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Deutsche Zusammenstellung von Texten aus Vorträgen und Büchern von Swami Kriyananda

kriyananda

Swami Kriyananda wurde 1948 Yoganandas Schüler und lebte während dessen letzten Lebensjahren an seiner Seite. Er ist einer der wenigen noch lebenden direkten Schüler Yoganandas und der einzige, der in Europa lebt und lehrt. Er lebt etliche Monate im Jahr abgeschieden und nicht weit von Ananda Assisi, wo er Bücher über die Lehre der Selbst-Verwirklichung verfasst. In seiner Autobiografie The Path (gekürzte dt. Ausgabe: Die Suche nach dem Sinn) beschreibt er seine eigene spirituelle Suche und seine Jahre an der Seite seines Meisters.

Swami Kriyananda wendet die Lehre der Selbst-Verwirklichung auf alle Lebensbereiche an. Er hat z. B. Bücher über folgende Themen geschrieben: Ehe, Erziehung, Menschenführung und Erfolg, spirituelle Gemeinschaften, Yoga, Heilung, Kunst, Architektur, Astrologie und Philosophie. Er hat Zitatsammlungen und Lehrschriften von Yogananda über die Bibel, die Bhagavad Gita und andere Schriften herausgegeben. Die zahlreichen, von ihm komponierten, inspirierenden musikalischen Werke werden oft in den Vereinigten Staaten und in Europa aufgeführt.

Ananda Assisi ist eine der 7 Lebensgemeinschaften, die Kriyananda als Erfüllung von Yoganandas Traum der Welt-Brüderlichkeits-Gemeinschaften begründete. Annähernd 1000 Erwachsene und Kinder leben in diesen Gemeinschaften, die sich teils auf dem Land, teils in Städten befinden. Dort werden auch für alle Interessierte Kurse in der Lehre der Selbst-Verwirklichung angeboten.

The Path: Autobiography of a Western Yogi

von Swami Kriyananda
Direkter Schüler von Paramhansa Yogananda

Erste Online Edition in Englischer Sprache – Download als pdf

1948 wurde der junge J. Donald Walters, später als Swami Kriyananda bekannt, ein Schüler von Yogananda. Über 50 Jahre lang hat er in diesem Geist sein Leben dem Meister aus Indien gewidmet. In diesem Buch erzählt er von vielen Begebenheiten und Lehren in der Gegenwart seines Gurus.


Das Gesetz des Karma

Aus „The Hindu Way of Awakening“ von Swami Kriyananda

Karma ist ein Gesetz, das sowohl die natürliche Ebene an evolutionärer Entwicklung eines Menschen bestimmt, als auch seine tatsächliche Position in der Gesellschaft. Karma ist ein universelles Gesetz und geht Hand in Hand mit dem Gesetz der Reinkarnation. Obwohl Karma oft dahingehend missverstanden wird, ist es nicht die Lehre göttlicher Strafe für von uns verübtes Fehlverhalten. Es ist ganz einfach das Gesetz von Ursache und Wirkung auf sehr viel subtileren Ebenen, als der, auf der die Gesetze der Physik arbeiten, wenn auch diese Gesetze dazugehören. Karma umfasst jede Handlung, jeden Gedanken, jedes Gefühl im Universum. Karma zieht die Art von Schwingungen an Energie zu uns, die wir selbst ausgestrahlt haben.

Die moderne Physik hat uns karmische Prinzipien, wie sie auf materieller Ebene zutreffen, bewusst gemacht: Gleiches zieht Gleiches an, zum Beispiel, und dass jede Handlung eine gleiche und entgegengesetzte Reaktion anzieht. Karma ist auch der Magnetismus, der von der Energie, die wir ausstrahlen, erschaffen wird.

Da jede unserer Handlungen und Wünsche an Egobewusstsein geknüpft ist, dreht sich die von ihnen geschaffene Energie wie ein Strudel um den Gedanken: „Ich bin. Ich will. Ich bin der Handelnde. Ich bin der Besitzer. Ich bin derjenige, der betroffen ist.“ Dieser Strudel von Energie sammelt sich in der Wirbelsäule auf einer bestimmten Ebene an, je nachdem ob er sehr materiell, oder großzügig, oder spirituell erhebend ist. Wenn sich die Gelegenheit zur Erfüllung eines Wunsches bietet, oder für die Bumerang-Erfüllung einer Tat, wird die Energie in diesem Strudel freigesetzt und zieht auf das Ego seine eigenen natürlichen Konsequenzen heran.

Menschen „arbeiten“ ihr Karma nicht , wie sich viele vorstellen, allein durch ihre Handlungen ab. Der Ladeninhaber, der seinen Mangel an spiritueller Ausrichtung mit der Erklärung entschuldigt: „Ich bin ein Karma Yogi.“ (Einer, der die Erleuchtung auf dem Pfad selbstlosen Dienstes sucht) täuscht sich nur selbst. In Wirklichkeit ist er ein „Karmi“ (einer, der in egomotivierten Aktivitäten lebt). Karma wird durch rechtes Handeln abgearbeitet, und besser noch, durch ein Darbringen der im Unterbewusstsein vergrabenen Impulse hinauf in den befreienden Einfluss des Überbewusstseins. Während die meisten Menschen, da sie nichts von ihren unterbewussten Impulsen wissen, dieses Ende nicht willkürlich herbeiführen können, kann man dies erreichen, indem man Energie und Hingabe in der Wirbelsäule hinauf zum Gehirn fließen lässt, und ein Herunterfließen von Gnade von oben erbittet und erhält. . . .

Die Lebensumstände eines Menschen werden von seinem Karma bestimmt. Je nach der Energie, die er durch die Art seines Lebensstils im letzten Leben erschaffen hat, zieht er „Glück“ oder „Unglück“ an, wie er es vielleicht nennen wird: Elend oder Reichtümer, gute oder schlechte Gesundheit, zerrüttete oder harmonische Umgebungen. Die Anziehung des Karmas sorgt vielleicht dafür, dass er in eine einfache Bauernhütte geboren wird, oder in die große Villa eines reichen, aber selbstsüchtigen Händlers, oder in den Palast eines wohlmeinenden Herrschers, oder in das einfache Haus ernsthaft spirituell suchender Menschen. Er selbst hat diese äußeren Umstände bestimmt. Aber der Prozess ist keinesfalls einfach und klar. Geburt in das Heim eines Händlers kann zum Beispiel aufgrund der gemeinsamen Liebe zu friedlichen Umgebungen kommen, und nicht weil er selbst einen kaufmännischen Hang hat.

Ganz gleich, wo und wie wir in diesem Leben geboren werden, so bestimmen wir doch zu einem gewissen Grad selbst, was wir aus diesem Leben machen. Der einfache Landjunge wird vielleicht, wenn er hart arbeitet, ein Bauer werden. Wenn es sein Karma – und das der anderen – erlaubt, wird er vielleicht sogar ein Herrscher, oder ein Heiliger und Yogi. Aber wenn Karma aus der Vergangenheit seinen Willen überschattet, verspürt er wahrscheinlich nicht einmal den Wunsch, zu der ersten Ebene des Bauern aufzusteigen.

Unter allen Bewohnern der Erde haben allein die Menschen den freien Willen, durch eigenes Bemühen spirituell aufzusteigen. Aus diesem Grund legen die hinduistischen Lehren so großen Wert auf persönliche Initiative.

(The Hindu Way of Awakening, Crystal Clarity Publishers)

Durch viele Leben

Durch viele Leben trank ich den Kelch des Lachens,
Niemand kann sagen, wie viel Frohsinn ich empfand.
Die Sterne im unendlichen Himmel,
könnte man sie zählen, es wären Billionen:
Doch so groß auch ihre Zahl ist,
So viele Jahre wanderte ich weit entfernt von Dir.

Durch viele Leben trank ich den Kelch des Kummers,
Niemand kann sagen, wie viele bittere Tränen ich vergoss.
Die Tropfen in der endlosen See,
Könnte man sie zählen, es wären Billionen:
Doch so groß auch ihre Zahl ist,
So viele Jahre wanderte ich weit entfernt von Dir.

In unzähligen Leben suchte ich nach Deinem Kelch der Süße;
Fand andere und dürstete immer mehr.
Die Flüsse in den Hügeln der Zeit
Fanden alle ihren Weg in eine Wüste.
Jeder Mittag heller Erfüllung
Sank Stunden später schon in Abenddunkel.

Ich sehne mich nach Dir im Sommer wie im Winter,
Allein nach Dir dürstet mein Herz Tag und Nacht.
Ich lernte, dass die lieblichsten Lieder,
Die Ohren jemals hörten, allein Dein Echo waren.
Herr, erfülle mich endlich vollständig,
Damit ich nie mehr fern von Dir wandere!


Die Religion der Zukunft

Auszug aus „Religion in the New Age“ von Swami Kriyananda

Religion bekommt heutzutage nicht mehr die hohe Achtung, die ihr einst zuteil wurde. Der Grund hierfür ist nicht schwer zu finden. In der ganzen Welt hat sich Religion mit Verhalten identifiziert, das die Menschen immer mehr hinter sich lassen auf dem Weg in ein neues Zeitalter das weniger Form-gebunden und Form-bewusst ist; ein Zeitalter der Energie.

Religion definiert sich traditioneller Weise durch ihren Glauben, und nicht durch die lebendige Erfahrung inneren Friedens und der Nähe zu Gott, welche den Menschen als liebevolles Versprechen in den großen Schriften beschrieben wird. Religion hat sich auf die äußeren Formen der Anbetung konzentriert, zum Nachteil des inneren Geistes, den diese Formen ausdrücken sollten.

Religion, in ihrem höchsten Aspekt, ist Gottes Geschenk an die Menschheit. Für die Menschen ist es besonders wichtig, von Gott durch Zeiten großer Veränderung geführt zu werden. Mit dieser Mission kamen große spirituelle Lehrer in kritischen Zeiten der Menschheitsgeschichte auf die Erde. Ihre Geburt kam gelegen, aber sie war gleichzeitig bestimmt. Buddha, Krishna und Shankaracharya im Osten, Jesus Christus im Westen; sie waren kein Unfall der Geschichte.

Das wichtigste für die Religion ist, zu erkennen, dass wir in einem Energiezeitalter leben. Die Religion muss akzeptieren, dass Energie keine vorübergehende Modeerscheinung ist, sondern einfach eine gegebene Tatsache. Wenn wir noch tiefer bohren, müssen wir akzeptieren, dass Energie die Wirklichkeit und dass Materie Illusion ist. Energie ist die Welle oder Schwingung, von der Materie einfach nur eine Erscheinung ist. Anders ausgedrückt ist Energie nicht das Produkt von Materie, sondern deren Ursprung.

Was bedeutet dies alles für die Religion? Die Kraft der Religion liegt nicht in den äußeren Formen, nicht in Zeremonien, Dogmen oder Institutionen. Die Kraft liegt in dem innewohnenden Geist, der sich durch diese Formen einfach nur manifestiert. Die Wahrheit brachte uns die Religion. Es war niemals so, dass Religion Wahrheit geschaffen hat.

Der menschliche Geist stürbe, würde er jedes Streben nach hohen Idealen verlieren. Er würde sich selbst zu Apathie und Verfall verurteilen. Da der menschliche Geist nicht ohne Religion leben kann, muss die Menschheit Wege finden, mit ihr zu leben. Und dies sollte nicht ein Ablehnen mit sich bringen, sondern ein Erforschen und Aussöhnen mit den Unterschieden zwischen alten dogmatischen Annahmen und neuen wissenschaftlichen Entdeckungen.

Die tiefsten Wahrheiten der Religion sind alle recht einfach. Sie wurden von den äußeren Strukturen der Religion verdunkelt, welche immer komplexer wurden in ihrem Kampf gegen eine Vielzahl von Herausforderungen, und schufen dabei Verwirrung und Trennung, nicht Klarheit. Von allen Institutionen der Menschheit, sollte Religion diejenige sein, die am meisten Einheit schafft. Und trotzdem kämpfen die Menschen, verfolgen einander und ziehen aufgrund religiöser Unterschiede in den Krieg; all dies im Namen Gottes, von dem alle behaupten, dass er ein Gott der Liebe sei.

Es ist wieder an der Zeit, dass die Menschen ihre innere Beziehung zu ihrem Schöpfer erforschen. Jesus Christus sagte: „Siehe, das Königreich Gottes ist in dir.“ Das wahre Ziel jeder Pilgerreise, so steht es in den indischen Schriften, liegt im Inneren. Worauf es in der Religion ankommt, ist folglich kein äußerer Platz der Anbetung, keine äußeren Rituale, auch kein spezielles Glaubenssystem, sondern eine eigene, persönliche, tatsächliche, innere Erfahrung Gottes und der Wahrheit.

Die Betonung im Dwapara Yuga wird sich verlagern von einer quantitativen Annäherungsweise zu einer qualitativen. Diese Wandlung zur Einfachheit hin, zur Betonung der Bedürfnisse des inneren Menschen über die Forderungen der Kirche und des Staates hinaus und schließlich die Wandlung von quantitativen zu qualitativen Entscheidungen, wird eine wachsende Nachfrage danach hervorrufen, dass Religion sich mit der Wissenschaft trifft, mit eigenen Methoden um die Wahrheit zu testen und zu erfahren.

Was wir brauchen, sind Methoden, um den Geist zu beruhigen und zu konzentrieren. Meditation kann in diesem Fall verglichen werden mit einem wissenschaftlichen Labor. Meditation hilft einem, den Grad mentaler Klarheit zu erreichen, den wir für diese Art der Forschung brauchen. Die Wahrheit kann nicht erfahren werden, solange der Geist unruhig ist und solange unsere Aufmerksamkeit nach außen in die Sinne fließt.

Da Yoga nicht nur mit geistigen und körperlichen Techniken zur Selbst-Entwicklung arbeitet, sondern auch mit einer direkten Kontrolle der inneren Energie (Pranayama oder Energie-Kontrolle), wird es anerkannt werden als eine tatsächliche Wissenschaft der Religion. Übungen der Yoga Meditation werden als Mittel genutzt werden, um die Behauptungen der Religionen zu testen, indem die Menschen lernen, mit ihrem eigenen Überbewusstsein in Kontakt zu treten und ihr Leben durch die Intuition der Seele lenken zu lassen.

Die Religion des New Age wird mehr nach innen als nach außen gerichtet sein. Das Ziel dieser inneren Suche ist nicht, das Ego zu stärken, sondern das individuelle Selbst-Bewusstsein zurück zu führen zu seiner Quelle im Unendlichen Bewusstsein. Da die Aufmerksamkeit des Egos normalerweise nach außen gerichtet ist, und in die Welt um es herum, definiert es sich durch oberflächliche Identifizierungen. Das Klammern des Egos am menschlichen Bewusstsein kann nur gelockert werden, indem wir uns mit einem höheren Bewusstsein in Kontakt bringen. Wenn wir klar verstehen wollen, wer und was wir sind, müssen wir nach innen gehen und eine tiefere Verbindung mit der Welt um uns herum erforschen.

Die Religion der Zukunft wird eine Religion der Selbst-Verwirklichung sein. Sie wird in dem Erkennen bestehen, dass unsere tiefste Wirklichkeit die unendliche Liebe und Freude Gottes ist, und dass Gott unser wahres Selbst ist. Denn so wie Materie Energie ist, ist Energie einfach nur eine Manifestation von Gedanken, Gedanken wiederum eine Manifestation von Bewusstsein, und Bewusstsein in seiner letzten Verfeinerung ist nichts anderes als das Göttliche, aus dem alle Dinge, alle Wesen und wir selbst geschaffen wurden.


Die innere Pilgerreise

Auszug aus „The Promise of Immortality “von Swami Kriyananda

Göttliches Bewusstsein existiert im Kern eines jeden Atoms der Schöpfung; wie Yogananda sagte: „Zentrum überall, Peripherie nirgendwo“. Die Anbetung Gottes findet daher natürlicherweise sowohl innerlich als auch äußerlich statt. Für jemanden, dessen Sicht nach innen gerichtet ist, sind alle Dinge heilig. In diesem Sinne ist das ganze Leben eine Pilgerreise und die gesamte Schöpfung ein heiliger Schrein, in dem Gott wohnt.

Für jemanden, der nicht meditiert, ist es nicht einfach, selbst in einem heiligen Schrein Inspiration zu erfahren – ganz davon zu schweigen, diese in einem Felsen zu finden. Um Gott in allem zu sehen, ohne bloß seine Allgegenwart zu bejahen, müssen wir Ihn zuerst in uns selbst erkennen. Es ist daher wichtig, Gott zuerst im Tempel des eigenen Körpers anzubeten, und sich Seiner als lebendiger Anwesenheit bewusst zu werden. Ohne Verehrung kann auch der heiligste Schrein der Welt nicht zu Liebe für Gott inspirieren.

Jesus Christus sagte: „Zerstört diesen Tempel und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.“ Seine Kritiker glaubten, dass er sich auf den Tempel in Jerusalem bezog, in dem er sich gerade aufhielt. In der Bibel steht: „Er aber sprach von dem Tempel seines Leibes.“ (Johannes 2:19,21). Jesus sagte nicht, dass der prächtige Tempel in Jerusalem die Verehrung der Menschen nicht verdiene. Alles, was er sagte, war, dass die höchste Pilgerreise im Inneren stattfindet, und nicht äußerlich. Gott „im Geiste und in der Wahrheit“ zu verehren bedeutet, mit Ihm in innerer Stille zu kommunizieren. Die Bedeutung dieser Passage ist eindeutig: Wir sollen Gott zuerst in uns selbst verehren und äußerlich nur, um die Hingabe, die wir in unseren Herzen fühlen, auszudrücken.

Jede Religion lehrt, dass es an bestimmten Orten der Erde heilige Schwingungen gibt. Israel ist ein Beispiel für solch einen Ort, ebenso Indien. Besonders das Meditieren in den Bergen des Himalaya, aber auch, wenn wir diese in einer ergebenen Haltung aufsuchen, bedeutet, von ihren Schwingungen inneren Friedens berührt zu werden. Äußere Pilgerreisen, sagte er, ohne entsprechende innere Kommunion, bringen wenig Segen. Das Wichtigste ist vor allem unsere innere Beziehung zu Gott. Wenn wir heilige Orte aufsuchen, sollten wir uns in tiefem Gebet auf deren Schwingungen einstimmen.

Wenn wir die Gefühle unserer Herzen erheben, werden wir lang anhaltenden Segen empfangen. Was Jesus aber vor allem empfahl, war die „Pilgerreise“ zu unserer eigenen göttlichen Quelle. Wo immer wir uns physisch befinden, sollten wir den Vater verehren „im Geiste und in Wahrheit“ und aus unseren Herzen einen tragbaren Altar machen. Äußere Pilgerreisen helfen, unsere Verbindung mit Gott zu stärken und zu vertiefen, der wahre Altar des Geistes aber ist ein von Verhaftungen und Wünschen gereinigtes Herz, das zu Seiner Liebe erhoben ist. Gott „im Geiste“ zu verehren bedeutet, sich in tiefer Meditation über das Körperbewusstsein zu erheben.

Was sonst wäre eine Pilgerreise? Sie hat die Kraft, jeden Aspekt des Lebens zu verändern. Im Gegensatz zu den schalen Bildern, die aus dem Unterbewusstsein kommen, und im Gegensatz zu dem kurzen Frieden, der an heiligen Plätzen erfahren werden kann, lassen göttliche Erfahrungen niemanden, den sie berühren, unverändert. Jesus sagte hierzu: „Möchtest du ein Anbeter von der Sorte sein, die von Gott selbst aufgesucht werden, dann nehme dir jeden Tag Zeit für überbewussten göttlichen Kontakt in der Meditation.

Gehe in die Stille der inneren Kommunion.“ Dies „Heilige der Heiligen“ kann äußerlich nur versinnbildlicht werden. Leben tut es im Heiligtum der Herzen. Auf diesem Altar sollten wir das Licht der Hingabe immer brennen lassen.

Wahre Pilgerreise, wie auch wahre Anbetung, findet in erster Linie im Inneren statt. Es fällt nicht schwer, sich den Körper als einen Ort der Verehrung vorzustellen, wenn er während der Meditation äußerlich unbeweglich ist, wie ein Tempel. Pilgerreisen bedeuten aber auch das Reisen von einem Ort zum anderen. Ein unbeweglicher Körper aber hinterlässt keinen Eindruck der Bewegung.

Stille, ja. Aber Pilgerreise? Pilgerreisen zu heiligen Schreinen sind Symbole für die innere, spirituelle Suche. Für ein Symbol aber scheint dieser eine Aspekt zu fehlen: Bewegung. Und trotzdem gibt es definitiv Bewegung in der Meditation. Die Bewegung ist nicht äußerlich. Sie findet innerhalb des Körpers statt.

Eine solche Pilgerreise führt uns durch die Wirbelsäule. Die Wirbelsäule ist auch physisch der Weg, auf dem die Energie zwischen Gehirn und Körper fließt. Sie ist ein subtiler Durchgang für den Fluss der Lebensenergie. Der menschliche Wille sendet sowohl bewusst als auch unbewusst Energie durch die Nerven der Wirbelsäule in den Körper, und verursacht auf diese Weise Bewegung, Spannung, ja sogar den Atem. Je größer die spirituelle Verwirklichung, desto klarer erkennen wir, dass das Meistern dieser Energie uns die Kontrolle über alles im Universum gibt; indem wir es einfach mit unserer Willenskraft befehlen.

Es gibt also wirklich eine innere Pilgerreise. Sie ist Bewegung, nicht statisch. Erst am Ende der Reise erreichen wir absolute Stille. Diese Reise ist jedoch subtil. Am Ende jeder Pilgerreise steht normalerweise ein Tempel oder ein Schrein, an dem alle Bewegung endet – idealerweise in meditativer Stille.

Das Gleiche gilt für die innere Pilgerreise der Seele. Die nach oben gerichtete Reise der Energie und des Bewusstseins in der Wirbelsäule endet in der vollkommenen Stille der Selbstverwirklichung.


Wofür beten wir?

von J. Donald Walters (Swami Kriyananda)

Freitag, 14. September 2001

Im Fernsehen sah ich heute viele Menschen, die für die Opfer der Tragödie des letzten Dienstag einige Schweigeminuten einhielten. Da ich mich weit weg von diesen Menschen befinde (ich lebe in Italien, nahe dem Geburtsort des Heiligen Franz von Assisi), schloss ich mich ihnen im Geiste an. Später nahm ich im Geist an den inspirierenden Gottesdiensten, die in Washington und anderen amerikanischen Städten gehalten wurden, teil. Der Gedanke, zu einer Nation zu gehören, die sich der Wahrheit und Gott widmet, erfüllte mich mit Stolz.

Während der Schweigeminuten sah ich, wie einige Menschen sich umschauten, als fragten sie sich: „Was soll ich in dieser Stille tun?“. Die Antwort ist natürlich die, zu beten. Ich fragte mich jedoch mit ihnen: Wofür soll ich beten? Sicherlich haben sich viele andere in diesen Tagen die gleiche Frage gestellt.

Es war mir ein großes Bedürfnis zu beten. Dieses Drama ist aber so unermesslich und komplex, dass ich mich fragte, wie ein Gebet, dem es an klarem Fokus mangelt, irgendeine Wirkung erzielen könnte.

Und dann dachte ich an das Gebet, das dem Heiligen Franz von Assisi zugeschrieben wird: „Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens.“ Und ich erkannte, in solch einer Zeit kann es kein besseres Gebet geben.

Angenommen, Gott erhört unsere Gebete – und Erfahrung überzeugt mich, dass Er es tut – welches Gebet würde Ihn erreichen? Sicherlich hätten einfache Petitionen unter diesen Umständen wenig Kraft. Wenn es Gott gibt – und ich habe nicht den leisesten Zweifel daran – und wenn Er uns liebt (lieben nicht auch menschliche Eltern ihre irrenden Kinder), dann braucht Er sicherlich keine Unterstützung im Lieben von mir! Seine Trauer über das Leiden der Menschen muss unendlich viel tiefer sein als meine. Sicherlich betrachtet und betrauert Er auch den Hass und die Intoleranz der Verursacher dieser Tragödie. Wenn es den Teufel gibt – und ich habe keine andere Erklärung als diese für das Bewusstsein, das menschliche Wesen gegen jegliches Prinzip von Liebe und Wahrheit aufhetzt – dann kann man diese Taten mit keiner menschlichen Motivation rechtfertigen: Sie müssen teuflisch genannt werden.

Wie bete ich also? Bete ich mit Liebe für diejenigen, die so gewaltsam aus ihren Leben gerissen wurden? Bete ich mit Mitgefühl für ihre Familien und Lieben? Bete ich für unseren Präsidenten und die politisch Verantwortlichen? Bete ich mit Wut und dem Wunsch nach Vergeltungsschlägen gegen diejenigen, die uns attackiert haben? Ergründe ich meine Seele um tieferes Verständnis? Bete ich angstvoll für die Zukunft der Welt? Können ein paar Momente des Gebets diese vielen Fragen auch nur in meinem eigenen Geist beantworten? Die Stille und die Gottesdienste waren sehr erhebend, aber sie haben leider auch das Gefühl meiner Hilflosigkeit verstärkt.

Und als ich dann an die Worte des Heiligen Franz von Assisi dachte, merkte ich, dass es etwas gibt, das wir alle tun können: Wir können unsere Herzen im Gebet erheben, in der Bitte, zu wertvolleren Instrumenten für das Licht, die Liebe und die Weisheit Gottes zu werden.

Die Dinge, mit denen wir uns konfrontiert sehen, sind in ihrem völligen Anderssein verwirrend. Trotzdem gibt es eines, das klar aus ihnen hervorgeht: Sie sind weit größer, als alle menschlichen Wesen zusammen. Die Menschheit ist gefangen in einem Kampf zwischen Gut und Böse: Zwischen Gott (definiere Ihn, wie du magst) und dem Teufel (definiere auch ihn, wie du magst). Es ist ein Kampf zwischen Licht und Dunkel, zwischen Glaube und dem Versuch, Glauben in allem zu zerstören. Wenn wir dem Hass mit Wut und dem Fanatismus mit Intoleranz begegnen, entwickeln wir in uns die gleichen Emotionen, die für diese Katastrophe verantwortlich waren. Auf der anderen Seite haben wir nicht die spirituelle Pflicht, diese Terroristen zu lieben. (Lieber Krishnananda, ich glaube, hier irrst Du. Sagte Jesus nicht, liebet eure Feinde?) Es genügt, dass wir Gott lieben. Wir mögen diejenigen, die Böses tun, als Seine Kinder lieben, aber Vergebung und Erlösung spielen sich zwischen der Seele und Gott ab. Unsere Sorge, und so sollte es sein, gilt denjenigen, denen dieses Leid zugefügt worden ist.

Wir schulden es uns und allen menschlichen Wesen, unser Möglichstes für das Gute zu tun. Unsere Pflicht ist, entschlossen und sogar streng zu handeln, um das Böse daran zu hindern, sich auszubreiten – so wie bei einem Waldbrand eine Reihe von Bäumen für eine Schneise gefällt werden müssen, damit sich das Feuer nicht ausbreiten kann. Keine der heiligen Schriften rät zu Rückgratlosigkeit. Es genügt, dass wir uns nicht in den Hass gegen andere hineinziehen lassen. Unsere Sorge muss der Bedrohung gelten, die ihre Handlungen auf den Rest der Menschheit ausüben.

Wofür soll ich beten? Ich bete darum, ein immer klarerer Kanal für die Gnade Gottes zu werden. Ich bete auch für meine Mitmenschen, dass sie in Gottes Licht wachsen.

Der wirkliche Krieg heute ist kein militärischer. Er ist ein Konflikt zwischen Glaube und der Verneinung jeglichen Glaubens, zwischen Liebe und Hass. Dieser Krieg kann gewonnen werden, wenn Millionen Menschen sich anbieten, Kanäle für Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit zu werden. Jeder von uns hat die Kraft dazu.

Jeder von uns hat die Kraft, zu Gott zu beten: „Herr, gebrauche mich! Lass mich ein Kanal für Deine Liebe für alle sein.“ Göttliche Liebe ist eine gewaltige Macht. Sie unterwirft sich nicht schwächlich dem Bösen, sondern widersetzt sich ihm mit der Macht, es gänzlich zu zerstören. Wenn dies möglich ist, wird es in ähnlich gesinnte Liebe verwandelt, aber wenn nötig, schlägt sie auch eine Schneise durch den Wald, um unzählige andere Bäume zu retten. Wenn wir verstehen, dass wir durch die richtige Art zu lieben Gottes Liebe zum Ausdruck bringen, kann Er durch uns das Bewusstsein der Welt anheben. Denn Er wirkt durch Werkzeuge.

