Wie du deine
Lebenszeit durch Achtsamkeit verwandeln kannst
Für den wahren Lebenskünstler ist die schönste Zeit immer
diejenige, die er gerade verbringt.
Es gibt nicht vieles, was mich in den letzten Jahren so sehr bewegt,
verändert, erweitert und inspiriert hat, wie das Thema „Achtsamkeit“ –
Verbunden mit dem wachsenden Gespür für die wohltuende Gegenwart Gottes.
Wie es meiner Persönlichkeit entspricht, habe ich einiges an Büchern zu
diesem Thema gelesen. Aber dieses Thema will nur sehr begrenzt in den
Kopf.
Es will in den Körper.
Und in den Alltag.
Alles was zu diesem Thema wissenswert ist, könnte man tatsächlich auf
einer DinA4 Seite aufschreiben. Es geht immer wieder darum, von dem
ständigen Denken weg zu kommen und durch die Wahrnehmung stärker in der
Gegenwart zu leben.
Das ist einfach zu verstehen und schwer umzusetzen.
Hast du versucht, ein paar Übungen aus den letzten Beiträgen umzusetzen?
Dann wirst du gemerkt haben, dass unser innerer Denkapparat auf keinen
Fall bereit ist, seine Dominanz in unserem Leben aufzugeben.
Am besten ist es, sich mit ganz kleinen Erfolgen erst einmal zufrieden
zu geben. Solltest du nur 1 Übung der Aufmerksamkeit in deinem
Tagesablauf integriert haben, dann hast du einen Grund zu feiern!
Ich möchte noch einmal betonen, dass Achtsamkeit ohne zeitlichen
Mehraufwand im Leben integrierbar ist.
Es geht allein um die Art und Weise, wie wir etwas tun und wie wir leben.
Deshalb möchte ich dir heute zwei Inspirationen mitgeben.
■ Einsichten über den Umgang mit
unserer Lebenszeit. (Aus den vier Tretmühlen herauskommen)
■ Eine letzte Übung zur Achtsamkeit
(für alle, die es wirklich wissen wollen
Aus den vier Tretmühlen des Lebens herauskommen –
oder: warum wir trotz materiellem Überfluss und Wohlstand nicht zufriedener werden)
1. Die Illusion des „Zeit-sparens“
Als ich vor einigen Jahren durch sehr arme und einfache Dörfer in
Armenien gewandert bin, wurde mir der Kontrast zu unserer Gesellschaft
bewusst. Für fast jeden Lebensbereich haben wir inzwischen technische
Hilfen, die uns Mühe und Zeit sparen sollen.
Und das tun sie auch.
Aber:
Je schneller ich eine Handlung durchführen kann, desto häufiger wiederhole ich sie auch.
Je schneller zum Beispiel ein Transportmittel wird, desto häufiger und weiter fahre ich damit. Die sogenannte „eingesparte Zeit“ wird sofort und zusätzlich mit anderen Handlungen gefüllt. Dadurch wird unser Tag immer voller und genau das macht unser derzeitige Lebensgefühl aus:
„Atemlos“.
Achtsamkeit ist das erprobte Gegengift, um innerlich bei einer Sache zu bleiben.
2. Statusdenken
Unser ganzes Denken ist durch ein „vergleichen“ aufgebaut: Größer –
kleiner, höher – tiefer, schneller – langsamer. Unser logisches,
rationales Denken funktioniert durch Relationen. Probleme entstehen,
wenn wir uns selbst mit anderen Personen vergleichen. Dann wollen wir
besser und bedeutender sein, als unser Nachbar.
Das Problem auf den Punkt gebracht:
Nicht alle können mehr als der Durchschnitt verdienen.
Vor wenigen Jahren ergab eine Umfrage folgendes Ergebnis:
„Möchten Sie lieber 80 000 und alle anderen 70 000 Euro
verdienen?
Oder möchten Sie lieber 100 000 und die anderen 110 000 Euro
verdienen?“
Die Mehrheit entschied sich für die erste Option!
Achtsamkeit hilft uns, zufrieden und bei uns selbst zu bleiben.
3. Der Fluch der 1000 Möglichkeiten
Ich war – wenn ich mich recht erinnere – nur 1 mal bei Starbucks. Ein
Besuch hat mir gereicht. Ich wollte einen Kaffee trinken.
Einen Kaffee!
Als ich bestellen wollte, wurde mir erst bewusst: so einfach geht
das nicht. Es gibt nicht „einen“ Kaffee. Bei Starbucks kann – und muss-
man zwischen sage und schreibe 2000 Getränkesorten auswählen.
Gut, die Kaffee-Auswahl ist überschaubarer, aber war für mich vor
allem eins:
Anstrengend.
Ähnlich ist es inzwischen in fast allen Lebensbereichen:
Handytarife, Versicherungsmodelle, Internetanbieter,
PKW-Leasingvarianten etc.
Mit der Entwicklung hin zu einer Multioptionsgesellschaft wird es
immer schwieriger, das zu finden, was wir wirklich brauchen. Und es
fehlt mir schlichtweg die Zeit, um eine vernünftige Auswahl zu treffen.
Wir haben immer mehr Wahlmöglichkeiten als noch vor 30 Jahren, aber
unser Zeitbudget ist gleich geblieben.
Achtsamkeit begrenzt uns durch den Focus auf die Gegenwart auf heilsame Weise.
Dieser kleine Ausflug in das Zeitempfinden soll dir bei der Praxis der Achtsamkeit helfen, denn
Achtsamkeit braucht kein „mehr“ an Zeit.
