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Mentale Schwierigkeiten

Das Haus hat vier Seiten, ein abfallendes Dach, zwei große Südfenster – ein Loch für die Tür, ein zweites für das Ofenrohr und etwa hundertundfünfzig Ritzen, die meisten habe ich gemacht, zufällig oder absichtlich, bei missglückten Versuchen, die Enden der Bretter in den Ecken ordentlich zusammenstoßen zu lassen; der Rest hat sich selbst gemacht durch „Werfen“ und anderen Unfug des jugendfrischen Holzes.

Als die warme Frühlingssonne kam, war meines Staunens kein Ende, was da für ein Gekrache und Gedehne losging; Knoten fielen auch heraus und ließen Löcher groß und klein – „Astlöcher“ eben (aber warum konnten sie das nicht gleich sagen). Ich nagelte Latten darüber und bändigte sie also. Ich hatte vorher keine Ahnung von so vielerlei Naturkräften, immer bereit, Menschenwerk zu durchkreuzen.

Als der Frost aus der Erde heraus kam, begann mein Fußboden Wellen aufzurollen. Wände und Dach in Sympathie, begannen auch, sich zu setzen – zu werfen -, das Haus ward wie ein Schlangenmensch. Luft stieg auf durch die Ritzen des Bodens. Da spannte ich Wachstuch darüber. Regen kam herab durch die Ritzen von oben. Ich spannte Wachstuch darüber – neues in schönen und freudigen Farben.

Es ward ein heiteres Dach – heiterer als irgendein Teil des Inneren – erinnerte an einen karierten Ulster, der einen alten Anzug voller Jahre, Löcher und Erfahrung bedeckt. Die Leute lachten über mein Wachstuchdach! Sie sprachen: „Warum denn nicht Zink oder Schindeln?“ Weil Wachstuch um die Hälfte billiger ist und so lange vorhält, wie ich dieses Dach benötige. Aber sie sprachen weiter: „Es ist ungewohnt.“ Nun – jemand muss mit dem Ungewohnten anfangen – und ich war dieser jemand.

Es war auch ungewohnt, dass man Amerika entdeckte. Ihr grinst über alles Ungewohnte, und zwölf Monate später macht ihr es alle nach – besonders dann, wenn auch nur zwei Cent Profit dabei herausschauen.

Der Artikel, von dem ich am meisten hatte für den Bau, von dem verwendete ich am wenigsten… Zeit.

Mein Geist war immer meiner Arbeit voraus – statt in ihr.

Ich finde, um etwas zu tun – es aufs beste zu tun -, muss ein Mensch die ganze Geisteskraft, über die er verfügt, jetzt – sogleich – ausschließlich auf sein Werk zentrieren, und sei es noch so trivial! Sei es das Eintreiben eines Nagels oder das Schreiben eines Essays (von dem man meint, er müsse der Menschheit die Haare zu Berg stehen machen – kein Haar rührt sich).

Energie-Wille daneben rinnen zu lassen, gleicht einer schlechten Wasserkraftanlage – Wasser fließt ungenützt am Werk vorbei, ohne doch ein anderes zu treiben.

Ich bin zu dem Schluss gekommen: Die Gedanken eines Menschen sind tatsächlich die Kraft seiner Muskeln, höchste Innervation ist die beste Ökonomie bei jeglicher Arbeit. Wer mir nicht glaubt, steige auf die Oberbramstenge bei einer Böe am Kap Hatteras oder einem Pampasturm auf dem La Plata! Und während er kämpft am Ende seiner Wache, das rebellierende geblähte Segel einzuziehen, da es schwer von Regen und Gischt ihm auf den Kopf schlägt mit seinen triefenden Canvasfäusten und sein Bestes tut, den Mann ins Wasser zu schleudern, da sehe er zu, ob etwa Zeit und Ort sei, sich zu entsinnen, was er der jungen Dame sagte, als er sie verabschiedete, oder was die andere junge Dame, die ihn verabschiedete, dabei sprach – oder er träume von Farbe und Schnitt seiner nächsten Beinkleider!

Weil bei geringeren Leistungen die Folgen des „Danebendenkens“ nicht gleich letal werden, sind sie nicht weniger vorhanden. Die beste Konzentrationsübung ist – Nägeleinschlagen, weil hier jedes „Danebendenken“ sich sofort in ein „Danebenhauen“ auf den Fingernagel statt den Eisennagel umsetzt.

Ich litt so unmenschlich unter Hammerschlägen auf den Daumen, unter schief gesägten Brettern, dem Stolpern über mich und andere Sachen, weil durch Erbsünde, mit lebenslanger Unart gepaart, mein Geist immer in den Dingen war, die ich tun würde – nie in denen, die ich tat.

Um zu gesunden, um mich zu befreien vom Alltagsleid, malte ich mit Lampenruss und Terpentin an alle Seiten des Hauses die Motti: „Nimm Zeit für jedes Ding“ und „Nur eins auf einmal“. Und noch beim Akt des Malens kam es zuweilen vor, dass ich vergaß, was ich da malte… und die Moral davon und die ganze Geschichte… und grübelte, ob die Demokraten wohl ans Ruder kämen… bis ein Buchstabe windschief aus der Reihe trat und tropfbarflüssiger Ruß langsam meine letzte weiße Hose herabsickerte. Warum? Statt im Pinsel, wo sie hingehörte, war die Macht, die ihn hätte leiten sollen, viele hundert Meilen weg. Wenn sie aber in Washington ist, wie kann sie hier ihre Pflicht tun?

Von meinen HennenInhaltsverzeichnisWas ist Besitz?

 

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