Ein Meer besteht aus unzähligen Tropfen. Obwohl ein einziger Regentropfen der Erde sehr wenig Feuchtigkeit zuführt, fließt er, vereint mit anderen Tropfen, als mächtiger Fluss zum Meer. Wenn wir in Gottes Willen vereint sind, können auch wir Großes im Kampf zwischen den Kräften des Lichts und des Dunkels beitragen. Indem wir auf die richtige Weise beten und handeln, können wir vielleicht helfen, eine Zeit internationalen und interreligiösen Friedens und Verständnisses einzuleiten.

Herr,
Mache mich zum Werkzeug Deines Friedens:
Dass ich Liebe bringe, wo man sich hasst,
Dass ich Versöhnung bringe, wo man sich kränkt,
Dass ich Einigkeit bringe, wo Zwietracht ist,
Dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel quält,
Dass ich die Hoffnung bringe, wo Verzweiflung droht,
Dass ich die Freude bringe, wo Traurigkeit ist,
Dass ich das Licht bringe, wo Finsternis waltet.

O Meister,
Hilf mir, dass ich nicht danach verlange
Getröstet zu werden, sondern zu trösten,
Verstanden zu werden, sondern zu verstehen,
Geliebt zu werden, sondern zu lieben.

Denn:
Wer gibt, der empfängt,
Wer verzeiht, dem wird verziehen,
Wer stirbt, der wird zum ewigen Leben geboren.
Amen

von Heiligen Franziskus von Assisi


Auszüge aus einem Satsang mit Swami Kriyananda in Ananda Assisi

Es gibt viele Wege zu Gott. Große Meister wurden in den verschiedenen Epochen der Geschichte geboren, um uns zu helfen, je nach den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit, den einen oder anderen von ihnen zu verstehen. Yogananda betonte vor allem die Bedeutung von Energie, da die Welt, wie er sagte, in ein Zeitalter der Energie eingetreten ist: Dwapara Yuga. Energie ist die Brücke zwischen menschlichem und göttlichem Bewusstsein, eine Brücke, die wir überqueren müssen, um zu einem erweiterten Bewusstsein zu gelangen. Wir können nicht einfach von einer Seite des Abgrunds auf die andere springen. Wenn zum Beispiel jemand keine Energie hat, werden seine Gedanken wahrscheinlich wandern, wenn er versucht zu meditieren.

Heute sind wir uns der Energie bewusster als in der Vergangenheit. Wissenschaftler haben entdeckt, dass Materie nicht fest ist, sondern aus Energieschwingungen besteht. Wenn diese Energie mit einer bestimmten Frequenz vibriert, bringt sie bestimmte Bilder hervor, die fest erscheinen, ohne es aber zu sein.

Ein neues Zeitalter der Energie

In vergangen Zeiten war der Mensch nicht in der Lage, diese Dinge zu begreifen. Er musste daher auf eine eher fixierte Weise denken, in Strukturen, Organisationen und Dogmen. Yogananda kam, um uns verstehen zu helfen, dass es ein Fließen von Energie ist, das uns zu einem Bewusstsein leitet, das noch höher schwingt, als Energie, aber nur über diese erreicht werden kann.

Dies ist die wahre Grundlage der Lehren Yoganandas. Deshalb sind auch die Energieübungen so wichtig: Sie sind grundlegend, um Kriya Yoga zu verstehen. Du musst fühlen, wie die Energie in den Körper einfließt und auf die Muskeln verteilt wird. Und es ist genau diese Energie, die wir dann in der Wirbelsäule gottwärts lenken, anstatt Ihm auf nur sentimentale Weise unsere Hingabe zu schenken.

Heilige sind Männer oder Frauen von außerordentlicher Energie. Auch wir müssen so werden. Sobald wir dies verstehen, können wir wirklich Yoganandas Lehren verstehen.

In Ananda haben wir sehr wenige Regeln, weil wir wissen, dass Regeln geschaffen werden, damit du nicht selbst denken musst. Nachdem du gelernt hast, deine Schuhe zu schnüren, machst du es automatisch, weil es eine Gewohnheit geworden ist. Gewohnheiten sind gut, sie sind eine Qualität des Gedankenapparates, die dir die Freiheit ermöglicht, gleichzeitig andere Dinge zu tun. Daher ist es gut, eine gewisse Anzahl von Regeln zu haben, aber über diese wenigen Leitlinien hinweg muss jeder die Freiheit haben, selbst zu verstehen, zu erfinden, weiterzugehen. Aus diesem Grund glaube ich, dass Ananda eine wichtige Mission hat, da es auf diesem Prinzip der Energie basiert. Anstatt Formen oder Systeme zu schaffen, ermutigt Ananda die Menschen, mit der Energie zu fließen. Wenn dir das gelingt, wirst du feststellen, dass du weitaus mehr erreichen kannst, weil in jedem von uns Gott ist – und Gott kann alles durch dich erreichen.

Gott hilft dir, wenn du dir selbst hilfst.

Viele Male hatte ich in meinem Leben den Gedanken: „Das schaffe ich nicht, ich weiß nicht, wie man das macht“. Jedes Mal antwortete ich mir: „Vielleicht kann ich es nicht, aber Er kann es.“ Ich habe Ihn gerufen und Er ist gekommen. Viele Male habe ich auch unmögliche Dinge ohne Schwierigkeiten geschafft, weil Er eben alles kann. Nicht du bist es, der die Dinge tut – sondern Er! Immer wieder ist mir das passiert. Gott gab mir, was ich brauchte. Denke nie: „Ich kann es nicht.“ Natürlich kannst du es nicht! Das ist klar und offensichtlich. Du solltest dir auch nicht ständig Gedanken darüber machen. Denke eher daran, dass Er fähig ist, alles zu tun. Ich habe das hunderte Male in meinem Leben getan und es ist nie fehlgeschlagen. Es ist wunderschön, das auszuprobieren – tue es einmal – weil wir ja alle Momente im Leben haben, in denen wir nicht mehr wissen, was wir tun sollen. Er jedoch weiß es, vergiss das nie!

Es ist ebenso eine Frage der Energie, Gott um Hilfe zu bitten, denn es reicht nicht zu sagen: „Er kann“. Er kann nicht, wenn du nicht selbst handelst. Er hilft dir, wenn du dir hilfst. Du musst deine Energie einsetzen, und so ein Magnetfeld schaffen, das die Inspiration und Kraft anzieht, mit der du all das tun kannst, was du tun möchtest. Wir sehen also wieder, das alles, was wir im Leben tun, auf dem Prinzip basiert, dass Energie die Brücke zu einem höherem, erweiterten Bewusstsein ist. Wenn ein Mensch meditiert und mit viel Energie betet: „Ich liebe Dich, ich will nur Dich, ich werde zu Dir gelangen, ich werde Dich finden!“, dann wird Gott antworten. Dies ist der Weg – sagte Yogananda – um Gott zu finden.

Yogananda war ein ungemein kraftvoller Mensch. Ich muss ehrlich zugeben, dass es nicht immer einfach war, mit ihm zu leben, gerade weil er so viel Energie hatte. Aber diejenigen, die ihm nachfolgten, sahen, dass auch sie mehr Energie hatten. Mit ihm zusammen zu sein, hat uns nicht erschöpft, sondern im Gegenteil neu aufgeladen.

Beginne in deinem Leben mehr danach Ausschau zu halten, wie du Gott mit all deiner Energie, all deiner Kraft und all deiner Seele dienen kannst. Aus diesem Grund sagte Jesus: Liebe Gott mit all deinem Geist, all deinem Herz, all deiner Seele und all deiner Kraft. Diese Kraft ist Energie. Wenn du große Hingabe im Herzen fühlst, verstehe, dass diese Hingabe eine Energie ist, die durch das Herz fließt. Wenn du sie zum Christuspunkt lenkst und sie darbringst, dann siehst du, dass sie dich zu einem immer weiteren Bewusstsein bringen wird.

Erinnere dich immer an dieses einfache Wort: Energie. Denke mit Glauben an die Zukunft und denke mit Energie, denn diese Energie ist das Geheimnis des Erfolges in allem, was du tust. Verliere nie den Mut oder deinen Glauben, sondern versuche mit erhöhter Energie das zu tun, was für dich richtig ist.


Die Wissenschaft des Kriya Yoga

Aus einem Vortrag von Swami Kriyananda in Ananda Assisi im Sommer 2000

Die Wichtigkeit der Techniken

Eine der Schwierigkeiten, die wir im Westen beim Studium Indiens und des Yogas haben, liegt in der Existenz einer Tradition von Meditationstechniken, die es in der westlichen, christlichen oder jüdischen Religion nicht zu geben scheint.

Wenn wir uns mit der Tradition beschäftigen, wie sie sich in Indien über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat, dann fragen wir uns: „Warum Techniken benutzen? Ich will einfach nur lieben!“ Aber wir werden feststellen, dass, wenn man irgendetwas ohne Methode und ohne Inspiration tut, es einem auch nicht gut gelingt. Nimm zum Beispiel die Schreibmaschine oder den Computer: Wenn du das Zehnfingersystem nicht beherrscht, dann wirst du dein ganzes Leben lang mit zwei Fingern herum hacken. Es ist viel leichter, wenn du mit System schreiben kannst. Es dauert sonst Jahre, um ein Gedicht oder einen Roman zu schreiben, was du sonst in wenigen Monaten tun könntest. Ohne den Gebrauch einer Technik wäre dies nicht möglich.

Insofern sind Techniken für alles, was man tut, notwendig. Wenn du versuchst, ein großer Pianist zu werden, dann kann ich dir versichern, dass du lernen musst, wie man dazu die Finger bewegt. Als ich begann, Musik zu komponieren, fiel mir das etwas schwer, denn ich hatte nie Komposition studiert. Es wäre leichter gewesen, hätte ich es gelernt (andererseits war es vielleicht auch ein Vorteil, weil ich so die Akkorde aus mir heraus, in meinem Inneren verstehen musste – aber das ist ein anderes Thema).

Das Gleiche gilt auch für Yoga, das für den Menschen nichts Fremdes ist. Jeder könnte es aus seinem Inneren heraus entdecken, sogar die subtilsten Elemente des Yoga – aber wer macht das schon?

Selbst unter den Heiligen taten es nur Wenige, da normalerweise dazu eine Tradition nötig ist; und hier im Westen hat es nur vereinzelt hier einen Heiligen, dort eine Heilige gegeben, die verstanden hatten, wer Gott ist und wie man zu Ihm kommt, und die sogar über Samadhi geschrieben haben.

Die ersten Christen benutzten Techniken und schrieben darüber

Der Hl. Bernhard hat den Zustand der Ekstase beschrieben, und gesagt, dass man das eigene Selbst nicht verliert, wenn man mit Gott vereint ist. Es ist wie bei einem Tropfen Wein, der in einen großen Wasserkelch gegeben wird: Man sieht den Wein nicht mehr, aber er ist da – genau wie die Seele, wenn sie mit dem Geist verschmilzt. Sie verliert nicht das Bewusstsein, sie verliert nicht das Gefühl von sich selbst, vergrößert aber ihre Wahrnehmung und nimmt sich als das Unendliche wahr. Die Hl. Theresa von Avila sagte, dass man in der Ekstase in einem Augenblick all das begreift, wozu ein Schriftgelehrter oder ein rein intellektueller Wahrheitssucher Jahre bräuchte.

Auch die ersten Christen haben verschiedene Methoden oder Techniken angewandt und darüber gesprochen. So wiederholten sie zum Beispiel beim Einatmen „Herr Jesus Christus,“ und beim Ausatmen „habe Erbarmen mit mir“. Dies übten die Mystiker in Griechenland. Sie hatten eine Tradition von Atemtechniken. Jemand las in einer Schrift aus jenen Jahrhunderten, dass, wenn man während des Einatmens sagt: „Herr Jesus Christus“ man eine kühle Strömung in der Wirbelsäule nach oben steigen fühlt, und beim Ausatmen eine absteigende, warme Strömung. Wie du daraus ersehen kannst, gibt es hier eine Verbindung zu der Technik des Kriya.

Als Jesus zum Beispiel seinen Körper verließ, bewegte er den Kopf wie bei einer Technik des Kriya Yoga. Und wenn du in der Autobiographie eines Yogi liest, dass Lahiri Mahasaya sich als letztes vor seinem Tod dreimal um sich selbst drehte, dann erkennst du, dass alles dies Yoga ist.

Man könnte sich fragen, wo in der Bibel noch Yoga-Zitate versteckt sind. Eines davon stammt von Jesus. Alle Christen kennen es und wiederholen es in jeder Sonntagsmesse: „Liebe Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzem Verstand und mit ganzer Kraft.“ Doch was ist diese Kraft? Wie kannst du anbeten, wie lieben mit deiner Kraft? Kraft ist Energie. Aber wie kannst du mit deiner Energie lieben? Außer zu arbeiten und Ihm deinen Dienst darzubieten, gibt es nur eine Art, Gott mit deiner Energie anzubeten und das ist eine sehr subtile Sache: Wenn du meditierst, dann spürst du etwas, was automatisch zu dir kommt – auch ohne Technik. Aber es ist leichter zu spüren, wenn du eine Technik kennst. Dann merkst du, dass die Energie vom Körper und von den Sinnen abgezogen wird (welches dir erlaubt, Gottes Liebe zu fühlen). Jeder, der diese tiefe, intensive Liebe zu Gott im Herzen fühlt, beginnt zu weinen, weil es eine so kraftvolle Erfahrung ist!

Man muss verstehen, dass es nötig ist, die Energie zu beruhigen und vom Körper abzuziehen, und sie zum Christuszentrum hin zu leiten. Dann wird diese Liebe sich nicht in Emotionen verlieren, sondern sich ins Unendliche ausdehnen. Dies ist eine Erfahrung, die alle Heilige hatten. Sie nennen es nur nicht Yoga, weil sie dieses Wort nicht kennen. Wichtig für uns im Westen ist, uns zu erinnern, dass wenn wir über Yoga sprechen, (insbesondere über Yoganandas Mission) dass die Praxis dieser Techniken zentral und grundlegend ist. Es geht nicht nur darum, in die Stille einzugehen, sondern in die richtige Art von Stille. Es muss eine gedankliche Stille sein, eine Stille der körperlichen Energie, und vor allem eine Stille der Seele. Und das erreicht man nicht einfach mit einer vagen Praxis des so genannten „In-die-Stille-gehens“. Es gehört viel mehr dazu.

Wenn du übst, denke nicht: „Dies ist also der technische Teil der Meditation“, denn am Ende wirst du sehen, das Freude in dem steckt, was du tust – es ist nicht nur eine rein mechanische Sache. In der Meditation solltest du jedoch nicht nach dem Praktizieren der Techniken denken: „Wunderbar, jetzt kann ich richtig meditieren!“ Nein, auch dies ist Meditation! Deshalb tu, was immer du tust, mit Freude, tu es mit Energie, und du wirst Erfolg haben!

Martha und Maria

Das Neue Testament erzählt die Geschichte von Maria und Martha, in der sich Martha bei Jesus beklagte, dass Maria meditierte, während sie selbst zu arbeiten hatte. Doch Jesus wies sie zurecht und sagte: „Martha, warum sorgst du dich, Maria hat den richtigen Teil gewählt.“ Doch was ist der richtige Teil? Er ist nicht das, was die Leute normalerweise denken, dass es nämlich in der katholischen und anderen Kirchen Mönche und Nonnen gibt, die die Aufgabe haben zu arbeiten, – in Schulen, Krankenhäusern usw., wogegen Andere kontemplativ sind, wie zum Beispiel in Camaldoli, die nur die Aufgabe haben, für andere zu beten.

Auf diese Weise haben sie beide Dinge aufgeteilt, und es ist gut, beide zu haben. Ich will nicht sagen, dass es nicht so sein sollte, jedoch will ich auch nicht sagen, dass Jesus meinte, die Kontemplativen seien im Recht und die anderen hätten Unrecht; denn dem ist nicht so. Beide sind ein und dasselbe.

Er wies Martha nicht zurecht, weil sie kochte. Das wäre dumm gewesen. Er wies sie nicht zurecht, weil sie arbeitete, sondern weil sie arbeitete, ohne an Gott zu denken, unruhig statt mit Ruhe. Seine Worte: „Du bist zu unruhig, du bist zu besorgt über viele kleine Dinge“ bedeuteten nicht, dass sie diese Dinge nicht tun solle. Er sagte nur: „Sorge dich nicht, wenn du arbeitest, arbeite in Frieden, arbeite mit deinen Gedanken bei Gott, arbeite verinnerlicht“. Auf diese Weise kannst du sehen, dass die beiden Straßen sich in Wahrheit nicht unterscheiden, und dass Mariasö™ Teil nicht nur der der Meditation ist. Wer kann schon die ganze Zeit meditieren? Sehr Wenige nur. Die anderen können es nicht.

Yogananda erzählte, dass er viele Eremiten im Himalaya traf, die faul wurden, da sie nicht ständig meditieren konnten und dann nicht arbeiteten. Sie schliefen, aßen und unterhielten sich, und nach und nach wurden sie körperlich faul, dann geistig, und schließlich seelisch. Dies ist nicht gut, denn dann fällt man in Versuchung.

Wir müssen mit Energie meditieren. Jesus lehrte, dass man Beides tun solle: Für Gott arbeiten und mit einem Gefühl von Energie meditieren. Beide Straßen sind richtig und müssen verbunden werden, um Gott zu finden. Tu, was du tun musst, was richtig zu tun ist, aber erinnere dich immer daran, dass die wichtigste Sache immer das bleibt, was Maria tat, das heißt: Meditieren, in der Stille sitzen, und zu verstehen, dass das, nach dem du suchst, in dir ist.

Die Kunst des Kriyas

Um wieder auf die Techniken zurück zu kommen: Denke auch, dass Gott diese durch dich tut.

Auf jedem Weg gibt es auch Nachteile und nicht nur Vorteile. Der Nachteil des Yoga ist vor Allem der Gedanke, den ich auch bei mir bemerkt habe: „Ich bin das Selbst, ich bin Alles. Also existierst du nicht.“ Und dadurch wird man arrogant. Man braucht Zeit, um dahin zu kommen, dass man Alles versteht. Das ist tatsächlich nicht leicht. Es ist eine Aufgabe, für die man viele Leben benötigt. Als ich zu Yogananda kam, war ich etwas stolz auf meine Intelligenz. Dies gefiel mir jedoch nicht; ich wollte diesen Stolz ablegen und hatte auch einen gewissen Erfolg. Doch nach Monaten wachte ich eines schönen Morgens mit dem Gedanken auf: „Ach du meine Güte, jetzt werde ich sogar stolz auf meine Bescheidenheit!“ Wie kann man sich also aus diesem Labyrinth im Kopf befreien? Man braucht viel Zeit, um an den Punkt zu kommen, an dem man sieht, dass wirklich Alles Gott ist.

Deswegen denke in deiner Yoga-Praxis nicht: „Ich tue dies. Ich werde ein großer Yogi!“ Denn wer ist ein großer Yogi? Ein großer Yogi ist einer, der kein Yogi mehr ist. Yogananda sagte einmal: „Meine Feinde sagen, dass ich meine Kräfte verloren habe. Die Wahrheit ist, ich wusste nicht, das ich jemals welche hatte!“ Das Geheimnis ist: Du hast keine Kräfte, Gott tut Alles. Du machst nicht Yoga, Gott macht es durch dich. Wenn du irgendeine Yogatechnik übst, denke, dass Gott diese Technik in deinem Körper übt, in deinem Geist. Du bist nur ein Kanal für Ihn durch den Er es tut.

Wenn du dir zum Beispiel einen guten Musiker anschaust – und davon gibt es Wenige – er denkt nicht, dass er etwas tut, sondern er verliert sich vollkommen in dem, was er tut. Gott agiert durch ihn. Wenn du also die Techniken machst, denke, dass Er meditiert, dass er Alles tut, auch in deiner Arbeit, und du wirst sehen, dass Alles viel besser geht.

Wenn du immer mehr in dem Gedanken lebst, dass Gott derjenige ist, der handelt, und dass du nur Sein Instrument bist, dann wirst du einer der Wenigen sein, die Ihn nicht nur suchen, sondern Ihn auch kennen. Dies ist nicht wenig, aber du musst dafür auch dein ganzes Leben widmen. Auf Grund der Tatsache, dass du Ihn suchst, bist du schon gesegnet. Du kannst Ihn sogar, wenn du aufrichtig bist, in diesem Leben kennen lernen.


Mystisches Christentum

Von einem Vortrag von Swami Kriyananda in Ananda Assisi Ostern 2000

Die richtige Einstellung

Wir leben heute in einer Zeit, die sich sehr auf die Psychologie stützt. Viele Menschen gehen heute zum Psychologen, und viele glauben, ihre Probleme oberflächlich, allein mit ihrem Verstand, lösen zu können. Mit einer guten Einstellung kannst du eine Niederlage, einen Schmerz oder einen Test überwinden. Ja – du kannst dich ändern, aber das ist bei weitem nicht alles. Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist der Gedanke, dass ich all diese Arbeit leisten muss. Natürlich müssen wir unser Bestes geben, aber dann gibt es immer noch die Gnade Gottes. Es ist weitaus besser, nicht nur zu sagen: „Ich will eine gute Einstellung haben und behalten“, sondern: „Diese Einstellung gebe ich Dir.“ Anstatt zu beten: „Wann kommst Du zu mir, wann kommst Du nur, oh Herr“, bete lieber: „Ich gebe mich Dir hin, ich bin Dein“. Was du gibst, wirst du empfangen; was du hingegen erbittest, wirst du nicht in großen Mengen empfangen, und auch nicht so schnell. Wenn du leidest, dann versuche, Gott umso mehr zu geben. In der Bhagavad Gita ist eine schöne Stelle, in der Gott sagt: „Wenn du in allem, was du tust, um mich zu finden, versagst, dann bring mir dein Versagen.“ Wenn wir sogar dies darbringen, dann sehen wir, dass es kein Versagen mehr gibt.

Ich bin immer bei euch

Jesus sagte am Ende seines Lebens: „Ich bin immer bei euch“, und das ist er auch. Dieses „Ich“, von dem er sprach, ist ein Symbol. Als Maria Magdalena ihn im Garten sah, sagte er zu ihr: „Berühre mich nicht, denn ich bin noch nicht auferstanden.“ Was wollte er damit sagen? Es war ein Symbol. In allen göttlichen Geschichten finden wir Symbole. In diesem Fall handelte es davon, dass er, wie alle Seelen, drei Ebenen überwinden musste, bevor er in die vollkommene Freiheit in Gott gelangen konnte.

Wir sind von vielen Schleiern umgeben, von denen der Großteil auf der materiellen Ebene ist. Wir müssen uns von diesen Schleiern, die unseren Geist umhüllen, befreien: Die Gedanken von „Ich“; all die Dinge, die wir begehren; die Wünsche; das Bewusstsein, dass wir jemanden verletzt haben. All dies umgibt uns wie ein Kokon, aus dem wir uns nach und nach befreien müssen. Dies jedoch aus eigenen Kräften zu erreichen, ist schlichtweg unmöglich – niemand kann das alleine schaffen.

Yogananda erklärte es so: Nur 25% des Pfades sind deine eigenen Bemühungen, 25% sind die Bemühungen deines Gurus für dich, und 50% kommen durch die Gnade Gottes. Alle drei sind wesentliche Bestandteile, um zu Ihm zu gelangen. Viel kannst du nicht tun, aber dieses Wenige, das du tun kannst, erfordert viel Willenskraft von dir. Denke jedoch nie, dass Gott schon alles richten wird. Wenn du dir das Beispiel von Heiligen betrachtest, dann siehst du vor allem ein Vorbild heldenhafter Liebe und Willenskraft. Du musst wirklich alles geben, aber letztendlich wird es wenig sein, gemessen an dem, was du erreichen musst. Wenn du mit aller Kraft versuchst, eine schwierige Situation zu überwinden, kannst auch du eine Auferstehung erleben – natürlich nicht eine Auferstehung wie die von Jesus. Du fühlst dich besser, fühlst dich Gott näher, und freudiger, aber da gibt es noch etwas anderes, was du nicht tun kannst.

Jesus zeigte das mit seiner Auferstehung. Es war die Gnade Gottes, die durch Jesus Leben auf die Erde herabgekommen war, ganz besonders durch seine Auferstehung. Yogananda sang oft ein wunderschönes Lied an die Göttliche Mutter, in dem sie sagt: „Mein Kind, bitte mich um Erlösung, aber nicht um meine Liebe, denn wenn ich dir diese gebe, dann bin ich arm.“ Das bedeutet: „Bitte um meine Liebe, denn die Liebe Gottes ist alles!“

Die Astralwelt

Es gibt verschiedene Ebenen der Erlösung. Eine kommt mit der Befreiung von dem Zwang, in einen menschlichen Körper zurückkehren zu müssen. Du lebst in der Astralwelt und brauchst nicht mehr in einen Körper zurückzukommen. Dies ist ein seliger Zustand, denn in den höheren Himmeln herrscht unglaubliche Schönheit. Dort bist du umgeben von Engeln und von anderen befreiten Seelen. Du musst keinen üblen, gemeinen oder egoistischen Menschen mehr begegnen. Zuerst gehen die Devotees (Anhänger) nach dem Tod in diese Regionen, aber sie sind in der Regel nicht frei genug, um sich dort spirituell weiterentwickeln zu können. Es fehlt ihnen die Möglichkeit zu weiterem Wachstum, da alles dort viel zu schön ist. Es fehlt der Antrieb. In der hiesigen Welt hast du sehr wohl diesen Antrieb. Du siehst Übeltaten und Gemeinheiten und denkst: „Das will ich nicht!“ Du hast den Anreiz, ein besseres Leben zu suchen. Im Himmel denkst du, dass du es bereits gefunden hast, und lässt etwas locker. Nach und nach jedoch beginnen die Wünsche in deinem Unterbewusstsein an die Oberfläche zu kommen, und du denkst: „Ach, wie schön war es doch, eine Frau zu haben, und Kinder, und einen Körper, mit dem man so viel unternehmen kann.“ Du wirst ein bisschen traurig und gehst schließlich zurück zur Erde, um diese Geschichte abzuschließen. Es sind nicht etwa die Eltern, die das Neugeborene auswählen oder einladen. Eine mir bekannte Mutter schimpfte einmal mit ihrem kleinen Sohn. Dieser war zutiefst beleidigt, weinte und sagte dann: „Und du warst noch nicht einmal meine erste Wahl!“ Sie fragte ihn später: „Wer war denn deine erste Wahl?“, und er antwortete: „Eine Mama in den Philippinen.“ So kehren wir immer wieder zurück, bis wir schließlich all dieses Karma, dass uns nach unten zieht, aufgelöst haben. Der menschliche Geist kann sich kaum eine Ewigkeit im Himmel vorstellen. Stell dir einmal vor: Millionen, Milliarden von Jahren, immer in demselben Garten, immerzu in diesem „wunderbaren“ Ego, in diesem Körper, wenn auch in seiner astralen Form. Ich kann mir keine bessere Definition der Hölle vorstellen! Es wäre garantiert eine Hölle, immer gebunden und eingekerkert in seinem Ego zu sein.

Jenseits der Astralwelt liegt die Kausalwelt – sie ist die Ursache von allem, eine Welt der Ideen. Der Körper existiert dort kaum mehr und es gibt kein Ego mehr. Du bist dort fast wie Gott, mit unglaublicher Macht, mit nur noch einer kleinen Begrenzung von Wünschen. Wesen auf dieser Ebene bringen Universen hervor, viele davon genauso groß wie unseres. Das mag unvorstellbar erscheinen, aber du bist in Wirklichkeit nicht was du denkst – du bist weitaus mehr.

