex ist eben nicht nur der Geschlechtsverkehr,
sondern jede Art und Weise, die beide Partner beglückt.
Der multiple Orgasmus beim Mann
Der Einfluss der katholischen Kirche und die
Prüderie des viktorianischen Zeitalters führte
uns in eine Körperfeindlichkeit, unter der wir
immer noch leiden. Doch wie wichtig orgiastisches Empfinden für uns alle
ist, wissen wir nicht erst seit Wilhelm Reich,
der den Begriff „orgiastische Potenz“ geprägt
hatte. Bereits im Mittelalter wurde in Europa
Seelenleiden, insbesondere Hysterie (Hystera =
lat. Gebärmutter) durch manuelle Auslösung des
Orgasmus, z. B. mit Hilfe von Kunstpenissen bei
Frauen bzw. durch Massage der Geschlechtsteile
als Heilmittel sogar von Ärzten eingesetzt. Bei
Männern geht es nicht so sehr um Hysterie, als
vielmehr um die Sublimierung von Aggressionen.
Modernen Studien zufolge macht sexuelle
Unterdrückung einen Mann aggressiv, destruktiv
und tyrannisch, während ein Mann, der erfüllte
Orgasmen hat, eher etwas aufbauen und zur Schönheit
der Welt beitragen, als etwas zerstören will.
Wie Andreas Krüger, Leiter der Hahnemann-Schule
Berlin immer wieder betont: „Orgiastisch
gelebter Sex versöhnt mit der Welt und macht
milde!“ Möglicherweise ist der Orgasmus nur
deshalb im Laufe der Jahrhunderte so sehr in
Misskredit geraten, weil orgiastische Menschen
schwieriger zu kontrollieren sind:
Wer
orgiastisch lebt, hat weder Lust in den Krieg zu
ziehen noch macht er beim Konsumterror mit – er
ist in und mit sich selbst zufrieden und in
Frieden. Wilhelm Reich ging sogar so weit zu
behaupten, dass „orgiastische Potenz“ (die
Fähigkeit des Orgasmus-Erlebens) Messlatte
seelischer Gesundheit sei.
Damit war er nicht alleine. In gnostischen
Kreisen - verborgen vor der Öffentlichkeit - wurde
in Europa, die Heiligkeit des Orgasmus und der
religiöse Geschlechtsverkehr hieros gamos durch
die Jahrhunderte gepflegt:
Die körperliche
Vereinigung war das Mittel, durch das der Mann
geistig heil werden und Gnosis - das Wissen vom
Göttlichen - erlangen konnte. Durch die Vereinigung
mit der Frau kann der Mann im Augenblick der
Ekstase erleben, wie sein Geist sich völlig
entleert und das Göttliche sichtbar wird.
Physiologisch betrachtet, setzt beim
männlichen Orgasmus jede gedankliche Tätigkeit
aus; es entsteht eine Art Vakuum, ein Moment der
Klarheit, in dem der Geist eine Ahnung von Gott
erhaschen konnte.
Gesundheitliche Vorteile des Orgasmus
Neueste Studien aus den USA belegen die
gesundheitsfördernde Wirkung des Orgasmus.
Wer drei- bis viermal die Woche Sex hat, senkt
sein Schlaganfallrisiko um satte 50%, und Männer
(zwischen 45
und 59 Jahren), welche Orgasmen hatten, hatten
eine höhere Lebenserwartung. Ganz abgesehen vom
Spaßfaktor.
Gewichtsabnahme, Schlafmittel, Anti-Depressivum,
es gibt nichts, was der Orgasmus nicht kann.
Forscher vermuten sogar, dass multiple Orgasmen
der Krebsprävention dienlich sein kann. „Heilung
im Sex erleben“ bedeutet sich so zu zeigen, „wie
man ist“ und sich ebenso vom Liebespartner
angenommen fühlen.
Weitere Vorteile des
Orgasmus:
aktiviert strömende Energie, baut Stress ab dank
Dopamin, beugt Hüft- und Beckenleiden vor, gut
gegen koronare Herzerkrankungen, man sieht
jünger aus, stärkt den Knochenbau (durch das
Wachstumshormon Somatropin), verjüngt den Mann
seelisch und auch körperlich dank
Anti-Aging-Hormon DHEA, vitalisiert die
Körperzellen und Organe, da es den
Blutsauerstoff erhöht und beugt Infektion der
Prostata und Harnwege vor.
Der Orgasmus ist eine Möglichkeit, etwas
Größeres durch sich wirken zu lassen. Viele
entdecken im Orgasmus ein Grundverständnis des
eigenen So-Seins und der Welt und auch eine neue
Kreativität, die sich, in der Kunst und in der
eigenen Lebensgestaltung zeigen kann.