Es ist allein eine innere Haltung, die wir einüben – und schon
verwandelt sich unser Erleben.
Dennoch ist diese innere Haltung auch eine innere Arbeit.
Immer wieder muss ich mir selber vornehmen, weiter zu üben,
besonders, wenn ich mehrere Tage nacheinander wieder ganz in den
Gedanken und relativ unbewusst gelebt habe.
„Achtsamkeit ist kein Bulldozer, mit dem man jeden Widerstand
einfach platt walzt“, sagt Jon Kabat-Zinn. „Sie rüttelt vielmehr sanft
an unseren Barrieren, hier ein wenig und dort ein wenig – und während
sie zu wanken beginnen, eröffnen sich neue Dimensionen des Seins, sogar
mitten im Zweifel und Schmerz“.
Deshalb ist es gut, sich die Vorteile
und positiven Auswirkungen von einer achtsamen Lebenshaltung bewusst zu
machen.
Inzwischen gibt es hier viele und sehr interessante
Forschungsergebnisse.
So hat man z.B. entdeckt, das sich mit zunehmender achtsamen
Lebenshaltung das Aktivitätsmuster bestimmter Gehirnteile über der Stirn
erhöht, die für die Verarbeitung negativer Gefühle von Bedeutung sind.
Je höher die Aktivität in dieser Region ist, desto besser ist unsere
Fähigkeit zur positiven Bewältigung von negativen Ereignissen und
Stress, die vielleicht wichtigste Säule unserer Gesundheit.
Natürlich werden sich bei dir innerhalb von 4 Wochen
Achtsamkeitsübungen noch keine neuronalen Veränderungen ergeben haben.
Aber vielleicht hast du bereits eine Veränderung in deiner inneren
Haltung erlebt?
Jemand hat es so ausgedrückt:
„Als würde ich eine neue Landschaft betreten, von der ich bis
dahin nur eine vage Vorstellung hatte und die einen unversiegbaren Quell
positiver Energie birgt. Wie eine Quelle der Heilung.
In dieser Landschaft möchte ich heimisch werden, voller
Neugierde, auf welche Ressourcen ich in der Tiefe meines Wesens noch
stoßen werde.“
Woran kannst du merken, dass du durch Achtsamkeit reifst und dich positiv entwickelst?
Ein Wachsen und Reifen deines Inneren durch praktizierte Achtsamkeit wirst du an folgenden „Zeichen“ merken:
■
Wenn du, ohne dich zu bemühen,
andere Menschen ein bisschen mehr liebst,
■
ihnen gegenüber mehr Geduld empfindest
■ wenn
du merkst, dass dein Lebensgefühl ein bisschen positiver geworden ist
■
deine Toleranzgrenze in schwierigen Situationen sich geweitet hast
■ du
dich selbst mehr so annehmen kannst, wie du bist
■ und
dich weniger gestresst fühlst.
Wenn du diese positive Entwicklung dann
auch noch mit einem wachsenden Gespür für Gottes Gegenwart verbinden
kannst, dann hast du bereits den „schwarzen Gürtel“ in Achtsamkeit
erreicht. 😉
Zum Schluss möchte ich dir eine ganz besondere Übung mitgeben.
Ich selbst habe sie 6 Monate lang praktiziert und kann sagen: diese
Übung ist der Protein-Shake für den geistlichen Muskelaufbau! Nicht so
ganz einfach, aber voller guter Nährstoffe.
Der urteilsfreie, heilende Tagesrückblick
Am besten machst du diese Übung für
eine Woche jeden zweiten Tag. Das ist schaffbar.
Du brauchst dafür jeweils 10 Minuten und einen bequemen Sessel.
Nimm eine entspannte Haltung ein und komm innerlich zur Ruhe. Nun
lässt du den ganzen Tag wie einen Stummfilm vor dir ablaufen. Schau dir
die Stationen des Tages noch einmal wie aus einer
Hubschrauber-Perspektive an. Auf diese Weise werden die großen
Abschnitte, dass Auf und Ab, und das Profil des ganzen Tages sichtbar.
Dann nimm einen kleinen Abschnitt heraus und nimm möglichst genau
war, was da alles abgelaufen ist. Vielleicht sind es zwei oder drei
Ereignisse, die dich besonders bewegen. Jetzt, im ruhigen Rückblick,
kannst du viel besser erkennen, welche Empfindungen und inneren
Haltungen du in diesem Moment übersehen hast. Wichtig bei dieser Art von
Rückblick ist, genau auf die Gefühle zu achten. Oft haben wir sie in der
Hektik des Alltags gar nicht bewusst wahrnehmen können. Dabei
beanspruchen Sie uns innerlich oft sehr stark und bestimmen darüber, wie
eine Situation auf uns wirkt. Und was bei mir wirkt, spüren auch die
anderen. Wichtig ist, aufmerksam auf die Gefühle zu achten, sie nicht zu
bewerten, nicht zu analysieren sondern sie zuzulassen und auszuhalten.
Das ist schwerer als wir denken! Sehr schnell beurteilen und
werten wir: das war richtig, das war falsch. Halte diesen wertfreien
Blick aber aus.
Er wird sich heilend auf dein Herz
auswirken.
Solltest du zum Schluss hier und da bemerken, dass du an anderen
Menschen schuldig geworden bist, bitte Gott um Vergebung und Reinigung.
Und schließe damit den Tag ab.
Quelle: http://lebenvertiefen.de
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