Das Beispiel von Jesus

Jesus ist nicht nur zurückgekehrt, um uns zu sagen, dass er uns liebt. Er kam, um uns zu zeigen, dass auch wir dorthin gelangen können, von wo er kam. Wie oft hat er zukünftige Dinge gesehen und gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Er sagte „bin“, weil er nicht an die Zukunft dachte – alles ist Gegenwart. Alles, was vor Tausenden von Jahren geschah, und was in Tausenden von Jahren geschehen wird – all das passiert jetzt, in der ewigen Gegenwart. Aus diesem Grund sagte er nicht „werde ich sein“, sondern „bin ich“. Auf der ganzen Welt feiern die Christen jeden Sonntag unzählige Gottesdienste. Selbst in Indien werden christliche Anlässe gefeiert, weil sie Gott in allen Religionen manifestiert sehen. Wie aber kann Jesus gleichzeitig in all diesen Kirchen sein? Er sprach nicht von seinem Körper. Der Körper war nur eine Manifestation von ihm. Er war bereits allgegenwärtig. Unser Geist kann sich diesen Zustand noch nicht einmal vorstellen, da dieser unserem Zustand in keinster Weise entspricht. Wir sind noch nicht einmal in unserem eigenen Körper allgegenwärtig. Allgegenwart im Körper würde bedeuten, in jedem Atom des Körpers zentriert zu sein – du würdest dich in jedem Atom wahrnehmen. Das ist ein Zustand, den wir einfach nicht begreifen können. Wir sind im Ego zentriert, das winzig klein ist, so wie ein Atom. Sobald du dich jedoch davon befreist, erkennst du, dass jedes Atom dein Zentrum ist. Yogananda sagte, dass die Wahrnehmung Gottes „Zentrum überall, Ausdehnung nirgends“ ist. Dieser Zustand erwartet dich. Denke nicht, du brauchst nur die richtige Einstellung zu haben, damit Gott dich segnet. Es ist hilfreich, aus dem Blickwinkel des Unendlichen zu betrachten, wer wir sind: Wir sind aus der Unendlichkeit hervorgegangen und müssen zu dieser Ebene zurückkehren.

Christliche Symbole

Am Anfang und am Ende von Jesus Leben sehen wir zwei zutiefst inspirierende Symbole: Auf der einen Seite den Stern und auf der anderen Seite die Kreuzigung und die Auferstehung. Die drei Heiligen, die in Wirklichkeit Meister waren, waren in der Lage zu sehen, dass Jesus in einem Körper geboren war; das unendliche Christusbewusstsein war auf die Erde gekommen. Wenn du das spirituelle Auge wahrnimmst, siehst du in dessen Zentrum einen Stern, der das kosmische Bewusstsein darstellt. Wenn man diesen Stern auf einem Menschen ruhen sieht, bedeutet das, dass dieser Stern in ihm geboren wurde. Jesus ist somit als Inkarnation Gottes gekommen, nicht nur als Heiliger, sondern als viel mehr: Gott hat sich durch das Bewusstsein Jesu auf der Erde inkarniert. Jesus war jedoch nicht einzigartig: Gott tut dasselbe durch jeden Meister, der die Befreiung erlangt hat und mit dieser zur Erde zurückkehrt. Es wäre eine Schande, wenn wir dies nicht auch erlangen könnten. Er sagte auch in der Offenbarung: „Ich bin draußen und klopfe an. Derjenige, der mir die Tür öffnet und mich einlässt, mit dem werde ich mich niedersetzen und speisen.“ In diesen Worten liegt viel Wahrheit, die versteckt ist, da die Menschen noch nicht für diese Erkenntnis bereit waren. Wir müssen genau das tun, was er getan hat, damit wir zu dem werden, was er war, und was er jetzt ist. Das ist es, was er hauptsächlich von uns will, und das können wir nicht mit psychologischen Mitteln erreichen. Das ist unmöglich. Mit diesen Methoden magst du ein Problem im Leben lösen, vielleicht einen Schmerz, den dir jemand verursacht hat, oder den du jemandem zugefügt hast. Du kannst in diesem Haus ein Zimmer verlassen und dich dabei befreit fühlen, aber letztendlich war es nur eines der vielen Zimmer. Du bist weiterhin im Haus des Ego eingekerkert und das ist nicht Freiheit. Sie kann nicht mit psychologischen Methoden erreicht werden, sondern einzig und allein durch die Gnade Gottes und des Gurus.

Die Auferstehung von Christus in unseren Herzen

Aus diesem Grund kamen Jesus, die anderen Meister und auch Yogananda: Um uns die Kraft zu verleihen, emporzusteigen. Wenn ihr betet, dann betet nicht, „Hilf mir!“, sondern vielmehr: „Ich komme von Dir, ich will nur Dich, ich bringe mich Dir dar!“ Versuche, großzügig zu sein, nicht egoistisch. Die Auferstehung ist ein gutes Symbol für viele Ebenen der Wahrheit. Je mehr wir in jedem Moment unseres Lebens in dieser Realität leben, desto mehr sehen wir, dass Er tatsächlich in unserem Herzen aufersteht, und du erlebst immer mehr deine eigene Auferstehung in Ihm.


Das Geheimnis der Hingabe

Auszüge von Vorträgen von Swami Kriyananda in Ananda Assisi.

Gott ist unser Freund

Hier ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, das bei einer Schulaufführung spielen sollte. Alle Eltern waren da und du kannst dir vielleicht vorstellen, wie aufgeregt sie war. Auf einmal rief jemand aus dem Publikum: „Hab keine Angst Lisetta, wir sind alle deine Freunde.“ Dies gab ihr den Mut, fortzufahren. Und so müssen wir uns auch vorstellen, dass die Meister, Gott und Jesus unsere Freunde sind.

Wahre Religion ist nicht eine Religion der Angst. Gott möchte uns durch Liebe zu sich bringen. Allein unsere Verbohrtheit lässt uns die Zeichen ignorieren, die Gott uns ständig in unserem Leben geben will. Du musst die Lehren nicht akzeptieren, die dir für das, was du vielleicht getan hast, ein Gefühl von Schuld, Scham und Reue vermitteln. Du solltest immer sagen, wie Yogananda uns gelehrt hat: „Göttliche Mutter, böse oder gut, ich bin dein Kind und du musst mich annehmen.“ Gott möchte nur diese Art von Einstellung von uns. Er möchte allein, dass wir Ihm vertrauen.

Auch im Moment des Todes wirst du Ihn finden, wenn du alle Täuschungen zurückweisen kannst und an Gott denkst. Und es ist so, wenn du den Körper mit Gottes Liebe verlässt, und dich nicht für deine Fehler die du gemacht hast, tadelst, wird Gott dich aufnehmen. Er liebt dich, er ist nicht dein Richter. Er ist dein Geliebter, dein Freund.

Liebe Gott

Gott schaut in dein Herz. Denke nicht an das, was du oder jemand anderes ist. Versuche immer allen Liebe zu geben. Wenn du in der Stadt eine Straße entlang gehst und viele Menschen siehst, bete für sie, sie brauchen es. Du kannst nie wissen, welches Herz von deinen Gebeten, deiner Freude und deiner Liebe berührt wird. Wenn du deine Liebe für andere aus deinem Herzen heraus gibst, wird sie Gutes in dieser Welt bewirken, viel Gutes. Wir müssen mehr durch Ihn lieben und in unseren Herzen eine Liebe zu Gott in jedem Menschen pflegen, selbst wenn es nicht möglich ist, sie als Menschen zu lieben. Ist es möglich jemanden zu lieben, der voller Hass ist? Nein, nicht als Mensch. Gott hat jedoch auch diese Seele geschaffen, und Gott, der in dieser Seele ist, leidet. Diese Seele sucht, was wir alle möchten, sie sucht Glück und Frieden und diesen Teil kannst du in jeden Menschen lieben. Du kannst Ihn auf diese Weise lieben: Meditiere, fühle Gottes Liebe und dann strahle diese Liebe auf alle aus, projiziere sie auf jeden. So zieht dich Gott durch Süße und unendliche Freude an.

Wenn du dich entschlossen hast für Gott zu leben, dann musst du dies tun, auch wenn jeder sagt: „Du bist ein Narr, die Wissenschaft hat bewiesen, dass Gott nicht existiert.“ Es ist nicht wichtig, ob sie sich über dich lustig machen oder dich verspotten. Wenn du weißt, dass das, was du tust richtig ist, dann musst du es tun. Ich habe oft Menschen auf dem spirituellen Pfad gesehen, die ihre Füße in zwei Booten hatten. Sie glauben, weltliches und spirituelles Leben zusammenbringen zu können und meinen, in beidem erfolgreich sein zu können.

Wenn in unserem Leben der Zeitpunkt für eine Entscheidung kommt, ist es wichtig zu entscheiden, ob man einen schwierigen Schritt machen, oder die Welt zufriedenstellen will.

Die Bedeutung der Hingabe

Jesus sagte, wenn Salz seinen Geschmack verliert, kann es keine Würze mehr verleihen. Wenn ein Devotee seine Hingabe verliert, wer kann sie ihm dann zurückgeben? Yogananda sagte einmal zu mir: „Es wird dir gut gehen, aber verliere deine Hingabe nicht.“ Es ist das einzig Wichtige. Sei nicht wegen deiner Schwächen beunruhigt  – jeder hat sie, sonst wäre er nicht hier auf der Welt – aber verliere deine Hingabe nicht. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass wir Kinder Gottes sind. Mit Seiner Kraft, mit Seinem Vermächtnis, das Er uns anbietet, haben wir die Kraft, alles zu meistern, was wir möchten; nichts kann uns dann zurückhalten. Wenn wir Seine Hand ergreifen, kann uns nichts von Ihm fernhalten. Wir müssen uns jedoch fest an Ihn halten, denn Er ist sehr bescheiden. Er wird uns nie Seinen Willen aufdrängen. Mit großem Mut müssen wir zu unserer Entscheidung stehen, die wir getroffen haben. Wenn du einmal entschieden hast: „Ich liebe Gott, ich bin Gottes Kind“- dann verliere dies nie. Yogananda sagt, dass Gott die erwählt, die Ihn erwählen. Die Liebe, die du von Ihm anziehst, fühlst du in deinem Herzen und je mehr du Ihn liebst, desto mehr wirst du Ihn sehen können. Gott zählt nicht deine Verfehlungen. Yogananda sagte auch: „Er möchte nur, dass du Ihn genügend liebst.“ Versuche, Gott immer mehr zu lieben. Denk nicht zuviel nach. Wenn es etwas gibt, dass du korrigieren musst, dann korrigiere es, aber versuche nicht, alle deine Kämpfe auf einmal auszufechten. Es ist besser, einen auszuwählen und die anderen zu lassen, indem du sagt: „Ich weiß, dass ich dieses Problem überwinden muss, aber im Moment bin ich dafür noch nicht stark genug. Ich lasse es gehen, bis ich stark genug bin, alle Hindernisse meines Lebens aus dem Weg zu räumen.“ Diese Kraft kommt von Gott, sie kommt durch Gottes Gnade, aus dem Überbewusstsein. Gott möchte vor allem, dass wir Ihn lieben.

Ich las die Geschichte der Frau, die zu Jesus kam, um Ihm zu dienen. Die Person, die Jesus bewirtete, kritisierte ihn, denn diese Frau hatte den Ruf, eine „gefallene“ Frau zu sein, die es nicht wert war, beachtet zu werden. Jesus, der seine Gedanken las, erwiderte: „Aber ihre Liebe ist stark und denen, die viel lieben, wird viel vergeben werden.“ Denke niemals, wie weit du von Gott entfernt bist. Die heilige Theresa von Lisieux sagte: „Ich würde gerne in die Hölle gehen, um Ihn auch dort zu lieben.“ Welch wunderbares Gebet. Es ist wunderschön, zu denken: „Wo immer ich auch bin, ich möchte meine Liebe zu Dir, Mein Herr, nicht verlieren. Dies wäre der allerschlimmste Fehler, den ich machen könnte. Du kannst mich hinbringen, wo immer du willst, wenn du mir die Gnade gewährst, Deine Liebe nicht zu verlieren. Dies ist alles, worum ich bitte.“

Es gibt viele Geschichten von Menschen, die in Konzentrationslager gebracht wurden. Diese Geschichten heben hervor, wie viel sie gelitten haben und wie sie böse wurden. Aber es gibt auch die andere Seite, dass Menschen in den Lagern zu Heiligen wurden, weil sie versuchten, anderen zu helfen. Sie hatten einen noblen Charakter. Das bedeutet, großzügig und gütig zu allen zu sein, auch wenn sie dich hassen; sich immer würdevoll zu verhalten, als Instrument einer höheren Bewusstseinsebene. Wenn du auf diese Weise ein Kanal für Gott sein kannst, anstatt dich von äußeren Umständen verändern zu lassen, kannst du die Umstände verändern und andere beeinflussen. Diese Menschen in den Konzentrationslagern inspirierten andere.

Es gibt eine schöne Geschichte von zwei Schwestern aus Holland, die Juden halfen und letztendlich verraten und ins Konzentrationslager gebracht wurden. Eine dieser Schwestern war von sehr heiliger Natur. Als sie starb, wurde ihr Gesicht, dass voller Falten und von physischem Leiden geprägt war, wieder das eines Mädchens, denn sie war voller Freude, Liebe und Frieden.

Was bleibt ist Gott und Seine Liebe

Alles im Leben ist eine Vorbereitung auf die letzte Prüfung, den Tod. Wir dürfen nie vergessen, dass uns in jenem Moment das Verständnis gegeben wird, die richtige Entscheidung zu treffen. Denke nicht daran, was andere sagen könnten, denke nicht daran, was die Mehrheit der Menschen sagen könnte. Die Mehrheit liegt meistens falsch. Wenn du das wählst, was in deinem Herzen ist, dann musst du es tun – entscheide dich für Gott und die Wahrheit. Am Ende wirst du sehen, dass auch wenn jeder dich verlässt, Gott dich willkommen heißen wird. Was letztendlich bleibt ist Gott und Seine Liebe.

Hingabe ist der Schlüssel zum spirituellen Pfad

Sri Yukteswar, war ein Mann der Weisheit, ein Heiliger des Gyana. Sogar er sagte, dass du nicht den ersten Schritt zu Gott machen kannst, bevor sich die natürliche Liebe des Herzens öffnet und blüht. Man muss mit Hingabe anfangen. Dies ist das Wesentliche. Es ist, wie wenn du neben einem bekannten Restaurant wohnst. Weil du so nahe wohnst, kennst du das Restaurant, du kennst die Speisekarte, vielleicht kennst du sogar den Koch, du kennst alles. Aber wenn du keinen Hunger hast, wirst du nicht hineingehen. Hingabe ist der Hunger. Hingabe lässt dich sagen: „Ich möchte es.“ Es genügt nicht, in einer abstrakten Weise zu sagen: „Ja, es existiert, es ist interessant.“ Dies ist der wichtige Teil des Pfades. Manchmal beginnt man den Pfad mit viel Enthusiasmus und am Anfang können einem einige tiefe Erfahrungen gegeben werden. Dann werden die Menschen sagen: „Oh, dieser Pfad ist aber einfach!“ Dann kommt der mittlere Teil, durch den man hindurch muss und am Ende kommt es dann wieder, nur viel stärker, diese Verwirklichung Gottes, die dir eine unvorstellbare Süße gibt. Am Anfang möchte Gott dir ein Gefühl deines spirituellen Potentials geben. Nach dieser Ermutigung ist es jedoch nötig, ein wenig zu arbeiten, ähnlich wie wenn du mit Hammer und Meißel an einer Statue arbeitest, um alles abzuschlagen, was nicht einem Heiligen gleicht. Wenn du das tun kannst, ist das was erscheint, ein Heiliger. Du bist dieser Heilige, aber ein Heiliger, der verborgen ist.

Wenn du ein Kloster besucht, siehst du vielleicht Mönche, die alt sind, traurig und ohne Leben. Dafür gibt es einen Grund: Sie haben ihre Hingabe verloren. Sie haben gedacht: „Er wird nie kommen, vielleicht werde ich Ihn sehen, wenn ich sterbe.“ Sie haben den Enthusiasmus verloren. Verliere nie die Hingabe, verliere nie diese Herzensqualität. Wie Jesus sagt: „Gott wird kommen wie ein Dieb in der Nacht, du weißt nicht die Stunde seiner Ankunft.“ Jesus sagte auch: „Ich bin gekommen, um dir das Leben zu geben.“ Dieses Leben ist nicht nur um zu existieren. Dieses Leben bedeutet, dieses Leben des Herzens, dieses Leben der Liebe und das Leben der Süße – und falls notwendig, auch ein Märtyrer Gottes zu werden, wenn du diesen Enthusiasmus hast, dass nichts dich zurückhalten kann, Ihn zu suchen. Er wird zu Seiner Zeit kommen und denke nicht: „Nein, vielleicht morgen.“ Er kann auch heute kommen, ganz plötzlich, du kannst es nie wissen. Erinnere dich, wie Er zu Yogananda kam. Dieser meditierte und seine Gedanken trieben wie Vögel im Wind. Da rief ihn Sri Yukteswar, berührte ihn, und er ging ins kosmische Bewusstsein ein. So kann es passieren, Er kann kommen, wenn du Ihn am wenigsten erwartest.

Das Versprechen von Gott

Die erste Aufgabe jedes Devotees ist es, die Lampe der Hingabe an Gott lebendig zu halten, und nicht zuzulassen, dass irgendetwas sie auslöscht, denn sie ist die einzig wichtige Sache im Leben. Alles andere ist Zeitverschwendung. Die einzige Wahrheit, die einzige Realität deines Lebens ist deine Hingabe und deine Liebe zu Gott. Sei dir immer der Tatsache bewusst, dass Er dich liebt, auch wenn du vom Gegenteil überzeugt bist. Er liebt dich. Das ist die Erfahrung eines jeden Heiligen. Wenn er oder sie den Punkt erreichen, an dem sie diese Liebe verinnerlichen, diese Gegenwart, wissen sie absolut, dass Gott und Seine Liebe immer da waren. Als Jesus dem Heiligen Antonius der Wüste erschien, hatte dieser schon einige Jahre gebetet, ohne eine Antwort von Gott zu erhalten. schließlich sah es danach aus, dass Satan ihn zerstören wollte. In diesem Moment rief er noch einmal und Jesus erschien. Er fragte: „Jesus, wo warst du all diese Jahre?“ Und Jesus antwortete: „Ich war immer bei dir Antonius.“ Dies ist das Versprechen Jesu, das Versprechen der Meister. Einmal fragte ich Yogananda: „Wirst du uns auch nahe sein, nachdem du gestorben bist?“ Er antwortete: „Denen, die mich nahe denken, denen werde ich nahe sein.“ Ich habe herausgefunden, dass dies die Wahrheit ist. Manchmal ist er mir sogar nahe, wenn ich nicht an ihn denke. Es braucht nur einen kleinen Test, um festzustellen, dass es so ist. Im heutigen wissenschaftlichen Zeitalter, in dem alles getestet wird, warum nicht die Lehren der großen Meister testen? Prüfe für dich selbst, ob sie wahr sind. Mit ein wenig Praxis wirst du Ergebnisse erzielen, wie Wissenschaftler mit ihren Experimenten. Mache das spirituelle Experiment zu versuchen, vor allem anderen an dieser Liebe festzuhalten. Dies ist die Kunst zu leben, die Kunst des Lebens und wenn alles, was du tust, vom Herzen ausgeht, wirst du sehen, dass alles gut geht.


Die Zukunft von Ananda

Auszug von Swami Kriyanandas Vorträgen vom 19., 20. und 21. Oktober 1999.

Die kommenden Veränderungen

Ich glaube, diese Zivilisation wird durch eine drastische Revision gehen. Ananda wird in dieser Zeit eine wichtige Rolle spielen, denn die Menschen werden uns fragen: „Was habt ihr getan? Was tut ihr jetzt? Wie können wir von euch lernen?“ Wir werden eine Menge zu geben haben, nicht nur den Menschen, die zu uns kommen, sondern der Menschheit. Es wird ein wunderbares Abenteuer sein, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu sehen, wie die göttliche Energie die Menschen, wann immer sie zu weit in die eine oder andere Richtung gehen, in ihr inneres Zentrum zurückbringt. Du kannst das auch in der Gesellschaft beobachten, wenn Menschen zu reich werden, zu stolz und zu habgierig. Yogananda hat oft eine solch weitverbreitete Veränderung der Werte vorhergesagt.

Zwischen den Kräften des Lichts und der Dunkelheit findet im Moment ein richtiger Krieg statt, stärker als in den vergangenen Jahrhunderten. Wir leben in einer Zeit, in der es dem Licht selbst überlassen bleibt, der Dunkelheit zu widerstehen. Wir müssen erkennen, dass wir vor allem auf eine innere Weise Krieger sind, die ihre eigenen inneren Neigungen besiegen. Die Bhagavad Gita sagt, dass niemand je sein Karma durch Nichthandeln überwunden hat. Wir müssen alles, was uns gegeben wird, mit Freude und Enthusiasmus tun. Indem ich Gott diene, finde ich Ihn. Ich fühle, wie seine Freude durch mich fließt. Wenn du nur für dich selbst lebst, kannst du nicht glücklich werden. Wenn du für andere lebst, für Gott und um zu dienen, dann bist du glücklich. Wenn du dein Leben Gott gibst, wird er dich, auch wenn du in die verkehrte Richtung gehst, ausrichten. Versuche es, und du wirst herausfinden, das es funktioniert.

Yoganandas Mission

Der Göttliche Plan für Yoganandas Mission ist nicht etwas Festgelegtes. Es ist eine Energie, eine Richtung. Menschen fragen mich, wie ich die Zukunft Anandas sehe? Ich sehe mehr von demselben Geist, der heute herrscht; wie er sich zum Ausdruck bringen wird, ist von sekundärer Bedeutung. Wenn wir den richtigen Geist haben, wird alles gut gehen. Es ist ähnlich wie die Geschichte der chinesischen Kaiser. Wenn sie in die Provinzen reisten, fragten sie nicht nach den Abrechnungen oder wollten mit den Beamten reden, sie wollten die Musik hören. War die Musik in Ordnung, wussten sie, das alles in Ordnung war. War die Musik nicht in Ordnung, musste etwas verändert werden. Als erstes musste die Musik verändert werden. Ich glaube, eine der schönsten Sachen, die wir haben ist, dass jede Ananda-Gemeinschaft einen Chor hat, der diese Musik singt. Wenn Menschen singen, fühlen sie Gottes Geist und sind darauf eingestimmt. Die Musik ist nur ein Ausdruck des Geistes. Der Geist ist es, den wir brauchen.

Einmal kam ein Mann in Yoganandas Ashram zu einer Zeit, als wir dringend einen Drucker brauchten. Er erzählte mir, das er Drucker sei. Mit großer Freude sagte ich zu Yogananda: „Wir haben einen neuen Drucker für unsere Druckerei!“ Er antwortete: „Warum sagst du das? Finde zuerst heraus, ob er den richtigen Geist hat, und überlege dann, wo er hinpasst.“ An diesem Rat habe ich immer festgehalten, auch als ich Ananda aufbaute. Ich habe nie gedacht: „Oh, wir könnten diese Person hier gebrauchen, und jene Person dort.“ Wenn sie den richtigen Geist haben, wird sich alles von selbst zum Besten entwickeln. Du sollst Menschen nie gebrauchen. Menschen sind wichtiger als Dinge. Die Weiterentwicklung von Ananda, sollte immer mit dem Gedanken geschehen, dass wir hier sind, um den Menschen zu dienen und sie in ihrem spirituellem Wachstum zu unterstützen. Denkt nicht wie Buchhalter oder Geschäftsleute. Wir müssen uns selbst treu bleiben, selbst wenn das unrentabel ist. Es ist gut, alles zu organisieren, aber seid euch dabei sehr bewusst, dass wir es im richtigen Geist tun müssen.

Wir müssen schon mit den Füssen auf der Erde stehen und praktisch sein, aber ich habe auch gesehen, wie das daneben gehen kann. Als ich der Leiter der SRF-Zentren und -Meditationsgruppen war, sah ich, das jedes Zentrum seine eigene Art hatte, im Gegensatz zu dem, was Yogananda gesagt hätte. Also schrieb ich ein Buch mit Richtlinien und organisierte die Zentren, sodass, wenn ein Leiter ausschied, dass Zentrum im selben Geist weitergeführt würde. Ich tat mein Bestes, aber es schlug fehl. So geht das eben nicht. Der Geist der Gruppe reflektiert immer den Geist des Leiters. Unsere Leiter sind nicht als Geschäftsleute hier, die etwas zum Funktionieren bringen sollen. Als allererstes sind sie dazu da, andere zu inspirieren, ihnen zu dienen, sie zu beraten und sie zu Gott zu führen. Wenn wir versuchen, zu sehr die Kontrolle zu haben, werden wir gar nichts kontrollieren. Wir müssen in bestimmten Richtungen die Zügel locker lassen

So gründete zum Beispiel ein Ananda-Mitglied, in der Nähe von Ananda Village, eine medizinische Gemeinschaftspraxis. Er konnte solch einen öffentlichen Dienst nicht strikt nach Yoganandas Richtlinien führen. Aber er hat den richtigen Geist und so auch unsere Leute, die dort arbeiten. Das Ergebnis ist, dass sie den Hunderten von Menschen, denen sie dienen, etwas viel Tieferes geben, als eine einfache medizinische Behandlung.

Unsere Schulen können es sich nicht leisten, engstirnig zu sein, mit Gurus auf dem Altar. Sie müssen sich an ein System halten, das die Erziehung überall verändern kann, ein System das dringend gebraucht wird. Das Montessorisystem ist gut, aber es ist zu intellektuell, zu sehr an den Dingen orientiert. Rudolf Steiners System ist gut, aber es hat keine Hingabe. Mein Anliegen ist, die Praxis der Hingabe zur Göttlichen Mutter überall zu verbreiten – den Aspekt von Gott, der Liebe, Mitgefühl und Gnade ist. Ananda-Schulen helfen, Amerika diese notwendigen Qualitäten zu geben. Mehrere von Anandas Lehrern geben mit großem Erfolg Kurse in großen Betrieben und an staatlichen Stellen. Sie teilen ihre spirituellen Prinzipien in einer Sprache mit, mit der sich diese Menschen identifizieren können.

Viel mehr muss noch getan werden, um diese Lehren in verschiedene Lebensbereiche zu bringen: Bücher auf der Basis meiner Bücher, Bücher auf der Grundlage der Lehren, Bücher über Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. Zum Beispiel: Wie bin ich eine gute Mutter – ein solches Buch könnte ich nicht schreiben, aber jemand anderes könnte es, und das wäre wunderbar.

Spirituelle Gemeinschaften in der Zukunft

Wir müssen manche Dinge in eine Richtung laufen lassen, die nur minimal von Leuten geleitet werden, die in Ananda leben. Dann können wir das, was wir als Gruppe zu tun versuchen, rein und konzentriert erhalten. Es wird in der Zukunft viele andere Gemeinschaften geben, aber diejenigen, die wir jetzt haben, sind der Kern. Sie sind der letzte Ort, an dem ich Kompromisse mit weltlichen Einstellungen Wurzeln schlagen sehen möchte. Wir brauchen nicht dogmatisch zu sein, aber klar darin, dass wir Devotees sind. Wir versuchen nicht, ein wunderschönes New Age Dorf zu schaffen. Wir sind hier, um Gott zu dienen und eine Umgebung zu schaffen, die unsere Hingabe unterstützt. Dieses Ideal von Gemeinschaften ist etwas, was Devotees überall suchen sollten. Abgesehen davon würden die Menschen überall gut daran tun, nach anderen Arten von Gemeinschaften zu suchen, weil Gemeinschaft als Gemeinschaft etwas ist, was die Welt heute braucht.

Ich fühle, das spirituelle Gemeinschaften ein Kloster brauchen, das ein Beispiel für selbstloses Dienen setzt, etwas, das für Eltern, die Kinder aufziehen, schwieriger ist. Wenn Ananda zu sehr eine Gemeinschaft von Haushältern wird, fürchte ich, dass etwas Kostbares verloren gehen könnte. Yogananda sagte, dass der Weg weltlicher Verantwortung tatsächlich höher ist als der mönchische Weg, vorausgesetzt, der Haushälter handhabt seine Pflichten ohne jegliche Verhaftung oder Egobeteiligung. Nur wenige Menschen schaffen dies jedoch, ohne Beispiele zu haben. Wenn du Menschen findest, die wirklich fühlen, dass sie nichts anderes wollen als Gott, und wissen, dass alles, was sie besitzen, Ihm gehört, wird dieses Beispiel allen helfen, sich auf diese Einstellung einzustimmen. Es wäre gut, wenn alle neuen Ananda-Mitglieder sich zuerst in der monastischen Einstellung vertiefen könnten, bevor sie an eine Heirat denken. In der buddhistischen Tradition leben die jungen Männer zumindest ein Jahr in einem Kloster. Sie gehen in die Ehe mit einem bestimmten Verständnis der Selbstkontrolle, der Loslösung und des Dienstes. Lasst uns an erster Stelle Devotees sein, die Gott suchen. Während wir dann diese Ebene in unsere Ehe einbringen, können wir überall für Menschen ein Beispiel setzen von einer Art der Ehe, für die uns unsere Kultur nicht vorbereitet hat. Wir müssen ein anderes Konzept von menschlicher Liebe aufbauen, als das, was uns die Filmindustrie gibt. Es muss auf einer Seelenebene stattfinden.