Kaum bekannt ist jedoch, dass auch der Mann in
der Lage ist, multiple Orgasmen zu erfahren, mit
und ohne
Ejakulation, dass er diesbezüglich der Frau in
nichts nachsteht. Bekannt ist den meisten
Männern nur der profane
Orgasmus, der auch „Gipfelorgasmus“ genannt
wird.
Gab es den üblichen Samenerguss, dann ist
für viele Männer die Sache damit erledigt.
Manche Männer spüren unbewusst einen
Energieverlust nach ihrer Ejakulation und
erleben dabei „postorgiastische Depressionen“.
Diese sind häufiger als man denkt.
Postorgiastischen
Depressionen kannst du entgegenwirken, indem du
deine Ejakulation, auch nachdem sie bereits
erfolgt ist, zutiefst genießt und dankbar bist
für dieses schöne Gefühl. Genieße die
Entspannung und wisse, dass sich die Energien
automatisch wieder aufbauen.
Wie wir weiter unten noch erfahren werden,
können tatsächlich reife Männer, welche den „Talorgasmus
ohne Ejakulation“ erfahren, wesentlich potenter
sein können als ihre jüngeren Artgenossen – weil sie zu
mehreren längeren Liebesakten fähig sind.
Viele Menschen glauben irrtümlicherweise, dass
beim Mann Samenerguss und Orgasmus identisch
seien. Das TAO-Yoga der Liebe zieht eine
Unterscheidung zwischen Ejakulation und
Orgasmus. Ejakulation ist eine körperliche
Reaktion, der den Samen aus dem Körper schießen
lässt. Der Orgasmus ist ein intensives
emotionales und gefühlsmäßiges Energieerlebnis,
bei dem sprichwörtlich gesehen „die Lichter
angehen“. Orgasmus und Ejakulation sind,
neurophysiologisch zwei völlig verschiedene
Vorgänge, die wir nur miteinander verknüpft
haben, aber auch voneinander lösen können.
Osho drückt diesen Zusammenhang wie folgt aus:
„Euer [gewöhnlicher] Geschlechtsverkehr
unterscheidet sich grundsätzlich von dem der Tantriker. Ihr schlaft mit jemandem, um euch zu
erleichtern. Es ist mehr oder minder so, als ob
ihr einen Niesreiz spürt und einmal kräftig
niest. Dadurch wird die Energie ausgestoßen und
ihr fühlt euch erleichtert, aber das ist das
Gegenteil von Kreativität, es ist ein Akt der
Vernichtung. Das hat seine guten Seiten, es ist
eine Art Entspannungstherapie. Der Liebesakt der
Tantriker ist diesem Verhaltengrundsätzlich und
absolut entgegengesetzt. Er dient nicht euer
Erleichterung, er gibt euch keine Gelegenheit,
eure Energie loszuwerden, sondern es geht darum,
im Liebesakt zu bleiben.… Es gibt zwei Arten von
Orgasmen. Die eine Art kennt ihr: ihr gelangt zu
einem Höhepunkt der Erregung, an dem es nicht
mehr weitergeht - das ist das Ende. Die Erregung
wird auf eine derartige Spitze getrieben, dass
der Akt unfreiwillig wird; die Energie fährt in
euch hinein und entlädt sich. Dann seid ihr
erleichtert, von einer Last befreit; ihr
entspannt euch und flüchtet euch in eure
Traumwelt zurück. Sex wird als Beruhigungsmittel
benutzt. ...
Zu einem Gipfel der Erregung zu kommen ist eine
Art, den Orgasmus zu erfahren. Das Schwergewicht
der tantrischen Lehre liegt aber auf der anderen
Art. Die erste Art von Orgasmus kann man einen
Gipfel-Orgasmus nennen und die tantrische Art
einen Talorgasmus.… Bei der ersten Art muss die
Erregung immer mehr gesteigert werden, man muss
dazu beitragen, dass sie immer intensiver dem
Höhepunkt entgegenstrebt. Bei der zweiten Art
ist man nur beim Vorspiel erregt. Sobald der
Mann in die Frau eingedrungen ist, entspannen
sich beide. Sie bewegen sich überhaupt nicht
mehr und gehen völlig in der Umarmung auf. Und
nur, wenn einer von beiden spürt, dass die
Erektion nachlässt, bewegen sie sich ein wenig,
um das Feuer wieder zu entfachen; dann sinken
sie wieder in einen Zustand vollkommener
Entspannung. Diese Art von tiefer, zärtlicher
Vereinigung kann stundenlang dauern, ohne dass
es zum Samenerguss kommt. Danach fallen beide in
einen tiefen Schlaf. Das nennt man einen
Talorgasmus: Beide Partner sind vollkommen
gelöst und begegnen einander als entspannte
Wesen.… Danach seid ihr mit Energie aufgeladen,
ihr seid lebendiger und frischer als je zuvor.