Ich meine, es würde einen Höhepunkt für Anandas Wachstum darstellen, wenn wir einen Platz hätten, an den sich unsere Devotees nach einem arbeitsreichen Leben zurückziehen könnten, um ihre Zeit der Meditation zu widmen. Sie könnten Menschen empfangen, die für spirituelle Lehren und Beratungen kommen möchten. Ananda ist zur Zeit noch nicht in der Lage, solch einen Platz zu finanzieren. Lasst uns dies aber für die Zukunft im Geist behalten, denn Meditation und die Vereinigung mit Gott ist wirklich das, worum es auf diesem Pfad geht.

Familien, die in Gemeinschaften leben und ihr Leben bewusst Gott hingegeben, können überall eine immense Inspiration für die Menschen sein. Es bedurfte nur 5% der russische Bevölkerung, um die russische Revolution zustande zu bringen. Es wird auch gesagt, das man nur 5% der Aktien einer Gesellschaft zu besitzen braucht, um eine effektive Kontrolle auszuüben, da die meisten Menschen sich nicht an den Abstimmungen beteiligen oder auf eine Art und Weise abstimmen, die sich gegenseitig ausgleicht. Wenn aber ein paar Menschen wirklich an das glauben, was sie tun, ist ihr Einfluss proportional weit größer, als ihre Anzahl. Unsere Arbeit hat schon jetzt eine große Wirkung, und die Geschichte dieser Wirkung hat gerade erst begonnen. Es wird immense Veränderungen in der Gesellschaft geben und viele werden aufgrund der Dinge geschehen, die wir leben. Denkt nicht, dass ihr alleine dasteht, oder nur ein paar Stimmen in der Wildnis seid

Gott versucht, ein Gleichgewicht zwischen Ost und West herzustellen. Im Westen gibt es eine Art unterdrückte Spiritualität, die herauskommen möchte. Viele Menschen müssen vielleicht äußere Schwierigkeiten erfahren, um zu beginnen, weniger an ihre Investmentfonds zu denken und mehr an Gott. Ich glaube, wir befinden uns am Vorabend einer großen Veränderung, und du kannst Teil dieser Veränderung sein.


Spirituelle Sicherheit

Dieser Vortrag ist ein Auszug von einem Seminar, das Swami Kriyananda in Lugano in der Schweiz am 19.-21. März 1999 hielt.

Ein neues Zeitalter

Sri Yukteswar sagte in seinem Buch „Die heilige Wissenschaft“, dass gerade ein neues Zeitalter begonnen hat; ein Zeitalter, in welchem der Mensch sich bewusst wird, dass Materie wirklich Energie ist. Es ist Energie, welche das menschliche Schicksal führt und über es entscheidet und nicht Materielles.

Das vorhergehende Zeitalter, welches Jahrhunderte dauerte, war eine Periode, in welcher der Mensch Materie als ewige Wahrheit anschaute. In diesem Jahrhundert beginnen wir zu verstehen, dass Materie eigentlich gar nicht existiert, sondern dass sie eine Schwingung von Energie ist. Die Yogis, die dies alles schon vor Jahrhunderten erklärt haben, sagen, dass auch Energie nicht die fundamentale Realität ist, sondern dass es nur eine Manifestation kosmischer Gedanken ist, welche wiederum Manifestationen kosmischen Bewusstseins sind. Alles ist ein Traum Gottes, aber der Mensch ist noch nicht bereit, es zu verstehen. Er ist jedoch bereit zu verstehen, dass Materie eine Schwingung von Energie ist.

Diese zwei verschiedenen Weisen zu denken beeinflussen unsere Leben auf viele Arten. Zum Beispiel die Musik: die heutige New Age Musik ist flüssiger als die Barockmusik. Um ehrlich zu sein, mir gefällt die neue Musik nicht sehr; dies jedoch nur aus einem Grund: die Musik hat sich selbst noch nicht gefunden. Letztendlich wird sie eine musikalische Form erreichen, die schöner und melodischer ist.

Eine Welt-Religion

Sri Yukteswar sagte, dass in diesem Zeitalter, welches Dwapara Yuga genannt wird, der Mensch sich der Einheit und der Notwendigkeit Ost und West zu vereinen bewusst wird. Er erklärt, dass mit dem Dwapara Yuga die Zeit gekommen ist, wo der Mensch anfängt zu verstehen, dass Einheit aller Religionen die Basis ist. In Wirklichkeit gibt es nur eine Religion in der Welt, welche in der Zukunft „Selbst-Verwirklichung“ genannt wird; die Realisation des ewigen Selbst.

Es ist wichtig, zu verstehen, wer wir sind und wie wir den Kontakt mit dem Universum erfahren können. Das ist die Eine-Welt-Religion. Die wahre Kirche ist in uns, so sagte Jesus. Religion bedeutete schon immer die Beziehung zwischen uns und dem Unendlichen, zwischen uns und Gott.

Die Meister sind nur an unserem spirituellen Wachstum interessiert. Es ist nicht so, dass sie in den Himalayas leben und die Kondition der Menschheit ignorieren. Manchmal interessieren sie sich für Politik und inkarnieren sogar als politische Figur, um eine gewisse Richtung in der menschlichen Geschichte zu korrigieren. Sie versuchen es Stück für Stück, immer in Übereinstimmung mit dem Karma des Menschen, denn sie können sich nicht aufdrängen, die Menschheit zum inneren Frieden zu führen. Dies ist ihr einziges Ziel: unser spirituelles Wachstum.

Kali Yuga

Das alte Bewusstsein des Kali Yuga war eines der Nichteinheit – jedes Land für sich, jedes Dorf für sich, jedes Haus für sich. Es gibt ein Sprichwort „dein Haus ist dein Schloss “ aber das ist nicht wahr. Wir sind ein Teil einer Familie, auch wenn wir verschiedene Sprachen sprechen. Du kannst auf englisch oder bengalisch sagen: „Ich habe Hunger“ ö” es bleibt dasselbe. Es gibt verschiedene Arten und Weisen zu sprechen, sich zu kleiden und sich zu benehmen, aber die Leute bleiben die Selben. Ich bin viel gereist in meinem ganzen Leben und habe viele Leute gesehen und ich sah, dass sie wirklich alle gleich sind: ob sie nun Pasta oder Curry gern haben spielt keine Rolle ö” essen wollen sie alle. Es ist die Regierung, die egoistisch versucht, Kräfte für sich selbst zu entwickeln und verneint zu akzeptieren, dass wir eine Familie unter Gott sind. Es gibt Gute und Schlechte in jedem Land, aber wir sind alle Kinder des selben Gottes.

Eine Zeit der Schwierigkeiten

Wir sind jetzt am Ende des ersten Jahrhunderts des Dwapara Yuga und man sieht, dass es wirkliche Probleme gibt zwischen den alten und neuen Zeiten. Es herrscht Spannung zwischen der alten Art zu denken und der neuen Weise, die versucht, in den menschlichen Verstand einzudringen und unser Bewusstsein versucht zu befreien von materiellen Limitationen. Noch eine Weile werden wir diese Probleme zwischen den Ebenen vorfinden, überall, in der Wirtschaft, in den Religionen und in der Politik. Wir müssen verstehen, dass diese Änderungen nicht oberflächlich sind, sondern vor allem etwas, das unser inneres Leben berührt.

Manche schauen zurück und denken: „Oh, wie schön war es doch dazumal.“ Es war nicht schön, aber es kann so scheinen, unter dem Einfluss der Nostalgie ohne Erfahrung. Andere sagen: „Ich habe Angst vor diesen Änderungen.“ Sie sind wie der Vogel, der für 20 Jahre in einen Käfig eingesperrt war. Wenn du dann die Tür des Käfigs öffnest, will er nicht raus gehen – er hat Angst. Er kommt nur ein bisschen raus und geht dann wieder zurück. Dann kommt er wieder raus und bleibt ein bisschen länger, kehrt aber angstvoll zurück. Schließlich sagt er: „Es ist nicht so bedrohlich hier draußen“, und er beginnt zu fliegen und ist frei. Am Anfang, wenn der Mensch ein bisschen Freiheit und neue Möglichkeiten zum Wachstum findet, hat er Angst. Er bevorzugt die Sicherheit. In der Erziehung, im Geschäftsleben und in allen Sparten macht er alles so, wie es immer gemacht wurde, auch wenn es nicht der beste Weg ist.

In der Zukunft wird der Mensch von einem viel freieren Leben angezogen sein. Er wird weg von den Städten und der Natur näher leben. Er wird ein schöneres Leben haben als jetzt, ein viel freieres. In allen Sparten wird es ein inspirierenderes und erhebenderes Bewusstsein geben.

Musik – ein Ausdruck des Bewusstseins

Als Komponist weiß ich über die Musik als Ausdruck des Bewusstseins sehr gut Bescheid und ich habe einen schockierenden Trend in der Popmusik festgestellt. Höre der Musik vom Beginn dieses Jahrhunderts zu, ca. 1915. Sie ist nervös, aber nicht schlecht. Dann kam die Musik, die ich kannte, als ich jung war: die „Big Band“, mit ihrer Affirmation des Ego und dem „wie groß ich doch bin“. Dann Rock’n Roll, welcher in den untersten Chakren vibriert. Sein Rhythmus betont Gewalt, Sex, Ego und andere zu schaden. Popmusik geht immer mehr abwärts in der Wirbelsäule, bis zum untersten Chakra.

Musik, und nicht nur Popmusik, wird immer gewalttätiger. An einem Konzert in Santa Cecilia in Rom hörte ich Ravel und andere. Es wurde ein Stück von Ramazzotti gespielt und an einem bestimmten Punkt hörte ich jemanden sagen: „Dies ist ein verrückter Mann, er ist verrückt“ und ja, in der Tat, er war verrückt. Was mich am meisten erstaunte, war, wie das Orchester solch eine Musik spielen konnte und wie das Publikum zu so was hässlichem und sinnlosem auch noch applaudieren konnte.

Heutzutage geht es mit der Musik immer mehr in diese Richtung. Hier sehe ich ein Zeichen der Änderung, die uns eine Explosion bringt. Man kann nicht immer angespannter werden, ohne dass eine Explosion folgt, entweder mental oder spirituell.

Yoganandas Prophezeiungen

Wenn du denkst, dass es nie mehr einen Weltkrieg gibt, lebst du in der Täuschung. Es muss geschehen, denn es herrscht zu viel Wut, zu viel Gewalt, zu viel der Wunsch, andere zu zwingen, so zu denken wie wir wollen. Die Intoleranz nimmt zu und nicht ab.

Das Schöne ist, dass Leute wie wir den Frieden suchen, einen göttlichen Frieden, welcher das Wohlbefinden aller einschließt, die Freude aller und allen Gutes wünscht. Aber das ist nicht etwas, was heutzutage in der Welt draußen geschieht. Wir sehen, dass die Gewalt zunimmt. Yogananda sagt, dass es einen Weltkrieg aus Notwendigkeit geben wird.

Wann wird der nächste Krieg beginnen? Ich denke es ist möglich, dass es dieses Jahr beginnt. Das ist meine Meinung ö” ich weiß es nicht sicher, aber ich sehe dass es sehr ernst ist. Zum Beispiel in Russland, wie wird man dort überleben, wenn alles zusammenbricht? Deren Bewusstseinsebene in Betracht ziehend, denke ich, dass es möglich ist, dass sie etwas tun werden. Ich weiß nicht was es sein wird, aber ich fühle es. Zum mindesten würde ich sagen, dass wir uns für die Möglichkeit eines Krieges vorbereiten. Dies ist keine Prophezeiung, aber viele Leute sagen, dass dieses Jahr etwas geschehen wird.

Yogananda hat einmal über diese Dinge an einem Sonntags-Gottesdienst gesprochen, als ich dabei war. Plötzlich stoppte er und sagte mit großer Kraft: „IHR WISST NICHT, WAS FÜR EIN SCHLIMMER KATAKLYSMUS AUF UNS ZUKOMMT!“ Ich glaube nicht, dass er nur über die Wirtschaft sprach. Ein Kataklysmus kann nicht von den Menschen kontrolliert werden. Viele andere Propheten und Heilige haben dies gesehen, wie zum Beispiel Padre Pio und Teresa Neumann. Jemand fragte sie: „Wird Amerika je wegen Bomben so leiden wie Deutschland gelitten hat?“ Sie antwortete: „Nein, ich glaube nicht. Aber Amerikas Problem wird ein totaler Wirtschaftszusammenbruch sein, ausgelöst von schwerwiegenden Weltveränderungen“. Yogananda hat nicht genau erklärt, wann diese Dinge geschehen würden, aber er wies auf das Ende dieses Jahrhunderts hin, welches jetzt kommt.

Denke nicht, dass die Schwierigkeiten umgangen werden können. Ja, sie können verkleinert werden, aber manchmal denke ich, dass Gott, anstatt die Dornen auf dem Weg unseres Lebens wegzunehmen, noch mehr hinlegt.

Prüfungen als Segnungen

Wir befinden uns in einer Übergangszeit zwischen zwei Zeitaltern. Es kann keine große Veränderung geben ohne Probleme, das ist unmöglich. Wenn du auf die Prüfungen zurückschaust, die du in deinem Leben ausgehalten hast, und du sie mit Glaube und Intelligenz angegangen bist, dann wirst du jetzt verstehen, dass sie in der Tat Segnungen waren. Ich kann auf alle Fälle bestätigen, dass ich, für diejenigen Dinge, die ich für die Schlimmsten meines Lebens hielt, dankbar bin, denn sie gaben mir die Gelegenheit und Energie, viele außerordentliche Dinge fertig zu bringen. Heute wäre ich nicht hier, hätte ich diese „Tragödien“, wie sie mir damals schienen, nicht erlebt. Ich hätte keine Gemeinschaft gegründet und nicht so viele Bücher geschrieben. Ich hätte das Leben nicht verstanden. Diese Prüfungen gaben mir die Kraft und die Möglichkeit aus meinem Leben etwas viel größeres zu machen, als ohne sie. Ich kann mir vorstellen, dass dies für jeden von euch wahr ist, nämlich, dass sich Prüfungen und Schwierigkeiten als Segnungen herausstellen.

Die Nachricht Liebe

Diese Prüfungen werden kommen. Es ist wichtig zu verstehen, dass sie vor allem aus einem Grund kommen, mit einer Nachricht, einer Wahrheit: Liebe. Liebe für Gott vor allem, denn sie ist die gleiche Liebe wie die Liebe für den Nächsten, denn es ist Gott, den wir in allen lieben. Gott in allen zu lieben bedeutet, die Seele in jedem zu lieben. Dies gibt dir Mitgefühl für alle, denn du weißt auch, wenn sie in ihren Leben Fehler machen, wollen sie doch alle das Gleiche: perfekte Liebe, perfekte Freude. Wenn du durch Schwierigkeiten zu diesem Verstehen kommst, ist das wichtiger als alles andere.

Und dann gibt dir Gott noch mehr Prüfungen. Er sagt nicht: „Ah, du hast es verstanden, du brauchst also keine Prüfungen mehr.“ Nein! Gott wird dir sogar noch mehr Prüfungen geben, bis du sagst: „Ich liebe Dich und möchte nichts anderes, als Deine Liebe.“ Dann wird Er den Schleier der Täuschung lüften und Er wird dich die Schönheit deiner Seele als Kind Gottes sehen lassen. Dies, mehr denn alles andere, ist der Grund der Zeiten, in welchen wir leben.

Nimm es nicht leicht, nimm es ernst. Aber verstehe, dass nichts wirklich ernst ist, außer Gottes Liebe. Während den Prüfungen, die ich in den vergangenen Jahren erlitt, habe ich meine besten Bücher geschrieben und meine beste Musik komponiert. Vor allem mein Lieblingslied „Love is a Magician“, was bedeutet, dass nur die Liebe uns verändern kann. Dies ist die Magie, die dich in göttliches Gold verändert. Liebe, nur die Liebe kann dich verändern.

Wirtschaftskrisen

Ich bin kein Experte in Technologie, Wirtschaft oder Politik. Doch ich bin mir der subtileren, mehr karmischen Ebene bewusst, wie es auch Yogananda war. In den letzten drei Jahren seines Lebens, sprach Yogananda sehr massiv über einen weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruch. Er sagte dieser würde schlimmer sein als der amerikanische Börsenkrach in den dreißiger Jahren. Er sah auf der karmischen Ebene, dass ein Zusammenbruch geschehen wird.

Ich kann Euch mit Sicherheit sagen, dass das Karma der heutigen Zeit der Welt eine Wirtschaftskrise bringen muss. Yogananda sprach mit sehr viel Kraft darüber, dass die Menschen durch ihren Wunsch nach materiellen Dingen und Reichtümern begonnen haben, Gott zu vergessen. Deshalb wird Gott eine „Operation“ durchführen müssen. Viele andere Meister haben ebenfalls gesagt, dass große Herausforderungen auf die Welt zukommen werden.

Mit einem wirtschaftlichen Zusammenbruch werden wir nicht mehr so viele Dinge zur Verfügung haben und es wird weit verbreitet Armut herrschen. Es besteht auch die Wahrscheinlichkeit eines Krieges. Die Geschichte zeigt, dass Regierungen, die sich mit einer wirtschaftlichen Krise konfrontiert sehen, die öffentliche Aufmerksamkeit durch einen Krieg davon abzulenken versuchen. Die Wahrscheinlichkeit ist zu groß, als dass man sie ignorieren könnte. Ihr müsst Euch darauf vorbereiten. Wir treten in eine sehr schwierige Zeit.

Weltbruderschafts-Kolonien

Yogananda sprach mit großer Dringlichkeit über dieses Thema, um uns von seiner Richtigkeit zu überzeugen. Die bewegendste Ansprache, die ich jemals in meinem Leben gehört habe war, als Yogananda über den Aufbau und das Schaffen von Weltbruderschafts-Gemeinschaften sprach. Bei diesem Anlass rief er laut diese Worte mit enormer Kraft:

„DIESER TAG ZEICHNET DIE GEBURT EINES NEUEN ZEITALTERS. MEINE GESPROCHENEN WORTE SIND IM ÄTHER REGISTRIERT, IM GEIST GOTTES. UND SIE WERDEN DEN WESTEN BEWEGEN! TAUSENDE VON JUGENDLICHEN MÜSSEN NACH NORDEN, SÜDEN, OSTEN UND WESTEN GEHEN UND DIE ERDE MIT KLEINEN KOLONIEN BEDECKEN UND ZEIGEN, DASS EINFACHES LEBEN UND HOHES DENKEN ZU GRÖSSTER GLÜCKLICHKEIT FÜHREN!“

Er sprach so eindringlich, um diesen Gedanken in unser Bewusstsein einzupflanzen. Als ich diese Worte hörte, gab ich das Versprechen dies zu tun und trotz vieler Schwierigkeiten habe ich es getan. Ananda ist geschaffen worden, um anderen ein Beispiel zu geben, wie man nicht nur auf dem Land lebt und Nahrungsmittel anbaut, sondern auch wie man harmonisch mit anderen Gleichgesinnten zusammenleben kann.

(Ed.: Yogananda sagte auch: „Findet Euch mit Menschen zusammen, die Eure hohen Ideale teilen. Verbindet Eure Resourcen. Kauft Euch ein Stück Land außerhalb der Stadt. Ein einfaches Leben wird Euch innere Freiheit bringen. In Harmonie mit der Natur zu leben, wird Euch eine Freude schenken, die wenige Stadtbewohner kennen. In der Gemeinschaft mit anderen Wahrheitssuchenden wird es Euch leichter fallen, zu meditieren und an Gott zu denken.“ – Zitat aus „Suche nach dem Sinn“ von Kriyananda.)

Als ich Ananda in den sechziger Jahren gründete, lebten wir sehr einfach, denn wir hatten kein Geld. Wir mussten langsam aufbauen, Schritt für Schritt. Für uns war es ein Luxus, ein Badezimmer, fließendes Wasser oder Elektrizität zu haben. Ich denke, diese Erfahrung war eine sehr hilfreiche Vorbereitung dafür, wieder auf einfache Weise zu leben.

Viele von Euch, wahrscheinlich die meisten, leben in der Stadt. Könnt Ihr Euch eine Stadt vorstellen, in der die meisten Systeme ausfallen – Wasser, Elektrizität, Kommunikations- und Transportsysteme, Banken, usw.? Ihr werdet in den Supermarkt gehen und vielleicht gibt es keine Nahrungsmittel. Was werdet Ihr tun? Ihr seid wahrscheinlich freundlich und rücksichtsvoll und werdet nicht daran denken, gewaltsam zu handeln, doch andere werden so reagieren. Vielleicht wird ein absolutes Chaos entstehen. Ihr müsst Euch bewusst sein, dass es nicht sicher ist, in den Städten zu bleiben.

Yogananda hat viele Male wiederholt betont „auf das Land zurückzukehren“. Ich möchte Euch einen Vorschlag machen. Wenn es Euch möglich ist, kauft ein Stück Land, wo Ihr Eure eigenen Nahrungsmittel anbauen könnt. Tut Euch mit ein paar Freunden zusammen, um eine kleine Gemeinschaft zu gründen: Es wird Eure Rettung sein. Versucht nicht eine große Gemeinschaft zu gründen. Es ist viel schwieriger eine große Sache zu organisieren. Aber für eine Gruppe von fünf oder sechs Leuten wird es nicht schwierig sein. Jeder bringt ein bestimmtes Talent mit und kann etwas beitragen. Zusammen werdet Ihr stärker sein. Ihr werdet dies Gemeinschaft brauchen und ich bitte Euch, ernsthaft darüber nachzudenken.

Normalerweise ist der Mensch nur zögernd bereit, etwas für andere zu tun: Er will nur für seine eigenen Bedürfnisse leben. Das ist die Haltung, die in der heutigen Welt am meisten verändert werden muss. Wir müssen an das Wohl der anderen denken und an die Welt als Ganzes, nicht nur an unsere Familie oder unser Land.

In einer bestimmten Phase, gab es Schwierigkeiten in Ananda Village, die Gemeinschaft zu festigen. Die Mitglieder überlegten, ob es nicht besser wäre, anderen nicht zu dienen, solange die Probleme der Gemeinschaft nicht gelöst sind. Ich sagte ihnen, dass, wenn wir nur an uns selbst denken, wir sicherlich scheitern würden. Wir müssen an andere denken und wir müssen die Gemeinschaft im Dienst für andere aufbauen.

Das ist die Richtung des neuen Zeitalters. Die Illusion heutzutage ist, zu meinen, dass die Regierung die Entscheidungen für Euch übernehmen soll. Die Energie und die Art Euer Leben zu gestalten, ist nicht etwas, dass von außen auferlegt werden kann, es muss von Euch kommen. Wenn Ihr eine Gemeinschaft gründen möchtet, wird das nicht allzu schwierig sein, denn es gibt Anandas Beispiel und die dreißigjährige Erfahrung Anandas, die sich andere zu Nutze machen können.

Wir müssen begreifen, dass wir Teil eines Ganzen sind. Wir sollten unseren Planeten unterstützen und nicht ausrauben. Was wir empfangen, müssen wir weitergeben. Wenn wir dieses Bewusstsein entwickelt haben, sind wir bereit, in das neue Zeitalter einzutreten. Solange wir in dem alten Bewusstsein leben, werden wir unvermeidlich leiden. Wir müssen die Mauern unseres Egos brechen und begreifen, dass das Wohlergehen aller unser eigenes Wohlergehen ist. Wenn wir diese Haltung haben, werden wir diese wunderschöne Welt sehen, die Yogananda der ganzen Menschheit prophezeit hat.

Ihr, die Ihr interessiert seid an diesen Dingen, könnt eine große Hilfe für andere sein. Ihr könnt dadurch zur Rettung unserer Zivilisation beitragen. Es braucht nur einige wenige, die begreifen und die anderen werden ihrem Beispiel folgen. Wenn Ihr eher eine einfache, inspirierende Lebensweise sucht statt äußere Reichtümer, werdet Ihr ein wunderschönes Leben führen. Für Euch wird es nur zeitweilig Schwierigkeiten geben. Aber es ist gut, sich innerlich darauf vorzubereiten. Versucht von heute ab, Lösungen zu diesen Problemen zu finden: Lebt in einem Bewusstsein, das für Lösungen offen ist. Schwierigkeiten werden eine große Chance für Euer Wachstum sein und für die Schöpfung einer Zivilisation, die tausend Mal schöner ist, als alles, was wir bisher erfahren haben. Die Zukunft wird tatsächlich wunderbar sein.


Werde ein Kanal für Inspiration und innere Kraft

Dieser Artikel ist ein Auszug eines Vortrages, den Swami Kriyananda am 18.2. 1999 in Turin, Italien, hielt.

Wir sind ein Teil einer größeren Realität

Auf der einen Seite war das Leben mit einem großen Meister wie Paramhansa Yogananda eine normale Erfahrung. Er war ein Mensch wie du und ich. Auf der anderen Seite aber war es überhaupt nicht normal. Ich war in seiner Gegenwart immer überrascht, denn er machte uns verständlich, dass jeder von uns die potentielle Kraft hat, wie Jesus Christus zu werden. Sogar Jesus sagte: „Das was ich gemacht habe, müsst ihr tun, und sogar größeres, denn ich muss zu meinem Vater zurückkehren!“ Alle Meister sind gekommen, um uns den Glauben in das zu geben, was wir werden können, und nicht, um uns mit ihrer Größe zu imponieren.

Es ist der klingende Körper der Violine, der eine Konzerthalle mit ihrer Musik füllen kann. Die Saiten alleine bringen keinen Ton hervor. Auf dieselbe Weise sind wir Teil einer viel größeren Realität, die uns Kraft gibt. Wenn du im Meer schwimmst, kann eine große Welle auf dich zukommen und dich bedrohen. Auf einem Schiff aber siehst du viele Wellen und sie erscheinen dir nicht sehr hoch. Von einem Flugzeug aus siehst du nicht einmal die Welle, nur das Meer, das wie ein ruhiger Spiegel aussehen kann. Im Leben sorgen wir uns um die kleinen Dinge, die unser Ego betreffen. Es scheint so wichtig zu sein, wenn jemand ein grobes Wort zu uns spricht oder wenn du eine dir wichtige Gelegenheit versäumst. Wenn du aber nicht nur an dein kleines Selbst, sondern an dein großes Selbst denkst, an die Realität von welcher wir alle ein Teil sind, wird viel Kraft zu dir kommen.

Ich habe Philosophie- und Theologiebücher gelesen, die versuchten, die Wunder Jesu zu erklären. Sie meinten, dass diese nicht möglich waren. Als ich mit einem Meister lebte, habe ich jedoch mit eigenen Augen gesehen, dass Wunder nur Kleinigkeiten sind. Yogananda hat viele Wunder vollbracht, ohne dass man es je bemerkt hätte. Für ihn waren sie normal, aus dem einzigen Grund, weil wir Teil der kosmischen Energie sind.

Einstimmung ist der Schlüssel

Mit dieser Energie kannst du dich mit jedem Strahl der Wahrheit, den du möchtest, in Harmonie bringen und vieles verstehen. Als ich zum Beispiel das Lied für den Psalm von David schrieb, sagte mir ein jüdischer Freund: „Ich weiß, dass du nie in einer Synagoge warst, aber dies ist genau die Art von Musik, die in der Synagoge gesungen wird.“ Wie können wir diese Dinge wissen? Wir sind alle Teil der gleichen Realität. Durch Meditation (und die Techniken, die dich in Harmonie bringen mit dieser allumfassenden Wahrheit) fängst du an zu verstehen, wie andere denken und wie du auf jedem beliebigen Gebiet und bei allem wozu du dich berufen fühlst, erfolgreich sein kannst. „Channeling“ bedeutet nicht, jemanden mit leerem Geist zu rufen und zu verlangen: bitte gib mir etwas!“ Das was du „kanalisieren“ willst, kommt von deinem Inneren und nicht von anderen oder von Informationen, die du zusammengetragen hast.

An der Universität hatte ich einen Griechisch-Kurs belegt, aber ich ging fast nie in den Unterricht. Der Professor sagte: „Für gewisse Studenten hier ist es wahrscheinlich nicht der Mühe wert, zur Prüfung zu kommen.“ Alle schauten auf mich und lachten. In der Nacht vor dem Examen, hatte ich immer noch nichts gelernt, und in meiner Verzweiflung machte ich eine sehr wichtige Entdeckung: Anstatt zu denken „Griechisch ist schwierig“, sagte ich zu mir: „Ich bin ein Grieche!“ Mit diesem Gedanken wurde es zu einer Frage des sich Wiedererinnerns und an diesem Abend absorbierte ich, so viel wie mein Verstand fähig war zu absorbieren. Schlussendlich haben nur zwei Studenten das Examen bestanden, und ich war einer der beiden – nicht eines speziellen Talentes wegen, sondern aufgrund dieses Prinzips. Die Heilige Theresa von Avila sagte: „Ich will keine meiner Nonnen sagen hören „ich bin keine Heilige“, denn ihr seid hierher gekommen, um Heilige zu werden“. Es ist wahr, dass du noch nicht am Ziel angekommen bist, aber das ist nicht wichtig. Hypnotisiere dich nicht mit den Fehlern, die du gemacht hast. Du bist genauso ein Kind Gottes wie jeder Meister, der je gelebt hat. Du hast die Kapazität zur unendlichen Liebe. Ich habe gesehen, dass Yogananda dies immer sehr ernst genommen hat. In jedem von uns hat er die Fähigkeit gesehen, so zu werden, wie er war. Wir sind vom Gedanken hypnotisiert, dass wir schwach, zu menschlich, voller Eifersucht und voll kleinlichem Denken sind – aber dies ist nicht die Wahrheit.

Als Jugendlicher wollte ich Dichter und Dramaturg werden. Ich setzte mich hin und schrieb: „Seite Eins, Kapitel Eins …,“ und dann … nichts. Schließlich sagte ich mir: „Warum die Welt mit meinem Unwissen überschwemmen?“ Folglich gab ich meine Ambitionen auf und entschied mich, Gott und die Wahrheit zu suchen. Sobald ich ein wenig meditierte, nahm ich wahr, dass die Inspirationen so schnell kamen, dass es schwer war, sie alle zu behalten, denn sie kommen nicht von mir, sondern von einer anderen Quelle. Yogananda lehrte uns, dass wir inmitten eines Ozeans von Energie leben, und wie wir uns auf diese Energie einstimmen können und sie zu uns ziehen können.

Die großen Komponisten verstehen, dass sie ihre Inspiration aus einer viel größeren Quelle bekommen, wogegen die nicht so Großen denken, dass sie Musik mit ihrem Verstand erschaffen können. Du kannst in deiner Kreativität einmalig sein, wenn du aus deiner Mitte heraus handelst, aus deinem Herzen. Wenn ein Liebender sagt: „Ich liebe dich,“ so ist das immer neu, weil es von Herzen kommt. Was immer du aus deiner inneren Mitte heraus sagst, ist einmalig, sogar wenn die Worte schon tausende von Malen vorher gesagt wurden. Suche in dir selbst die Quelle der Inspiration, und du wirst sehen, dass Gott sich auf neue Art und Weise durch jede Person, durch jede Blume, durch jede Wolke ausdrückt. Man muss dabei in zwei Schritten vorgehen. Zuerst sei dir dieser Quelle der Inspiration bewusst und dann benutze deine Willenskraft, um diese Inspiration in die Tat umzusetzen.

Benutzte deine Willenskraft

Yogananda lehrte uns Übungen, die durch den Einsatz von Willenskraft, den Körper mit Energie aufladen. Ich habe bei vielen Gelegenheiten gesehen, dass diese Energie uns immer zur Verfügung steht. Als ich in Anandas erstem Retreat ein Haus baute, musste ich eine sehr schwere Arbeit mit meiner Hand tun. Nach 500 Malen konnte ich meine Hand nicht mehr zusammendrücken. Dann dachte ich daran, dass bald der Winter mit viel Schnee kommen würde und die Arbeit zu Ende gebracht werden musste. Mit diesem Gedanken und indem ich Yoganandas Technik anwandte, machte ich weiter. Nach dem zehnten Mal wurde die Arbeit plötzlich leichter, und ich sah mich ohne Schwierigkeiten in der Lage, noch 500 Mal weiterzumachen. In allen von uns steckt potentielle Energie, und unter Einsatz des Willens wirst du niemals müde werden. Diese Energie gibt dir große Kraft.

Wahre Stärke ist nicht nur körperlich, sondern sie ist moralische und spirituelle Stärke. Einmal näherten sich Yogananda drei Männer mit Pistolen die sein Geld wollten. Er erwiderte: „OK, ich hänge nicht am Geld. Aber ich habe ein Vermögen, das ihr mir nicht nehmen könnt, sondern nur haben könnt, wenn ich es euch gebe.“ Dann blickte Yogananda sie voller Liebe an, und sie begannen zu zittern und sagten: „Wir können unser Leben nicht mehr weiterführen wie vorher. Was hast du mit uns gemacht?“ Er hatte ihre Leben verändert. Wichtiger als pure Kraft ist eine Energie der Liebe und Freude. Wenn du mit Menschen zusammensein kannst und mit ihnen ein bisschen Freude teilst, dann ist dies das größte Geschenk, dass du ihnen geben kannst.

Yogananda gab uns die Möglichkeit zu verstehen, dass alles, was wir uns wünschen, zu uns kommt; was wir tun ist nicht wichtig, aber die geistige Einstellung mit der wir es tun, ist sehr wichtig. Du kannst eine Botschaft übermitteln, indem du einfach mit einem freudigen Lächeln durch die Straßen gehst, ohne etwas zu sagen; oder während du im Büro einen Geschäftsbrief verfasst. Es ist nicht wichtig, dass wir in der Welt leben müssen. Wir brauchen nicht mehr länger zu sagen, dies ist spirituell und jenes ist nicht spirituell. Die Spiritualität hängt von unserer Einstellung ab. Wenn du in dem Bewusstsein handelst: „Ich übergebe ihm mein Leben,.“ dann ist es egal, ob du Rechtsanwalt, Geschäftsmann, Sekretärin, Koch, Krankenschwester oder Kellnerin bist.

Die Verantwortung liegt bei dir

Es ist an der Zeit, die Welt zu heiligen, und diese Verantwortung liegt bei dir. Du musst dich ändern. Denke nicht, dass du die Religion den Priestern überlassen solltest; du bist potentiell ein Heiliger. Sogar wenn du in der Hölle wärest, wärst du ein Heiliger in der Hölle. Die Essenz deiner Seele ist immer rein.

Die indische Heilige Anandamoyi Ma war Analphabetin. Trotzdem war sie so weise, dass jeder Studierte, der ihr Fragen über die Schriften stellte, staunend wegging, weil das von ihr Gesagte so richtig und so tief war. Je mehr du in deine Mitte gehst, desto mehr werden die Menschen dich anschauen und begreifen: „Er hat etwas gefunden, was ich auch will.“ Teile mit, was du in dir fühlst, aber prahle nicht damit, denn es kommt von Gott. Der Pfad des Lebens ist schmal. Auf ihm können entweder das Ego oder Gott gehen; da ist kein Platz für beide. Warum nicht Gott durch dich handeln lassen? Dann wirst du Freude und Freiheit fühlen. Dann wird der Gedanke kommen: „Wie schön: Ich hab’s nicht getan. Gott hat’s getan!“

Wenn du mit Aufrichtigkeit bittest, ein Kanal für Gott zu sein, so wird Er dir viele Inspirationen geben, auch wenn jemand mit einem Problem zu dir kommt. In meinem Leben habe ich in den letzten 50 Jahren viele Menschen persönlich beraten. Manchmal wird mir eine Frage gestellt, auf die ich keine Antwort weiß. Ich lasse dann die Frage los und antworte: „Ich weiß es nicht.“ Doch während des Aussprechens von „Ich weiß es nicht“, weiß ich plötzlich die Antwort, denn mein Verstand kann entspannen und die Inspiration kommt zu mir. Genauso bereite ich nie eine öffentliche Rede vor, weil ich festgestellt habe, dass Gott besser als ich weiß, was zu sagen ist. Er hat mich nie im Stich gelassen. Die Inspiration ist immer zu mir gekommen. Wenn du dich mit Glauben und Vertrauen hinein begibst, verleiht Er dir Flügel. Versuche immer wieder zu fliegen und du wirst fliegen. Je mehr du dies tust, desto mehr Inspiration wird zu dir kommen.

Was du tust, sollte sich lohnen. Du solltest spüren: „Dies ist es, was ich mit meinem Leben anfangen will.“ Du wirst sehen, dass sogar in den kleinen Dingen Freude steckt. Gott kann man in jedem Sandkorn finden. Gott strahlt durch dich, und Gott kann immer mehr strahlen, je mehr du dich in der inneren Stille auf Ihn einzustimmen suchst.


Praktiziere die Gegenwart Gottes

Dieser Artikel stammt aus einer Ansprache, die Swami Kriyananda am 1. Januar 1999 in Ananda Assisi hielt.

Vergiss die Vergangenheit

Ich wünsche Euch allen ein glückliches Neues Jahr! Es freut mich sehr, euch alle hier zu sehen und ich hoffe, dieses Jahr wird ein wunderbares Jahr, das euch viel Schönes bringt.

Ich kann euch nicht nur Schönes wünschen, denn das wäre wohl zuviel gefragt. Wir wollen realistisch sein – das Leben ist lang. Aber es ist meines Erachtens sehr wichtig, das amerikanische Sprichwort zu verstehen: „Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.“ So sollten wir leben, so sollte unsere Einstellung sein. Die Vergangenheit ist nicht wichtig – aber von heute an können wir uns verändern.

Yogananda sagte oft: „Vergiss die Vergangenheit.“ Wir wollen nicht im Gedanken an vergangene Fehler leben, die uns herunterziehen. Viele Menschen leben auch oft zu sehr in ihren Siegen. Voller Stolz sagen sie: „Oh, ich hab dies getan und jenes gemacht“, dabei liegt es doch schon in der Vergangenheit.

Die Bhagavad Gita sagt uns, dass wir die Resultate unserer Handlungen Gott geben sollen. Wenn also deine Handlungen nicht gut gehen, kannst du Ihm die Schuld geben. Ich war überrascht zu hören, wie Yogananda sagte: „Es freut Gott, wenn du Ihm deine Fehler gibst.“ Du bist mehr in Einklang mit Ihm, wenn du Ihm deine Fehler gibst, und dann kannst du dich langsam zum Besseren Wandeln. Aber wenn du an dem Gedanken festhängst: „Ich habe einen Fehler gemacht“, schließt du diese Tür.

Wir leben in einem Zeitalter, in dem man sagen könnte, dass die Wissenschaft die Religion von heute ist. Das ist gut in dem Sinne, dass die Wissenschaft sagt: „Wenn es wahr ist, müssen wir es beweisen.“ Wenn die Religion also real ist, dann ist sie beweisbar: Sie kann getestet werden.

Denke an Gott und spreche mit Ihm

Für dieses Jahr empfehle ich euch, dass ihr Religion oder Spiritualität auf wissenschaftliche Weise in euch testet. Versucht, ein Jahr lang an Gott zu denken und mit ihm zu reden. Macht es wie einen Versuch, wie ein Experiment. Denkt an Gott als in euch, als ihr selbst, und denkt bei allem was ihr tut: „Ich mache dies mit Dir.“ Teilt jeden kleinsten Gedanken mit Ihm. Wenn es ein unschöner Gedanke ist, teilt ihn mit Ihm. Sagt: „Lieber Gott, hilf mir. Verwandle diesen Gedanken, denn er gefällt mir nicht.“ Alles mit Ihm zu teilen ist nicht einfach, aber nehmt euch wirklich vor, es zu tun.

Es scheint eine alte Tradition zu sein, dass die guten Vorsätze vom ersten Januar am zweiten schon aufgegeben werden. Anstatt nun Vorsätze zu haben, die dann doch nicht eingehalten werden, versucht, jeden Tag fünf Minuten lang an Gott zu denken. Wenn ihr das schafft, dann versucht es zehn Minuten, und dann immer länger.

Das ist wirklich eine wunderbare Praktik. Ich finde es zum Beispiel sehr inspirierend, beim Gehen jeden Moment, jede Bewegung und jedes Geräusch mit Gott zu teilen. Wenn ihr ein Auto hupen hört, könnt ihr euch vorstellen, dass es Gott war. Wenn ihr im Baum einen Vogel pfeifen hört, dann denkt, dass es Gott ist, der pfeift. Und mit der Zeit werdet ihr entdecken, dass alles göttlich ist. Denkt: „Das Göttliche bewegt meine Beine, und fließt durch mich.“ Wenn ihr mit andern Menschen sprecht, lasst in euch das Lied weiterklingen, das zu Gott singt: „Oh, Gott ich liebe dich so. Guru, ich liebe dich so.“ Allmählich werdet ihr lernen zu denken, dass es Gott ist, der im kleinen Vogel oder im Wind in den Bäumen zu euch spricht. Ihr werdet sehen, dass das ganze Leben eine Symphonie ist und dass alles, auf die eine oder andere Weise, Gott ist, der in dieser Form zu euch spricht.

Wenn ihr Gott diese Gelegenheit gebt, wird Er zu euch sprechen; Er wird euch Botschaften geben, wie in der herrlichen Geschichte von George Washington Carver, einem Schwarzen in Amerika. Er war ein einfacher Mann, der in seinem Leben etwas für Gott machen wollte. So begann er, intensiv zu beten und Gott antwortete ihm, indem Er ihm 300 verschiedene Verwendungsmöglichkeiten für die Erdnuss offenbarte. Wenn du Gott die Gelegenheit gibst, zu dir zu sprechen, dann kann Er dich in allem, was du siehst und erfährst, führen.

Mache die Erfahrung von Gottes Gegenwart

Es gibt eine wunderbare Geschichte, die ich schon oft erzählt habe, über den Heiligen Datatreya, der vor vielen Jahrhunderten lebte und sagte, er hätte 24 Gurus. Einer davon war eine Biene. Wieso eine Biene? Weil er sah, dass die Bienen nur zu Blumen fliegen und nicht zu Unrat, wie die Fliegen. So lernte er von der Biene, im Leben, das eine Mischung von Gut und Böse ist, nur das Gute und Schöne zu suchen.

Er sprach auch von einem Stein, der sein Guru war. Der Stein war still, fest und unbeweglich, auch wenn sich um ihn herum alles bewegte. Und so dachte der Heilige: „So will ich sein, zentriert in mir.“ Wieso nicht bewegungslos in der Meditation verharren und sich nicht wegen Kleinigkeiten im Leben aufregen? Warum nicht immer die Ruhe bewahren?

Ich erinnere mich an einen Schüler Yoganandas in Indien, der ein sehr einfacher, stiller und hingebungsvoller Mann war. Auf alles was man zu ihm sagte, antwortete er: „Guru, Guru.“ Es war sehr inspirierend. Ich hörte, dass er in seinen letzten Jahren levitierte.

Solch spirituelles Bewusstsein erreicht man nicht, indem man sich auf Geschwätz und Unwichtiges konzentriert. Interessiert euch nicht für Klatsch und Kleinigkeiten, die euch nicht berühren. Versucht, großzügiger und ruhiger zu werden. Wir müssen die kleinen Dinge hinter uns lassen. Die einzige Verantwortung, die uns das Universum auferlegt hat, ist uns zu ändern und die Wahrheit in unserem Leben zu finden. Wenn wir dies verstehen, können wir das ganze Leben verstehen, das ganze Universum. Alles kann man auf diese Weise verstehen. So wie der Dichter William Blake sagte: „Die Unendlichkeit kann in einem Sandkorn gefunden werden und die Ewigkeit in einer Sanduhr.“ Wir können die Ewigkeit in einem Augenblick finden.

Ich glaube, dass wir am Beginn einer sehr schwierigen Zeit stehen. Aber wenn ihr mit Gott seid, dann werdet ihr sehen, dass euch nichts berühren wird: ihr werdet immer den inneren Frieden behalten. Die Welt ist so, wie wir sie machen – warum also nicht eine schöne Welt schaffen? Wenn nur wenige dies machen würden, wäre die Welt verändert. Es ist das Beste, das wir für die Welt tun können.

Wo immer ihr lebt, versucht Gott mehr an euren Gedanken und eurer Seele teilhaben zu lassen. Sagt nicht: „Ich bin kein Heiliger, ich habe nicht das Recht und die Macht, andere zu segnen.“ Nein, ihr müsst andere segnen. Ihr müsst auch für andere meditieren.

Diejenigen von euch, die sich klein fühlen – ihr seid nicht klein, ihr seid das größte Mysterium des Universums! Jede Person hat die Fähigkeit zu dienen, so wie die Engel, wenn ihr euch Gottes Gegenwart bewusst seid und wenn ihr es tun wollt.

Wenn ihr auf der Autobahn fahrt oder einkaufen geht, versucht ganz bewusst, die anderen Menschen zu segnen. Ihr werdet viele traurige Gesichter sehen, aber versucht, diejenigen zu segnen, bei denen ihr seht, dass sie leiden, unglücklich sind oder Mut brauchen. Sendet ihnen euren Frieden. Ihr werdet sehen, dass diese Segen eine neue Realität schaffen können.

Je mehr ihr euch in Gott verankert fühlt, desto weniger kommt es darauf an, ob ihr die Leute um euch herum kennt und ob ihr mit ihnen redet, oder nicht. Die Tatsache ist, je mehr ihr bewusst in Gottes Gegenwart lebt, desto mehr werden sich die Menschen um euch herum verwandelt fühlen. Ich habe dies viele Male in meinem Leben gesehen, im Leben von anderen und vor allem im Leben von Yogananda. Wo immer er ging, haben ihn die Leute wie einen alten Freund behandelt.

Lasse Gott in dein Leben hinein

Es beginnt damit, dass man Gott in sein Leben hineinlässt. Je mehr du dich Gott öffnest, desto mehr wirst du – was immer auch passiert – von Freude erfüllt sein, von so viel Freude, dass du manchmal gar nicht weißt, wie sie in dir Platz haben soll!

Aber es beginnt mit diesem kleinen Experiment. Ich schlage euch also vor, in diesem Jahr ein spiritueller Wissenschaftler zu sein. Ihr braucht etwa ein bis zwei Minuten zum Zähneputzen, fünf bis zehn Minuten zum Duschen; warum also nicht fünf Minuten pro Tag, um an Gott zu denken? Teilt mit Ihm jedes Gefühl, jeden Gedanken. Ja, es kann schwierig werden nach fünf Minuten, aber Schritt für Schritt werdet ihr sehen, dass es eine Gewohnheit wird. Ihr werdet sehen, dass ihr allmählich in ständiger Konversation mit Gott sein werdet.

Wenn ihr nächstes Jahr nach Ananda zurückkehrt, will ich das sehen, was ich jetzt schon sehe, eure Spiritualität. Ihr seid bereits spirituell, sonst wärt ihr nicht hier, aber nächstes Jahr will ich Engel sehen. Warum nicht? Jeder von euch kann es tun, denn jeder ist ein Strahl göttlichen Lichts. Ihr seid alle Teil Gottes und wenn ihr im Spiegel etwas anderes seht, dann solltet ihr vielleicht besser nicht hineinschauen, denn ihr wisst, dass ihr nicht das seid, was euch der Spiegel zeigt.

Lebt mehr von innen heraus und nicht von außen herein. Haltet euch nicht zu sehr an die Reaktionen der anderen, sie sind nicht wichtig. Normalerweise sind die Meinungen der anderen sowieso falsch. Versucht an erster Stelle, euer inneres Bewusstsein zu befriedigen, die Stimme Gottes in euch. Und vergleicht nicht, Gott sagt vielleicht eine Sache durch euch und eine andere durch jemand anderes.

Gott ist unendlich: Er hat viele Stimmen und Er hat viele Instrumente. Jeder von uns ist ein Musikinstrument: jeder von uns muss sein eigenes Lied singen. Auf diese Weise kann Gott wunderbare Dinge durch uns vollbringen. Was Gott letztendlich will, ist Sich in uns zu vergnügen. Das ist Gottes Plan: Gib Ihm diese Gelegenheit. Und in diesem Sinne wünsche ich euch nun ein wunderschönes Jahr.


365 Tage im Jahr Weihnachten feiern

Dieser Artikel ist von einem Vortrag von Swami Kriyananda in Ananda Assisi vom 23.Dezember 1998.

Aus der Fülle des Herzen

Die Mitglieder des Ananda-Chors sind nicht nach Ananda gekommen, weil sie Sänger oder Musiker waren, sondern weil sie Gott liebten und dienen wollten. Es ist unglaublich, was für schöne Stimmen sie haben. Das ist die Frucht des Yoga. Eine der ersten Früchte des Yoga ist, dass man eine sanfte Stimme bekommt. Ich glaube, dass diejenigen, die mit diesen Praktiken erst begonnen haben, es an sich selbst feststellen werden. Es ist wirklich so, wie Jesus sagte: „Aus der Fülle des Herzens kommen unsere Worte, kommt unsere Stimme“.

Allein durch die Stimme kannst du viel über einen Menschen erfahren. Als ich mit dem Aufbau Anandas begann, gab ich viele Klassen im Norden Kaliforniens, um Geld zu verdienen, so dass ich Land für Ananda Village kaufen konnte. Ich erinnere mich an eine Frau, die mich anrief, weil sie an einem Meditationskurs interessiert war. Allein von ihrer Stimme her konnte ich sagen – ich weiß nicht wie – dass sie Transzendentale Meditation praktizierte. Und in der Tat, nachdem ich eine Weile mit ihr gesprochen hatte, sagte sie mir, dass sie tatsächlich diese Meditationstechnik ausübte. In der Stimme kann man hören, ob jemand ein Yogi ist, vor allem, wenn er Hingabe hat. Aus diesem Grund ist es schön, den Sängern des Chors zuzuhören – sie singen mit mehr Schwingung. Es gibt bekannte Chöre in Amerika, die sehr professionell sind, aber ich bin von ihnen weniger angetan als von unserem. Auch wenn unsere Sänger keine Profis sind, sie singen aus dem Herzen heraus, und diese Art zu singen hat etwas so Süßes an sich.

Gestern Abend erwähnte ich bei einem Gespräch etwas, das mich seit Jahren verwundert, nämlich, dass keiner meiner engsten Freunde in meinem Alter ist. Wieso? Leute meines Alters sind alt! Hier ein Beispiel: Ein alter Mann sagt vielleicht: „Ah, das Leben ist hart!“ Du erwiderst vielleicht darauf: „Ja, das Leben ist hart, aber man lernt viel, man wächst, und es liegt sogar Freude in den Schwierigkeiten und auch Segen.“ Du kannst sagen, was du willst, um mit ihm ins Gespräch zu kommen, aber was ist seine Antwort? „Ja, das Leben ist hart!“ Mit solchen Leuten kann man einfach nicht reden. Und zu oft sind sie erst 20 Jahre alt und reden bereits so.

Ich kannte mal einen Mann, der immer eine bestimmte Melodie sang. Jahre später hörte ich ihn wieder, und er sang immer noch die gleiche Melodie, wie eine kaputte Schallplatte. So ist das Leben zu vieler Menschen. Wir müssen in der Gegenwart leben, im jetzigen Augenblick. Wir müssen immer wieder kreativ sein, in allem was wir tun, um aus jedem Moment einen neuen Moment zu machen. Dies ist die Lehre von Jesus. Er wurde geboren, um uns das Leben zu bringen, und Er sagte: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und dass sie es im Überfluss haben.“ Jesus sagte auch: „Lasst die Toten die Toten begraben“, was bedeutet, dass gewisse Menschen bereits tot sind, ohne es zu wissen. Wir haben die Möglichkeit zu einem Leben, das nicht nur eine bloße Existenz darstellt, sondern von Freude und Dankbarkeit erfüllt sein kann. Das ist die Botschaft von Weihnachten – in einem Bewusstsein zu leben, das unser ganzes Leben verändert.

Die richtige Einstellung

Ich kann sagen, dass ich in diesem Jahr einige wirklich schwierige Erfahrungen hinter mit habe, aber ich bin dankbar dafür, denn so sieht man, dass das äußere Leben nur ein Traum ist, dass es unwichtig ist. Gott gibt uns diese Prüfungen, um uns stärker werden zu lassen. Außerdem helfen dir diese Prüfungen, Ihn mehr zu lieben, weil es nichts anderes zu lieben gibt. Lohnt es sich wirklich, Dinge zu lieben, die zu Staub werden? Und so sollten uns diese Tests dazu bringen, Ihn immer mehr zu lieben.

Als ich vor einigen Jahren in Griechenland war, betrat ich ein Geschäft und fand dort einige Bilder der Krippenszene. Auf jedem Bild war Maria traurig dargestellt. Ich fragte jemanden: „Wieso ist sie traurig? Sie hat soeben Christus geboren, und das sollte doch ein freudiger Moment sein!“ Die Antwort war: „Ja, aber sie weiß bereits, dass Er am Kreuz sterben wird.“ Wie absurd! Er hat nicht gelitten, wie ein Mensch leiden würde. Wenn Er auf diese Weise gelitten hätte, wäre es keine Lehre mehr gewesen. Das Schöne dabei ist, dass das Leiden, das er wirklich erfuhr, uns galt. Er litt für unsere Ignoranz, eine Ignoranz, die es möglich machte, Ihn zu kreuzigen. Gott liebt uns, Er will uns helfen und wir weisen Ihn zurück. Das war Sein Leiden. Er hat nicht gelitten, wie ein Mensch leiden würde, der an sich selbst denkt: „Wieso bin ich derjenige, der ans Kreuz genagelt werden muss? Warum hassen mich die Menschen?“ Jesus dachte nicht auf diese Weise. Sogar Seine letzten Worte waren: „Vergib ihnen, denn sie sind unwissend. Sie wissen nicht, was sie tun.“

Jesus dachte an andere. Darin liegt Freude, seinem Beispiel folgen zu können und nicht an sich selbst zu denken, sondern ans Teilen. Das Teilen ist wahrscheinlich das Schönste an Weihnachten. Geschenke sind nur Symbole der Liebe, der Freundschaft, der Dankbarkeit – und dafür, sich einer größeren Realität als der normalen, bewusst zu werden.

„Normal“ ist ein Wort, das auf einer höheren Ebene verstanden sein will. Wenn zum Beispiel jemand sagt:“ Ich hab einen Fehler gemacht, aber ich bin ja nur ein Mensch“, dann ist meine Antwort: „Nein, du bist noch kein Mensch.“ Wirklich Mensch zu sein, bedeutet das Potential des Menschen zu verstehen, und das bedeutet, wie Christus frei in der Seele zu werden. Es bedeutet, als Mann, als Frau, als Mensch verwirklicht zu sein. Sobald wir unser kleines „Ich“ vergessen, beginnen wir zu verstehen, dass es ein größeres „Ich“ gibt, das gar nicht anders kann, als zu lieben. Du kannst dann nicht anders, als in Freude leben, denn das ist der ganze Sinn des Lebens.

Gestern habe ich unsere Sänger ein bisschen gerügt, wie sie eines meiner Lieder, „Die Heiligen drei Könige“, gesungen haben. Ich sagte, es wäre besser, wenn sie das nächste mal näher zusammenstehen würden, so dass sie einander hören und die Lautstärke ihrer Stimmen aneinander anpassen können. Einer hat zu laut und der andere zu leise gesungen. Ich denke, das ist auch ein Beispiel für das Leben, wie das Beispiel von dem alten Mann, der sagte, dass das Leben hart sei und auf niemanden hörte. So ist es, wenn jemand nur in seinem Trott lebt, ohne sich der Realität anderer bewusst zu sein. Er hört anderen nicht zu. Er versteht nicht, dass wir alle Teil eines Chores sind, in dem wir gemeinsam singen. Was wir tun, muss das, was andere tun, mit in Betracht ziehen. Dies ist wahrscheinlich die Hauptlektion der Ananda-Gemeinschaft. Es ist eine kooperative Gemeinschaft, nicht in einem politischen oder ökonomischen Sinn, sondern in einem menschlichen Sinn. Wir versuchen miteinander zu arbeiten, die Bedürfnisse der anderen wahrzunehmen und auf andere einzugehen. Selbst jemand, der neu ist, hat vielleicht etwas sehr Tiefes zu geben, das niemand sonst zu geben hat. Gott kann selbst durch Grillen, Hunde und alles sprechen. Gott benützt viele Dinge, viele Instrumente, um Seiner Stimme Ausdruck zu geben.