Und dieser ekstatische Zustand kann stundenlang,
ja tagelang anhalten. Das hängt davon ab, wie
sehr ihr darin aufgegangen seid…Nach einem
tantrischen Sex-Erlebnis seid ihr den ganzen
nächsten Tag zutiefst entspannt, selbst viele
Tage lang fühlt ihr euch ruhig und gelassen, in
euch selbst zentriert.“
Aus „Tantrische Liebeskunst“ von Osho
Die Idee vieler Sexualforscher, man müsse den
Orgasmus kontrollieren, um eine vorzeitige
Ejakulation zu vermeiden, ist oftmals falsch
verstanden worden. Der Orgasmus ist eine
Sprache, die wir lernen können, wenn wir uns zu
ihm herabbeugen und dem Lauschen, was er uns zu
sagen hat.
Samenzurückhaltung bedeutet allerdings noch
keine Ganzkörperorgasmen. Damit diese erlebt
werden, benötigt der Mann weitere Faktoren:
- Anheizen der Sexualenergie, sexuelle Erregung
(TAOisten sprechen davon, dass das „Ching“ sich
erhitzt, wie in einem Ofen)
- Vertiefung der Atmung
- Ungehemmtheit (das bedeutet, nicht im Kopf
oder in Verhaltensmustern darüber, was „man“
tut, sondern im Körpererleben zu sein und mutig
das auszudrücken, was immer der Körper gerade
ausdrücken möchte)
- Verteilung der sexuellen Energie im ganzen
Körper (dies wird durch Körperstreichungen
erleichtert)
- Bereitschaft, mit Leib und Seele zu fühlen und
Leidenschaft für das „So-Sein“ zu entwickeln
- Dauerhafte Stimulation über einen längeren
Zeitraum
Durch die Zurückhaltung der Ejakulation bei
gleichzeitiger sexueller Erregung erhöht sich
deine sexuelle Energie zunehmend und bietet die
Basis für multiple und/oder Ganzkörperorgasmen.
Wenn du einige Zeit lang auf einem Level
zwischen 80-99% des „Point of no returns“
verweilst ohne zu ejakulieren, erlebst du auf
einmal ein umkippen in einen höheren
Energiezustand, der eine neue Basis bekommt.
Der gewöhnliche Orgasmus (100%) dauert
statistisch nur eine halbe Sekunde. Wenn du
einem Orgasmus nachjagst, kannst du dir des
Gefühls der im Eros verborgenen „göttlichen“
Liebe, Herzensweite und Nährung nicht bewusst
sein. Doch in der Zurückhaltung kannst du
stundenlang Stimulation erfahren, ohne
irgendwelche Nachteile zu erleben, im Gegenteil:
Du baust dein Energiefeld immer stärker auf und
dein Ching (die Sexualenergie) durchströmt und
nährt alle Zellen. Wenn du es aufgibst, dem
Orgasmus nachzujagen wie einem abfahrenden Zug
und sich vom „hier und jetzt“ tragen lässt,
wirst du während der Lingam-Massage (tantrische
Penis-Massage) entdecken, dass deine
orgiastische Energie nicht nach außen verpufft,
sondern du mehr und mehr das Vehikel einer
„göttlichen“ Kraft wirst, reiner Energie, die
größer, liebevoller, umfassender ist als du
selbst. Tantriker sprechen in dem Zusammenhang
davon, dass der höchste Gott dann durch dich
erscheint, weil dein Energielevel hoch genug
ist, um ihn in dir aufzunehmen. Marion
Zimmer-Bradley beschreibt in ihrem Roman „die
Feuer von Troja“, wie das Antlitz des höchsten
Gottes der Griechen, Zeus, während des
Liebesaktes durch den Liebhaber erscheint.
Solche Erfahrungen sind keine Phantasterei,
sondern während der Lingam-Massage (und
natürlich auch im tantrischen Liebesakt)
leibhaftig erfahrbar und erkennbar. Eine Frau
drückte es einmal so aus: „Auf einmal erkannte
ich während der Lingam-Massage in meinem Mann
den „als Mensch verkleideten Gott“.
Wenn ein Mann in einem orgastischen Stadium ist,
kann er oft nicht sagen, ob er eine Erektion hat
oder nicht, oder ob er ejakuliert hat oder
nicht. Die Gefühle sind nicht auf den
Genitalbereich beschränkt, sondern zirkulieren
überall in seinem ganzen Sein.
Es ist somit sinnvoll, eine Ejakulation zu
vermeiden, da dies oft mit einem Energieverlust
verbunden ist. Der Samen enthält viel
Lebensenergie, die bewusst und sinnvoll genutzt
werden kann. Gelingt es dir, die sexuelle
Energie in deinem Körper emporzuziehen, wirst du
möglicherweise entdecken, dass du in deinem
Gehirn, in anderen Körperteilen oder im ganzen
Körper "orgastische" Gefühle hast. Das bewusste
Zusammendrücken des PC-Muskels rund um deine
Prostata (s. dazu PC-Muskeltraining) wird dir
helfen, die Empfindungsfähigkeit deines Beckens
zu steigern und die Kontraktionsphasen-Orgasmen
zu fördern, welche die genussvollen
unwillkürlichen Zuckungen deiner Prostata
auslösen.
Der Talorgasmus
Der übliche Begriff für den Orgasmus Klimax (griech.
„Treppe“, „Leiter“, „Steigerung“) suggeriert das
Bild eines Menschen, der einen Berg hinaufläuft.
Wir haben bereits erfahren, dass beim
Gipfelorgasmus Spannung und ein immer stärkerer
Druck aufgebaut, der sich explosionsartig
entlädt. Dies kann sehr befreiend und
entstressend wirken.
Doch es gibt auch andere Arten des Orgasmus, die
eher in die Tiefe der Empfindung führt und zu
einem Gleiten auf den Wellen der Ekstase.
Grundvoraussetzung für den Talorgasmus ist es,
bewusst zu sein.
Grundsätzlich kennen wir drei unterschiedliche
Wege zum Talorgasmus, die wir nachfolgend als
ruhiger Tal-Orgasmus, Gipfel-Tal-Orgasmus, und
den Big-Draw-Orgasmus beschreiben.
Der ruhige Talorgasmus
Das Geheimnis des Talorgasmus liegt in dem
Wissen, dass du keine Spannung brauchst, um den
Orgasmus erleben zu können. Spannung braucht
Entladung, Entspannung ermöglicht dahingegen
einfach zu sein mit dem „was ist“.
Um die Glückseligkeit des Tal-Orgasmus zu
erleben, musst du lernen, subtile Energien zu
spüren. Dies bedeutet in deinen Körper zu
lauschen, was in ihm vor sich geht.
Indem du voll präsent im Spüren dieser subtilen
Energien bleibst, während du sexuell stimuliert
wirst, bereitest du den Boden für den
Talorgasmus.
Den ruhigen Talorgasmus zu erleben ist relativ
einfach. Es genügt, sich zu entspannen und dem
Drang zu widerstehen, in den ersten Minuten zu
ejakulieren. Statt sich auf die Eichelspitze zu
konzentrieren, liegt die Aufmerksamkeit darin,
den Penis rundum zu fühlen, und den subtilen
Austausch rund um die Penis-Stimulierung
wahrzunehmen. Dies bedeutet, den Fluss der
sexuellen Energie weder voranzutreiben noch zu
unterdrücken, sondern seine Aufmerksamkeit auf
das Gesamterleben, den gesamten Körper zu
konzentrieren. Wenn du die erotische Stimulation
an deinem Penis einige Minuten durchgehalten
hast und in deiner Bewusstheit, deiner bewussten
Präsenz im „hier und jetzt“ bleibst, wird es für
dich immer leichter, dich deiner eigenen
Erlebnistiefe hinzugeben, ohne auf den Gipfel
rennen zu wollen.
Ruhiger Tal-Orgasmus beim Liebesakt: Achtet
darauf, möglichst keine unnötige Emotionalität
zu erzeugen. Sobald der Lingam (Penis) halb
erigiert ist, wird er in die (Vagina) eingeführt
und „badet“ darin, ohne sich groß zu bewegen.
Achtet nun gemeinsam auf die subtile
Kommunikation zwischen Lingam und Yoni. Erfahre
das prickeln rund um den Lingam, spür den
Pulsschlag des Lingams in der Yoni, erfahre die
Verbundenheit von Eros, Herz, Atem. Bewegt euch
nur so viel miteinander, dass der Lingam leicht
erigiert bleibt. Gibt es Erektionsprobleme,
umfasst den Lingam des Mannes ringförmig oder
streift einen Penisring über, der den
Blutabfluss verhindert. In dieser Position kann
man stundenlang liegen und lieben.