Die Einstellung von Weihnachten

Diejenigen von euch, die nicht hier leben, können vor allem diese Einstellung mit nach Hause nehmen. Ich will nicht, dass ihr nach Hause geht und denkt: „Oh, in Ananda Assisi ist es so schön, aber leider kann ich im Moment dort nicht leben; und die Realität dort ist eine ganz andere als diejenige, in der ich leben muss.“ So muss es nicht sein. Was du hier bekommst, muss nicht die Erinnerung an einen schönen Tempel, nette Leute, gutes Essen, schöne Lieder etc. sein. Nimm vor allem die Ideale der Menschen mit, das Kooperieren miteinander, das „Hören aufeinander“, und das Verständnis, wie Jesus es lehrte – dass Er in jedem ist. Wenn jemand leidet, ist es Er, der in dieser Person leidet. Wenn du jemandem zu Essen gibst, gibst du Ihm Nahrung, nicht nur irgend einer Person, denn Er ist in allen. Wir können Gedanken wie diese pflegen: „Ich lebe mit Christus, ich lebe mit den Meistern, ich lebe mit Gott.“ Jeder ist ein Teil davon. Auch wenn wir von ignoranten Menschen umgeben sind, macht das nichts, denn sie sind schlafende Engel. Wir müssen sie respektieren, auch wenn sie uns nicht respektieren. Man fühlt sich so glücklich, wenn man liebt und so unglücklich, wenn man nicht liebt. Deswegen ist es gut, selbst aus egoistischen Gründen, jeden zu lieben, mit allen zu teilen, jedem zuzuhören und alle zu respektieren.

Dies hab ich auch in Geschäften festgestellt, in denen die Leute nur einen Gedanken hatten: „wie viel wird dieser Mann wohl ausgeben?“ Wenn du dann respektvoll bist und denkst, dies ist mein Freund, dann ändern sich die Leute, sie werden nett und warmherzig. Höre also anderen zu und erlaube ihnen, das zu sagen, was sie sagen wollen. Wenn jemand sich dumm anstellt, respektiere ihn aufgrund der Tatsache, dass in ihm das Potential steckt, sich nicht dumm zu benehmen und dass er langsam zu größerem Verständnis gelangen wird.

Anstatt alt zu werden, sollten wir ewig jung sein, in der Freude Christi und in der Freude Gottes, gemeinsam mit ihnen singen und wissen, dass jeder Mensch seine Rolle zu spielen hat. Wenn du mit anderen kooperierst, wirst du sehen, dass dieses wunderbare Weihnachten, das wir jetzt erleben, das ganze Jahr andauern wird. Die Botschaft des Weihnachtsfestes ist vor allem dies: Weihnachten ist nicht nur am 24. Dezember, sondern es kann an 365 Tage im Jahr gefeiert werden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dieses Bewusstsein von Ananda mit nach Hause nehmt: dass ihr euch jeden Tag eures Lebens an Ananda erfreut.


Leben im Fluss von Gurus Gnade

Dies ist ein Auszug von einer Rede von Swami Kriyananda vom 12. September 1998 in Ananda Assisi.

Einstimmung

Während ich den 50. Jahrestag meiner Schülerschaft feiere, scheint es mir, dass 50 Jahre nicht wirklich ein bedeutsamer Zeitraum sind. Es ist kaum eine Sekunde im Leben einer Seele. Wenn du einen Berggipfel von unten betrachtest, erscheint er dir sehr hoch. Fliegst du aber in einem Flugzeug in 10.000 Meter Höhe, scheint der Berg nicht größer als ein kleiner Erdklumpen zu sein. Wenn wir unser Leben betrachten, tun wir das aus einer menschlichen Sichtweise heraus, aber aus Göttlicher Sicht haben wir noch einen langen Weg zur Unendlichkeit zu gehen.

Vor vielen Jahren, als ich noch bei SFR war und meine ersten Vorträge hielt, fragte ich mich, was das alles für einen Sinn hat? Man steht da vorne und redet, aber die Menschen gehen nach Hause und vergessen, was man gesagt hat. Ab und zu erkannte ich, dass sich, aufgrund einer meiner Äußerungen, das Leben eines Einzelnen veränderte. Ich fing an zu begreifen, dass ich das Referieren ernst zu nehmen habe, da es Gutes bewirkte. Ich dachte, es läge an meinem schlechten Karma, dass ich Vorträge halten musste, während die Schüler mit gutem Karma zu Hause bleiben und meditieren konnten. Nach ungefähr sechs Jahren wurde mir die Leitung der Hollywood Church übergeben und ich dachte „Jetzt muss ich mich aber wirklich an die Arbeit machen.“

Einmal hatte ich keine Zeit, mich für die Sonntagsmesse vorzubereiten. Ich erschien ziemlich unvorbereitet und war gezwungen, aus meiner inneren Inspiration heraus zu sprechen. Danach war ich erstaunt, dass mehr Menschen als sonst mir mitteilten, wie sie den Gottesdienst genossen hatten.

Nach einigen Monaten passierte wieder dasselbe. Ich hatte wieder keine Zeit mich vorzubereiten und mehr Leute als sonst teilten mir mit, wie sehr ihnen meine Ansprache gefiel. Ich dachte: „Mein Gott! Wenn die Menschen es so sehr schätzen, wenn ich unvorbereitet bin, warum all die unnötige Mühe der Vorbereitung?“ Von da an bereitete ich meine Vorträge nicht mehr auf die übliche Weise vor. So sprach ich nur aus meiner Inspiration heraus und aus meiner Einstimmung auf den Meister. Ich erkannte, dass der Meister eine Fähigkeit hat, die ich nicht besitze. Wenn ich ihm meine Reden übergab, hatte ich plötzlich wunderbare Einsichten. Gedanklich lehnte ich mich zurück und dachte „Ich wünschte, ich hätte daran gedacht“, denn ich hatte nicht daran gedacht. Es wurde mir einfach eingegeben. Dieses Beispiel zeigt eine wichtige Wahrheit auf, die ich während meiner Jahre auf dem spirituellen Pfad erkannte. Es ist genau, wie ich jetzt Schülerschaft definiere.

1950 ermutigte mich Meister in dieser Richtung, als er mir sagte: „Deine Arbeit ist das Schreiben und Vorträge halten.“ Ich dachte an seine Bücher und fragte: „Aber, ist nicht schon alles Notwendige niedergeschrieben worden?“ Er schaute mich sehr verblüfft an und sagte: „Sage das nicht. Viel mehr ist notwendig.“

Die Rolle des Schülers

Während all dieser Jahre, verbrachte ich einen Großteil meiner Zeit damit, über Meister zu meditieren, um auf einer tieferen Ebene zu verstehen, was er gesagt und getan hat. Darauf habe ich mich mein ganzes Leben lang konzentriert. Alles, was ich getan habe, ist aus dem heraus entstanden, was uns Meister gegeben hat. Ich habe nichts Neues hinzugefügt.

Jedoch besteht die Rolle eines Schülers nicht darin, nur über den Guru zu sprechen, oder eine Schallplatte zu sein und die Worte des Guru zu wiederholen, ohne ihre Bedeutung wirklich zu verstehen. Wir müssen ständig versuchen, die Worte tiefer zu begreifen, und ihre Bedeutung in unser Leben zu integrieren. Dies ist die Basis für unser Wachstum. Je tiefer ich in Meisters Werk eintauchte, desto mehr erstaunte mich die Tragweite seiner Mission.

Seine Fähigkeit, das menschliche Bewusstsein anzuheben, ist weitaus größer als bei jedem anderen spirituellen Lehrer, den ich kenne. Allerdings habe ich mich in keine dieser anderen Lehren so vertieft wie in diese. Trotzdem, nirgendwo ist mir eine Lehre begegnet, auch nicht in der Geschichte, die in ihrem Umfang so weitreichend ist und das Potential hat, eine ganze Ära zu verändern.

Die Richtung, in die mich der Meister ermunterte, war: mich durch Schreiben und Vorträge halten kreativ auszudrücken. Ich erinnere mich an einen Mitschüler, der neidisch war auf meine Kreativität, ich aber war neidisch auf seinen Mangel an Kreativität. Ich sehnte mich danach ein bescheidener Devotee zu sein, der einfach nur Gott liebt und niemals über weitgreifende Sinnzusammenhänge nachdenken muss. Ich wurde durch meine eigene Natur dazu angetrieben kreativ zu sein. Ich konnte gar nicht anders sein.

Aber was ich hier hervorheben möchte, hat nichts mit mir oder meinen so genannten „Talenten und Fähigkeiten“ zu tun. Ich erkannte, dass mir durch das Einstimmen auf den Meister plötzlich Dinge möglich waren, die ich nie allein hätte tun können. Dies gilt für alles, was ich je erreicht habe. Wenn ich eine Rede halte, kann ich mich oft danach nicht mehr erinnern, was ich gesagt habe, da ich es Gott zurückgegeben habe. Es ist nicht mein Talent. Ich stimme mich nur auf den Meister ein und bitte seinen Geist für mich zu handeln. In dem ich so vorging, war ich immer wieder fasziniert von der außergewöhnlichen Tragweite dieses Geistes und seines Verständnisses für die Bedürfnisse dieser besonderen Zeit. Die Dinge, über die er seinerzeit sprach, wären vor zweihundert Jahre so nicht anwendbar gewesen. Auch nicht für die weiter zurückliegende Zeit des Shankaracharya, aber es war genau richtig für die jetzige Zeit. Deshalb bezeichne ich ihn als den Avatar des Dwapara Yuga, zumindest für den Anfang des Dwapara Yuga, in das wir jetzt eintreten.

Durch denselben Prozess, dem Einstimmen in Meisters Bewusstsein, entstand Ananda. Ich weiß wirklich nicht, wie ich es geschafft habe, da ich meiner Meinung nach, der Letzte bin, den ich gewählt hätte, um eine Gemeinschaft zu gründen. Ich bin kein Typ für Gruppen. Ich muss tief in mich eintauchen können, um Lösungen zu finden, ohne darüber mit einer Gruppe zu sprechen.

Ich muss allerdings zugeben, dass wir auch innerhalb einer Gruppe in den Kern einer Sache vordringen können. Ich habe dies in Gruppen beobachtet, in denen wir eine gemeinsame Lösung finden mussten. Auch in diesem Prozess kannst du dich auf den Kern der Wirklichkeit einstimmen und spüren, dass Meisters Führung in der Gruppe wirkt. Es ist nicht so, dass wir bei Entscheidungen in Ananda immer einer Meinung sind, aber wir können immer eine objektive Wirklichkeit finden, die über unsere individuellen Perspektiven hinausgeht.

Schülerschaft

Ich bin nicht immer einverstanden, nicht einmal mit mir selbst. Ich stelle stets die Dinge in Frage, die ich gedacht oder geschrieben habe. Tatsächlich müssen meine Bücher und meine Musik im Stande sein für mich zu stehen und zu sprechen. Sie müssen sich selbst beweisen. Im kreativen Prozess frage ich mich stets: „Moment mal, funktioniert das wirklich so?“

In Gruppensituationen mag es Fragen, Debatten und verschiedene Standpunkte geben, aber es geschieht immer im Geist der Einheit und in dem Bewusstsein, dass wir das gemeinsam tun. Es herrscht die Einstellung vor: „lasst uns zum Ganzen beitragen, anstatt alles zu zerreden. lasst uns hier nicht grollend sitzen und behaupten, dass es nicht funktionieren wird, sondern lasst uns Antworten finden.“

Es gibt zwei Hauptgründe für diesen Geist der Einheit. Der Erste ist, dass wir uns fragen: „Was wird gebraucht? „Was nützt jedem von uns?“ und nicht „Was möchte ich?“

Der Zweite ist: „Was möchte Gott?“ Mit anderen Worten, in allem was du tust, versuche ein Kanal für Gottes Energie zu sein. Du kannst nicht hier sitzen und auf eine Stimme aus dem Jenseits warten, auf diese Weise funktioniert es nicht. Zuerst musst du die Einstimmung mit Gott spüren. Versuche Seine Gegenwart wahrzunehmen, Seine Liebe oder Freude. Dann übergebe deine Gedanken dem Göttlichen. Wenn es sich nicht richtig anfühlt, weißt du, dass es nicht richtig ist. Wenn es deine Inspiration, die von deinem Überbewusstsein und deiner Einstimmung kommt, vergrößert und damit harmoniert, dann weißt du, dass es richtig ist.

Letztendlich, wenn ich auf all diese Dinge zurückblicke, die ich in den fünfzig Jahren meiner Schülerschaft getan habe, erkenne ich, dass es nur auf eine Sache ankommt; auf unsere Liebe zu Gott. Das Erstaunliche am Leben ist, dass es uns wiederholt alle Arten von Nöten, Tragödien und Schwierigkeiten bereitet. Wenn wir dann nach vielen Jahren zurückblicken, stellen wir fest, dass alles gut war. Wäre die Tragödie nicht passiert, wären wir in einer Sackgasse steckengeblieben, aus der wir nicht mehr herausgekommen wären.

Wir müssen das Vertrauen in Gott entwickeln, da wir alles was uns widerfährt, dankbar akzeptieren, ob es erfreulich oder unerfreulich ist, es spielt keine Rolle.

Wie oft rebellieren wir und denken „Oh, warum möchte Er das? Alles, aber nur nicht dies!“ Wenn wir aber darauf vertrauen – wie ein Surfer, der mit der Welle fließt – dass er unser Leben führt und uns begleitet, erst dann können wir uns voll auf das einlassen, was immer Gott uns geben mag.

Schenke Ihm vorbehaltlos dein Leben und lass Ihn die Arbeit tun. Glaube nicht, dass du die Welle kontrollieren musst, denn das kannst du nicht. Arbeite aus deiner eigenen Mitte heraus, oder in einer Gruppensituation arbeitet vom Zentrum der Gruppe heraus. Arbeite nicht selbstbezogen oder getrennt von den Anderen, denn dann kommt das Ego ins Spiel. Bringe jeden Zweifel immer wieder zurück zu deiner eigenen Mitte, zurück zur Mitte der Gruppe und vor allen Dingen zu Gott im Innersten. Dann beginnst du zu erkennen, dass alles irgendwie glatt läuft, obwohl du vielleicht nicht verstehst, warum und wieso. In der Tat musst du gar nicht begreifen wie es funktioniert, da das Göttliche Wirken in unserm Leben immer richtig ist. Die praktischen Details werden von einer anderen Ebene aus geregelt. Je mehr wir uns darüber sorgen und die Stirn runzeln, wie etwas funktionieren soll, desto mehr stören wir diesen Fluss.

Was habe ich also gelernt in den fünfzig Jahren meiner Schülerschaft? Vor allem habe ich eine Sache gelernt: dass es mein einiges Ziel bleibt, ein immer besserer Schüler zu werden. Ich hoffe, dass an dem Tag, wenn ich meinen Körper verlassen werden, Meister zu mir sagen wird: „Gut gemacht, Walter!“


Anandas Anfang: Gott ist unser Aktienpaket und unsere Wertpapiere

Auszug aus einer Rede von Swami Kriyananda während der Feiern anlässlich Anandas 30. Geburtstag im Juni 1998.

Der Traum, eine Community aufzubauen

Im Gedanken an Anandas 30. Geburtstag begann ich mich rückzuerinnern, wie es ist, eine Gemeinschaft zu gründen. Denn schließlich bin ich der Typ, der es getan hat, – ich bin sozusagen „der Schuldige“. Seit meiner Kindheit hatte ich den Wunsch, eine bessere Lebensform zu schaffen, aber meine Gedanken wurden bewusster, als ich 15 Jahre alt war. Das war im Jahr 1941: Der Krieg hatte begonnen und brachte mich dazu, mir Gedanken über Weltfrieden und die Zukunft der Menschheit zu machen. Ich suchte nach einem Frieden, der nicht nach einem Sieg über den Feind kommt, sondern eine Alternative für die Menschheit darstellt.

Anfangs hatte auch ich den Gedanken, mich vom menschlichen Schauplatz zurückzuziehen, den ich als im Grunde unvollkommen empfand. Es schien mir, als müsste die Menschheit zu einem mehr ursprünglichen Element zurückkehren. Ich wusste, dass nicht jeder dazu in der Lage sein würde. Aber diejenigen, die bereit wären, in Harmonie mit anderen zu leben, könnten eine lebensfähige Alternative gründen, voller Liebe, Vergebung und Frieden. Das hört sich an wie der Traum eines Heranwachsenden, aber es enthielt doch die Elemente, die später zum Tragen kommen sollten.

So begeisterte ich also im Alter von 15 Jahren alle meine Freunde dafür, mit mir eine Gemeinschaft zu gründen. Ihre Begeisterung hielt nur so lange an, bis sie merkten, wie ernst es mir damit war; zu diesem Zeitpunkt wandten sie sich dann anderem zu. Ich dachte mir: „Das muss ich noch einmal durchdenken.“ Während ich älter wurde, andere Gemeinschaften studierte und Bücher las, erkannte ich allmählich, dass wir im Gegensatz zu dem Gefühl von Größe, das die Gesellschaft dominiert, die Kleinheit brauchen. Das Gefühl des individuellen Wertes ging verloren. Hätten wir kleinere Dörfer, in denen sich die Leute kennen und sich gegenseitig helfen können, könnten wir die Dinge wieder zum Funktionieren bringen.

Später im College verbrachte ich einen Großteil meiner Zeit mit einer tiefen inneren Suche nach Wahrheit, nur wusste ich nicht, wo ich suchen sollte. Langer Rede kurzer Sinn: Ich kam zu Yogananda. Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich, dass ich das gefunden hatte, wonach ich suchte. Die ersten Worte, die ich zu ihm sagte, waren: „Ich möchte dein Schüler sein.“

Die Verwirklichung von Yogananda’s Vision

Was mich unter anderem begeisterte, war die Tatsache, dass auch Meister sehr daran interessiert war, Gemeinschaften zu gründen. Ich erinnere mich an die Rede, die er auf einer Gartenparty in Beverly Hills über Welt-Bruderschafts-Gemeinschaften hielt. Seine Stimme donnerte: „Ich säe meine Gedanken in den Äther! Diese Schwingungen werden nicht sterben!“ Ich gelobte an diesem Tag, alles in dieser Inkarnation in meiner Macht Stehende zu tun, um diesen Traum zu erfüllen. Als es dann in den sechziger Jahren möglich erschien, stand daher eine Menge Energie hinter meiner Bemühung, eine Gemeinschaft zu gründen.

Ich lebte in San Franzisko, hielt Kurse in der Bay Area (nahe San Franzisko, Anm. d. Übers..) und sparte Geld mit dem Gedanken, Land davon zu kaufen. Unter Meisters Führung fand ich das Grundstück, das heute das Seclusion Retreat ist. Wahrscheinlich habt ihr die Geschichten schon gehört, wie ich versuchte, einen geodesischen Dom zu bauen, und dieser dreimal hintereinander zusammenbrach. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich so ziemlich alles alleine machen müssen, da nur sehr wenige an diese Idee glaubten. Aber schließlich wurde mir klar, dass ich für die Arbeiten einen qualifizierten Zimmermann brauchte.

Ich begann, mit Leuten über die Gründung einer Gemeinschaft zu sprechen. Ich erinnere mich noch an ein Treffen in San Franzisko, wo ich versuchte, die Leute zu interessieren. Jyotish war damals da und hatte bereits begonnen, mir zu helfen. In der Tat war er bei all den Arbeiten, die ich in diese Richtung unternommen hatte, meine rechte Hand. Auf diesem Treffen begannen die Leute zu sagen, dass diese Idee unmöglich funktionieren könnte. Ein Mann war so aus der Fassung, dass er zitterte als er sagte, dass er jemanden kenne, der eine Gemeinschaft gegründet hatte und dann zu „einem Monster“ geworden sei!

Ich dachte: „Sie verstehen nicht, worum es mir geht. Ich muss es daher in einem Buch erklären.“ Darauf schrieb ich dann „Kooperative Gemeinschaften – Wie man sie gründet und warum“ Ich ging im April 1968 zum Seclusion Retreat und schrieb es in einer Woche, wobei ich mich auf Notizen bezog, die ich mir im Verlauf der Jahre gemacht hatte. Dieses Buch begann ein paar Leute anzuziehen. Mit ihnen kam ein Zimmermann und andere, die halfen, weitere Gebäude zu bauen.

Mein Vater hatte mir einige Aktien gegeben. Mit ihnen und mit den Ersparnissen von den Kursen hatte ich 16.000 Dollar. Ich glaubte, dass das ausreichen würde für die Gebäude. Aber nach eineinhalb Monaten war das Geld zu Ende. Der Zimmermann verließ die Baustelle – er hatte nicht vor, hinter diesem „Träumer“ zu stehen, der hoffte, ohne Geld eine Gemeinschaft aufzubauen.

Zum Glück gab es einen älteren, pensionierten Zimmermann und ein paar andere, die bereit waren, dazubleiben. So bauten wir weiter. Ich musste wieder zurück und Geld verdienen und so lebte ich in der Stadt, gab jeden Abend in einer anderen Stadt Kurse, und kam am Wochenende auf Besuch. Da ich mehr Geld brauchte sandte mir die Göttliche Mutter mehr Schüler – ca. 300 Schüler die Woche.

Herausforderungen

Eines Tages verhängte die örtliche Holzfirma, bei der wir alle Materialien gekauft hatten, ein Pfändungsrecht über unser Grundstück und verlangte, dass ich alle Schulden sofort zurückbezahlen solle, und nicht gemäß der getroffenen Vereinbarung. Ich rief sie an und sagte: „Ich bin meiner Zusage nachgekommen und habe jeden Monat, wie vereinbart, 500 Dollar gezahlt.“ Der Manager antwortete: „Man muss praktisch denken in dieser Welt.“ Gemeint war wohl „habgierig“.

Seva nahm zu diesem Zeitpunkt an einem meiner Kurse teil und hörte von meinem Problem. Sie lieh mir 2000 Dollar, was mir sehr half. Sie war eine der Unentwegten beim Aufbau von Ananda, nicht nur durch ihre finanzielle Unterstützung, sondern in vielen anderen Dingen, mit denen sie half, alles in Gang zu setzen. Sie und Jyotish waren wirklich die Hauptstützen in meinem Projekt.

Ich rief also die Holzfirma wieder an (mittlerweile hatte ich dazugelernt) und sagte: „Ich habe inzwischen das Geld, aber habe mich entschieden, es erst im letzten Moment zu zahlen, wenn ihnen bereits die Anwaltskosten entstanden sind.“ Der Manager sagte: „Wenn Sie jetzt zahlen, geben wir Ihnen einen großen Nachlass.“ Er hatte eine Grube für mich gegraben, und war aber selbst hineingefallen.

Mit der Zeit gelang es mir, diese Schulden abzuzahlen und das Retreat zu eröffnen. Die Nachricht begann sich zu verbreiten, dass es Ananda gibt. Und zu jenem Zeitpunkt kamen an einem Tag bis zu sieben Autos voller Menschen an, um sich dieser neuen Gemeinschaft oder „Kommune“, wie manche dachten, anzuschließen. Familien kamen und wir kauften schließlich das Land für Ananda Village dazu.

Die Schwierigkeit, die sich am Anfang stellte, war, dass die meisten der Leute, die kamen, mich nicht kannten und nicht einmal von Yogananda wussten. Sie waren an der Gemeinschaft interessiert, aber nur wenige wollten Meisters Vision, für die ich so viele Jahre gearbeitet hatte, in die Tat umsetzen. Jeder hatte seine eigenen Ideen, wie eine Gemeinschaft sein sollte, und es wurde eine Menge Druck auf mich ausgeübt, andere Richtungen einzuschlagen.

Ich wollte die Gemeinschaft auf eine Weise entwickeln, dass jeder dahinterstehen konnte, und das erfordert Geduld. Ich musste die Leute für meine Ideen gewinnen und sie ihnen nicht auferlegen. Es hätte alles ruiniert, wenn ich gesagt hätte: „So wird’s gemacht.“ Und trotzdem brauchte ich nur eine Idee vorzuschlagen, um von einigen heftigen Widerstand zu ernten.

Wir mussten eine monatliche Hypothek von 1.700 Dollar pro Monat zahlen, was damals im Jahre 1969 eine größere Summe war. In diesem Winter lebte ich in Sacramento (ca. 1.5 Stunden entfernt Anm. d. Übers..), gab Kurse und kam an den Wochenenden. Ich erinnere mich daran, wie ich eine Gruppe zusammenrief und sagte: „Wir müssen alle Geld verdienen, um für diese Gemeinschaft zu zahlen.“ Ihr Gedanke war, dass Gott dafür sorgen würde, und dass es Materialismus sei, an Geld zu denken. In der Tat sahen sie meine Bereitschaft, Kurse zu geben um die Hypothek abzuzahlen, als eine Rechtfertigung ihres göttlichen Vertrauens! Sie waren empört, dass ich ihnen etwas so „Erniedrigendes“ wie Geldverdienen zum Abzahlen der Hypothek vorgeschlagen hatte.

Ich sagte zu ihnen: „Ich werde nur noch bis zum ersten Juni 1970 außerhalb Kurse geben. Danach ziehe ich hierher nach Ananda und wenn die Hypothek bis dahin nicht abgezahlt ist, müssen wir uns eben den Konsequenzen stellen. Glücklicherweise hatten genügend Leute die richtige Einstellung, begannen ihren Beitrag zu leisten, und die finanzielle Situation stabilisierte sich.

Am 31. Mai zog ich nach Ananda und am 4. Juli brannte der Tempel nieder. Ja, wir hatten ein paar Probleme, aber ich dachte immer: „Warum über die schweren Zeiten reden? Warum nicht nach den Möglichkeiten Ausschau halten?“ Am Tag des Feuers ging ich in einen Laden in der Nähe und sang dabei. Die Inhaberin sagte: „Du singst ja!“ „Ja“, sagte ich, „ich habe einen Tempel verloren, aber ich habe nicht meine Stimme verloren!“ Natürlich war der Verlust aufgrund dieses Feuer nichts im Vergleich zu dem großen Waldbrand 1976, bei dem die ganze Gemeinschaft niederbrannte.

Über die Jahre erfuhren wir Opposition und Herausforderungen gegenüber einer Sache, die im Grunde etwas Gutes ist. Aber nicht jedermanns Definition einer guten Sache ist gleich. Wir mussten Ananda an einen Punkt der Selbstdefinition bringen, an dem wir sagen konnten: „Das ist es, was wir sind.“ Wenn jetzt neue Leute kommen, müssen wir nicht von Anfang an beginnen: Entweder machen sie bei Ananda mit, wie es ist, oder sie gehen und starten ihre eigene Gemeinschaft.

Kürzlich sagte jemand zu mir: „Für Sie war es leicht, eine Gemeinschaft zu starten, aber heutzutage ist das sehr schwierig!“ Nein, es war nicht gerade einfach, aber es war eine Freude. Würde ich es wieder tun, nachdem ich all die Probleme kenne, die wir hatten? Ja, das würde ich.

Meister sagte: „Gott ist euer Aktienpaket und eure Wertpapiere.“ Gott ist unsere Stärke. Der Geist, der Ananda aufgebaut hat, wird weitergehen. Der Geist, den Meister in mich geprägt hat, und durch mich in euch alle, wird dazu beitragen, eine neue und bessere Welt zu schaffen. Wenn wir Gott dienen können, die Freude haben, für Ihn zu leben und Ihn mit anderen zu teilen, welche größere Erfüllung kann es geben?


Abschlussexamen des Lebens

Am 3. April 1998 hielt Swami Kriyananda in Ananda Assisi für zwei kürzlich in Amerika verstorbene Ananda-Mitglieder eine „Astral Ascension Ceremony“ (Zeremonie für den Übergang in die Astralebene). Dies ist ein Auszug aus seiner Rede.

Das Abschlussexamen des Lebens

Wenn wir Gott unser Leben widmen, beginnen wir zu erkennen, was für ein kurzes Zwischenspiel das Leben ist. Für Gott zu leben und Ihm freudig zu dienen, ist die beste Vorbereitung auf das Abschlussexamen, das der Tod bringt.

Es gab einmal eine Frau, die sich vor vielen Jahren um die Self-Realization Fellowship Kirche in Hollywood gekümmert hatte. Erst zwei Wochen vor ihrem Tod hatte sie erfahren, dass sie bald sterben müsse. Wie man mir erzählt hat, war ihr Gesicht in diesen zwei Wochen jeden Tag heiterer und gelassener geworden, während sie eine Verhaftung nach der andern mit den Worten losließ: „Ach, das brauche ich wirklich nicht mehr.“ Kurz vor ihrem letzten Atemzug rief sie freudig aus: „Swamiji ist hier!“ Yogananda war bei ihr. Sie nannte ihn immer noch Swamiji, weil sie ihn schon kannte, als ihn alle noch so nannten, bevor Sri Yukteswar ihm den Titel Paramhansa Yogananda verlieh.