Hinweis: Wenn du als Masseurin bei der
Lingam-Massage den Tal-Orgasmus ermöglichen
willst, achte stets darauf, dass ausreichend
Entspannung gegeben ist. Verteile die Energie
immer wieder im ganzen Körper. Ermuntere deinen
Partner, bewusst in seinen Lingam
hineinzufühlen, was dort an Empfindungen sitzt
und sich der Massage hinzugeben ohne zu
phantasieren. Während der Mann dies tut, kann es
sein, dass sich Emotionen, Empfindungen, Bilder,
Sensationen melden, solche, die er mag und solche,
die er nicht mag.
Es ist wichtig, diese zu akzeptieren, da sein zu
lassen ohne ihnen nachzujagen, damit die den Weg
freigeben, zu einem noch tieferen Empfinden, der
unter allem liegenden Glückseligkeit.
Wird die sexuelle Energie nicht sofort
ausgestoßen, sondern kann tiefer und tiefer
durch deine emotionalen Barrieren und Schichten
hindurchfinden, beginnt sie auf der körperlichen
Ebene tiefer und tiefer durch alle Zellen zu
sickern, sogar durch die verschiedenen
Gehirnbereiche.
Spür- und Sprechübung (im Liebesakt):
Möchtest du dich dem Tal-Orgasmus über den
Liebesakt nähern, dann achte darauf, dass der
Lingam die Yoni besucht, ohne sich heftig zu
bewegen und nimm den subtilen Austausch zwischen
Lingam und Yoni wahr. Lass dir einige Minuten
Zeit. Dann: Fühle, was du fühlst und sprich es
aus, während dein Lingam in der Yoni ruht. Wenn
du Ärger fühlst oder Wut und den Kontakt beenden
willst, sprich es aus (aber ohne es sofort zu
tun). Wenn dir der Lingam schmerzt, sprich es
ebenfalls aus, aber ziehe ihn nicht sofort
heraus, sondern spüre, was als nächstes
hochkommt und sprich weiter aus, was nun ist.
Sei ehrlich und erlaube deiner Partnerin, ebenso
ehrlich zu sein und fortlaufend das mitzuteilen,
was in ihr hochkommt. Und wann immer du etwas
ausgesprochen hast, lass sich das Gefühl oder
die Empfindung ausbreiten, gehe in die Mitte des
Gefühls und erlebe den Frieden, die Stille, die
im Zentrum jeder Empfindung liegt, bis du das
nächste, was auftaucht wahrnimmst, aussprichst
usw. Indem du dies tust schmelzen die seelischen
Schichten, welche Reich „Charakterpanzerungen“
nennt, dahin und irgendwann ist ein
ekstatisches, wonniges Durchströmtsein von
warmer, süßer Energie spürbar, ein Genährtsein –
der Talorgasmus erblüht zu seiner vollen Größe.
Zugleich erlebt ihr beide eine tiefe Heilung.
Spür- und Sprechübung (während der
Lingam-Massage):
Spüre in dich hinein, was an Emotionen,
Gefühlen, Empfindungen, Bildern hochkommt. Teile
es kurz mit, ungefiltert, ohne es zu bewerten
oder zu interpretieren. Spüre wieder erneut in
dich hinein, was als nächstes
aufsteigt und teile dieses mit. Erlebe, wie sich
so eine Schicht nach der anderen schält.
Dieser Prozess sollte durch das fortwährende
Ausstreichen verstärkt werden. Probiere es
einmal, Augenkontakt zu haben und dann wieder
die Augen zu schließen; spüre, was sich besser
anfühlt. Erlebe, wie sich deine Art Liebe zu
machen dadurch verändert.
Die Substanz jeden sexuellen Verlangens, dass du
seit deiner Teenagerzeit gehabt hast, hat sich
in deinen Genitalien und in dem Teil des
Gehirns, der sie kontrolliert, angesammelt. Sie
zeigt sich dort als unerwartete Anspannung und
als subtile Verhärtung des Penis.
Bei beiden Geschlechtern verursacht diese
genitale Anspannung Rastlosigkeit, Schwere,
Unzufriedenheit. Der grundlegende Wandel, der
heute im Penis und der Vagina nötig ist, um auf
schöne und göttliche Weise zu lieben, muss durch
den Mann oder die Frau herbeigeführt werden,
der/die lernt, bewusst zu machen, d.h. beim
Liebemachen seelisch und spirituell präsent zu
bleiben. Wegen der massiven Anhäufung von
Vergangenheit oder
Unbewusstheit in ihren Körpern, lieben sich
Männer und Frauen heutzutage größtenteils
unbewusst.
Wenn der Mann sich darauf einlässt, auf eine
tiefere Weise zu fühlen, was immer es ist,
erlebt er auf eine sehr subtile Weise eine
orgiastische Welle, die durch ihn
hindurchströmt, einen Frieden, eine
Glückseligkeit, das sanfte Dahingleiten auf
Wellen der Ekstase. Er hat die Möglichkeit,
seine Glückseligkeit bewusst auszukosten und
zwar über einen längeren Zeitraum, nicht nur für
ein paar Sekunden. Im Talorgasmus kann der Mann,
ebenso wie die Frau mehrere Orgasmen oder
orgiastische Plateaus hintereinander erleben, so
dass ihm
von da an beide Wege offenstehen. Für viele
Männer ist es das erste Mal, wenn sie anlässlich
einer Lingam-Massage oder bei der
Tantra-Masturbation entdecken, dass auch sie zu
multiplen bzw. langanhaltenden Orgasmen fähig
sind. Viele erleben daraufhin auch mit ihrer
Partnerin beim Sex multiple Orgasmen.
Praktizierende berichten mitunter von
wahrgenommenen Klängen und Tönen wie
Delfingesänge, von tiefen Empfindungen des
Einsseins mit der ganzen Schöpfung, von
Zentriertsein in sich selbst, von subtilen
Energien im Lingam, zartem Pulsieren rundherum
und tiefem Frieden im Zentrum.
Der beglückende Talorgasmus kann ganz einfach
durch Erfahrung gelernt werden. Hat der Mann
einmal das „gewusst wie“ erfahren, ist das
Wiedererleben so selbstverständlich wie das
tägliche Fahrradfahren Da jedes
Orgasmus-Verhalten im Laufe des Lebens eingeübt
und trainiert wird, kann es auch wieder
umgelernt
werden. Während der Drang „schnell abzuspritzen“
oftmals mit sexueller Unbewusstheit einhergeht,
wird der Talorgasmus durch Nähe, Vertrautheit,
Selbst- und Fremdakzeptanz gefördert.
Der Gipfel-Tal-Orgasmus
Beim Gipfel-Tal-Orgasmus wird die sexuelle
Erregung wie gewohnt angeheizt, der Mann baut in
sich sexuelle Spannung auf, bleibt jedoch voll
bewusst. Er fühlt, was er fühlt, drückt aus, was
in ihm ist, seine ganze Leidenschaft, auch sein
Animalisches, driftet jedoch dabei nicht in
Phantasien ab. Er erlaubt seinem inneren Tier
sich zu zeigen und auch das seiner Partnerin,
wie immer es sich zeigen möchte: Stöhnen,
Grimassen, fauchen, was immer gerade dem
Ausdruck entspricht – während er sexuell aktiv
ist. Gleichzeitig ist er sich stets seines
Energielevels bewusst, ob er bei 40%, 80%, 90%
oder 99% ist. Er kennt seinen „Point of no
return“ und lernt, sich immer näher an diesen
Punkt heranzusurfen. Der männliche Orgasmus geht
der Ejakulation Bruchteile von Sekunden voraus,
eine Zeit, die der sensible in dem Fall nutzt,
um die Ejakulation zu stoppen z. B. durch
gedankliche Konzentration, sofortiges Innehalten
jeglicher Bewegung, Kontrolle des PC-Muskels,
Beißen auf die
Zähne, Hochrollen der Augen o.ä. Nachdem der
Mann einige Male in die Nähe des „Point of no
return“ gesurft ist, beginnt das Ching, die
orgiastische Energie, heiß zu werden und sich
mehr und mehr in seinem ganzen Körper
auszubreiten. Es kommt zu sogenanntem „Kundalini-Schütteln“,
der Körper beginnt unwillkürlich zu zucken und
es baut sich immer mehr Kraft auf, die den
ganzen Körper, letztendlich auch die
Lichtzentren im Gehirn überflutet.
Für die fernöstlichen Tantriker erlebt der Mann
im Tal-Orgasmus einen ähnlichen Prozess wie beim
Sterben. Sie achten deshalb bei ihrer sexuellen
Praktik darauf, sich nicht von der Euphorie des
Orgasmus überwältigen zu lassen, sondern voll
bewusst durch die einzelnen Orgasmus-Phasen zu
gehen. Tibetanische Tantriker gehen sogar davon
aus, dass, wenn dem Mann dies gelingt, dass er
dann später, wenn er genauso bewusst stirbt
durch das beim Orgasmus Gelernte religiöse
Befreiung vom Rad der Wiedergeburt erlangen
kann. Für die
Tantriker ist der bewusst erlernte Orgasmus ein
Weg zur Bewusstheit und Meditation und bietet
somit viel mehr Potential in der Entwicklung als
der Gipfelorgasmus.