Viele Menschen werden schnell aus dem Leben genommen und haben nicht die Gelegenheit, vor dem Tod nochmals ihre Verhaltensweisen anzuschauen, sie zu ändern und ihre Verhaftungen loszulassen. Es ist ein unbezahlbares Geschenk und ein großer Segen, wenn man vor dem Tod noch die Gelegenheit dazu erhält. Der Tod kann entweder sehr plötzlich kommen, oder die Göttliche Mutter ist gnädig und gibt uns Zeit, damit wir uns vorbereiten können. Aber es ist gut zu realisieren, dass wir alle früher oder später sterben werden. Warum sollten wir uns also nicht schon jetzt vorbereiten, indem wir uns von allen Verhaftungen und Abhängigkeiten befreien?

Der Tod eines geliebten Menschen kann für jeden von uns Anschauungs-Unterricht sein. Und es kann wie das Abschließen eines Kapitels und der Beginn eines neuen sein. Für unsere Freunde, die uns gerade verlassen haben, öffnet sich ein neues Kapitel in der Astralwelt, und auch für uns hier beginnt ein neues Kapitel. Von allem, was ich höre und in mir fühle, glaube ich, dass dieses Kapitel für Ananda ein glorreiches sein wird. Eine neue Geburt erwartet uns. So wie im Winter unter dem Schnee alles zu schlafen scheint, erwacht mit dem Frühling plötzlich alles und ein ganz neues Leben kommt hervor.

Tests und Schwierigkeiten

Dies ist Anandas 30. Jahr, und wie wir in unserer Geschichte sehen konnten, war in jedem Test, dem großen Brand und anderen Schwierigkeiten, das Endresultat immer wunderbar. Ich glaube nicht, dass diese wunderbaren Resultate einfach Glück waren. Ich glaube, dass es so etwas wie den Pendel-Effekt gibt: wenn es schlecht genug geht, dann muss es danach wieder besser gehen. Aber ich glaube, es ist noch viel mehr als nur das. Ich sehe, die geistige Einstellung in Ananda ist nicht: „ich und mein“. In jeder unserer großen Prüfungen verließen diejenigen Ananda, die „ich und mein“ dachten und diejenigen, die dachten „mein Leben gehört Gott und Gott allein“, blühten auf. Es sind diejenigen, die Anandas Realität wieder und wieder als das definiert haben, was sie wirklich ist.

Wir sind in dem Verstehen, dass wir nur eine kurze Zeit hier verweilen, stark geworden. Der Tod erinnert uns daran, wie kurz diese Zeit ist. Du denkst zum Beispiel, dass es noch ewig bis Weihnachten dauert, und dann ist es plötzlich da, und auch schon wieder vorbei. Mit dem Tod wird es genauso sein und jeder von uns wird sich dieser Erfahrung stellen müssen. Je mehr wir erkennen, dass wir für Gott hier sind und nichts anderes wirklich wichtig ist, desto freier und besser vorbereitet werden wir sein.

Vor vielen Jahren kam einmal jemand nach Mount Washington und fragte Meister von oben herab: „Was sind die Vermögenswerte dieser Organisation?“ Yogananda antwortete ihm: „Keine, nur Gott!“

Zu einem anderen Zeitpunkt, als Yogananda in großen finanziellen Schwierigkeiten war und es aussah, als würde er alles verlieren, kam die Göttliche Mutter zu ihm und sagte: „Ich bin deine Aktien und deine Anlagen, was brauchst du mehr, da du doch Mich hast?“ Und in der Tat ging alles bestens aus. Auf diese Weise testet Gott jeden von uns.

Erinnert ihr euch an die Geschichte vom Heiligen Franziskus, als er und seine Novizen-Brüder alle in einer kleinen, kalten Hütte versammelt waren? Es war nicht mehr als eine Bretterhütte. Es regnete herein und der Wind pfiff durch die Ritzen. Als es dann besonders stark regnete, kam ein Bauer vorbei, der Schutz für sich und seinen Esel suchte. Da er sie für eine Gruppe Bettler hielt, verlangte er vom Heiligen Franziskus und den Brüdern, dass sie gehen sollten, um für den Esel Platz zu machen. Einige der Brüder waren empört, da sie doch schon alles für Gott aufgegeben hatten: Zumindest könnten sie Schutz vor dem Sturm beanspruchen! Aber der Heilige Franziskus sagte zu ihnen: „Nein, lasst uns gehen.“ Yoganandas Kommentar zu dieser Geschichte war sehr interessant: „Dies war eine Prüfung Gottes. Er wollte sehen, ob sie ihr Leben wirklich vollständig Ihm hingegeben hatten.“ Am Ende wurde für sie gesorgt und alles ergab sich zum Besten.

Solche Art von Prüfungen gibt uns Gott. Und je aufrichtiger wir Ihn suchen und Ihm näher kommen wollen, desto mehr Prüfungen gibt er uns. Wenn ihr über die Leben Heiliger lest, seht ihr, wie stark der Teufel versucht, sie im Netz der Täuschung zu verstricken. Ich habe mich oft gefragt, warum Satan die Heiligen zu einem Zeitpunkt in Versuchung führte, als er weniger Gewinnchancen hatte. Hätte er sie nicht viel einfacher in der Täuschung halten können, wenn er ihnen all diese großen Versuchungen gegeben hätte, als sie noch jung und unerfahren waren? Je stärker wir werden und je näher wir zu Gott kommen, desto stärker werden scheinbar auch die Prüfungen von Satan. Warum ist das so?

Die offensichtliche Antwort ist, dass es nicht so sehr Satan ist, der uns testet, sondern Gott durch Satan, durch die satanische Kraft. Bevor wir Gott wirklich finden können, müssen wir alle Gedanken des Ego, des „ich und mein“ aufgeben. Selbst bei sehr schwierigen Prüfungen muss es uns gelingen, stark zu sein und zu sagen: „Ich bin nicht das!“ Das ist der Abschlusstest, bevor man frei wird. So sagte auch Buddha zu Satan, als er kurz vor seiner Erleuchtung noch getestet wurde: „Mara, ich habe dich besiegt!“

Unser Sieg besteht in der Erkenntnis, dass alles Gott ist. Da das Ego nicht mit Gott verschmelzen kann, brauchen wir diese Prüfungen, da sie uns helfen, unsere Freiheit zu finden. Gott hilft uns, indem Er eine Rolle durch die satanische Kraft spielt. Er gibt diesen Dämonen und niederen Wesen diese Kraft. Und dadurch werden wir in uns damit konfrontiert, wie ernsthaft wir unser Leben Gott geweiht haben. Und darum geht es in Wirklichkeit.

Ich las ein sehr feinfühliges und inspirierendes Buch über sieben heilige Frauen. Immer und immer wieder mussten sich diese Heiligen der Prüfung stellen, zu sehen, dass alles Gott ist. Sobald sie dies taten, waren sie frei. In jeder von ihnen wurde die göttliche Ausstrahlung klarer, als sie Gott erlaubten, durch sie hindurchzuleuchten. In einer schönen Passage über die Heilige Katharina von Siena sagte Gott zu ihr: „Du bist die, die nicht ist; Ich bin Der, der ist.“ Unsere Egos und Persönlichkeiten, die Leben, die wir aufgebaut haben, die uns so wirklich erscheinen, haben keine letztendliche Existenz. Die einzige Realität ist die des Höchsten Träumers, der dieses ganze Universum in Existenz geträumt hat.

Bringe dich Gott dar

lasst uns den Tod unserer Lieben eine Erinnerung an diese Wahrheit sein und unser Leben immer mehr Ihm hingeben und uns jeden Tag für das einzig Sichere im Leben vorbereiten: den Tod. Auf diese Weise werden wir allmählich verstehen lernen, was sicherlich auch alle Heiligen verstanden haben, dass der Tod nicht wirklich existiert, sondern nur das Leben existiert – ein Leben der Freude, der Liebe, der Schönheit und des Friedens, das umso glorreicher wird, sobald wir diese schwere physische Form, die uns bindet, loslassen. Für diejenigen, die auf dem spirituellen Weg sind, die zumindest ein bisschen meditiert und die Qualitäten ihrer Herzen entwickelt haben, wird die Welt, in die wir gehen, wie Yogananda sagte, an Schönheit alles übertreffen, was wir uns vorstellen können.

Hängen wir an unserem Leben und an unseren Verhaftungen oder sagen wir: „Gott, es ist alles Dein“? Je mehr wir an dem Gedanken festhalten, dass dieses Leben allein Gott gehört, desto mehr werden wir Seinen Segen fühlen. Sogar im Moment größter Dunkelheit wird Gottes Gegenwart und Segen mit uns sein.


Wo Dharma herrscht, dort ist Sieg

Auszüge aus der Neujahrsrede von Swami Kriyananda Ananda Assisi, den 1. Januar 1998, Dwapara Yoga 298

Ananda’s Prinzip

Ich wünsche Euch allen ein frohes Neues Jahr. Das Worte „froh“ hat allerdings verschiedene Definitionen. Ich glaube nicht, dass es ein leichtes Jahr wird, ganz im Gegenteil wird es wohl eher schwierig, sowohl für die Welt als auch vielleicht für jeden Einzelnen. Trotz allem können wir von einem frohen neuen Jahr sprechen, da es einen Weg gibt, allen Hürden zu begegnen und die Schwierigkeiten des Lebens zu meistern. Es gibt ein indisches Sprichwort, das wir für Ananda als fundamentales Prinzip übernommen haben: „Wo Dharma ist oder richtiges Handeln,…“ – d. h. in Einheit mit der Wahrheit und den spirituellen Idealen, „dort ist Sieg“. Wenn wir diese Prinzipien im Leben voranstellen, wird alles seinen richtigen Lauf nehmen und sich positiv entwickeln. So steht auch in der Bhagavad Gita: „Oh Arjuna, wisse mit Sicherheit, dass mein Devotee (Anhänger) niemals verloren ist“.

Dazu fällt mir ein, wie Yogananda in einer schwierigen finanziellen Situation war, als seine Organisation finanziell vor dem Ruin zu stehen schien (in dieser Welt zu leben, bedeutet Prüfungen zu bestehen: die Meister leben nicht in einer anderen Welt, auch sie müssen sich diesen Prüfungen stellen). Yogananda betete zur Göttlichen Mutter, die ihm antwortete: „ich bin deine Investments und deine Sicherheiten: was willst du noch mehr, wenn du mich hast? Der Tanz des Lebens, der Tanz des Todes: wisse, dass sie alle von mir kommen und lebe deshalb in Freude.“

Das Leben ist aus polaren Gegensätzen geschaffen

Wir müssen erkennen, dass Freude nicht etwas ist, das kommt, wenn alles gut ausgeht, wie am Ende eines Hollywood Films. Das Leben ist nicht so. Der Sieg von heute ist der Verlust von morgen; anders kann es gar nicht sein. So wie Satya Sai Baba sagt: „Die Freude ist ein Intervall zwischen zwei Schmerzen und der Schmerz Intervall wischen zwei Freuden“. Das Leben ist aus polaren Gegensätzen geschaffen. Wenn wir im Leben etwas erfahren, müssen wir auch das Gegenteil erfahren. In der Mitte befindet sich jedoch eine Freude, die keinen Gegensatz hat. Göttliche Freude verändert sich nicht und kann nicht verloren gehen.

Ich erinnere mich daran, wie ich aus der SRF ausgewiesen wurde. Das war eine Tragödie für mich und ich glaube nicht, dass ich je so etwas Schlimmes erlebt habe. Während dieser Zeit hielt ich einige Vorträge, an deren Ende Zuhörer zu mir sagten: „Wir haben solch eine Freude in dir gefühlt!“. Und ich dachte: „Freude? Das ist unmöglich!“ Doch dann verstand ich, dass mir die Freude nie verloren gegangen war. Wie ein unterirdischer Fluss, war sie unter meinem Leid geblieben.

Und auch in eurem Leben: wenn ihr meditiert und in der Gegenwart Gottes lebt, werdet ihr eine Freude erfahren, die durch nichts gemindert wird. Ich erinnere mich an eine Schülerin Yoganandas, die für eine lange Serie von Operationen im Krankenhaus war. In der Narkose sagte sie zu den Operateuren: „Legen Sie los, schneiden Sie es heraus. Nehmen Sie es weg, es ist nicht wichtig, nehmen Sie alles weg.“ Wenn wir in dem Bewusstsein leben: „Nichts ist wichtig: Ich bin ein Kind Gottes“ und dann alles verlieren, dann wird uns das nicht so viel ausmachen. Wenn ihr auf diese Weise leben könnt, werdet ihr sehen, dass nichts, was euch geschieht, wirklich wichtig ist, da ihr alles, wonach ihr wirklich im Leben sucht, bereits habt: Freude.

Am Ende unseres Lebens müssen wir uns unserem letzten Examen stellen und wenn wir es bestehen, gehen wir in Freiheit. Jeder Tag ist ein guter Tag für den Gedanken: „Vielleicht bin ich morgen schon nicht mehr hier.“ Befreit daher euer Herz von allen Verhaftungen. Es ist eine gute Praxis, sich ein Feuer vorzustellen und zu visualisieren, wie man jede Verhaftung seines Herzens in dieses Feuer wirft und mit Freude beobachtet, wie sie verbrennt. Menschen, die ihr Haus, ihre Freunde oder ihr Geld verlieren, beklagen sich oft: „Warum muss das mir geschehen?“ sollte man nicht eher sagen: „Gott, es ist Dein, nicht mein; nimm daher alles.“ Ihr werdet sehen, dass Gott euch mit dieser Einstellung noch viel mehr geben wird. Wie Jesus sagte: „Denen, die alles um Meinetwillen verlassen, denen will Ich hundertfach geben.“

Und so ist es! Gott hat vieles, das Er uns geben will, aber wir nehmen es nicht an, weil wir etwas anderes wollen. Und da Er viel Humor hat, lässt Er uns denken, dass es schrecklich ist, wenn wir das Erwünschte nicht erhalten. Stattdessen gibt er uns das eine, das wir absolut nicht wollen. Mit der Zeit sehen wir aber, dass dies für unser Glück das einzig richtige war.

Das Gesetz des Karma

Wenn ihr einen Wunsch habt, setzt ihr Karma in Bewegung. Dann habt ihr einen anderen Wunsch und vermehrt euer Karma. Auf diese Weise werden gegensätzliche Strömungen vom Ego geschaffen, die gegeneinander kämpfen.

Wenn ihr wegen etwas in eurem Leben leidet, beginnt ihr vielleicht zu denken: „Ich habe nie etwas getan, das solchen Schmerz verdient.“ Aber ja, ihr habt diesen Schmerz selbst verursacht, wenn nicht in diesem Leben, dann in einem anderen. Das Karma, das ihr geschaffen habt, wird früher oder später zurückkommen. Aber wenn ihr wirklich in der Lage seid, eure Wünsche loszulassen und euch vollständig Gott hinzugeben, indem ihr euch Seinem Willen öffnet, werdet ihr sofort verstehen, warum diese Dinge geschehen. Wenn ihr in Ihm lebt, werdet ihr sehen, wie euer Leben wie ein wunderschönes Lied wird, in dem verschiedene Stimmen die Harmonien singen. Aber wenn ihr euch nicht bemüht, im Einklang mit Gottes Willen zu sein, wird euer Leben voller Verwirrung sein.

Ich möchte aber nicht, dass ihr Angst habt, denn Gott regiert über allem. Jemand, der sehr über die Weltsituation besorgt war, ging einmal zu der Heiligen Ananda Moyi Ma. Sie sagte zu ihm: „Er hat diese Welt geschaffen. Glaubst du nicht, dass Er auch mit ihr umgehen kann?“ Vertraut auf Ihn. Wenn ihr Ihn liebt, wenn ihr für Ihn lebt, wenn ihr Ihm alles gebt, wird alles, was geschieht, zu eurem Besten sein. Gott wird euch immer Prüfungen geben, denn wie kann Er sonst wissen, ob eure Liebe und Hingabe wahr und Seiner wert sind? Wenn ihr in dieser inneren Einstellung leben könnt, werdet ihr sehen, dass alles zu eurem Besten geschieht.

Verändere Dein Leben

Ich finde, am Neujahrstag in Ananda zu sein, ist eine wunderbare Gelegenheit, euer Leben auf die beste Weise zu verändern. Hier könnt ihr meditieren und still sein. Das bringt euch größere Klarheit und erleichtert es, euer Leben zu ändern, zumindest einen Aspekt davon. Ich möchte euch vorschlagen, während eures Aufenthalts tief über euer Leben nachzudenken. Wir alle haben bestimmte Dinge, die wir gern in uns oder in unseren Leben verändern würden. Der weise Mensch weiß, dass er mit sich beginnen muss; der Tor denkt, dass alles durch die Fehler der anderen kam.

Denkt daher darüber nach, wie ihr euch ändern könnt. Es geschieht häufig, dass der Wandel, den wir uns wünschen, nicht in unserem besten Interesse ist. Bringt Gott jeden Gedanken darüber dar und bittet Ihn, eure Gedanken zu leiten, damit ihr in Einklang mit Seinem Willen handelt. Was Er für euch will, dient eurem wahren, nicht einem illusorischen Besten. Ihr werdet sehen, dass euch in dieser inneren Beziehung Gedanken kommen, wie ihr euch verändern sollt.

Oft gibt es Qualitäten, die wir verändern möchten, die aber einfach zu stark sind. Ein weiser General versucht, die Schlachten zu gewinnen, von denen er weiß, dass er sie gewinnen kann. Schritt für Schritt erlangt er die Stärke, um schließlich die Endschlacht im Herzen der feindlichen Stellungen zu wagen. Auf dieselbe Weise müssen auch wir selektiv sein. Ihr müsst entscheiden, welche Schlachten ihr gewinnen könnt oder zumindest die Hoffnung darauf habt. Mit jedem Sieg werdet ihr an innerer Kraft zunehmen, bis ihr euch schließlich euren großen Fehlern stellen könnt, die vielleicht jetzt noch unbesiegbar scheinen.

Versucht euch nicht an Prüfungen, die für euren jetzigen Bewusstseinsstand unmöglich sind. Wählt unter euren Fehlern den einen, dem ihr euch jetzt stellen könnt und denkt nicht: „Ach es sind so viele, da kommt es nicht so drauf an.“ Noch solltet ihr sagen: „Ich bin halt auch nur ein Mensch.“ Ihr solltet eher denken: „Ich bin noch nicht ein Mensch.“, da ihr erst dann ein vollkommenes menschliches Wesen seid, wenn ihr alle Schwächen des menschlichen Lebens überwunden habt. Ein wahres menschliches Wesen hat alle Potentiale seines Lebens verwirklicht, und das bedeutet: Gott in euch zu verwirklichen.

Früher oder später kann jeder Fehler überwunden werden, da einem jeden von uns bestimmt ist, eins mit Gott zu werden. Wir sind nicht schwach, wir sind noch nicht einmal Menschen: Wir sind Engel, wir sind Lichtpunkte, und, da wir Kinder des Unendlichen Gottes sind, müssen wir verstehen, dass eines Tages auch wir vollkommene Freiheit erlangen werden und dass auch wir ein unendliches Potential in unseren Seelen tragen.

Um uns diesem Prozess zu stellen, sind zwei Dinge notwendig: Willenskraft und Konzentration. Man braucht eine Menge Willenskraft, aber einen Willen, der konzentriert ist und nicht in viele verschiedene Richtungen verstreut.

Und so seht ihr, dass das Neue Jahr kein schwieriges Jahr sein wird, sondern ein Jahr des Siegs, ein Jahr innerer Freude, wie ihr sie nie vorher wahrnehmen konntet. Nehmt jede Prüfung, die Gott euch gibt, als Seine Gnade an, da sie euch die Möglichkeit gibt, in diese Freude hineinzuwachsen. Bevor ihr diese nicht habt, wird nichts im Leben euch Zufriedenheit geben. Wir alle suchen nach dieser Freude. Allein sie kann euch zu dem leiten, was ihr wirklich in eurem Herzen wünscht. Und in diesem Sinne wünsche ich euch noch einmal ein „frohes“ Neues Jahr.


Das Leben ist ein Traum

Nichts in unserem Leben ändert sich wirklich, und nichts geschieht. In Wahrheit existiert gar nichts in diesem Universum, denn alles ist auf dem Prinzip der Schwingung aufgebaut. Wenn sich ein elektrischer Ventilator oder die Rotorblätter eines Hubschraubers schnell genug drehen, dann wirken sie solide. Das ist die Erklärung für diese Welt: Diese Erde, dieser Körper, dieser Stuhl und die ganze Welt sind nichts als Schwingungen. Es existieren weder Raum noch Zeit – nichts, denn alles ist eine Illusion. Selbst unser Hirn schwingt, wenn wir denken und ist somit auch eine Schwingung.

Die Menschen heutzutage sind fürchterlich unruhig, es ist ein derart angespanntes, nervöses Leben. Ich glaube, dass genau deshalb der Welt eine Zeit der Prüfungen bevorsteht. Irgendetwas in uns sagt: „Mir gefällt das alles nicht“, aber wir wissen nicht, wie wir die Dinge ändern können. Wenn du auf einem Lastwagen stehst, der mit zunehmender Geschwindigkeit einen Berg herunterrollt, dann kannst du am Anfang noch herunterspringen. Wenn er jedoch sehr schnell geworden ist, wer will da noch abspringen? Du könntest dir noch schlimmere Verletzungen holen. Deshalb musst du dich auf diese Bewegung einlassen, bis der Hügel – hoffentlich – abflacht. Aber so läuft es normalerweise nicht im Leben.

Es gibt Dinge, die die moderne Welt zu lernen hat, wenn sie sich weiterentwickeln will. Irgendeine Art Explosion, ein wirtschaftlicher Zusammenbruch ist von Nöten. Das ist nichts Schlimmes – wir müssen nur lernen so zu leben, wie wir in Anandas Anfängen lebten. Auf dem Land, das ich erworben hatte, um die Gemeinschaft aufzubauen, gab es nichts: Kein Wasser, keine Gebäude, nichts! Aber rückblickend war das für uns eine goldene Zeit. Ein einfaches Leben zu führen hat etwas Wunderbares an sich, du musst dich einfach nur an das anpassen, was ist! Alles, was passiert, kann eine Gelegenheit sein, eine Menge zu lernen! Sei nicht erregt und leidend, wenn du siehst, dass du gewisse Dinge aufgeben musst – es ist gar nicht so schwierig. Letztendlich passiert sowieso nichts, es ist alles eine Illusion: Es ist eine Bewegung, die dir als Wirklichkeit erscheint. Deine Wünsche jedoch, deine Pläne und alles was du machst, ist nichts weiter als eine Illusion.

Er träumt uns

Ein buddhistischer Mönch hat mir einmal gesagt: „Wenn ich sterbe, dann wird alles verschwinden; nichts wird bleiben, denn es ist alles nur eine Illusion.“ Mein Gedanke war: „Es handelt sich hier nicht um unseren Traum! Ein Traum, ja, aber nicht unserer. Es gibt so viele Dinge, in denen ich nicht besonders gut bin: wenn es um die Reparatur eines Autos geht, bin ich völlig inkompetent; ich hätte niemals Shakespeares Theaterstücke schreiben, noch das Empire State Building aufbauen können, und mit vielen anderen Dingen verhält es sich genauso.“

Wir sind Teil eines großen, unendlichen Traumes und Er träumt uns. Er hat uns jedoch die Macht geschenkt, aus diesem Traum zu erwachen, um nicht gezwungen zu sein, für immer in der täuschenden Realität dieser Welt festzustecken.

Es ist wirklich interessant, sich den Standpunkt der großen indischen Yogis vor Augen zu halten. Die Definition des Yoga von Patanjali ist das „Neutralisieren der Wirbel der Gefühle“. Viele Bücher sprechen vom „Neutralisieren des Bewusstseins“ – in Wirklichkeit aber handelt es sich um den fühlenden Teil des Bewusstseins, das Vergnügen, Schmerz usw. empfindet. Das ist Yoga. Wenn du dir denkst, du willst deine Seele mit Gott vereinen, dann hast du dabei den Gedanken, eine Sache mit einer anderen zu verbinden. Das ist aber nicht, was passiert: Vielmehr entfernst du die Hindernisse deiner Wahrnehmung der Wahrheit und erkennst: „Ich bin dies bereits.“ Aus diesem Grund affirmieren die Vedas, die indischen Schriften: „Ich bin Er“. Du bist Er, du bist Dies, Aham Saha, ich bin Er.

Lebe mehr in deinem Zentrum

Wenn man die Vision des Samadhi erlangt, die Vision Gottes, dann sieht man, dass all die Leben, die wir gelebt haben und all die Dinge, die wir getan haben, alle nur ein Traum waren, der in einer halben Stunde, in einer Minute, vorbeigezogen ist. Zukunft, Vergangenheit, Gegenwart, alles ist eine Illusion. Du musst jedoch die Schwingungen deines Wesens beruhigen, all diese Bewegungen der Wünsche und der Rastlosigkeit. Lass dich von nichts aus der Ruhe bringen: du musst innerlich unberührt bleiben, selbst wenn Planeten und Sterne um dich herum am Zusammenbrechen sind.

Solange du in deinem Zentrum bist, kann dich nichts berühren. Alles, wonach du dich sehnst, ist bereits in deinem Körper und deinem Geist vorhanden. Alles hat seinen Ursprung in dir selbst. Sogar im Leiden liegt eine gewisse Freude verborgen, und in der Freude liegt ein wenig Leid. Wenn dich eine Mücke sticht, dann schmerzt das, aber du kratzt dich, weil dir das eine momentane Befriedigung verschafft. Genauso ist es mit dem Leben. Wir können uns jedoch dafür entscheiden, nicht auf das Leben zu reagieren und nicht zu denken: „Wie schön! Wie hässlich!“ Weitaus besser ist es zu sagen: „Was immer passiert, passiert eben – es ist egal. Und sollte ich sterben, ist das auch in Ordnung“.

Gib Gott alles

Jeden Abend, bevor du zu Bett gehst, gib alles, was du dein eigen nennst in Gottes Hände, alles – Menschen, Aufgaben, Verantwortung, einfach alles! Sage Gott: „Ich lebe nur in Dir.“ Und du wirst sehen, dass du dich auf diese Weise jeden Tag etwas freier fühlen wirst. Schritt für Schritt, nach Jahren, wirst du dann sehen, dass du frei von all diesen Dingen bist, dass du innerlich losgelöst bist. Schicksalsschläge im Leben sind in Wirklichkeit gar keine, sie vergehen. Auch errungene Siege sind keine Siege. Solltest du auch alles verlieren, sorge dich nicht, denn niemand kann dir deine Liebe für Gott nehmen. Niemand, außer du selbst, kann dir deinen inneren Frieden rauben. Darin besteht dein Reichtum, alles andere ist oberflächlich und wertlos.

Lebe deshalb mehr in Gott, lebe in diesem „Neutralisieren der Wirbel der Gefühle“. Übe dich immer darin, in deinem Zentrum zu leben und alles was passiert, wird ein Theaterstück sein – es existiert nicht wirklich. Dann wirst du sehen, dass du in Frieden leben kannst. Reg‘ dich nicht auf und leide nicht. Befreie dein Herz nach und nach von allen Verhaftungen und Wünschen, und du wirst immer freier werden. Lass dich durch nichts aus der Ruhe bringen, denn du besitzt jetzt schon alles, was dir je gehören wird – in dir selbst!


Was ist Dein Wille?

Wie unendlich oft habe ich den Satz gehört: „Ich stecke in einer Krise.“ Ich weiß nicht, ob es auf italienisch besser klingt und ich es daher in Italien häufiger höre, als in anderen Ländern. Sicher hat die Menschheit insgesamt jedoch viele Schwierigkeiten, Krisen und Momente, in denen schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen.

Solche Lebensentscheidungen zu treffen ist nicht einfach, denn ein Teil unseres Verstandes schaut immer zurück und denkt: „Aber …, vielleicht … „. Wir fühlen uns dann in zwei Richtungen gezogen. Andererseits kommen wir, wenn wir immer wieder unsere Meinung, immer wieder unsere Richtung ändern, nirgends an.

Yogananda benutzte das Beispiel eines Mannes, der in Los Angeles ein Auto kauft, einen Ford. In Las Vegas angekommen, ändert er seine Meinung und denkt: „Vielleicht wäre ein Buick besser gewesen“. Und so geht er zurück, verkauft den Ford und beginnt von neuem mit dem Buick, reist ungefähr bis Phoenix und sagt: „Nein, ein Chrysler wäre vielleicht besser gewesen!“ Auf solche Weise kommt man nie ans Ziel!