Anmerkung: „Kundalini-Schütteln“, Atemekstase,
Körperstarre und ähnliche Phänomene sind beim
Gipfel-Talorgasmus völlig natürlich und gehen
von selbst vorüber. Wer mag kann sich darauf
vorbereiten, z. B. durch regelmäßige
Kundalini-Meditation oder Rebirthing-/Atemekstase.
Während der ruhige Tal-Orgasmus in die Tiefen
des eigenen Empfindens führt und das Potential
bietet, inneren Frieden zu erleben, wirkt der
Gipfel-Tal-Orgasmus sehr energetisierend.
Praktizierende berichten:
- „Auf einmal war mir als wenn mein inneres
Krafttier sich durch mich melden würde;
ich brüllte, stöhnte und fauchte wie ein Löwe
und fühlte mich voll berstender Kraft.“
- „Während des Orgasmus überkamen mich dröhnende
Klänge, erst kraftvoll als wenn
ich unter einem Wasserfall stehen würde, dann
ebneten sich Trommelklänge den
Weg durch meinen Körper, dann folgten
Dudelsackklänge, die meinen Körper zum
Erbeben brachten.“
Big Draw und ähnliche Höhepunkte
Eine Erfahrung besonderer Art bietet der „Big
Draw“, wie er bei Erfahrenen in der
Lingam-Massage Anwendung findet. Hier steigen
die sexuellen Energien durch den Zentralkanal
aus dem Lendenbereich auf entlang des Rückgrates
nach oben und führen zu „Erleuchtungserfahrungen“.
Dies kann man jedoch nicht mit dem Willen
erzwingen, sondern sie sind Ausdruck höherer
„Gnade“. Sie kommen dir zuteil durch dein
Eintauchen in die
aufgewärmten, strömenden Energien im
Beckenbereich, loslassen, geschehen lassen und
bewusster Förderung der natürlich aufsteigenden
sexuellen Energien z. B. durch Atmung,
Muskelkontraktionen usw.
Es handelt sich hierbei um eine
«indirekt-direkte» Lenkung, die sich lernen
lässt. Und dann irgendwann, wenn von deiner
Seite aus alles getan ist, beginnt dieses
Loslassen. Auf dem Weg erleben viele Männer
minutenlange oder sogar halbstündige
Tal-Orgasmen, oft begleitet von
Lichterlebnissen, Glücksempfinden, Zittern,
Übersteigen des Körperbewusstseins, kosmischem
Bewusstsein und vielem mehr. Männer, die das
erleben, weinen mitunter oder lächeln vor Glück,
sind tief beglückt, andere berichten von
Gefühlen von Spiritualität und Erhabenheit:
- Ich erlebte mich gebadet in einem Kosmos von
Energie, mein kleines „ich“ verschwand und ich
erlebte mich als der ganze Kosmos. Sämtliche
Wirkungsquanten, die in ihrem Zustand zwischen
Teilchen und Welle existieren,
erlebte ich in einer einzigen Ekstase. Das
Zusammenziehen und Ausdehnen des ganzen
Universums erlebte ich als diese Ekstase. Der
Orgasmus mit seinen Kontraktionen spiegelte und
symbolisierte mir auf der materiellen Ebene
schon seit Jahren, ohne dass ich es wusste, die
Kontraktion und Expansion des Universums wider
und durch diesen Zustand konnte ich daran wieder
teilhaben. Zwischen dem Orgasmus, den ich
gewöhnlich erlebte und diesem kosmischen
Orgasmus, der offenbar permanent und jenseits
aller Zeit vorhanden ist, gab es eine Lücke.
Weil ich diese Lücke nicht kannte, glaubte ich
immer wieder, der normale sei das Ziel der Reise
und kehrte um. Doch diesmal war meine sexuelle
Erregung eine Art Startrakete, die meinen
menschlichen Orgasmus in den kosmischen Orgasmus
hineintrug. Dort war ich eins mit der
universellen Seligkeit und erfuhr, dass es keine
Kraft, sondern nur Weite erfordert, um in diesem
kosmischen Orgasmus zu bleiben.
Während der Lingam-Massage erfuhr ich einen
Orgasmus, der nicht einfach nur ein "Reflex"
war, sondern eine "Erinnerung" daran, wer ich
bin, wer wir alle in Wirklichkeit sind:
Ekstatische Wesen. Vor dem Orgasmus wegzulaufen
hieße deshalb: Vor Gott/dem Göttlichen
wegzulaufen.
In der Lingam-Massage können feine Abstufungen
in den Stimulationsmöglichkeiten erprobt werden,
was das sexuelle Erlebnispotential erweitern
kann. Der Mann lernt während der Lingam-Massage,
seinen Orgasmus und seine Ejakulation in größere
Bewusstheit zu bringen, den Orgasmus willentlich
zu lenken bzw. zu begleiten, was häufig den
sexuellen Genuss erhöht und zu einem
intensiveren Höhepunkt führt. Durch die Art der
Massage kann der Orgasmus mit beeinflusst
werden, insbesondere, indem die Energie über den
ganzen Körper verteilt wird.