Sei immer in dir zentriert

Eine Frau aus London reiste nach Indien, um Ramana Maharshi zu sehen und sagte zu ihm: „Ich bin von weither gekommen, um dich zu sehen.“ Er antwortete ihr: „Du hast dich überhaupt nicht bewegt, die Welt hat sich bewegt, du bist die Gleiche geblieben.“ Das ist eine spirituelle Wahrheit: Es gibt weder Raum noch Zeit, sondern nur die Gegenwart.

Wenn du in dir zentriert bleibst, dann kannst du jegliche Idee deinem inneren Bewusstsein, deinem Überbewusstsein zur Entscheidung vorlegen. Es ist unmöglich, die Lebensprobleme und Krisen allein auf der Ebene des rationellen Verstandes zu lösen. Dieser versucht, alles genau zu durchdenken: „Ist dies richtig oder jenes?“ Aber wenn die Probleme des Lebens komplex sind, muss man so verwirrend viele Aspekte bedenken! Daher ist es wichtig, den Geist auf jene Ebene anzuheben, von der Inspiration und Führung kommen, auf jene Ebene, auf der wir Gottes Inspiration fühlen.

Wir sollten erkennen, dass Gott nicht aus den Wolken zu uns hinunterschaut. Gott ist in uns; Er ist der höchste Teil unseres Selbst. Wir können Gott nicht zu gefallen suchen, als säße Er dort oben, beobachtete uns und lächelte. Es ist ein inneres Lächeln, das wir fühlen können.

Wenn Menschen also denken: „Ich stecke in einer Krise, ich möchte wissen, was Gottes Wille ist“, sollten sie zuallererst zu einem Verständnis der Frage gelangen: „Was will ich selbst?“. Gott hat keine Wünsche, aber Gott, manifestiert sich in diesem Wesen in dir, möchte, dass du dich mehr mit Ihm in Harmonie fühlst, mehr Frieden und mehr Freude fühlst. Daher ist dieser göttliche Teil in dir zufrieden, wenn du dich in Richtung Freude bewegst.

Gott hat viele Willen, so viele, wie es Menschen gibt; es gibt nicht den Willen Gottes. Wenn du sagst: „Was möchtest du von mir, lieber Gott?“, ist es wichtig, dass es mit dem übereinstimmt, was du selbst in dir fühlst.

Wenn du also fühlst, dass du in einer Krise steckst, muss die Antwort eine spezifische sein und auf der Sichtweise, -Was wird mich näher zu Gott bringen?- basieren. Jemand kann zum Beispiel ein großes Talent zum Schauspielern haben und vielleicht denken: „Gott hat mir dieses Talent gegeben, also muss ich Schauspieler werden.“ Vielleicht ja, vielleicht nein. Elvis Presley hatte zum Beispiel das Karma, ein sehr berühmter Sänger und Schauspieler zu werden. Es schien ein gutes Karma zu sein, wurde dann aber zu einem schrecklichen, da es sein Leben zerstörte. Wer kann sagen, dass dir etwas, nur weil du gut darin bist, auch gut tut? Frage dich immer: „Wird es mich näher an das bringen, was ich wirklich suche? Oder ist es nur ein leichterer Weg?“

Wenn wir entspannt sind, ist es einfacher, offen für überbewusste Inspiration zu sein. Aber wir sollten immer bedenken, dass wir uns auch täuschen können. Frage Gott innerlich: „Habe ich richtig verstanden? Ist es wirklich das, was ich machen soll?“ Oft gibt Gott dir eine Aufgabe, oder so mag es erscheinen, aber dann siehst du, dass sich die Führung ändert. Wir sollten uns also immer bemühen, offen zu sein für das, was wir in uns fühlen.

Wenn du einen Fehler machst, wird Gott dich zweifellos korrigieren, wenn du immer versuchst, Ihm zu folgen. Denke nicht, dass du Sein letztes Wort haben musst, bevor du eine Entscheidung treffen kannst, denn Er kann auch eine falsche Entscheidung korrigieren. Das Wichtigste ist, immer Seinem Willen folgen zu wollen.

Sitze nicht einfach da als Sklave der Lebensumstände mit der Frage: „Was soll ich tun? Ich stecke in einer Krise. Ich habe Probleme. Aber es ist so schwierig! Aber…“. Benutze nicht das Wort „aber“, denn es zeigt, dass du bereits zweigeteilt bist. Denke lieber : „Also, was werde ich tun? Ja, das will ich tun!“, und dann tu es und denke nicht weiter darüber nach.

Die Frage muss immer sein: „Was will dieser innere Gott? Was bringt mich mehr in Harmonie mit Ihm, und vor allem, wie kann ich Ihm dienen?“ Suche nach der Antwort, die dich zu Harmonie führt, zu immer größerer Liebe, zu wachsender Klarheit und tieferer Einstimmung auf Gott.

Je mehr du diese Führung suchst, desto mehr wirst du sie auch in den kleinen Dingen des Lebens haben. Je mehr du dein Leben in Gottes Hände legst, desto mehr geht alles gut. Und wenn es nicht gut geht, dann gibt es auch dafür einen Grund. Sorge dich also nicht, denn du hast auch Lektionen zu lernen, Hindernisse und Prüfungen zu überwinden, damit du immer mehr verstehen lernst. Aber je mehr du dich in die Hände Gottes begibst, des Gottes in dir, desto mehr wirst du erkennen, dass Er bei dir ist und dich immer führt.

Gott ist immer bei dir

Nachdem der Hl. Antonius 16 Jahre lang in der Wüste gebetet hatte, sah er endlich Jesus in einer Vision und fragte ihn: „Wo warst du all die Jahre, in denen ich dich gerufen habe?“ Jesus antwortete: „Antonius, ich war immer bei dir.“ Und so ist es auch, Gott ist immer bei dir.

Zweifle nicht daran, denn Zweifel verdunkeln die Klarheit dieser Gegenwart. Denke nicht an äußere Dinge, denke nicht an Probleme, denke immer in der Art des Überbewusstseins, das „ja“ sagt und mit großem Vertrauen auf die Lösung wartet. Je mehr du in Harmonie mit deinem höheren Selbst lebst, desto mehr wirst du sehen, dass die Lösungen kommen und alles klar wird.


Liebe ist ein Alchemist

Swami Kriyananda hielt den folgenden Vortrag bei der Einweihung des neuen Hansa Tempels im Ananda Village, während seiner Geburtstagsfeier am 18. Mai 1997.

Die Romanze der Seele mit Gott

Ich freue mich wieder hier zu sein und diesen schönen Tempel zu sehen. Ihr habt wunderbare Arbeit geleistet, um alles für die Einweihung fertig zu stellen.

Ich möchte mit einem Lied beginnen. Bis gestern Abend war es mir unmöglich, dieses Lied „Liebe ist ein Alchemist“ zu singen, weil es mich so tief berührt. Ich wollte es singen, wusste aber, dass ich es wahrscheinlich nicht würde, zu Ende bringen würde. Schließlich gab mir Meister den Hinweis: „Denk an die Freude der Kommunion, die auf die Sehnsucht folgt.“ In dieser Freude konnte ich das Lied singen.

Die Worte zu diesem Lied waren mir in einem überbewussten Zustand gekommen – danach verbrachte ich die nächsten zwei Sunden damit, sie niederzuschreiben. Sie bringen die Liebe der Seele zu Gott zum Ausdruck, ihre lange Wanderung durch unzählige Inkarnationen.

Jemand fragte mich, was ich mit dem Schluss meinte: „Wie dumm war ich, mich abzuwenden! Das Abwenden bedeutet nicht unbedingt, das wir Gott zurückweisen. Es bedeutet, dass wir Ihn auf ein Regal legen, während wir an all die anderen kleinen Dinge denken, die unsere Zeit in Anspruch nehmen. Und am Schluss stellen wir fest, dass ein weiteres Leben vorbeigegangen ist, und wie wenig Zeit wir tatsächlich Gott gewidmet haben. Du sagst vielleicht, dass du schon viele Jahre auf dem spirituellen Pfad bist, aber wie viele Minuten hast du in diesen Jahren wirklich Gott gegeben? „Die Minuten sind wichtiger, als die Jahre,“ pflegte Meister zu sagen.

Das Schöne, wenn du dich ganz Gott widmest, ist, dass es so schwierig erscheint, bis du es schließlich tust. Es ist wie beim Surfen – du musst auf die Welle steigen und sie trägt dich dann zum Strand. Man sagt, wenn du eine Hand nach Gott ausstreckst, reicht Er dir beide, um dich hochzuheben. Wenn du dir nur ein bisschen Mühe gibst, Ihn zu finden, wird Er dir die Kraft geben, mehr zu tun.

Es gibt große Bewusstseinskräfte, die wir anrufen können. Wenn wir Gott anrufen, nicht nur halbherzig, sondern mit jeder Fiber unseres Seins, dann werden wir Ihn finden. Wenn wir jedoch die falschen Kräfte anrufen, bringen sie uns weiter in die Täuschung. Yogananda schrieb im Buch über „Das Rubaiyat von Omar Khayyam“ dass viele Seelen, die am Anfang eines „Tages von Brahma“ hier sind, auch noch am Ende dieses Tages in der Täuschung herumwandern. Es kann lange dauern, bis man herauskommt, nur weil wir uns abgewendet haben.

Die Verbundenheit des Bewusstseins

Ich las gerade ein faszinierendes Buch, das ich euch allen empfehlen kann, denn es lässt einen die größere Einheit allen Lebens besser verstehen. Das Buch ist von Sonya Fitzpatrick und heißt: „Was mir die Tiere erzählen“. Sie kann telepatisch mit ihnen reden und sie erzählen ihr Dinge, von denen die Besitzer sich nicht vorstellen konnten, dass die Tiere davon wussten. Die Besitzer denken, weil die Tiere stumm sind können sie nicht sehr bewusst sein.

Einer Geschichte zum Beispiel handelte von einem kleinen Hund, der sehr deprimiert war, nicht mehr fraß und sich generell schwer tat im Leben. Er erzählte, eine seiner Beschwerden sei, dass der Besitzer für seine anderen Hunde schöne, neue Fressnäpfe gekauft hätte und nicht für ihn. Darüber sei er sehr traurig. Der Besitzer gab zu, dass dies geschehen sei und kaufte dem kleinen Hund auch einen neuen Napf.

Es ist ein faszinierendes Buch. Über die amüsanten Geschichten hinaus zeigt es, wie alles Bewusstsein untereinander verbunden ist.

Leute, die aus ihrem Körper hinausgehen können, beschreiben ein großes Netz von Bewusstsein und Energie, das das ganze Universum durchzieht. Dieses ganze Universum ist auf eine Weise verbunden, die es beinahe zu einem lebendigen Körper macht; jeder von uns ist wie ein kleines Atom in diesem Körper.

Wir müssen unsere Beziehung zum ganzen Universum verstehen und auch, wie wir uns aus dieser Beziehung befreien können – denn ein Netz gibt nicht nur Kraft, es kann auch festhalten. Wir müssen uns aus dieser Knechtschaft lösen und dann von der göttlichen Ebene aus das ganze Universum mit unserer Freude erfüllen. Das hübsche Gedicht von Edwin Arnold „Das Licht Asiens“ , beschreibt den Moment, als der Buddha die Erleuchtung erlangte. In diesem Augenblick ging ein Segen über die ganze Welt: ein Wäscher fühlte plötzlich mehr Freude beim Waschen, und jeder Mensch in der Welt wurde irgendwie von diesem Segen berührt.

In den Schriften von India heißt es, Gott hat das Universum erschaffen, damit Er durch Viele Freude haben kann. Aber Er hat keine Freude, wenn wir leiden. Er möchte sich in allen Seelen freuen, aber Er kann das nur, wenn die Seelen in Ihm erwacht sind. Er will, dass wir zu Ihm zurückkommen. In Ihm können wir dann das Universum mit Freude nähren. In Ihm können wir Sein Ziel für die Schöpfung erfüllen. In dieser Erfüllung werden wir entdecken, dass all die Erfahrungen all unserer Inkarnationen in einem einzigen Augenblick stattfanden.

Die Gegenwart Gottes in unserem Leben

Wir müssen entdecken, dass nichts von all dem real ist, dass alles ein Traum ist. Einige der schönsten Worte Yoganandas könne wir auf der Tonbandaufzeichnung seines Vortrags über den Heiligen Antonius aus der Wüste hören. Nachdem er sechzehn Jahre lang intensiv zu Christus gebetet hatte, wurde er plötzlich mit einer Vision Jesu gesegnet und die Dämonen und die Dunkelheit verschwanden. Der Heilige Antonius sagte: „Herr, wo warst du all diese Jahre, in denen ich dich rief?“ Jesus antwortete: “ Antonius, ich war die ganze Zeit bei dir!“

Meister fügte dann hinzu: „Ah, ich kenne diese Erfahrung, wenn du plötzlich aufwachst und dich an all diese Leben erinnerst, in denen du gesucht hast ohne zu wissen, wonach du suchtest. Du dachtest, Freude in kleinen Sachen zu finden, – in der Liebe zu einem Menschen, in unbedeutenden Amüsements, – und schließlich entdeckst du, worum es wirklich geht. Das Gefühl der Erfüllung ist so wunderbar.“

Einmal sagte Meister zu einem seiner Schüler: „Nur ein kleiner Gedanke hält dich davon ab, frei zu sein – nämlich der Gedanke, dass du nicht frei bist.“ Der Schüler fragte dann: „Wenn ich jetzt sagte, dass ich frei bin, dann wäre ich trotzdem nicht frei, oder?“ Meister sagte: „Oh doch! Aber du hast deine eigene Frage beantwortet. Du sagtest, „wäre ich nicht frei“. Das ist das Problem: Wir hypnotisieren unseren Verstand mit dem Gedanken, dass dieses oder das so wichtig ist, dass unser Körper wichtig ist, dass unser Leben so wichtig ist. Natürlich können wir die Forderungen des Lebens nicht ignorieren. Was immer unsere Arbeit ist, sollten wir gut machen, von ganzem Herzen. Mache alles so gut wie du kannst, und erfülle es mit deiner Liebe zu Gott.

Einige Devotees machen den Fehler, nur an ihre eigene Beziehung zu Gott zu denken. Meister sagte, dass Gott nicht zu dir kommen wird, bis du nicht andere Menschen in deine Suche miteinbezogen hast, bis du nicht versuchst, ihnen zu helfen, ihnen zu dienen und sie zu segnen. Selbst als Eremit im Himalaya solltest du für andere beten und sie segnen.

Etwas Interessantes, das wir vor nicht zu langer Zeit herausgefunden haben, war eine wissenschaftliche Studie über die Heilgebetskreise von verschiedenen Kirchen und Organisationen. Dabei wurde herausgefunden, dass die Ananda-Gebete viel effizienter waren, als die anderen. Das liegt an Meisters Technik, und an der Tatsache, dass wir unser Bewusstsein, unseren Geist und unsere Energie stark konzentrieren. Für andere zu beten ist ein wichtiger Dienst – anderen zu helfen und vor allem, ihnen zu helfen, spirituell zu wachsen.

Das Vorbild von Yogananda

Lebe positiv. Meisters Leben war ein wunderbares Beispiel hierfür. Wenn Leute seine Autobiographie lesen, denken sie oft, dass er sehr liebenswürdig und bescheiden war. Er war wirklich der liebenswürdigste Mensch, den ich je getroffen habe, auch war er sehr bescheiden, sehr respektvoll, aber gleichzeitig war er sehr stark. Manche Leute sagen zu mir, dass es wunderbar gewesen sein muss, mit ihm gelebt zu haben. Ja, es war wunderbar, aber es war nicht einfach. Es war eher eine große Herausforderung – du konntest dich nie gehen lassen, konntest keine Zeit verschwenden.

Einmal spielte ich gerade mit Bernard Schach, als Meister nach ihm rief. Jemand sagte: „Er spielt Schach.“ Meister sagte abschätzig: „Schach!“

Wenn du seine Stimme in den Aufnahmen hörst: „Ich, Paramhansa Yogananda, bete mit dir“, dann kannst du seine große Kraft fühlen. Das ist die Art von Kraft, die wir brauchen, und es ist die Art von Kraft die er uns versuchte beizubringen.

Diese Kraft darf jedoch nicht mit Rücksichtslosigkeit gekoppelt sein. Meister sagte, der spirituelle Weg sei, wie wenn man gleichzeitig ein Rennen läuft und unterwegs „Stunts“ macht. Man soll also bescheiden sein und doch kraftvoll; aber nicht mit einer aggressiven oder besitzergreifenden Macht. Sei voller Respekt gegenüber den Realitäten anderer Menschen. Verspanne dich nicht, aber lege Kraft in alles, was du tust.

Gottes Segnungen

Als ich erst zwei, drei Monate in Mt. Washington war, hatte ich ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich ließ mir jeweils das Mittagessen zur Seite stellen, um von 12:00 bis 12:30 zu meditieren. Eines Tages, ungefähr um 12:29 fühlte ich plötzlich große Freude und dachte: „Diese Freude ist so wunderbar, und so vollkommen natürlich! Ich weiß, dass ich sie unmöglich wieder verlieren kann … und jetzt ist Essenszeit.“ Und so stand ich auf und ging essen. Was für ein Dummkopf war ich doch! Ich verlor diese besondere Erfahrung göttlicher Freude. Ich hätte sitzen bleiben, die Freude vertiefen und das Essen vergessen sollen.

Weißt du, ab und zu öffnen sich die Wolken und du bekommst eine kleine Berührung von oben. Und wenn das geschieht, halte daran fest, als ginge es um dein Leben. Ich meine nicht mit Verkrampfung, aber geh tiefer hinein. Wenn du in der Meditation mit deinem Seelenbewusstsein in Berührung kommst, erscheint es so vollkommen natürlich. Patanjali beschreibt diesen Zustand als Smritti, oder Erinnerung. Du erinnerst dich wer du wirklich bist und was deine wahre Realität ist. Dies sind kleine Segnungen, die dir gegeben werden und zu dem großen Segen werden, wenn du an ihnen festhältst.

Wenn du nicht an ihnen festhältst, ist es, wie wenn du im Auto von Los Angeles nach New York fährst. Nach ein paar hundert Meilen siehst du vielleicht eine Reklame für irgendetwas in New York. Aber du musst erst noch eine lange Strecke fahren, bevor du ein zweites Plakat siehst. Erst wenn du ziemlich nah an New York bist, siehst du mehr und mehr Plakate, bis das schließlich alles ist, was du siehst. Das gleiche, könnte man sagen, gilt für die Plakate der Ekstase – die inneren Lichter und Erfahrungen. Während du meditierst, erhältst du vielleicht ein Fünkchen dieser Ekstase, aber dann kann es sehr lange dauern, bis es wiederkommt.

Es ist aber auch wahr, dass viele Leute am Anfang des spirituellen Weges mehr Erlebnisse haben, als für viele Jahre danach, weil Gott und die Seele sagen: „Hierauf kannst du hoffen, wenn du weiter deinen Pfad gehst. Dies ist dein Potential.“ Dummerweise denken diese Leute oft, solche Erfahrungen kommen leicht und nehmen sie als selbstverständlich hin.

Eine Frau kam einmal zu einem Vortrag von Meister in Massachusetts. Dabei sah sie den tausendblättrigen Lotus und konnte durch die Wand hindurch in den nächsten Raum blicken. Sie hatte ein Erlebnis hoher Ekstase. Aber diese Erfahrung war so leicht zu ihr gekommen, dass sie nie wieder zu einem Vortrag kam. Sie dachte wahrscheinlich: „Oh, das war aber schön“, und wendete ihre Aufmerksamkeit dann anderem zu. Bevor sie sich bewusst war, hatte sie alles verloren, sogar die Erinnerung daran.

Du musst an diesen Erlebnissen festhalten, oder sie werden bald schon unwirklich scheinen. Du willst Freude, weil du Freude bist, und weil du Freude aus der Vergangenheit kennst. Jedes mal, wenn du nun Gottes Gegenwart spürst, empfange sie mit großem Respekt und Ergriffenheit. Bewahre sie als das Wertvollste, das du je besessen hast, und versuche auf ihr aufzubauen.

Der Meister sagte, wann immer eine kleine Welle der Freude in dein Bewusstsein schießt, bemühe dich, sie auszudehnen. lass sie dein ganzes Bewusstsein ausfüllen. Der ganze Weg der Seele ist diese Suche nach etwas, das wir schon immer wollten. Aber dann denken wir: „Es ist zu weit weg, es ist zu schwierig für mich.“ Dann schauen wir in andere Richtungen und versuchen, den Abfalleimer unseres Geists mit nutzlosen Dingen zu füllen. Leere stattdessen deinen Geist in der Meditation und halte ihn hoch, dann wird er zu einem Kelch. lass deinen Verstand zu einem Kelch werden. lass dein Herz zu einem Kelch werden, denn mehr als alles andere muss das Herz gewonnen werden, um Gott hingegeben zu werden.

Gottes Liebe

Die Liebe ist das Einzige, worum es in diesem Leben wirklich geht – nicht die Liebe für Menschen, oder für Dinge, oder für irgendeinen Punkt im Weltraum, nein, die Liebe selbst. Etwas das dir helfen wird, diese Erfahrung zu machen, ist, daran zu denken, dass Gott uns immer schon geliebt hat. Wie Jesus sagte: „Antonius, ich war immer bei dir!“ Gott ist immer bei uns, und Er wartet nur darauf, dass wir Ihm unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Sobald wir das tun, hilft Er uns. Wenn Gott weiß, dass es uns wirklich ernst ist und wir nur noch Ihn wollen, dann erfüllt Er uns mit Seiner Gegenwart.

Ich glaube, dass dieses Lied eine so tiefe Bedeutung für mich hat, weil es die Geschichte jeder Seele ist. Es ist die Geschichte dieser Seele, die nach etwas suchte, das sie nie haben konnte, bis sie erkannt hatte, wo sie suchen musste, um zu verstehen, dass die Liebe immer bei uns war. Wir müssen nur nach innen gehen. Wenn wir lauschen, dann wissen wir: Die Liebe ist hier.


Arbeite mit Gott

Auszug aus Swami Kriyanandas noch in Arbeit befindlichem Buch, Das Versprechen der Unsterblichkeit in der Bibel und der Bhagavad-Gita

Für jemanden, der ernsthaft Gott sucht, liegt die wesentliche Aufgabe darin, ein ständig zunehmendes Gewahrsein der Gegenwart Gottes zu entwickeln – nicht nur während der Meditation, sondern in jeglicher Aktivität. Was am meisten zählt, ist die Absicht, die hinter einer Handlung steht.

Im Lukas-Evangelium sehen wir, dass Jesus Martha zurechtwies, weil sie zu sehr in ihrer Arbeit zentriert war, anstatt in Gott. Ihre Schwester Maria hatte still zu seinen Füßen gesessen. „Eins aber ist notwendig“, sagte er, „und Maria hat das gute Teil erwählt, das soll nicht von ihr genommen werden.“

In der Geschichte von Martha und Maria schalt Jesus nicht das, was Martha tat, sondern das Bewusstsein, in dem sie es tat. Marias besserer Teil lag in ihrer stillen Einstimmung auf Christus und nicht in der Tatsache, dass sie vor ihm saß, anstatt in der Küche zu arbeiten.

Während es richtig und gut ist, für Gott zu arbeiten und Ihm alles, was wir tun, darzubringen, werden wir, je mehr wir während unserer Arbeit in göttlicher Einstimmung sind, umso näher durch diese zu Gott gezogen. Meditation ist ebenso notwendig. Mentale Störungen während unserer Arbeit für Gott, bringen uns keinen inneren Frieden, der allein unsere Seele auf höhere Bewusstseinsebenen emporheben kann.

Handlungen, die aus einem Zentrum tiefer, innerer Stille erfolgen, erzielen selbst in der äußeren Welt besseren Erfolg als Handlungen, die nur um ihrer selbst willen ausgeführt werden. Dieser Punkt ist von enorm praktischem Wert. Denn die Menschen meinen, ganz wie Martha, dass man, wenn man eine Arbeit gut machen will, ganz von ihr vereinnahmt sein muss. Nur wenige verstehen, dass alles, was sie tun, eine äußere Manifestation ihres Bewusstseins ist.

Der Pfad der rechten Handlung

Wir müssen verstehen, dass Marthas Dienen in keinem Fall an sich falsch war. Es war lediglich, in Anbetracht ihres spirituellen Potentials, unzulänglich. Jesus scholt sie aufgrund dieses Potentials. Sie hätte größeren Segen empfangen, wenn sie ihm mit innerem Frieden gedient hätte. Selbst wenn sie bei ihrer Arbeit den inneren Frieden verloren hätte, aber weiterhin an Gott gedacht hätte, wäre Jesus in der Lage gewesen, sie allmählich näher zum göttlichen Bewusstsein zu ziehen. Was er meinte, war: „Sei mehr Gott-bewusst; erkenne Seine Gegenwart in allem, was du tust.“ Sein Lob an Maria galt ihrer Zentriertheit in Gott.

Das Geheimnis wahren Glücklichseins

Im dritten Kapitel der Bhagavad-Gita sagt Krishna: „Allein durch den Pfad der rechten Handlung erlangten Janaka und andere die Vollkommenheit“. Janaka war ein Heiliger und König im alten Indien, der die Vereinigung mit Gott durch seine innere spirituelle Konzentration inmitten intensiver äußerer Aktivität erlangte. Er war ein Beispiel an vollkommener Ausgeglichenheit zwischen dem inneren und äußeren Leben und zeigte dadurch, dass Arbeit, die für Gott getan wird, die Seele befreit, wenn sie sowohl aufmerksam als auch mit Liebe für Gott ausgeführt wird.

Janaka wurde bereits mit spiritueller Größe geboren. Ein weniger entwickelter Mensch hätte Vollkommenheit nicht allein durch Arbeiten erlangt. Meditation ist für die meisten Menschen notwendig als ein Mittel, um sich in ihrem höheren Selbst zu zentrieren. Aber ebenso ist äußere Aktivität für Gott nötig. Jemand, der ausschließlich meditiert, schwebt, solange er es nicht überbewusst tut, in Gefahr, in einen Morast von Trägheit zu versinken. Äußere Aktivität hilft, indem sie den meditativen Frieden in einen Zustand dynamischer, innerer Ruhe emporhebt.

Jesus sagte jedoch, dass von den zwei Aktivitäten die innere Kommunion, jener gute Teil, den Maria lebte, die wichtigere sei. Denn je mehr wir still sind und in unserem Zentrum ruhen, desto mehr werden wir in allem, was wir angehen, Erfolg haben. Die Bhagavad-Gita erläutert im zweiten Kapitel, Vers 56: „Derjenige, der in Zeiten des Leids nicht von Besorgnis erschüttert ist, noch hoch erfreut in Zeiten des Glücks; der frei ist von egoistischen Wünschen und der damit einhergehenden Angst und Wut: Solch einer ist von beständiger Unterscheidungskraft.“

Weltliche Menschen werden unentwegt hoch- und niedergeworfen auf den auf- und absteigenden Wellen von Vergnügen und Schmerz, Erfolg und Misserfolg, Glück und Leid, Erfüllung und Enttäuschung. Die Bhagavad-Gita lehrt, dass das Geheimnis wahren Glücklichseins die innere Ruhe ist: Nicht der täuschende Frieden erschöpfter Emotionen, sondern die tiefe Ruhe, die man erreicht, sobald man seine Emotionen transzendiert hat.

Nichtverhaftung

Nichtverhaftung impliziert nicht Gleichgültigkeit; noch impliziert Ruhe Distanziertheit. Vielmehr erlauben beide Qualitäten den Menschen, ihr Bewusstsein zu erweitern. Diese Erweiterung kann mit einem Fluss verglichen werden, der in ein weites Meer einströmt, dessen Tiefe nicht von den Bewegungen der Meeresoberfläche beeinflusst wird. Die Nichtverhaftung, auf die die Gita in diesem Abschnitt hinweist, und die ruhige Verinnerlichung, die Jesus an Maria lobte, sollten nicht mit Apathie verwechselt werden. Dies ist die allgemein verbreitete, aber irreführende, Karikatur des Stoikers. Wahre Nichtverhaftung erreicht man nicht, indem man seine Sensibilität abstumpft, sondern nur, indem man sein Bewusstsein des höheren Selbst vertieft. Vollkommene Selbst-Verwirklichung ist die Frucht täglicher, tiefer Meditation. Mit der Selbst-Erweiterung entsteht eine universelle Identität, die die alles trennende Täuschung des Ego-Bewusstseins ersetzt.

In der Stille der inneren Kommunion erhebt sich die Seele über die Identifikation mit der kleinlichen, menschlichen Natur und ihren turbulenten Leidenschaften, um durch strahlendes Licht in unendliche Freiheit und ewigen Frieden zu schweben.

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