Spannung und Entspannung halten sich bei der
Stimulation die Waage. Sobald der Orgasmusreflex
einsetzt, passiert das Ching auch ohne
explosionsartiges Loslassen innerer Spannung die
Hirnschranke. Statt einem Donner oder Sturzbach
erlebt der so beglückte einen „Himmelsflug“
innerer kosmischer Weite. Er wird selbst zu
einem Ozean, vielleicht sogar seine wahre
Essenz. Nach 30 Minuten Hingabe an die
aufsteigende Lust bei
gleichzeitiger Entspannung wird bei vielen
Männern Glückseligkeit ausgelöst. Der Körper
beginnt zu vibrieren und fein zu schwingen.
Nach dem Orgasmus
Hatte der Mann eine Ejakulation, benötigt er
eine Refraktärphase, die bei älteren Männern
mehrere Tage dauern kann. Ohne Ejakulation
hingegen ist es dem Mann ziemlich schnell wieder
möglich, eine Erektion zu bekommen. So gibt es
Paare, welche zweimal täglich zusammen
orgasmieren, ohne dass es sie Kraft kostet, im
Gegenteil: Sie erleben das Zusammensein als ein
gegenseitiges Aufladen der körpereigenen
Batterien. Studien zeigen,
dass sich nach dem Orgasmus eine erhöhte Anzahl
von Immunglobulinen im Körper befindet. Man
vermutet, dass die Ausschüttung von Oxytocin im
Orgasmus zu einem tieferen Nachtschlaf und einer
vermehrten Entspannung und Regeneration führt.
Wie häufig und durch welche Stimulationen ein
Mann Orgasmen erlebt, sagt jedoch wenig über
seine sexuelle Fähigkeit als Liebhaber aus. Eine
Lingam-Massage sollte der reinen Freude und
Bewusstheit dienen und keine „Orgasmusjagd“
sein. Genießen wir sie einfach.
Orgasmus und Spritualität
Der Orgasmus weist drei Eigenschaften auf,
welche wir auch im Spirituellen finden:
- völlige Abwesenheit von einem getrennten „ich“
- völliges Aufgehen ins „hier und jetzt“
- Empfinden von Glückseligkeit, Frieden,
Einssein
Das kosmische Bewusstsein, das wir in Wahrheit
sind, ist in der Lage sich neuen orgiastischen
Erfahrungen zu öffnen, sexuelle Kreativität,
Freude und ungeahnte sexuelle Entdeckungen
feiern. Wenn wir experimentieren statt der
Versuchung nachzugeben, zu werten, zu urteilen
und zuzumachen, erfahren wir etwas, das über
unser kleines „ich“ und seine bisher gelernten
orgiastischen Programme hinausgeht.
Je mehr wir die „Wissenschaft des Orgasmus“ am
eigenen Körper studieren und unsere Fortschritte
sinnlich genießen, umso mehr erfahren wir, dass
der Orgasmus uns eine Brücke bietet vom
Tierischen zum „Göttlichen“ oder, um es weniger
religiös auszudrücken, zu einem „erwachten
Bewusstsein“. Die Brücke hat einen Zweck, der
den meisten Menschen über Jahrtausende
verschwiegen wurde. Doch eine Brücke ist kein
Ziel. Hinter der Brücke liegen noch weiter
entwickeltere und noch subtilere Formen von
Spiritualität und von Samadhi. Um
diese erspüren zu können, müssen noch subtilere
feinere Sinne entwickelt werden. Die
Lingam-Massage ist eine Brücke, die uns Zustände
von Glückseligkeit (Samadhi-Zustände)
ermöglicht, zu denen man anderen spirituellen
Wegen oft 20 Jahre braucht, um diese zu
erfahren.
Nutzen wir diese Brücke und öffnen wir uns dem,
was noch jenseits dieser Brücke liegt. So öffnet
uns die Lingam-Massage nicht nur für die Lust,
sondern auch für das, was jenseits der Lust auf
uns wartet.
Es lohnt sich, die Natur des Orgasmus zu
studieren, sie nicht einfach nur dann blind zu
konsumieren, wenn man Lust darauf hat. Um die
Natur dieser Kraft zu verstehen, muss man sich
vor ihr verneigen, sie würdigen. Dies bedeutet,
den Orgasmus zu betreten wie einen Tempel.
Quelle: Der Orgasmus des Mannes, K. J. Becker,
Seefeld
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